Claussnitz = Clausnitz oder Sachsen = SS?


Das reale Leben bestraft menschliche Fehler in der Regel mit diversen Nachteilen. Wer bei Rotlicht eine Ampel überfahrt, dabei einen Fußgänger anfährt und verletzt, bekommt es mit der Justiz zu tun. Wer seine Rundfunk - und Fernsehgebühren nicht bezahlt, erhält Drohbriefe von der Einzugsstelle, dem Beitragsservice, und Besuch vom Gerichtsvollzieher. Wer in der Schule nicht lernt, wird schlechte Noten oder sogar keinen Schulabschluss bekommen.

Es gibt unendlich viele Beispiele von Irrtümern, deren Folgen sich mehr oder weniger stark auf das eigene Leben auswirken.

Dazu zählen auch Rechtschreibfehler. Auf diese Spezies trifft der Nutzer der sozialen Plattformen nahezu in jedem Beitrag. Wenn dort Foren - Trolle, Maulhelden und Orthographie - Hirnamputierte ihr Unwesen treiben, bleibt meistens kein Auge trocken.
Aber nicht nur auf diesen, den einschlägigen Seiten der Kommunikation via Internet, darf sich der um den Erhalt der Duden´schen Grundsätze Bemühte, mit Grausen abwenden, sondern auch in den Kommentarspalten der ungezählten Gebietskörperschaften, bringt sich so mancher Dauerfrustrierte gerne in Erinnerung.

Vor allen Dingen dann, wenn in den Medien über negative Berichterstattung, ein Bild aufgebaut wird, von dem Otto Normalverbraucher genüsslich Kenntnis nimmt, um seine eigenen, nicht weniger dümmlichen Vorurteile bestätigt zu sehen.

Als vor einigen Tagen eine wilde Horde " besorgter Bürger " im sächsischen Nest Clausnitz einen ankommenden Bus mit Flüchtlingen, an dessen Weiterfahrt zu hindern suchte, wälzte die Medienmeute die unappetitlichen Vorkommnisse in epischer Länge aus. Die reflexartigen Stellungnahmen der Bundes - und Landespolitiker folgten auf dem Fuße. Das übliche Ritual also, welches von den Flachpfeifen aus dem NPD - AfD - Pegida - Umfeld, als Zusammenspiel der " links versifften Lügenpresse " mit den " volksverräterischen Politk - Gutmenschen " gegeißelt wird, weil diese erkannt haben wollen, dass die Medien allesamt aus Berlin gesteuert werden.

Doch dieses Mal verändert sich der Schlagabtausch zwischen den beiden beteiligten Gruppierungen um eine weitere Nuance. Aus der Tiefe des Internet - Raumes schlugen die Schwarz - Weiß - Seher der Alten Bundesländer wiederum in die Kerbe des bösen Ostens, von dem weder Dankbarkeit für die Milliarden - Zuwendungen zu dessen Aufbau, noch für die wieder eingeführte, wahre Demokratie, zu kommen scheint. Stattdessen wir dort - wie zu Beginn der 1990er Jahre auch - gegen Flüchtlinge, Asylbegehrende und Ausländern gehetzt.
Die besorgten Bürger ( West ) formulierten ihre Empörung in Form von E-Mail an die politisch Zuständigen in Sachsen wegen der dort wohnenden, besorgten Bürger ( Ost ).

Damit geht auseinander, was in 26 Jahren eher zusammen geschustert worden war: die gemeinsame Einheit beider deutscher ( Ex ) - Staaten. Doch die besorgten Bürger ( West ) kennen sich immer noch nicht so richtig bei den besorgten Bürgern ( Ost ) aus und richteten ihre besorgt formulierten E-Mails an den Bürgermeister des Ortes Claußnitz ( Claussnitz ), in denen sie ihre Empörung und mehr, zu dem widerlichen Auftreten der besorgten Bürger ( Ost ) bekundeten.

Doch Clausnitz ist nicht gleich Claußnitz ( Claussnitz ) und West, nicht Ost, wohl aber Ost längst West, was das unermessliche Angebot an Kosumartikeln angeht, die sich aber West eher als Ost finanziell leisten kann.
Weil aber Claußnitz ( Claussnitz ) nicht Clausnitz ist, denn Claußnitz ( Claussnitz ) liegt geographisch 15 Kilometer von der Stadt Chemnitz im Landkreis Mittelsachsen ( https://de.wikipedia.org/wiki/Clau%C3%9Fnitz ), während Clausnitz ( https://de.wikipedia.org/wiki/Clausnitz ) 22 Kilometer von der Stadt Freital als ein Ort der Gemeinde Rechenberg - Bienenmühle belegen ist.

