Standing At The Station.








Nun ist der April 2015 auch schon wieder geschafft. War nicht erst gestern Ostern? Und wie war das noch gleich mit den beiden DFB - Halbfinals?
Die Zeit jagt davon. Da ist es ab und an ganz erholsam, wenn der Mensch sich einige Ruhepunkte in seinem rastlosen Leben setzen kann.

Wen einer Tasse Kaffee blätterte ich eine Programmzeitschrift durch und stieß auf die Rubrik des 3. Fernsehkanals des Südwestfunks. Hier las ich für den 20. April folgendes:




Das ratternde Schlafzimmer

Er hat schon viel gesehen und viel erlebt, der Schlafwagen-Schaffner Karl-Heinz W. aus Dortmund. Wir begleiten ihn im Dolomiten-Express von Dortmund nach St. Veit- Österreich und zurück. (Folge 367)
Eisenbahn-Romantik | 28.4.2015, 14.15 Uhr | 27:02 min


Irgendwie erinnerte ich mich an diesen Sendebeitrag, der zum ersten Mal 1997 ausgestrahlt wurde. Es ging um einen Mitarbeiter der " Mitropa ", die jene, einst in jedem Fernzug eingegliederten Schlafwagen betrieb und das müde Reisevolk mit kleinen Annehmlichkeiten versorgte. Aber auch an den vielen Autobahnraststätten war diese Firma aktiv, die dann
2004 im Zuge der Bahnumstrukturierung veräußert wurde. Teile der damaligen Mitropa AG sind unter dem Namen SSP Deutschland GmbH noch am Markt.

Da kamen mir gleich Erinnerung an meine Kindheit, als der sehnlichste Wunsch eines jeden Nachkriegsjungen der Besitz einer üppig ausgestatteten " Märklin " Spielzeugeisenbahn war. Zu den dort angebotenen Modellen, den Wagons, genauer gesagt, den Personenwagen, zählte natürlich auch der Speise - und Schlafwagen. Einige waren in zinnober - roter Farbe lackiert, andere wiederum blau gefärbt. Dann gab es bei einigen " Luxuszügen " auch noch so genannte Salonwagen, die ebenfalls eine blaue Farbe hatten.

https://www.google.de/search?q=M%C3%A4rklin+Eisenbahnwaggons,+Speise+-+und+Schlafwagen&es_sm=93&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=9z1CVYakKsnUatP9gMAJ&ved=0CEwQ7Ak&biw=1680&bih=949

Unerschwinglich vom Preis, blieben sie vor vielen Jahrzehnten nur ein Wunsch, der beim Durchstöbern des jährlich zugesandten " Märklin " -Katalogs immer wieder gehegt wurde. 

Auch in der Realität, im wahren Leben also, habe ich erst während meiner Berufstätigkeit einen solchen Eisenbahnwagen betreten, um dort im " Bordrestaurant " etwas zu verzehren.

An die sündhaft teuren Preise kann ich mich noch zurück besinnen. Ein Kaffee war dort unter 4 DM nicht zu bekommen. Und geschmeckt hat er nie.

In einem solch lausigen Bereich zu übernachten, dass konnte ich mir deshalb schon nicht vorstellen. Vielleicht lag es eben genau an jenen Mondpreisen, die dort verlangt wurden.


Mit der Einführen der ICE - Generation nehmen die meisten Fahrgäste diesen Bahnservice wohl erst gar nicht in Anspruch. Der wohl auf vielen Strecken nicht mehr angeboten wird.


Da stand ich gestern denn gegen 17.45 Uhr vor dem Gleis 13 unseres neu bedachten Hauptbahnhofs, der immer noch das Flair einer riesigen Fabrikhalle besitzt. Hässlich ist noch ein schöner Ausdruck für den Gesamtzustand dieses Gebäudes, unserer mit Kulturgütern reichlich bedachten Landeshauptstadt. 

Während ich auf den RE aus Hof wartete, die Anzeigetafel alsbald hierzu eine 5 -minütige Verspätung bekannt gab, kamen mir wieder die Gedanken an den Filbreicht übr den " Mitropa " - Mitarbeiter aus dem Jahr 1997, der die Ski - Urlauber in die österreichischen Tummelplätze brachte.

