Der Tod am Fenster.


 Puuuh! Ein Sommer, so, wie er einmal war. Genauso, wie er in den rosigen Erinnerungen aus meiner Kindheit und Jugend sich einst gezeigt hat. Zwar nicht mit Sonnenschein von Juni bis September, aber knackig heiß im August. Schon stöhnen die Daheimgebliebenen und längst Zurückgekehrten, die wohl aus Angst, der Sommer würde wieder ins berühmte Wasser fallen, in südlichere Länder abgereist waren, über die tropischen Temperaturen. Ein Rekordsommer 2015, ein Jahrhundertsommer, ein Supi - Sommer, um es im Slang der Deutsch -Banausen mit begrenzten Fähigkeiten, zu formulieren.

Der - leider viel zu früh - verstorbene Rudi Carrell würde doch glatt seinen Gassenhauer umtexten müssen, könnte er das aktuelle Wetter noch mit erleben.

Doch die hohen Plusgrade machen es nicht allen Lebewesen einfach. Mancher Bundesbürger ächzt bereits, weil er die Hitze nicht gut verträgt. Aber nicht nur Menschen quälen sich bei dem Sommerwetter, auch Tiere haben so ihre Probleme. Unsere Stubentiger sind jetzt ab dem frühen Vormittag bis in die späten Nachmittagsstunden nicht zu sehen. Sie liegen in irgendwelchen Ecken und suchen Abkühlung. Trägheit ist nun an der Tagesordnung. Nicht so bei den Bienen oder gar Wespen, die gehen auf Nahrungssuche. 37 ° C hin, 40 ° C her, emsig summen sie im Wilden Wein und an dessen Blüten herum oder versuchen sofort die Nahrung auf dem Terrassen - Tisch zu okkupieren.

Doch so mancher geflügelter Sommer - Flieger verirrt sich in diesen heißen Tagen über die geöffneten Fenster und Türen in den Räumen und landet oft an der Fensterscheibe. Dann gibt es ohne Hilfestellung  häufig kein Entrinnen mehr. Stundenlang summen und brummen die Gefangenen an den Scheiben herum und versuchen den sicheren Tod abzuwenden. Das Insekt sieht zwar durch die frisch geputzten Scheiben das saftige Grün im Garten und erkennt Bäume und Sträucher, jedoch nicht die Scheibe als Hindernis. Erschöpft plumpsen die Gestressten irgendwann auf den Fußboden oder das Fensterbrett, wo sie ihr Leben aushauchen.

Bei dem Versuch, die sichtbaren Hinterlassenschaften ( vulgo: Fliegenschiß ) an den Fenstern zu beseitigen, fand ich einen Schmetterlingsflügel auf dem Untersatz eines Blumentopfes. Auch beim näheren Betrachten konnte ich den sterblichen Überrest keinem, der mir bekannten, heimischen Arten zuordnen. Auch wenn - zugegebener Maßen - meine Kenntnisse auf diesem Gebiet eher schwach ausgeprägt sind, war für mich klar, das konnte nur ein Exot sein, der hier sein Leben gelassen hatte. Ein Mutant aus einer Kreuzung zwischen Tagpfauenauge, Admiral,Aurorafalter, Kleiner Kohlweißling, Schwalbenschwanz oder Zitronenfalter konnte es gewiss nicht sein. Aus grauer Schulzeit hatte ich noch vom Biologieunterricht in Erinnerung, das dieses nicht möglich ist, weil sich nur gleichartige Falter paaren

So grübelte ich über die Möglichkeiten, die bestehen könnten, dass so ein artfremder Falter in unsere Gefilde gelangt. Durch den zügellosen, globalen Warenverkehr wäre es ja durchaus möglich, dass sich der Exot in einer Bananenkiste aus Lateinamerika, Afrika oder einem Karibikland als Blinder Passagier eingeschmuggelt hat. Oder der Falter ist einem Forscher entfleucht, aus einem Zoo, in dem er mit anderen, nicht heimischen Tieren gefangen gehalten wird, damit Menschenaffen sie dort begaffen können, ausgebüxt? Vielleicht flog er ja aus einem Zimmer, eines der vielen Spinner, die sich, um damit aufzuschneiden und aufzufallen, exotische Lebewesen als Haustiere halten?

