Ein Orden für Herrn Olaf. F aus Göttingen!



" Gäääääääääähn!" Diese Sommerzeit! Schrecklich! Jene, zwar nur eine einzige Stunde, die uns Mitteleuropäern ab Sonntagmorgen abgeknöpft wurde, bringt den Bio - Rhythmus doch durcheinander. So stakste ich um 5. 25 Uhr das halb - dunkle Treppenhaus hoch, um im Bad meiner Pflicht, mich anständig, ordentlich, alltagsgemäß, anzuziehen, nachzukommen. Nun, unserem dynamischen Trio Infernale auf vier leisen Pfoten, war´s völlig schnuppe, ob mir die da in Berlin ( zuvor in Bonn, aber nur für Westbürger ) eine Stunde geklaut hatten. " Futter geben! ", so war ihr Verlangen, dass sie nacheinander mittels schmusigem Geschnurre, noch während meines Toilettengangs, förmlich unterstrichen.

Also, flugs angezogen und nix wie in die Küche. Im Vorbeigehen und während des Betretens des doch warmen Raumes, drückte ich auf den Einschaltknopf des Kaffeeautomaten. Ein bekanntes, leicht schnarrendes Geräusch, der das Schnurren der Stubentiger leicht übertönte, kam als Antwort von dem Wunderdings der Technik. Mit der linken Hand griffelte ich nach dem Futterspender und ließ in drei Schalen drei etwa gleich große Häufchen hinein rutschen. Sofort stürzten sich unsere Kinder auf die Frischfutterzufuhr. Ohne die ab und an aufkommenden Eifersüchteleien, speisten sie und ließen sich auch nicht von der leicht knarzenden Geräusch der Wasserpumpe unseres " Jura " Kaffee - Vollautomaten irritieren.

Der hatte inzwischen die Betriebstemperatur erreicht, um seine Aufgabe, mir einem brühfrischen Kaffee zu kredenzen, zunächst mittels Spülvorgangs zu beginnen. Dann gab das eingebaute Mahlwerk seine seit vielen Jahren geläufigen Geräusche ab. Kurze Zeit darauf floss aus zwei Ausläufen die duftende Brühe in den Porzellan - Becher aus " Bunzlau ". Ein Schuss Milch und der Kaffee war trinkfertig. So griff ich in den Zeitungsständer,  setzte ich dann mich in den Korbstuhl und trank ein Schluck aus dem " Bunzlauer " - Becher. Dabei blätterte ich die Seiten 138 ff des neuen " SPIEGEL " auf.
Aha, " Uns Udo " feiert zusammen mit den Mitarbeitern der Zeitung " DIE WELT " in einer Sonderausgabe deren 70. Geburtstag. Oder ist er auch schon so alt geworden?
Nein, erst im Mai. Aber, irgendwie auch Jahrgang 1946.

Dann las ich die Rubriken " Rückspiegel " und " Hohlspiegel ", so, wie bereits vor mehr als 40 Jahren auch.
In dieser, frühen Morgenstunde, gibt es eher leichtere Kost.
Es folgten die " Leserbriefe ". Ja, na, gut, die waren vor mehr als 4 Dekaden noch ganz vorne zu finden. Egal. Interessant, was so einige Leser des Hamburger Magazins schreiben. Es wurde sich - wie sollte es in dieser Zeit auch anders sein? - auch über die " Flüchtlingspolitik ", die ja schlankweg " Flüchtlingskrise " bezeichnet wird,ausgelassen.
Ein promovierter Akademiker meint, dass in der AfD " prollige Vorurteilsfabulierer, reaktionäre Adlige und sexuell verklemmte Rassisten " beheimatet sind, weshalb diese Partei alsbald in die Bedeutungslosigkeit versinke.

" Hmmmh! Joooh! ", da hat er ins Braun - Schwarze getroffen.

Dann gelangte ich auf Seite 135.
" Kätzchen gegen Dobbermänner " so lautet dort eine Überschrift. Es wird über die rechtsradikale Französin Le Pen berichtet, die ihren greisen Vater inzwischen abserviert hat. Sie soll Katzen lieben; er Dobbermänner. Nee, näh!
Ich dachte, sie hätte Braunbären favorisiert.

Darunter ein Kurzbericht über  Prinz Harry aus Großbritannien. Er verweilte kürzlich in Nepal ( dahin hätte es mich vor mehr 40 Jahren aus vielerlei Gründen auch hingezogen ). Nun, Mann wird eben älter. Irgendwie soll ihn dort die militärische Elite - Einheit der Gurkhas fasziniert haben. Nö, dafür hätte ich einst keinen Augenblick still gestanden. Martialisches Gehabe im traditionellen Gewändern!

Dann steht dort ganz rechts, außen, ein Artikel mit der Überschrift " Was für ein Blödsinn! ". Er ist unter der Rubrik " Der Augenzeuge " abgedruckt.

