" Naked Survival " oder " Naked Afraid,". Wie weit kann das Privatfernsehen noch sinken?



Hätte der demnächst 85 Jahre alt werdende, gebürtige Innsbrucker und einstige Bundespostminister Christian Schwatz - Schilling in die Zukunft schauen können, als er nach dem konstruktiven Misstrauensvotum seines späteren Kanzlers Kohl gegen Helmut Schmidt, dieses Amt 1982 antrat, er hätte vielleicht den Liberalisierungswahn im Bereich der Rundfunk - und Fernsehanstalten nicht in dieser Form umgesetzt. Nun aber, darf er - knapp ein Vierteljahrhundert nach seinem Abgang von der großen Politbühne, sich genüsslich in den Fernsehsessel flezen und mit der rechten Patschepfote die Fernbedienung fest halten, um das öde TV - Angebot durchzuzappen.

Würde der Herr Minister a.D. sich tatsächlich die Mühe machen, all jene Programme, die zumeist non - stop von Montag bis Sonntag, 24 Stunden lang, den darbenden Bürger beglücken, etwas genauer zu betrachten, müsste er zu der erhellenden Erkenntnis kommen, dass die von Kohl so eilfertig propagierte geistig - moralische Wende, genau in das Gegenteil verkehrt wurde.

Neben den vormals biederen Öffentlich Rechtlichen und seinen vielen Ablegern als Spartensender, tummeln sich Hunderte von privaten Anbietern auf dem angeblich liberalisierten Markt herum. Es sind Liliput - Sender, deren einziges Bestreben es sein muss, den folgenden Programmtag zu überleben. Und just hierin liegt die Krux ihres existenziellen Daseins. Nicht, dass ihnen der Artikel 5 unseres Grundgesetzes abspenstig gemacht werden soll, nein, ganz im Gegenteil, auch Minderheit erhalten dieses umfassende Recht, jeden Schund senden zu dürfen, der auch nur ansatzweise das reale Leben widerspiegelt.

Wenn einst, nämlich in den Jahren, als die TV - Landschaft so grau und überschaubar war, wie ein staubiger Feldweg in einem Pampa - Dorf, so gab es wohl dennoch Sendungen mit Niveau. Auch wenn diese ideologisch zurecht gestutzt, nicht immer die Wahrheit gepachtet hatten. Mehr als 50 Jahre später, wird bei den vielen Privaten erst gar nicht versucht, Sendungen mit einem Funken Wahrheitsgehalt abzududeln.

Da gibt es im fernen, feinen München seit etwas mehr als 9 Jahren einen Privatsender mit dem wunderbaren Fantasienamen " DMAX ", der sich vermeintlich das männliche Publikum  als Zielgruppe heraus gesucht hat. Ein hoher Anspruch, den die jetzige Geschäftsführerin Aigner - Drews verfolgen möchte. Allerdings lässt sich dieser mit 0,8 % Marktanteil wohl kaum realisieren. Sei´s drum.

Der Gemischtwarenladen " DMAX " sendet dennoch fleißig ein Vollprogramm, in dem zumeist billiger US - TV - Müll dem Glotzer herüber gekübelt wird. Sinnfreier Schund, der eigentlich nur im Suff zu ertragen ist. Zu diesem Sondermüll zählt zweifelsohne auch die - mies - synchronisierte TV - Serie " Naked Afraid " - selbst verständlich aus den Vereinigten Staaten von Amerika in das Münchner TV - Etablissement eingefahren. Die stupiden Handlungen in den Folgen sind nahezu deckungsgleich. Ein Mann und eine Frau werden in der Einöde eines Landes für 21 Tage ausgesetzt und sollen dort, völlig unbekleidet überleben. Dass sich das Paar zuvor nie gesehen hat, ist neben der Tatsache, dass beide Protagonisten nackt herum stolzieren, die pikante Note in diesem Klamauk - Format.

Doch, wer gedacht hat, er könne hier bereits vor 24.00 .Uhr einen auf Spanner machen, wird enttäuscht werden.In dem Eva - und Adamkostüm sind beide Kandidaten just nicht zu sehen. Sämtliche FKK - Einblendungen werden - so ist das prüde Amerika nun einmal gestrickt - verpixelt.

Tja, und weil der männliche Glotzer aus der werberelevanten Zielgruppe von 16 bis 60 nun doch seinen Spass haben möchte, werden einige zotige Dialoge zugelassen. So schwadroniert ein Aspirant nach einem Gewaltmarsch durch die Tristesse der ausgewählten Hügellandschaft etwas von " Käse in der Ritze haben " und sie bemüht sich mitzuhalten, indem ihre " Fliegen im Schritt " eine völlig neue Selbsterfahrung sein sollen. Aua,haua,he - das tut weh!

So mäandert denn eine Folge nach der anderen friedlich dahin. Neben doch interessanten Landschaftseindrücken, werden hier und da auch " ekelige " Mit - Lebewesen unter das Kameraobjektiv genommen. Ob nun eine giftige Wasserschlange denn die Spannung innerhalb der 45 Minuten Sendezeit erhöhen kann, dürfte erheblich in Zweifel gezogen werden. Auch sonst driftet der Anspruch der Sendungsmacher mit dem Gezeigten sehr weit auseinander.

Der Verschnitt aus der einstigen Container - Welt bei " Big Brother ", mit dem Dschungelcamp und der britischen Erfindung des Abenteuer Survival ist nicht nur billig gemacht, sondern zudem als Unterhaltungsformat ungeeignet. Billiger Schund, also, der hier von " DMAX " ausgestrahlt wird. Als wenn es nicht schon genug dilettantische Laiendarsteller bei den Privaten gibt, mutet " DMAX " der Mini - Zuschauerzahl auch noch verpixelte Nacktaufnahmen zum 5 Uhr - Tee zu.

Brrrrrrh, da schüttelt es den FKK - Anhänger gewaltig durch. Nein, ich liebe die Ostsee und die Freikörperkultur zwischen Dierhagen - Prerow - Zingst oder auch anderswo.
Da brauche keine hirnrissigen Dialoge von retuschierten Männer - und Frauenkörper im bundesdeutschen Privatfernsehen.

Wie weit muss das Niveau hier noch sinken, damit Schwarz - Schilling sich mit einer Zeitmaschine von H.G. Wells in die 1980er zurück schicken lässt und den liberalisierten Rundfunk - und Fernsehsektor nur für Programmanbieter mit Niveau öffnet?



https://de.wikipedia.org/wiki/Abenteuer_Survival

https://en.wikipedia.org/wiki/Naked_and_Afraid

Im nackigen Sinne: " Gut´s Nächtle " mit " Beggar´s Opera " und " Time Maschine "


Kommentare

Octapolis hat gesagt…
haha. das sind doch goldige sendekonzepte... herr, lass hirn regnen! ;o)
preussischer Widerstand hat gesagt…
Das Privatfernsehen kann immer noch tiefer sinken. Dieser Überzeugung bin ich mittlerweile. Manche Menschen tun doch alles, für ein fünf Minuten Fame. Auf unserem Blog haben wir uns auch mit dem Sendeformat "Adam sucht Eva" auseinander gesetzt: http://stillerevolution.blogspot.de/2015/08/negerprinzessinnen-asthetik-oder.html

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