Hochzeitstag




Es gibt Ereignisse im Leben eines Erdenbürgers, an darf er sich durchaus jedes Jahr erneut gern oder zumeist ungern erinnern. Der eignen Geburtstag könnte dazu zählen. Der Tag einer bestandenen Prüfung, aber auch der Hochzeitstag.An Letzteren sollte - so die römisch - katholische Kirchendogmatik - darf sich ein wahrer, gläubiger Christ nur ein Mal im Leben rückbesinnen. Wer mehrfach den Sprung in die dort geduldete Zweisamkeit zwischen Frau und Mann wagt, hat eine kolossale Sünde begannen. Ihm wird später der Zugang hinter dem vermeintlichen Paradies an der Himmelstür verwehrt bleiben.

In Kenntnis dessen, begab ich mich just am 29. Dezember 2005 zum zweiten - damit wiederholten Mal - in das tagtägliche Abenteuer, dass gemeinhin bürgerliche Ehe lautet und von den Gesetzen in diesem, unserem Lande, mit vielen Privilegien ausgestattet wird.

Der 29. Dezember 2005 war ein kalter Wintertag. Das Thermometer zeigte - 4,6 Grad C an, es lag überall in der Stadt kniehoher Schnee und von der Sonne war an jenem Tag reinweg gar nichts zu sehen.

Der Termin bei dem Standesamt an der Goetheallee 55 in der sächsischen Landeshauptstadt stand bereits Monate vorher fest. Wir hatten die Formalien zur Bestellung des " Aufgebots " längst erfüllt und sämtliche Dokumente dort eingereicht.

Nur den obligatorischen Brautstrauß wollte ich nicht vorher holen. War ich etwa abergläubisch? Eher nicht, wohl aber pragmatisch. Denn der Strauß soll ja der Braut zugereicht werden - oder so ähnlich.

Also fuhr ich einen kleinen Umweg über die Kesselsdorfer Straße, an der sich damals eine Filiale des " Blumenring " befand, die inzwischen seit Jahren aufgeben worden ist. Kein ausreichender Umsatz? Für den sorgte ich an jenem Vormittag, indem ich für das Gebinde wohl genug bezahlen durfte. Dass er meiner besseren Hälfte nicht gefiel, steht hier auf einem anderen Blatt Papier.

Die Verkäuferin schaute mich, nachdem ich meinen Wunsch geäußert hatte, wohl wie ein stehen gebliebener " Lanz " - Traktor mit dem Baujahr 1955 ff. an. " Wie jetzt? " " Einen Brautstrauß möchten Sie sofort mitnehmen? " " Ja, aber natürlich, heute ist unser Hochzeitstag!", hatte ich ihr zur Antwort gegeben.
Sie wurde noch nervöser und ließ die schönen Blumen regelmäßig fallen. Bis dann eine ältere, erfahrenere Kollegin ihr zur Hilfe kam. Gemeinsam zauberten sie einen Hochzeitsstrauß hervor.

Wie gesagt: Der Braut hat er nur bedingt gefallen.

Als wir dann nebst Trauzeugen mit leichter Verspätung an der Straße des Schnee bedeckten Grundstücks Goetheallee 55 parken konnten, wartete die Standesbeamtin schon. Sie wirkte etwas angespannt ( wohl wegen der Verspätung ) und schaute deshalb zwei Mal aus der Tür. Dann stellte sie vorsichtig und sehr höflich die Frage nach meinem Namen und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Am Hochzeitstag erscheint das Brautpaar eigentlich überpünktlich. Nun, der Brautstrauß, der Schnee und der Dresdner Winter - " Sie wissen ja? "

Die Standesbeamtin begann mit ihre Trauungszeremonie. Dass mit dem wechselseitig zu tragenden Rucksack für das künftige, gemeinsame Zusammenleben, habe ich mit gemerkt. Es traf öfters zu. " ..... In guten, wie in schlechten Zeiten...... "
Nach zirka einer halben Stunde war die Trauung erledigt. Wir öffneten die Tür. Im Flur warteten bereits andere paare und deren Angehörige. Junge, ältere, schlanke, aber mehr dicke, große, mehrheitlich eher klein gewachsene Menschen schauten uns an, als wir an ihnen vorbei gingen.

Sie alle hatten den Donnerstag, jenen 29.12.2005 als Hochzeitstag ausgewählt.
Es war eigentlich kein spektakuläres Datum, nicht so, wie der 07.07.1977, der 08.08.1988, der 09.09.1999, an denen sogar die Standesämter Überstunden machen mussten, weil die Terminsnachfrage enorm war.

Geholfen hat die Spinnerei rund um jene " Schnapszahlen " als Hochzeitstag nicht. Viele Ehe wurden einige Jahre später bereits wieder geschieden:

http://www.n-tv.de/panorama/Paar-feiert-Scheidung-article4748191.html


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