Ein leitender Angestellter, ich nenne ihn mal " Chef ", des Göttinger Tagungshotels " Freizeit In " berichtet dem Mitarbeiter des " SPIEGEL " von einem Vorfall der schon einige Wochen zurück liegt. Eine dort verweilende Frau verweigerte den Service, weil sie von einer Kopftuch tragenden Auszubildenden bedient werden sollte. Nicht deshalb, weil die Azubine eine Solche ist. Auch nicht mit der Begründung, dass sie sich in irgendeiner Weise unfreundlich behandelt gefühlt habe. Nein, nur weil die junge Frau ein Kopftuch trägt, wollte die ältere Frau sich nicht von der jüngeren Frau bedienen lassen. Ein leicht erfahrener Mann könnte dabei den Schluss ziehen, es handele sich um den berühmt, berüchtigten " Zickenkrieg ". Doch, weit gefehlt! Es war war jene Art von Vorurteilen, die die ältere Dame gegenüber der dienstleistenden, jüngeren Dame zum Ausdruck brachte. Jener Dreck also, den unsereins ständig im Internet zu lesen bekommt, wenn er sich die Kommentarspalten in den privaten und vor allem, den öffentlich rechtlichen Medien durch liest. Jene Art von verdecktem Rassismus, den meine ostdeutschen, noch etwas älteren Brüder - Schwestern wohl weniger -  in einem Anflug von Überheblichkeit, ja, Arroganz und Spießertum, dann regelmäßig zum Ausdruck bringen, wenn sie nach Polen oder in Tschechien zum Billig - Einkauf in ihren blitz - blanken Autos fahren und sich dabei von den noch ärmeren Mitarbeiterinnen in Supermärkten bedienen lassen.

Gut, bei diesen einst Eingesperrten kann ich noch - strafmildernd, so zu sagen - erkennen, dass sie als von dem " Besser - Wessi " als " Ossi " selbst in verächtlicher Weise behandelt wurden oder sogar noch werden. Doch all dieses Umstände spielen in dem Fall aus Göttingen eben keine Rolle. Da es weder " Zickenkrieg " oder " Stutenbissigkeit ", noch ausgelebte Minderwertigkeitskomplexe waren, die jene Dame zu dem dümmlichen Auftreten in dem Hotel brachte, musste es also andere Ursachen gehabt haben.

Aber, es sollte noch schlimmer kommen.

Das eigentlich Verwerfliche an diesem diskriminierenden Auftreten des Gastes war demnach nicht in ihre Haltung gegenüber jener Auszubildenden; auch nicht deren Begründung, dass sie - der Gast - sich wegen der Morde in Paris vor Frauen mit Kopftuch fürchte begründet, nein, die Frau selbst war Gewerkschaftssekretärin. Ein Beruf somit, der sich mit den Rechten von Arbeitnehmern befasst. Mit vielleicht benachteiligten Minderheiten, mit Diskriminierung am Arbeitsplatz und mit jedweder Art von Ungleichbehandlung in der Arbeitswelt.

Diese Angestellte einer Arbeitnehmervertretung also, brüskierte eine Auszubildende und gibt deren getragenes Kopftuch und die Angst vor solchen Frauen als Grund ihrer Verweigerungshaltung an.
Kaum zu fassen, aber wahr!

Der herbei gerufene " Chef ", Herr Olaf F., gab ihr unmissverständlich zu verstehen, dass er ein solches, offensichtlich rassistisch - motiviertes und zudem diskriminierendes Verhalten in seinem Hause nicht dulde und erteilte der Gewerkschaftsmitarbeiterin sofort ein Hausverbot. Das darf er, wenn ein Gast sich ungebührlich verhält; auf jeden Fall dann, wenn er den Hausfrieden - oder den Betriebsablauf stört. Er benötigt aber nach der herrschenden Meinung in der Judikatur hierzu keinen triftigen Grund. Es handelt sich nämlich bei dem Göttinger Hotel um ein Privat - Grundstück, auf und in dem der Eigentümer oder Besitzer ( Pächter ) sein Hausrecht ausüben darf, wie es ihm beliebt. Und der " Chef " Olaf F. ist Vertreter dieser Seite, die ihr Hausrecht somit ausüben darf.

Der " Chef " erteilte also der Gewerkschaftssekretärin sofortiges Hausverbot. Eine Entscheidung, die ich dann wohl nach deren geschilderten Auftritt und ihrer Uneinsichtigkeit nicht nur nachvollziehen, sondern nur begrüssen kann, Die Geschäftsphilosophie ist dabei der Auslöser gewesen. Wenn jeder Gast in dem Göttinger Tagungshotel willkommen ist, genießt er die volle Aufmerksamkeit des Dienstleisters und dessen Mitarbeiter, Wer dieses Angebot wahr nehmen möchte, der sollte sich dabei dessen bewusst sein, dass der Dienstleister die Art seines Angebots selbst bestimmt. Wenn er dabei Personal mit ausländischen Wurzeln auswählt, hat der Gast dieses hinzunehmen.