Im Pütt gibt es so etwas ja nicht und wer damals ein kleines Loch bewohnte, ohne Garten, dafür mit einem winzigen Balkon, nicht arbeitslos war, den zog es sommers wie winters raus, in die angeblich heile Natur.

Der nahm dann auch solche Strapazen auf sich, wie die einer Nachtfahrt durch die halbe Republik:



http://fahrplan.capitainetrain.com/bahn/dortmund-hbf/villach-hbf

Soweit ich mich an den Sendeinhalt noch erinnern kann, kamen die DB - Gäste nach über 11 Stunde Fahrt schon geschafft am Zielort Schwarzbach / St. Veit  / Österreich an. Gleiches galt für die aus dem Urlaub einen Tag später Zurückreisenden. Skiurlaub 1997 war eben genauso anstrengend, wie  er 2015 sein kann.
Nichts für schwache Menschen mit einem dünnen Nervenkostüm.

Der Zug aus Hof war immer noch nicht da. Also schaute ich mich noch ein wenig in unserem " schönen " Hauptbahnhof um. Zwischen den Gleisen lag Schotter, der jene graue Farbe angenommen hat, die einst zu DDR - Zeiten vorherrschte. Einige Dutzend Meter weiter sprießt Unkraut aus dem brüchigen Beton neben den Gleisen. Zwischen diesen blühten die jetzt überall sichtbaren " Pusteblumen ". Pustekuchen, der Zug war immer noch nicht zu sehen.

So betrachtete ich mir noch einige - inzwischen eröffnete - Geschäfte. Dirk Rossmann aus dem Hohen Norden hat hier eine Filiale vorzuweisen. Da gibt es die obligatorische Bahnhofsbuchhandlung und ein Schuh - Fachgeschäfts das Hamburger Multi - Millionärs Görtz. Ein Bäcker ist auch da.


Als ich dann aus lauter Langeweile den Fahrplan las, wurde mir schlagartig klar, dass unsere schöne Landeshauptstadt eigentlich abgekoppelt ist. Nur 8 ICE in 20 Stunden. Einige ICs, ECs, und IRs; ansonsten nur REs und RBs. Eigentlich schwach, für eine Landesmetropole. Da hat es der große Konkurrent Leipzig schon besser. Aufgrund der geographischen Lage sind die Anbindungen an das Bundesgebiet und die europäischen Nachbarstaaten viel besser.

Während ich noch überlege, warum Dresden eigentlich eine so genannten Sackbahnhof haben muss, ertönt eine quäkende, kaum zu verstehende Stimme aus den Lautsprecher: " Auf Gleis 13 fährt ein, der verspätete Regional Express aus Hof. "
Keine weiteren Erklärungen, keine Entschuldigung, keine Informationen zu Weiterfahrtmöglichkeiten. Ein lausiger Service ist das.

Langsam rumpelt die E - Lok mit quietschenden Bremsen in den Bahnhof ein. Das angeblich sehr teuere Dach musste schon X-Mal geflickt werden, weil es durch regnete; es leckte überall. So ein Pfusch! Der Lok - Führer öffnete ein Seitenfenster der Zugmaschine. Es dauert eine Weile, dann öffnen sich die Wagontüren und wenig später ergießt sich ein Strom von Menschen aus dem Inneren des Zugs. Es hetzten Reisende weiter zu den Gleisen. Andere diskutieren laut wegen der Zugverspätung und den eingepferchten Menschen in dem Regional Express. " Von sich beschweren " ist da die Rede. Ich denke bei mir: " Du armer Willi, das hat den gleichen Effekt, als würde jemand in China den berühmten Sack Reis umstoßen. "

Ich lasse mir von meiner besseren Hälfte die näheren Umstände jener Horror - Fahrt schildern. Da hatten besonders schlaue DB - Mitarbeiter doch tatsächlich einen kompletten Wagon der 1. Klasse eingesetzt, womit sich der ohnehin schon knappe Raum in den übrigen Wagons noch weiter reduzierte. Die Bahn kommt.... Ja, klar, zwar an, aber: Wann, wie und wo?

Da waren die beschrieben Umstände in dem Nachtzug von Dortmund nach St. Veit noch purer Luxus. Auch wenn dort Kaffee aus Kannen, aufgewärmte Hörnchen und abgepackte Industriemarmelade kredenzt wurden.


Tony Joe White " The Train I´m On " aus dem gleichnamigen Jahr 1972er Album und " Sidewalk Hobo ":



  

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