Bei " Netto " in Unterschleißheim



Der letzte Samstag im April. Den Enkelkindern, die wir für zwei Tage zur Betreuung und mehr, freiwillig überlassen bekommen hatten, begehrte es nach einem Eis. Tja, bei mehr als 25 Grad Außentemperatur, kann so eine Zucker haltige Erfrischung durchaus angebracht sein. So schnappte ich mir den Haus - und Familienhund " Dory " und ging zu Fuß in Richtung " Bezirksstraße ". Das ist die Einkaufsstraße der Kleinstadt Unterschleißheim.

Hier gibt es noch so etwas wie Fachgeschäfte. Wenngleich deren Bezeichnung für die Augen und Ohren eines eingefleischten Norddeutschen gewühnungsbedürftig sind. Wie dem auch sei, ich trollte mich nebst Labrador in Richtung einer Supermarktfiliale. Mit dem PKW wollte ich die paar Kleinigkeiten nicht holen.

Auf der Bezirksstraße hatte sich wieder einiges verändert. Die " Rossmann " - Filiale war nicht mehr da. Stattdessen starrten mich dort leere Gewerberäume an, die offensichtlich renoviert werden sollen. Auch ein baufälliges Gebäude, dass sich einige Häuser danach befand, war längst abgerissen. Eine noch leere Fläche, auf der sich eine Reihe PKWs befanden, war anstatt der einstigen Bruchbue zu sehen. Auch in der Kleinstatd, die zum Landkreis München gehört, gibt es einen Bauboom. Wohnraum ist dort nicht nur knapp, sondern auch sündhaft teuer.

Das gilt auch für Gewerberäume. Das war vielleicht auch ein Grund, warum die ehemalige Filiale des " Tengelmann " - Konzerns, die dort unter  " Kaiser´s Tengelmann " geführt wurde, seit mehr als einem Jahr nicht mehr existiert. Statt ihrer befindet sich nun ein " Netto " in dem Haus.

Die " Kaiser`s " - Filiale war eine Zumutung. Sie war unübersichtlich, viel zu eng, zu teuer und wohl auch umsatzschwach und wurde zuletzt nicht mehr richtig gereinigt. Ob es an der ausländischen Pächterin lag, die ich vormals dort einige Male gesehen hatte, lasse ich hier unkommentiert.

" Kaiser`s " gibt es also in Unterschleißheim längst nicht mehr. " Kaiser`s " nennt sich seit einem Jahr also " Netto ". " Netto " ist mir natürlich ein Begriff. Wir gehen hier vor Ort einkaufen. Also erwartete ich einen hellen, modernen und gut sortierten Supermarkt. Doch dieses war eben nicht der Fall. Egal! Ich zog, nachdem ich den zu betreuenden Hund angleint hatte, eine 50 Eurocent -  Münze
aus dem Portemonnaie und schob einen Einkaufswagen vor mich her.   

Es war kurz nach 14.00 Uhr. Die meisten Unterschleißheimer hatten bei diesem Wetter sicherlich andere Aufgaben zu erledigen, als jetzt noch einen Einkauf zu tätigen. Das Publikum war entsprechend. Einige ältere Kunden quälten sich durch die regale, die nicht viel anders aussahen als jene bei " Kaiser`s ". Dazu kamen einige Rucksack - Träger.

Nachdem ich meinen Einkauf, den ich von einem Zettel ablas, erledigt hatte, schob ich mein Metall - Gefährt zur Kasse. Vor mir stand ein älterer, eher ungepflegt aussehender Mann. Er roch nach kaltem Rauch und Schweiß. Er hatte einen so genannten Flachmann, einige Flaschen Bier, Brot und Billig - Wurst auf das Band gelegt. Die kassierin kannte ihn offensichtlich, denn sie hielt eien kurzen Schwatz mit dem veramrten Kunden. Seine Hose sah alt und zerschlissen aus. Er hatte sich zudem nicht rasiert.