Weil sich die Fälle, in denen jenes Personal von Gästen brüskiert und offen diskriminiert wurde, in der letzten Zeit wohl gehäuft haben ( 2 Mal pro Woche ), hat sich der für diese Mitarbeiter verantwortliche " Chef ", Herr Olaf F., dazu entschlossen, die in seinem Haus geltenden Regeln, deutlich sichtbar auf einem Plakat im Foyer und im Saunabereich, zu erklären.
Hierauf soll zu lesen sein:

" Unsere Gastfreundschaft ist nicht grenzenlos. Wer in unseren Häusern von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund nicht bedient werden möchte, den möchten wir auch nicht bedienen. "

Ein klares, ein mutiges Bekenntnis zu einer weltoffenen Geschäftspolitik. Ein Hotel, ein Gastronomiebetrieb, ein Dienstleister, kann es sich nicht leisten, die Augen vor der Realität zu verschließen, die da heißt: Die Welt ist längst eng zusammen gerückt. Wenn ein deutscher Gast im Inland sich nicht von Personal mit Migrationshintergrund bedienen lassen möchte, so darf er im Umkehrschluss, nicht ins Ausland fahren und dort dasselbe verlangen. Doch so weit denken jene Spatzenhirne nicht. Diese Ignoranten berücksichtigen auch nicht, dass jedes Angebot in einem Supermarkt zum großen teil aus ausländischen Produkten besteht. Da sind es Obstsorten aus Südamerika, Israel oder Spanien. Da sind es Milchprodukte aus den Niederlanden, aus der Schweiz oder aus Frankreich. Da sind Konserven aus Dänemark, aus Großbritannien oder aus Tunesien.

Würden diese Lebensmittel über Nacht aus den Regalen heraus genommen werden, weil sie nicht deutsch sind, könnten die Supermärkte ihre Verkaufsflächen um mehr als die Hälfte verkleinern und - gegebenenfalls - später irgendwann schließen.

Herr Olaf F. erhielt - nachdem er seine, die hauseigene Regel veröffentlicht hatte, nach eigenen Angaben, Unmengen von Menschen Briefe und E - Mails. In diesen kam das gesamte Spektrum menschlicher Unzulänglichkeiten zum Tragen. Beleidigungen, Drohungen, Unverschämtheiten. Jener geistige Müll, den geistig Umnachtete in ähnlichen Fällen und bei identischen Anlässen abgeben. Zum Teil sogar mit Klarnamen versandt.

Ich habe Göttingen als die typische Universitätstadt Niedersachsens in Erinnerung. Ein Zentrum für Forschung und Lehre mit einem damit verbundenen, liberalen Anstrich. Der so genannte " Mescalero " -    Nachruf sorgte 1977 für helle Empörung. Ein Pamphlet, dass von einem Unbekannten veröffentlicht worden war, in dem dieser seine " klammheimliche Freude " über die Ermordung des damaligen Generalbundesanwalts Siegfried Buback, zum Ausdruck brachte. Ich habe diesen dann über viele ASten veröffentlichten Brief selbst gelesen, mich von dem Inhalt zwar distanziert, wohl aber die anschließend von der Politik, vornehmlich der CDU/CSU, initiierte Kampagne gegen Hochschullehrer und Studenten, die jene Veröffentlichung noch mit der Meinungsfreiheit in Verbindung setzen, verurteilt.

Beinahe 40 Jahre später droht eine ähnliche Stimmungsmache aufzukommen. Dass es in Göttingen Korps, Burschenschaften und sonstige Blindgänger gibt, war mir schon damals bekannt. Dass aber bei einer Feier dieser Flachpfeifen, die Papas Geld verbraten und sich dabei noch selbst als Elite betrachten, obwohl viele von ihnen die Studienzeit nur zum Zwecke der Selbstverwirklichung missbrauchen, statt einem Abschluss anzustreben, nach " arischem Personal " gerufen wird, ist abartig. Aufgeblasene Hansel im Korps - Wichs mit Bierkrügen in der Hand und unter fortschreitender Demenz leidend, wollen von " arischem Personal " bedient werden?
Und auch das in dem Artikel angeführte Seniorenpaar, dass nach " deutschem Personal " verlangt haben soll, täte gut daran, den Ball ganz flach zu halten. Weil in einem internationalen Tagungshotel, dass in den USA, Kanada oder Spanien, diese Provinzler auch nicht von " deutschem Personal " bedient werden könnten.

Nun hat der " Chef " Olaf F. hiergegen ein deutliches Zeichen gesetzt. Dafür gebührt ihm nicht nur Dank, sondern ein Orden. Dieses Land benötigt mehr Menschen mit Rückrat, wie Herr F. es gezeigt hat.


http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Hotelgaeste-lehnen-Bedienung-mit-Kopftuch-ab,kopftuch146.html

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