Der etwas andere Autoaufkleber.



Es gab eine Zeit, in der jeder motorisierte Verkehrsteilnehmer den Drang hatte, seine individuellen Präferenzen oder sogar politischen Vorlieben mittels Aufkleber kundzutun. Da pappte allerlei Skurriles, Unsinniges, aber auch Wichtiges auf dem Blech der Karosse. Ob nun ein beliebtes Urlaubsziel, eine bestimmte Versicherung oder eine Ausbildungseinrichtung, ob es eine politische Einstellung, eine Lebensphilosophie oder die Zuneigung zu einer Stadt war, es gab nichts, was nicht erlaubt war.

Je farbiger die angebrachten Folien waren, desto eher fielen sie auch auf. Wer dazu noch einen flotten Spruch anbringen konnte, der hatte garantiert die Blicke seines hinter ihm befindlichen Autofahrers oder eines Passanten eingefangen. Bei allzu provokanten Texten gab es dann und wann schon mal Ärger mit einem, sich davon angesprochenen Autofahrer, der mittels Überholmanöver und scharfen, sofortigen Einscheren, seine Wut ablassen wollte.

Seinen eigenen Frust konnte aber jeder Aufkleber - Fetischist selbst kundtun, indem er sich gegen jedes beliebige Irgendetwas mit einem angebrachten Aufkleber richtete. Ob nun gegen Atomkraft, gegen einen Politiker oder Tierversuche. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Irgendwann in den 1990er Jahren erlahmte dann das Interesse an dieser Art, sein rollendes Wohnzimmer zu verzieren. Die Karossen wurden mit wachsendem Wohlstand immer größer. Da passte ein Aufkleber nicht mehr auf das Blech des Protz - Klotzes, der - immer frisch gewaschen und poliert - lieber so zur Schau gestellt werden soll.

Nur ab und an sehe ich heute irgendwelche PKW - Aufkleber. Vielleicht noch von einem Fußballverein, wie der SGD oder einem anderen Sportverein. In der Regel strahlt mir blanker Lack entgegen.

Umso erstaunter war ich heute, als auf der Heckscheibe eines vor mir fahrenden, schon reichlich betagten VW Golfs, ein Aufkleber prangte, der die gesamte Glasfläche ausfüllte. Es war diese typische alte deutsche Schrift, die jene rechtsgesinnten Möchte - gern - Germanen nutzen, um ihre völkische Einstellung nach außen zu tragen. Doch statt der hirnrissigen Parole, wie " Todesstrafe für Kinderschänder " oder der Sympathiebekundung für Bands, wie " Störfeuer ", stand dort etwas von " Nutten " und " Arschlöchern " sowie " Leben ".

Als ich an der nächsten Ampel - Kreuzung hinter dem Golf anhielt, konnte ich den Schriftzug genau lesen:
" An alle Nutten, Arschlöcher und andere Menschen, die mir 2013 das Leben schwer gemacht haben. Ich hoffe, ihr werdet 2014 alle gefickt. "

Ein breites Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Dann überlegte ich einen kurzen Moment lang, warum ein Mensch derartig plumpe Verwünschungen auf die Heckscheibe seines PKW anbringt? Frust? Ärger? Enttäuschung?

Wie auch immer. Vielleicht eine Mischung aus alledem. Immerhin, ein origineller Einfall. Und zudem effektiver, als über Facebook seinen schwachsinnigen Hirnschiss abzusondern.

Und während ich diesen Post schreibe, stelle ich fest, dass die Auto - Aufkleber von damals interessanter waren. das lag wohl an den intelligenteren Autofahrern. Dazu fallen mir die Einstein - Zitate und der Bezug auf dieses Genie ein:






In diesem, genialen Sinne: Gut´s Nächtle mit Randy Newman und " ..... ":
Intelligenz will gelernt sein, aber auch gelebt werden!



Intelligenz will gelernt sein, aber auch gelebt werden!


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