Trotz der Anstrengungen, die Herkunft des Schmetterlings in Erfahrung zu bringen,kam ich zu keiner schlüssigen Begründung. Dann fiel mir noch ein, dass es inzwischen Mini - Drohnen gibt, die von Spielkälbern, deren post - adoleszente Phase auch mit über 50 Jahren noch nicht angeschlossen ist, dann mit einer Kamera bestückt - in die Luft geschickt werden, um die Nachbarn auszuspionieren. Hat der Markt gar einen Mini - Flieger im Schmetterlingsformat entwickelt, um solchen, unreifen Sandkasten - Männern ein neues Angebot zu unterbreiten? Denkbar wäre es schon, denn schließlich gibt es auch das industriell geförderte Bedürfnis, dass bierwampige Männer sich in der Freizeit wieder in die Säuglings - und Kleinkindphase begeben, indem sie sich Windeln umlegen, um auf Hochstühlen sitzend, dann im XXL - Strampler, ihren " Alete " - Brei hinein schaufeln.

Es könnte aber auch sein, dass der Schmetterling ein Spionagegerät der MSA war. Schließlich haben Merkel´s Freunde jenseits des Großen Teichs uns, die interessanten Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie sie selbst angezapft, abgehört und die Daten verwurstet. Warum soll der unbekannte Flieger ohne vollständiges Flügelpaar nicht auch so ein technischen Wunderwerk der Spionagearbeit sein?
Damit könnte ich zu einem - wie es ein Bekannter meiner besseren Hälfte treffend ausgedrückt hat - als unfreiwilliger Informant der US - amerikanischen Schnüffeldienste sein.

Ich nahm den Schmetterlingsflügel zwischen zwei Finger und rieb leicht an der Oberfläche herum. Die fühlte sich wie Seide an. Doch irgendwie auch künstlich. Also doch ein Spionageutensil? Wenn es aber nun doch ein exotischer Eindringling war, dann hätte er spätestens - bestimmt, ohne sich vermehren zu können - sein Dasein an der Küchenfensterfront ausgehaucht. Kein schöner Tod. Selbst dann nicht, wenn die nur relativ kurze Zeit des Lebens berücksichtigt wird, das sich in vier Phasen aufteilt. Nach der Eiablage erfolgt das Larvenstadium, dass der Raupe, dann der Puppe und dass des Schmetterlings. Zwei Leben also. Das würde sich jeder Mensch wohl auch wünschen.

Deshalb setzt die Forschung viel Geld ein, um den zahlenden Erdenbürgern zumindest ein verlängertes Leben zu ermöglichen. Da bekam ich kürzlich über MDR Info mit, dass alsbald eine wirksame Pille gegen das Älterwerden auf den Markt kommen soll. Durchaus denkbar. Was eventuell vor einigen Dekaden noch als billiger April - Scherz abgetan worden wäre, nämlich das altersbedingte Aussehen durch Chemie zu kaschieren, um so wie 40 statt 60 auszusehen, ist längst Realität. Die so genannte Schönheitschirurgie hilft zudem den finanzkräftigen Aspiranten - meist Aspirantinnen - mit Rat und Tat. Aber trotz aller Bemühungen, mittels Fett absaugen, Lifting und Giftspritzen unter der Haut, zwei Leben werden daraus nicht.
Es ist auch besser so, denn wenn ich überlege, dass die Gesamtheit aller Kriminellen aus dem Kreis der Reichen, dann zu dem erkauften, jüngeren Aussehen, auch noch ein weiteres Leben erhält, droht der Menschheit alsbald der Untergang. Es reicht mir jetzt schon, das es jene Schwachköpfe, denen ich in meinen, nicht gerade wenigen Jahren, begegnet bin, nur ein Mal existieren und glücklicher Weise genauso altern.

Mit diesen Erkenntnissen legte ich den gefundenen Schmetterlingsflügel dort wieder zurück, wo ich ihn her geholt hatte. Dabei ließ ich den Blick auf die exotische Pflanze schweifen, die auf dem Fensterbrett stand. Ich stutzte. Was war das? An einem ausladenden Blatt klemmte ein Getier, das wie ein Falter aussah. Vorsichtig fühlte ich an diesem herum. Es war ein künstlicher Schmetterling in Phantasiefarben, wie er als kitschige Beigabe an diesen Blumengeschenken angebracht, dem Beschenkten suggerieren soll,er sei eine lebende Beigabe. So exotisch aussehend, wie das in den niederländischen Blumefabriken gezüchtete Gewächs selbst. Tatsächlich fehlte dem Imitat ein Flügel. Ich reparierte den teilamputierten Korpus des Falters und setzte diesen wieder ein. So, wie es die Krankenhäuser bei den Patienten per Operation vorgeben, durchgeführt zu haben, wie sich zuvor - auf welchen Wege auch immer - in die Fänge der dort agierenden Weißkittel - Truppe begeben haben: Nach den Regeln der ärztlichen Standeskunst.    

Puuuuh, diese Hitze. Es wird Zeit, dass es abkühlt. Besser noch: Wann wird es endlich wieder Winter?










Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?