Hinter mir müffelte es verdächtig nach Alkohol. Ich stellte mich, während ich meine Mineralwasserflaschen, die Eispackung und einige andere Waren auf das Band legte, etwas seitwärts, um die Quelle des Schnapsgeruchs zu eruieren. Es war eine Frau, so um die Mitte 50; vielleicht auch leicht jünger. Sie sah sehr ungepflegt aus. Ihre fettigen Haare hingen in verklebten Strähnen an den Sfolie eingeschweiüten eiten herunter.Ein Träger des Unterhemdes lugte aus dem Swaetshirt - Ausschnitt hervor. Sie hatte ein typisches Säufergesicht. Hervor tretende Adern, leicht errötet und zudem eine lallende Aussprache. Sie stellte mir irgendeine Frage. Es ging wohl um die drei Wasserflaschen, die ich quer gelegt hatte. Sie emfahl mir, diese längst hin zu legen, damit diese nicht wegrollen können. Ich nahm ihren Ratschlag an und drehte die Flaschen in Richtung der Kassiererin.

Die begrüßte jeden Kunden mit " Grüß Gott! " Brrrrrrh, da sträuben sich bei mir dieNackenhaare. Ich antwortete mit dem neutralen " Hallo! "
Allein an der Aussprache wurde ihr schlagartig klar, dass ich kein Einheimischer sein konnte. So, wie einst der Bazi - Verkäuferin in der Bäckerei, die einige Häuser davor liegt.

Die Bazi - Kassierin scannte meinen Einkauf eher lustlos ein. Dann erklärte sie mit, was ich zu berappen habe und nahm den 20 - Euro - Schein entgegen. Dananch schob sie mir unkommentiert einen, in Plastik eingeschweißten Keks zu. Es war eine kleine Aufmerksamkeit der " Netto " - Filiale anläßlich des einjährigen Bestehens. Ich ließ das Präsent eher achtlos liegen und kramte meinen Einkauf in den mitgenommenen Leinen - Einkuaufsbeutel.

" Hallo! Sie haben etwas vergessen! ", hörte ich nur, als ich beim Einpacken war. Die Betrunkene nahm das Präsent in ihre rechte Hand und kam auf mich zu. " Sie können für Ihre Kinder auch noch meinen Keks haben. ", fügte sie hinzu. " Danke! ", sagte ich zu ihr, als sie an dem Einkaufswagen vorbei ging. Sie roch fürchterlich nach Schnaps. " Aber Kinder! Aus der Schlacht bin ich längst raus! ", gab ich ihr bekannt. " das sind unsere Enkel. Und zwar drei an der Zahl! ".
" Na, dann haben sie wenigstens schon mal zwei Überraschungen! ", erklärte sie mir, bevor sie das Gebäude verließ. " danke! ", rief ich ihr hinter her.

Die Kassierin reagierte jetzt. " Sie können sich die dritte Überraschung bei mir abholen!", sagte die übergwichtige Frau zu mir. Ich bedankte mich erneut.

Die betrunkene Frau war bestimmt arm, die Kassiererin wird mit Sichehrheit auch nicht viel verdienen, aber als das Thema Kinder oder besser: Enkelkinder, aufkam, reagierten sie auf ihre Weise.
Das Menschliche trat hervor. Nicht - Bayer hin, Fremder her!

Während ich meinen Einkauf mit dem Hund in das vorübergehende Heim brachte, fiel mir unterwegs ein Lied von Hannes Wader ein. Er besingt darin die Einsamkeit von Menschen, deren Armut, das soziale Elend.
Bayern soll ja angeblich wohlhabend oder auch reich sein. Das ist aber nicht überall so. Auch in Unterschleißheim nicht.

Wo viel Licht, da auch Schatten - Sag ich doch!

Gut´s Nächtle mit:



" Zodiac " - " Rock Bottom Blues " - " Sonic Child " - 2014:









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