Geschichten aus dem alten Deutschland - Teil III: Wandel durch Annäherung und das sozialisierte Karamel - Bonbon.



Die 1960er Jahre, das Jahrzehnt des Aufbruchs, die bewegte Zeit, sie waren beendte, als 1970 der einstige Bundeskanzler Willy Brandt zusammen mit dem Bundesaußenminister Walter Scheel ( FDP ) und dem Minister für besondere Aufgaben Egon Bahr eine neue Zielrichtung in der Ostpolitik vorgaben. Unter dem Begriff " Wandel durch Annäherung " sollte das Gespräch mit dem zweiten deutschen Staat und deren Verantwortliche gesucht werden. Diese  andere Ostpolitik der sozial - liberalen Koalition sollte durch vorsichtige, zumeist bi-laterale Gesprächsrunden eine Verbesserung in den deutsch - deutschen Beziehungen erreichen.

Die Adenauer´sche Ostpolitik war gescheitert. Nun versuchte das wirtschaftlich stärkere Westdeutschland einen entgegen gesetzten Weg zu gehen, um vermeintliche Erleichterungen im Nebeneinander beider deutscher Staaten herbeizuführen. Der erste Schritt dazu war indes getan, als ein Besuch Brandt´s in der DDR vereinbart wurde.



https://de.wikipedia.org/wiki/Ostpolitik


. Der weitete Schritt dazu wurde mit den Erfurter Gesprächen im März 1970 vollzogen Der Bundeskanzler und der Ministerpräsident der DDR Willi Stoph trafen sich in der Blumenstadt zu einem Meinungsaustausch. Konkrete Ergebnisse konnten dabei noch nicht erzielt werden.
Was von vielen DDR - Bürgern sehr begrüsst wurde und bei in Erfurt anwesenden Menschen zu dem Ausruf " Willy Brandt ans Fenster " führte, wurde in Westdeutschland nicht überall mit heller Freude aufgenommen. Durch die so genannten Studentenunruhen 1968 bedingt, hatte sich eine reaktionäre Gegenbewegung gebildet. Diese ließ die neu erstarkte Rechte und die Neo - Faschisten der NPD zum Teil in die verantwortliche Politik einziehen. Das NPD - Pack skandierte auf den Demonstration: " Volksverräter Hand in Hand - Willi Stoph und Willy Brandt! "


https://de.wikipedia.org/wiki/Erfurter_Gipfeltreffen


Doch die Entspannungpolitik ließ sich nicht mehr aufhalten. Auch nach dem Rücktritt von Willy Brandr setzte Helmut Schmidt die so genannte Entspannungspolitik fort. Es wurden eine Vielzahl von Vereinbarungen und Verträge zwischen der DDR und der BRD geschlossen. Dennoch blieb es bei einer Abgrenzung in dem Verhältnis beider deutscher Staaten. Dazu zählte auch die Propaganda - Maschinerie, die auch von den Medien fort gesetzt und weiter in die Öffentlichkeit transportiert wurde.

Da waren im öffentlich rechtlichen Fernsehen der BRD, beispielsweise die Sendungen " ZDF Magazin " des Hetzters Gerhard Löwenthal oder auf DDR - Seiten " Der Schwarze Kanal " des Karl - Eduard von Schnitzler ( vulgo " Sudel - Ede " oder Karl - Eduard von Schni... Umschalten! ), die mit grobschlächtiger Berichterstattung den jeweils anderen Staat diskreditieren wollten. Dann gab es den Deutschlandfunk aus Köln, der, nicht nur bundesweit ausgestrahlt, auch von Greifswald bis nach Görlitz ungestört zu empfangen war. Der von reaktionären CDUlern besetzte Programmrat und die von Schwarzen belegte Intendanz sowie jene willfährigen Redakteure sowie Journalisten machten gegen die DDR ordentlich Stimmung und ließen billige Polemik über die dortigen Machthaber ab. Das staatliche Rundfunkprogramm der DDR war indes nicht viel besser. Hinzu kamen reine Propagandasender, wie " Der Deutsche Soldatensender " oder  " Der Deutsche Freiheitssender 904 " dienten als Instrument des vormals herrschenden Kalten Kriegs. Sie wurden 1972 aufgelöst.

