" Ähmmmh! Keine Ahnung... " oder Schweigen ist Gold.


Als einstiger Dauer - Nutzer der Öffentlichen Verkehrsmittel kann ich mich noch sehr gut an jene Zeiten erinnern, in denen es noch keinen Walkman, kein Handy und kein MP3 - Spieler gab. Da herrschte während der Fahrt mit dem überfüllten Zug in Richtung Bremer Hauptbahnhof, oft eisiges Schweigen. Besser gesagt, wenn der nervige Zugbegleiter, die lästigen Kontrolleure oder eine Horde Werder - Fans, die sich im betrunkenen Zustand, über den Gegner lustig machten, nicht auf den Plan gekommen wären, der Fahrgast hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Dieser schweigsame Abschnitt ist jedoch längst vorbei. Heute gehört es zu den Gepflogenheiten über ausladende Handy - Telefonate sich aufzuspielen, obwohl es für den Gesprächsführendenkeinen Grund  dazu gibt. Ein winziges Licht in der unendlichen Dunkelheit des Nichts, versucht sich selbst darzustellen. Es gelingt zumeist nicht, weil die übrigen Fahrgäste das dämliche Gesabbel einfach ignorieren. Die Masse ist hier resistent geworden. Da beinahe jeder Bundesbürger von 8 bis 88 ein solches Quatsch - Phon besitzt ( oft sogar mehrere ), zählen solche Begegnungen zum Alltäglichen.

Die Leidensfähigkeit eines Mitreisenden wird aber nicht nur durch den permanenten Handy - Terror auf die Probe gestellt. Auch diverse Beschallungsutensilien können dazu beitragen, dass selbst eine nur kurze Fahrt mit dem Bus, der Straßenbahn oder dem Zug, zu einem Martyrium werden, dann nämlich, wenn aus den teuren Kopfhörern ein ohrenbetäubender Brüll - Klang entweicht und sich der so geschädigte Mitfahrende ernsthaft fragen muss, ob das Trommelfell des Musik hörenden Knaben nicht längst geplatzt ist. Nun, in einigen Städten ist das laute Musik Abdudeln nicht mehr erlaubt. Das galt schon bald, mindestens seit den frühen 1990er Jahren für die Züge der Bremer Straßenbahn AG.

Viel Nerv tötender als lauter Radau aus Kopfhörern, blödsinnige Klingeltöne und Gespräche per Handy, sind allerdings jene sinnfreien Unterhaltungen der - ach, so gestressten - Jugendlichen und / oder Studenten, die während der Fahrt in den Morgenstunden ständig geführt werden.
Da wird gelabert, gesülzt und gequatscht, was das Mundwerk hergibt.
Zumeist blödsinniges Gewäsch über Konsumdreck, Wohnungseinrichtungen und Urlaub. Dass jene jungen Damen und Herren sich längst in einem völlig verschulten Bachelor - Master - Laufrad befinden, scheint ihnen indes egal zu sein. Weil die Mehrzahl häufig noch bei Mutti unter dem Rockzipfel Zuflucht gesucht hat, damit das gesparte Geld noch für die vielen Mittelchen zum Aufpimpen der Visage gekauft werden können, ein teures iphone noch übrig bleibt und natürlich die Marken - Klamotten sowie das täglich gekaufte Frühstück, zumeist aus einem Croissant und eine " Coffee to go "  bestehend, drin sind, setzt ich als bekannt voraus.

Da saßen sie nun, wie jeden Morgen in der so genannten Regionalbahn von Dresden nach Zwickau. Drei Damen; ihres Zeichens Studentinnen und palaverten über Gott, die Welt und Geld. Letzteres zählt zu den Elementarbedürfnissen der Genrationen 1980 Plus. Und als das Thema dann, auf den eigentlichen Zweck ihrer Fahrt, nämlich die kontrollierte Teilnahme an einer Vorlesung, angesprochen wurde, sahen die Antworten auf bohrende Fachfragen, so aus, wie ein einsamer Rufer in der Wüste, sich nach Wasser sehnt. Jeder Satz beinhaltete die Feststellung, dass frau eben " keine Ahnung " habe. Aha, davon aber genug.

Die Jugend versuchte sich bereits zu meiner Zeit durch Begrifflichkeiten von der Erwachsenenwelt abzugrenzen. Jugendsprache galt einst als verpönt - zumindest in der normierten Welt der Erwachsenen. Dort hießen die Vokabeln, Pünktlichkeit, Disziplin und Gehorsam. Davon wollten - jedenfalls in den bewegten Endsechzigern - die Heranwachsenden nicht mehr so viel wissen. Inzwischen gibt es die dabei entstehenden Konflikte nicht mehr, weil die meisten Elternhäuser auch nicht mehr erziehen.

Das Trio laberte und laberte, von einer Haltestation bis zur nächsten. Dabei wiederholte es gleichartige Begriffe, wie " irgendwie ", " weiß nicht " oder " krass ". Hinzu kam das nervige " keine Ahnung ".

Wenn ich irgendwie, so krass auf´m Schlauch stehe und von gar nichts Ahnung, also insgesamt " keine Ahnung " habe, muss eigentlich die Empfehlung des Alt - Bundeskanzlers Helmut Schmidt angebracht werden, der feststellte: " Wenn ich keine Ahnung habe, muss ich den Mund halten! "
Aber, wenn ich selbst dieses nicht kann, benötige ich ein Klebestreifen, um den Mund zu halten.

In diesem Sinne: Gut´s Nächtle mit dem ollen Marius und " Schweigen ist feige ". Klar doch. Nur: Tot sabbeln ist in:





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?