Eine Nordland - Reise mit dem Wohnmobil 1988 - Teil VIII.: Das Nordkap oder doch lieber Nordkapp?



Über den touristisch ausgewalzten, nördlichsten Punkt Europas, das Nordkap, ist genug geschrieben worden. Es wird auch weiterhin ausreichend Material eingestellt werden, um jenes Fleckchen Erde zu dem zu machen, was es eigentlich nicht sein sollte, ein Tummelplatz für Selbstdarsteller.

Was haben wir nicht so alles an Nordkap - Touristen unterwegs getroffen. Radfahrer, Motorradfahren, Tramper ( einer von ihnen, den wir aus Nächstenliebe mit genommen haben,  stank wie ein Iltis ). Auch Läufer, Fußgänger, aber auch Gleichgesinnte, die mit einem Wohnmobil unterwegs waren, begegneten uns auf der endlos langen Strecke bis dorthin.

Vor einiger Zeit habe ich einen Bericht gesehen, dass sogar Trecker zum Nordkap gefahren sind. Die Transportmöglichkeiten sind sehr verscheiden. Wer will, kann sich - für viel geld versteht sich - mit einem Kleinflugzeug zur Mittsommernacht zum " Kap " fliegen lassen. Richtiges Pech ist es allerdings, wenn die berühmten Sonnenuntergänge wegen schlechter Sicht oder bei regnerischen Wetter nicht zu sehen sind.
Da gibt es aber Zehntausend Bilder, die dieses Ereignis dokumentieren.
Der moderne Mensch kann auch die unterschiedlichen Bild - und Tonträger kaufen und - sogar kostenfrei - das Internet bemühen.

Warum also sich der strapaziösen Reise über Tausenden von Kilometer hingeben, um auf dem Nordkap zu sein und hierfür noch viel Geld bezahlen zu müssen? Es wird wohl der im Menschen innewohnende Trieb, sich ständig oder auch dann und wann gegenüber den anderen beweisen zu müssen, sein.

Da standen wir also mit unserem gemieteten Fiat " Ducato " mit Elnagh - Aufbau und beguckten uns die weltberühmte Metall - Erdkugel, die aus dem gesamten Land heran gekarrten Steinplatten, die zu einem bunten Aufbau zusammen gefügt wurden und sahen durch das mit einer 5 - Krone -Münze zu bestückende Fernrohr, dass vielleicht für 2 Minuten die Sicht auf den Horizont frei gibt. Zu sehen gab es dort nichts, denn es war diesig. Die Sonne schlief hinter dem Wolkenband. Schade!

Aber, es gab ja unzählige Postkarten und weiteren Nippes für unverschämt viel Geld, damit lässt sich auch beweisen, dass man da war.

Mir kamen fast die Tränen - vor Rührung. Schließlich war ich zum zweiten Mal auf dem Plateau. Es war 1978, als ich mit einem Studienkollegen von Wilhelmshaven dort hoch fuhr. Nach exakt einer Woche waren wir auf der Insel Mageroya.

Es war an einem Augustabend, als wir nach strapaziöser Reise dort standen. Wir betrachteten ein Stein - Massiv mit eben jener berühmten Metallkugel, die die Erde darstellen soll. Mit uns waren vielleicht noch eine handvoll Menschen anwesend. Alles war ruhig. Wir genossen die abendliche Stille, als plötzlich ein Inferno über uns herin brach. An einem Ankerplatz der Insel hatte ein riesiger Luxus - Liner fest gemacht. Es strömten Hunderte von lärmenden Menschen auf uns zu. Das Schiff hieß Michael Lementoff. Es brachte jene Passagiere zum Nordkap, die zuvor die Lofoten und andere norwegische Sehenswürdigkeiten abgegrast hatten.

Warum hatten wir uns die Tortur nur angetan?

Doch, auch damals galt schon, was heute mehr denn je zutrifft: Geld ist nicht alles!

Und so verließen wir mit dem Wohnmobil das Nordkap wieder. In Richtung der Fähre, die es längst nicht mehr gibt, weil sie die Massen an Touristen nicht bewältigen konnte, die sich das Kommerz - Kap ansehen möchten.


https://de.wikipedia.org/wiki/Nordkap

Das könnten viele heutzutage billiger haben. Ein sehr zutreffendes Buch der Norwegen - Fahrerin Marita Gutzeit bringt es dort auf den Punkt:

Die Welt verändert sich ständig und mit ihr die Menschen, die sie verändern. Was einst noch galt, gilt heute längst nicht mehr.  Und: Bekloppte Auto - Raser - Rüpel gubt es nicht nur vor der eigenen Haustür!




https://books.google.de/books?id=7nsBBQAAQBAJ&pg=PA166&lpg=PA166&dq=sommarset+bonn%C3%A5sj%C3%B8en+wie+teuer&source=bl&ots=dLSoyQY5bx&sig=ovVB0T3kccjnsUl0gUEI_xyT03U&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjtmMP7kt_NAhUBkSwKHZ7vAZkQ6AEIKjAC#v=onepage&q=sommarset%20bonn%C3%A5sj%C3%B8en%20wie%20teuer&f=false


In disem Sinne: Gut´s Nächtle mit der vollen Dröhnung " Streetmark " und ihrem ewig lebenden Epos " Nordland " - auch nach 40 Jahren eine wunderbare Scheibe:




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