Neun Tage im Winter - Ein französischer Film über ein kompliziertes Beziehungsgeflecht.



Wer nicht nur die klassisch - französische Lebensart, das Land in Gänze und die Esskultur nebst die dort hergestellten Weine mag, ja, sogar liebt, der kommt um viele, der aus Frankreich stammenden Filme nicht hinweg. Wobei nicht immer jene Klassiker mit den ungezählten Stars von einst gemeint sind. Auch der neuzeitige, der junge französische Film hat durchaus klasse und ist anspruchsvoll. 
Da sendete der deutsch - französische Gemeinschaftssender " ARTE " kürzlich den Streifen " Neun Tage im Winter ", der sich im wesentlichen mit familiären Beziehungskonflikten auseinandersetzt, ohne jedoch ausschweifend und damit langweilig zu werden.

Der Schriftsteller Aurelien ( Robinson Stevenin ), der sich seit Jahren von seinem Elternhaus abgekapselt hat und die dort gelebte Kindheit sowie Jugend in die eher dunkle Vergangenheit seines Lebens abstellt, erfährt, dass seine Eltern im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen, die sie bei einem Verkehrsunfall erlitten, verstorben sind. Er fährt dataufhin - nur sehr widerwillig - in die Bretangne, um dort deren Haus zu verkaufen. Bei der Fahrt, aber besonders während des Aufenthalts kommen ihm viele Erinnerungen an jene, dort verlebte Zeit, in der er nochmals das sehr gespannte Verhältnis zu seinen Eltern und vor allem, zu seinem älteren Bruder, dem er sich unterlegen gefühlt hat, Revü passieren lässt.

Als Aurelien in dem kleinen Ort Saint - Lunaire an der bretonischen Küste für einige Tage verweilt, trifft er eine Reihe von Menschen wieder, die ihm eine Zeit begleitet haben. So auch den Immobilienmakler, seinen alten Freund Herve´, der inzwischen verheiratet ist. Mit diesem klärt er den Verkauf des elterlichen Anwesens ab. Eigentlich hatte er geplant, die Angelegenheit zügig abzuwickeln, zumal sich auch sofort einige Kaufinteressenten einfinden. Herve´bemüht sich, das Ansinnen seines einstigen Freundes umzusetzen und lädt einige potentielle Käufer zu einer Hausbesichtigung ein.    
Weil ein bestellter Handwerker jedoch nicht erscheint, ist Aurelien gezwungen länger in dem malerischen Küstenort zu bleiben. So trifft er sich regelmäßig mit der krebskranken Mado und verbringt mit ihr viel Zeit. Die Erlebnisse aus Aurelien´s Kindheit werden wieder wach.
Auch als er viele persönliche Gegenstände der Eltern aus dem Haus betrachtet, kommen ihm jene  Reminiszenzen, die er längst verdrängt zu haben glaubte.

Er ruft in einem Anflug von Sentimentalität und Selbstzweifel seine vormals große Liebe Emma an. Diese bittet ihn, ihre fünfjährige Tochter für einige Tage zu sich zu nehmen. Aurelien sagt spontan zu und holt beide vom Bahnhof ab. Doch zu seiner Enttäuschung muss Emma sofort wieder abreisen. Die folgenden Tage mit ihrer Tochter bringen ihn indes zum Nachdenken. Er überlegt, ob er ein Buch, dass verlegt werden soll, von dessen Qualität Aurelien jedoch nicht überzeugt ist, wieder einstampfen zu lassen. Er ruft seinen Verleger an. Dabei kommt es zu einem heftigen Streit.
Emma´s Tochter bekommt das von Aurelien wütend geführte Telefonat mit und möchte deshalb sofort wieder abreisen. Nur mit Mühe gelingt es Aurelien sie davon abzuhalten.

Die nächsten Tage mit dem Kind verlaufen eher in Harmonie. Aurelien beschäftigt die Kleine und bringt sie zu anderen Kindern in ein Hort. Langsam gewöhnt er sich an seinen Gast.
Zwischendurch wird Aurelien von seinem Freund, dem Immobilienmakler Herve zu einem Essen eingeladen. Dessen Frau, eine gut aussehende, jedoch ihm gegenüber schroff auftretende Dame, brüskiert ihn beim Essen durch ein ungehöriges Benehmen. Als Herve kurz den raum verlässt, droht dessen Frau ihn mit den Worten, dass er - Aurelien - ihren Mann gefälligst in Ruhe zu lassen hat.

Als Mado ihn nachts plötzlich anruft, weil sie ihr nahendes Ende spürt, kommen Aurelien weitere Zweifel, ob er sein jetziges Leben so weiter führen soll. Mado verstirbt und wird wenig später im Ort beigesetzt.
Zu der Beerdigung erscheint unerwartet auch sein Bruder Cyril. Es kommt später zwischen den beiden zu einem heftigen Streit, der in eine wüste Schlägerei mündet. Nachdem sich beide abreagiert haben, erzählt Cytril, der als Arzt arbeitet, dass ihn seine Frau Knall auf Fall mit Kind verlassen hat.
Die Brüder versöhnen sich und regeln nun gemeinsam den Verkauf des Elternhauses.

Während eines Besuchs von Aurelien und Herve in der Schule, geraten beide in schwärmerische Erzählungen aus ihren gemeinsam verbrachten Schuljahren. Dabei gesteht dieser ihm, dass er homosexuell ist und ihn liebt.
Aurelien geht auf die Avancen von Herve nicht weiter ein, sondern trifft sich mit seinem Bruder. Die beiden versuchen nun gemeinsam Emma´s Tochter zu beschäftigen.
Als Emma ihn aus den USA über Handy anruft, hofft er, dass sie doch noch zu ihm zurückkehrt. Diese Hoffnung muss Aurelien nach ihrer Rückkehr begraben.

Dafür hat er sich mit seinem Bruder versöhnt und findet, als er nach neun Tagen den Ort wieder verlässt, neuen Elan, um ein weiteres Buch über seine Familie und Vergangenheit zu schreiben. nachdem er mit sich und dieser ins Reine gekommen ist.

Der Streifen ist ein eher ruhiger Film mit deutlichen Untertönen und einer anspruchsvollen Art, schwelende Familienkonflikte aufzuzeigen. Französisches Kino also, dass realitätskonform bleibt und nicht in melodramatische Züge abschweift.

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