Doch große Teile der angeblich unabhängigen Medienlandschaft im Westen sowie die staatlich zensierten Medien des Ostens änderten ihr Freund - Feinbild nur langsam. Dafür kam es hier und da zu deutsch - deutschen Begegnungen im Sport und in den kulturellen Bereichen.Auf internationalem Parkett standen das Kräftemessen zwischen den verschiedenen Blöcken auf der Tagesordnung. Ob zu Welt - oder Europameisterschaften oder den Olympiaden. Ständig gab es Ost - West - Vergleiche. Dazu entsprechend eingefärbte Kommentare. Anders gestaltete sich das künstlerische Leben. Hier waren Treffen zwischen den Protagonisten auf den Bühnen der beiden deutschen Staaten sogar erwünscht.

Weil die DDR bereits in der Mitte der 1970er Jahre ständig am wirtschaftlichen Kollaps vorbei schrammte, suchten die dortigen Verantwortlichen nach Wegen, um drigend benötigte Devisen einzusammeln. So ließen die DDR - Oberen - ganz gegen ihre sonstige Linie - Rockbands bei westdeutschen Veranstaltungen auftreten. So, wie es Polen, Ungarn oder die Tschechoslowakei vorexerzierte, traten in Hamburg, Bremen, hannover, Essen, Frankfurt oder Nürnberg, die sozialistischen Vorzeige - Gruppen, wie " Puhdys ", " Karat " und " City " auf. Die Gagen gab es dafür in Westmark.

Im Verhältnis zu den enormen Pauschalzahlungen auf der Grundlage des 1971 abgeschlossenen Transitabkommens, die sich auf satte 234,9 Millionen DM jährlich beliefen, waren diese Honorare eher Peanuts. Aber die DDR kassierte auch sie ohne Murren und Zucken. Der Pleite - Staat brauchte weiterhin jene Devisen, um überleben zu können.

Immerhin waren es aber auch enorme Reiseerleichterungen, die die Millionen West - Berlin - Besucher erhielten. Kaum noch nervige Kontrollen durch die DDR - Grenzorgane. Und wer dann noch vorschriftsmäßig über jene betonierten Huckelpisten heile in den Westen Berlins gelangte, ohne an einer der vielen Radarkontrollen aufgefallen zu sein, konnte sich glücklich schätzen.

Als die 1970er zu Ende gingen, die Ära der sozial - liberalen Koalition den den letzten Zügen lag, geschah etwas, wofür viele Deutsche sich auf beiden Seiten der Grenze eingesetzt hätten: Die beiden Politiker aus den beiden deutschen Staaten trafen sich zu formellen Gesprächen am 11. bis 13. Dezember in Berlin und Güstrow. Bundeskanzler Helmut Schmidt und der  Generalsekretär der SED Erich Honecker führten hier offizielle Sondierungsgespräche. Bei der Verabschiedung von Helmut Schmidt auf dem Bahnhof des kleinen Städtchens im heutigen Bundesland Mecklenburg - Vorpommern zog dann der einst mächtigste Mann der DDR ein Karamel - Bonbon aus der Tasche und gab es Helmut Schmidt durch das geöffnete Fenster seines Zugabteils. " Sozialisiert ? ", wollte Schmidt in seiner typischen Art von Honecker wissen. Der konterte: " Darüber sprechen wir lieber heute nicht. "

8 Jahre später waren Helmut Schmidt und auch Erich Honecker weg vom Fenster. Der Westdeutsche aus Hamburg, weil der Kohl ihn durch ein konstruktives Misstrauensvotum abgelöst hatte, der Ostdeutsche aus Saarbrücken, weil das Volk ihm mit dem heute wieder zu hörenden " Wir sind das Volk " zum Teufel gejagt hatte.

Die 1970er vergingen in Ost und West, wie im Flug. Viele Politiker von einst leben längst nicht mehr. Ihre Parteien indes haben sich gewandelt und treten seit beinahe 25 Jahren wieder einheitlich für Ost - und Westdeutschland auf. Die Musik von damals ist indes geblieben; unvergämglich, eben:

" Omega " und " Help To Find Me " aus den bewegten Jahren des Klassenkampfes 1974. Let´s Space Together, Erich:



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