Die zuene Schranke von Reinsdorf.


Wo liegt eigentlich Reinsdorf? Ja, wo, eigentlich? Denn es gibt von die Dorf gleiche mehrere.

Ortsteile:

Original - Auflistung aus wikipedia " Reinsdorf "

Und wenn der Wissbegierige in die Schreibweise statt eines " d ", ein " t " einsetzt, landet er irgendwo in der Lüneburger Heide.

Also, das Reinsdorf ist so ungewöhnlich nicht. Es wird aber dann durchaus seltsam, wenn einer der ungezählten Fernsehsender, so wie das ZDF in seiner Mittagssendung " Drehscheibe " über ein Reinsdorf berichtet, das irgendwo in Sachsen - Anhalt liegt. Im Land der Frühaufsteher, dessen Landesregierung die von der EU erhaltene Kohle für die schwachsinnige Eigenwerbung aufgrund eines rechtskräftigen Rückforderungsbescheides zurück zahlen muss, weil diese Maßnahme als nicht förderungswürdig eingestuft wurde.
Nun, ja, kann doch passieren. Bei soviel Fördergeldern, die jährlich in die strukturschwachen Regionen zwischen Elbe und Saale oder Unstrut hinein gepumpt werden.

Aber Reinsdorf liegt nicht irgendwo in Sachsen - Anhalt, es liegt im Burgenlandkreis und ist nur ein Ortsteil der Stadt Nebra, die wiederum lediglich 3.286 ( Stand 31.12.2014 ) Einwohner zählt, wovon deren 551 in Reinsdorf leben - zumindest dort gemeldet sind.
Diese Bewohner - jedenfalls ein Teil von ihnen - sind seit längerer Zeit genervt. Nicht deshalb, weil sie kein Menschen in Bayern, Hessen oder Schleswig - Holstein kennt. Auch nicht, weil es dort keine Jobs gibt und sich eher Fuchs, Hase und Igel ab Sonnenuntergang eine Gute Nacht wünschen. Nein, weil ein Bahnübergang, der den Zugverkehr der Unstrutbahn, die von Naumburg / Saale bis Reinsdorf ( Artern ) / Unstrut führt und auf der Triebwagen die 52,7 Kilometer lange Strecke jeweils stündlich ab 4.37 bis 22.52 befahren. Dieses bedeutet, dass jener Reinsdorfer Bahnübergang zwei Mal je Stunde passiert werden muss.

Für die Bewohner, die Pendler und sonstige Durchreisende, ein Graus, denn im Wege des vorauseilenden Gehorsams, werden die dortigen Bahnschranken bereits 12 Minuten vor Passieren des bis zu 80 km/h schnellen Zuges, exakt geschlossen.
Das bedeutet: Wer nicht rechtzeitig die wenigen Meter des Bahnübergangs queren kann, der wartet gefälligst 12 Minuten lang bis der hupende Triebwagen vorüber rauscht.
Das Warten kann nerven. Das warten kostet Zeit. Die hat aber auch im beschaulichen Reinsdorf, in Nebra, im Burgenlandkreis keiner. Time is money. Das gilt auch hier.

So haben sich viele genervt Betroffene an die Bahn gewandt. Schriftlich, wie es sich für einen ordentlich denken und handelnden Deutschen gehört. Die Eingabe bei der Bahn bewirkte auch etwas. Die zuständige Stelle des Molochs, die DB Netz AG antwortete den besorgten Bürgern. Und zwar schriftlich. Ja, man könne den Ärger verstehen. Ja, es sein ein Problem, wenn jene Schranken des beschrankten Bahnübergangs 12 Minuten lang geschlossen seien. Und, ja, man suche nach einer Lösung für dieses tagtäglichen Unbill.

Während die Bahn - Verantwortlichen suchen, begab sich ein Team des Rentner - Kanals, der bestimmt eine Regional - oder Landesdependance dort unterhält, auf die Pirsch, um verärgerte Bürgerinnen und Bürger zu befragen.
Jetzt kommt Reinsdorf ins Fernsehen!

Die Mühsamen und Beladenen antworteten gerne auf die Frage des Reporters des großen ZDF, dass seinen Prunkbau am Lerchenberg in Mainz unterhält und von dort aus die Drehscheibe ausstrahlt. Schließlich ist dadurch jede Befragte, jeder Betroffene, ein kleiner Medienstar.

Einmal im TV - das ist es doch. So plaudern die Befragten von der Leber, dem Herz und dem Hintern  frei weg, wie ihnen der sachsen - anhaltische Schnabel gewachsen ist. Die Betonung liegt hier insbesondere auf dem " je " für " ge ".
Klingt für die norddeutschen Ohren genauso, wie für jene aus Sachsen. Schön mild und weise eben. Wie das Land, so die Leute. Platt, aber gerade aus denkend.
So gestalten sich auch die Ausführungen jener Autofahrerin mit dem Namen Kerstin S., eine attraktive Sachsen - Anhalterin mit dem Hang zu kreativer Wortschöpfungen.

Als Fernseh - Sternchen gibt sie dem ZDF - Lokalreporter folgendes mit auf seinen Weg:

" Vorher wusste ma, also, ungefähr 5 nach um und 5 nach halb, aber jetzt haben sich die Fahrzeiten geändert und jedes Mal erwischt ma die zuenen Schranken. "

Hoi, wat sin denn zuene Schranken? Ja, wat denn? das hört sich nach Begriffsverunstaltung, wie in dem Rap - Titel des in Rente abgetriebenen Stefan Raab an, der einst die Frage stellte " Wadde hadde dude da? ". Oder jene, die einst ein verdatterter Möchte - gern - Student seinem weiblichen Pendant mit " Was´n machst´n du´n hier´n? "stellte, als er diese am Nachbartisch Nudel verzehren sah. Oder auch der Blödel - Song des einstigen Mister Pro7, Stefan Raab, der darin die Aussage des Medien - Kanzlers Schröder " Hol´mir mal ´ne Flasche Bier! " vertonte.

Jo, mei, aber, so sind ´s e doch nu´ma, die Sachsen - Anhalter aus Reinsdorf bei Nebra im idyllischen Burgenland - Kreis, dort, wo es flach ist, beschaulich und, wo sich in den Niederungen der Pampa die Bewohner an der zuenen Schranke treffen müssen.

Der ZDF - Lokalreporter hatte genug von dem lokalen Problem mit der viel zu früh geschlossenen Schranke in Reinsdorf und beließ es bei dem Kommentieren des DB - Antwortschreibens.

Die existenzielle Frage nach der Beseitigung des Ärgernisses der viel zu früh zuenen Schranken wird sowohl die Reinsdorfer als auch die Deutsche Bahn AG, den Weltkonzern in 2016 beschäftigen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Bis dahin können wenigstens die wenigen Fahrgäste der Unstrut - Bahn jene wunderbare Landschaft beim gesitteten Abfahren der 53 Kilometer langen Strecke genießen. Immerhin ein kleiner Trost.

https://de.wikipedia.org/wiki/Reinsdorf_(Nebra)



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