" Positive Vibrations ", das etwas andere Ten Years After - Album.




Der Musikfreund kann dem vor mehr als 2 1/2 Jahren verstorbenen Musiker Alvin Lee, der über viele Jahrzehnte die Gitarre zu seinem Lebensinhalt machte, nach sagen, was er will; dass er egomanisch, streitsüchtig und stur war. Eines trifft indes nicht zu, dass Lee sein Instrument nicht beherrschte.

Die Blues - Rock - Formation Ten Years After war allerdings für ihn eher Duchgangsstation. Als Lee, eigentlich Graham Anthony Barnes, am 19. Dezember 1944 im englischen Nottingham, das Licht der Welt erblickte, herrschte noch Krieg gegen Hitler und Deutschland.
Als er mit 13 Jahren einem Elvis Presley - Fanklub beitrat herrschte immer noch Kriege. Allerdings gegen die eigene Jugend.

Danach begab sich Alvin Lee auf Entdeckungsreise in die Welt der populären Musik und gründete - nach diversen Zwischenstopps - 1967 zusammen mit dem Bassisten Leo Lyons die Band Ten Years After.

Tatsächliche 10 Jahre danach; acht Studio - und zwei Live - Alben später existierte die Formation um Alvin Lee, Chick Churchill, Leo Lyons und dem Namensvetter Ric Lee nicht mehr. Alvin Lee gab es eher einigen Solo - Projekten hin. So nahm er bereits 1973 eine LP mit dem christlich - spirituell angehauchten US - Rockmusiker Mylon Lefevre auf. " On The Road To Freedom " ist das psychische Korrelat zu jenen exzessiven Bluesrock - Interpretationen, die Lee zu einer Ein - Mann - Show auf der Bühne ausarten ließ. Ein ruhiges, eher besinnliches Album.
Es gilt bei eingefleischten TYA - Fans auch heute noch als ein absolutes " Must Have ", wenngleich der Stil ein anderer ist, den Lee und Lefevre hier vortragen. Hintergrund hierfür ist wohl eher die exzellenten Begleitmusiker auf dem Studioalbum, die sich damals als ein " who is who " der Begleitinstrumentalisten las:


  1. "On the Road to Freedom" (Alvin Lee) – 4:13
  2. "The World is Changing (I Got a Woman Back in Georgia)" (Lee, Mylon LeFevre) – 2:45
  3. "So Sad (No Love of His Own)" (George Harrison) – 4:34
  4. "Fallen Angel" (Lee) – 3:20
  5. "Funny" (Lee) – 2:48
  6. "We Will Shine" (LeFevre) – 2:37
  7. "Carry My Load" (Lee) – 2:58
  8. "Lay Me Back" (LeFevre) – 2:53
  9. "Let 'Em Say What They Will" (Ron Wood) – 2:52
  10. "I Can't Take It" (LeFevre) – 2:51
  11. "Riffin'" (Lee, LeFevre) – 3:31
  12. "Rockin' 'Til the Sun Goes Down" (Lee, LeFevre) – 3:08


Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich deutlich ein stilistischer Wandel bei TYA ab. Das Resultat daraus stellte sich ein Jahr später mit der Veröffentlichung des achten TYA - Albums " Positive Vibrations " dar. Wer geglaubt hat, der Erfolg der englischen Band aus Nottingham, sei auf " I´m Going Home " zu reduzieren, musste sich mit dieser LP eines Besseren belehren lassen.

Alvin Lee und seine drei Mitstreiter präsentieren auf  beiden Seiten ,solide Rockmusik, die sich durchaus in einer Nachmittagssendung einer staatlichen Rundfunkanstalt abspielen ließe. Mit insgesamt 10 Titeln, aufgeteilt zu je 5 pro LP - Seite, die überwiegend eines Spieldauer von 3 bis 4 Minuten aufweisen, gibt das Quartett einen Einblick auf die andere musikalische Seite; jenseits von Blues - Klassikern, wie " I Woke Up This Morning ", " Help Me " oder " Godd Morning Little Schoolgirl " sowie Stücken mit einem elektronisch - experimentellen Überbau, wie " I´m Coming´On ",  " Two Time Mama " oder " I Standing At The Station ".


Als ich mir die vorerst letzte LP von TYA zulegte, war mein erster Eindruck nach dem Abhören beider Seiten der Vinylscheibe, eher negativ. Nichts, mit " Positive Vibrations ". Für mich waren es für lange Zeit, eher flaue, laue Songs, ohne das Power - Gitarrenspiel von Lee, dem Hexenmeister und einst wohl schnellsten Gitarristen in dem Rock - Genre.


Side one

  1. "Nowhere to Run" – 4:02
  2. "Positive Vibrations" – 4:20
  3. "Stone Me" – 4:57
  4. "Without You" – 4:00
  5. "Going Back to Birmingham" (Little Richard) – 2:39

Side two

  1. "It's Getting Harder" – 4:24
  2. "You're Driving Me Crazy" – 2:26
  3. "Look into My Life" – 4:18
  4. "Look Me Straight into the Eyes" – 6:20
  5. "I Wanted to Boogie" – 3:36

Ich ließ das Album meiste Zeit im Archiv - Schuber unter dem Buchstaben " T " stehen.
Als 9 Jahre später eine Reunion von TYA mit einem Konzert im Londoner Marquee Club statt fand, galt mein musikalisches Interesse inzwischen anderen band aus den wilden 1960ern und 1970ern.

TYA zeigte sich bei den Auftritt zum 25. Jubiläum des Veranstaltungsorts in jenem Gewande, dass mir seit Gründung der Band bekannt war: Bluesrock - Stücke, getragen von einer Leadgitarre Lee´s, dessen Spiel wie vo einem anderen Stern anmutet. Besonders " Help Me " in der 1983er - Version ragt hervor.

Seit mehreren Jahren - ich bin inzwischen altersmilde bei meiner Bewertung hinsichtlich der Qualität des Albums " Positive Vibrations " geworden, krame ich diese Scheibe dann ab und zu doch noch hervor und muss beim Hören sagen: Doch nicht so schlecht.
Vielleicht liegt es aber auch an der höherwertigen Stereo - Anlage?

Weil Alvin Lee nun nicht mehr unter uns ist, haben findige Geschäftemacher versucht daraus Umsatz zu generieren und sind auf die Schnapsidee gekommen, das 1974er Album nicht nur auf CD zu pressen, sondern gleich einen zweiten Silberling mit sechs Live - Stücken sowie als Bonbon einem Radio - Advert des Titelsongs auf den weiten Markt zu werfen.
Nun, ja, für einen Hardcore - TYA - Fan  aus der Fraktion der grauhaarigen, grau - melierten und Gebissträger, wohl ein Stück nostalgischer Musikheimat; aus der Zeit, als Kohle machen zwar auch wichtig war, aber eben nicht nur alles.




https://de.wikipedia.org/wiki/Ten_Years_After

https://de.wikipedia.org/wiki/Alvin_Lee

https://www.jpc.de/jpcng/poprock/detail/-/art/Ten-Years-After-Positive-Vibrations/hnum/2807922




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