Das sind kleine, aber feine Unterschiede, denn Claußnitz ( Claussnitz ) ist zurzeit noch " ausländerfrei "; in Clausnitz aber wohnen seit dem 16. Februar 2016 sage und schreibe 20 Ausländer. Nicht viel, aber wenn die Einwohnerstatistik korrekt ist, sind diese 20 Ausländern für Teile der 870 Inländer, eben 20 zu viel. Und so pöbelte und randalierte ein - auch angetrunkener - Mob rund um den eintreffenden Reisebus herum - bis die Polizei eingriff.

So weit, so schlecht. Was dann folgte ist allerdings genauso unappetitlich, wie das Verhalten der Krakeler in Clausnitz. Es baute sich aus den Untiefen des Raumes, in dem die besorgten Bürger ( West ), immer noch die Deutungshoheit für demokratische und zivile Abläufe in diesem, unserem Lande, besitzen, ein Shitstorm aller erster Güte auf, der jedoch den völlig unschuldigen CDU - Bürgermeister Günter Hermsdorf in Claußnitz ( Claussnitz )in die Augen und um die Ohren blies.

Doch, weil sie nach Rache und Restitution für das ungebührliche Verhalten der besorgten Bürger ( Ost ) gegenüber den Flüchtlingen sinnten, kübelten die besorgten Bürger ( West ) in ihren Ergüssen, dem CDUler Hermsdorf dieses über sein Haupt. Shitstorm ist etwas, was sich kein Politiker wünschen sollte, ob Ost oder West, denn da wird gleich alles an Vorurteilen in den großen Topf geworfen, was auch nur ansatzweise etwas mit dem Örtchen Clausnitz und deren Bewohner zu tun haben könnte. Die Bildung der Bürger wird in Frage gestellt, deren Kultur und auch die politische Vergangenheit kommt aus der Gruft hervor.

Der Imageschaden für Clausnitz und Claußnitz ( Claussnitz ) ist beträchtlich. Kaum hatten die dort Wohnenden sich die vielen Wunden geleckt, brannte in Bautzen ein Haus, das als Asylunterkunft genutzt werden sollten. Die Feuerwehr kam zum Löschen, wurde von drei jungen Männern sogar daran gehindert und Gaffer klatschten Beifall, so wie es die unbesorgten Bürger ( West ) bei dem Eintreffen der Flüchtlinge in Bahnhöfen einst zelebrierten, um ihre Sympathie zu bekunden.

Hieran wird deutlich, dass West nicht Ost ist und Bürger nicht gleich Bürger sein kann. Während der eine, der Bürger " Gutmensch " Beifall für Kriegsflüchtlinge spendete, applaudiert der andere Bürger " Unmensch ", bei einer Tat, die strafrechtlich als Verbrechen zu qualifizieren ist. Deshalb empörte sich auch die mediale Allzweckwaffe aus Sachsen, der Politikwissenschaftler Patzelt ( CDU ) von der Universität Dresden und titulierte pauschal eben Jene, die Krawall inszenierten und Brände in Asylunterkünften legen, als Verbrecher.

Unser Landesvater Tillich indes zeigte sich weniger empört und behauptete, das Sachsen kein Problem mit Rechtsradikalen habe. Aha! Mit Neo - Faschisten vielleicht nicht, aber mit wirtschaftlich Abgehängten, mit über 9 % Schulabbrechern, einer überproportional hohen, allerdings regional unterschiedlichen Arbeitslosigkeit, einem hohen Anteil an Geringverdienern und überdurchschnittlich vielen Beziehern von Sozialtransfers. Einst warb der FDP - Hansel und Wirtschaftsminister Sven Morlock mit dem " Billig - Lohnland Sachsen ", um mehr Betriebe zu ködern. Wer sich aber als Billiger Jacob anpreisen muss, obwohl er gut ausgebildet ist, wird seine Heimat alsbald verlassen, wenn er in der Fremde viel mehr verdient.

Zurück bleiben die weniger Qualifizierten und der übrige Rest. Dummheit muss nicht unbedingt etwas mit materiellen Wohlstand zu tun haben. Wohl aber dieser mit dem eigenen Lebensumfeld. Und so sind die Vorfälle von Freital, Heidenau und Clausnitz, nicht mehr und nicht weniger Ausdruck dessen, was sich am Rande der Gesellschaft abspielt, wenn die Kluft zwischen Wohlhabenden und Habenichtsen immer größer wird.

Clausnitz ist nicht Sachsen und Sachsen nicht braun, wohl aber seit 26 Jahren von Schwarzen regiert und dieses eben nicht gut.








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