Janoschs Traumstunde für Piezke, den Siebenschläfer.


Für mich war eine Kindersendung in der Mitte der 1980er Jahre das absolute Non Plus Ultra; noch weit vor der " Rappelkiste " aus den 1970ern, der " Sesamstraße " oder " Pumuckel und Meister Eder "  und " Der rosarote Panther ": " Janoschs Traumstunde ".
Vielleicht dem DDR - Sandmännchen aus den 1960ern gleichzusetzen, sah ich mir jede der 26 Folgen an.Später dann die Wiederholungen im Kika.

Janosch, der ja eigentlich Horst Eckert heißt und am 11. März 1931 in Hindenburg / Oberschlesien, im heutigen Zabrze, dass zur Woiwodschaft Schlesien zählt, geboren wurde, hat seit 1960 mehr als 150 Bücher in 30 Sprachen veröffentlicht. Er lebt seit 1980 auf der spanischen Insel Teneriffa.

http://de.wikipedia.org/wiki/Janosch

Im Jahr 1977 schrieb Janosch das Buch " Traumstunde für Siebenschläfer " ( Traumstunde für Siebenschläfer. Beltz-Verlag, Weinheim 1977, ISBN 3-407-80526-8. ).
Es folgten in Jahresabständen weitere, später sehr bekannte Bücher, wie " Oh, wie schön ist Panama ", " Post für den Tiger " oder " Komm, wir finden den Schatz ".

Ab Mitte der 1980er Jahre wurden die Janosch - Bücher von der ARD als 25 - minütige Kindersendung von 26 Folgen in 2 Staffeln produziert und ab 12. Oktober 1986 bis 4. Januar 1987 sowie vom 7. Januar bis 2. April 1990 in der ARD - Nachmittagssendung erstmalig unter dem Titel " Janoschs Traumstunde " ausgestrahlt.



http://de.wikipedia.org/wiki/Janoschs_Traumstunde


Die zweite Episode dieser " Traumstunde " heißt " Post für den Tiger " und " Traumstunde für Siebenschläfer ". 


http://www.fernsehserien.de/janoschs-traumstunde/episodenguide


In dem zweiten Zeichentrickfilm " Traumstunde für Siebenschläfer " wird illustriert, warum der Siebenschläfer so heißt. Hauptdarsteller sind Onkle Popov und Piezke, der Siebenschläfer. Onkel Popov weckt Piezke aus seinem Winterschlaf auf und möchte mit diesen im Frühling etwas unternehmen. Doch Piezke ist noch so müde, dass er überall wieder einschläft. Eine lustige Geschichte, die den Kindern vermitteln möchte, warum ein Siebenschläfer so heißt; weil er nämlich immer schläft. Und weil er immer schlief, hatte er nichts gelernt. Er konnte deshalb auch nichts. 





Als ich diese Folge zum ersten Mal in dem ARD - Nachmittagsprogramm sah, wartete ich auf das Ergebnis meiner Wissenschaftlichen Arbeit, die ich Ende September 1986 als vorläufigen Abschluss zu der Einstufigen Juristenausbildung an der Universität Bremen abzugeben hatte. Warten kann öde und nervig sein. Also vertrieb ich mir die Zeit mit Lesen und Fernsehen. Schließlich hätte ich eh nichts mehr ändern können. Wer eine Abschlussarbeit nach der einstigen Prüfungsordnung abgab, musste dabei nur zwei Bedingungen erfüllen: Die Arbeit war fristgerecht bei dem Prüfungsamt, dass vormals seinen Sitz im Gebäude des Hanseatischen Oberlandesgerichts verzeichnete, vorzulegen und die Abgabe musste mittels Eingangsstempels der dortigen Geschäftsstelle dokumentiert sein. Alles andere war danach unabwendbar.

Diese Bedingungen hatte ich erfüllt. Ich wartete also auf die offizielle Beantwortung der spannenden Frage nach dem " Bestanden " oder nicht. Deshalb konnte ich in dieser Wartezeit mir den Janosch ansehen. Da lief denn eines Nachmittags die Folge mit Onkel Popov und Piezke, den Siebenschläfer, der nichts konnte, weil er nur schlief.
Vielleicht erinnere ich mich deshalb daran so genau, weil mit Popov und Piezke in abgewandelter Form das letzte Refugium meiner eigenen Kindheit wieder auflebte. Die Traumwelt., die möglicher Weise jedes einzelne Kind irgendwann einmal für sich aufbaut.
mit meinen eigenen Erinnerungen daran, die spätestens mit Abschluss des Studiums und dem endgültigen Eintritt in die Erwachsenenwelt, die harte Realität des menschlichen Daseins, diese Reminiszenzen an die Kindertage völlig verdrängt werden.

Piezke, der schlafende Siebenschläfer, war später, nämlich in den 1990ern, unter vielen andere, ein Buch, dass ich meiner Tochter abends vorlas. Onkel Popov konnte in Janosch´s Traumwelt auf Bäume fliegen, wenn er die Stiefel auszog. Piezke konnte das nicht. Piezke konnte eigentlich gar nichts; nur schlafen. Weil Piezke nur schläft, lernt er nichts; deshalb kann er nichts.

Viele Jahre später nahm ich mit einen Mandanten eine Termin beim Amtsgericht in Hamburg wahr. Es wurde über eine Klage gegen eine Dame aus dem Horizontalem Gewerbe, die irgendwo auf St. Pauli wohnte, vor dem Zivilrichter verhandelt. Diese Dame hatte von dem Mandanten, einem Hundezüchter, eine Deutsch Dogge für 3.500 Deutsche Mark mit einem schriftlichen Kaufvertrag erworben und dafür 1.000 DM angezahlt. Den Rest blieb die Dame vom Hamburger Kiez schuldig.  So erhob ich gegen sie Zahlungsklage vor dem Amtsgericht, das zunächst einen so genannten Gütetermin anberaumt hatte, weil diese Dame sich gegen die Klage verteidigen wollte. Sie hatte jedoch keinen Anwalt mit gebracht. Sondern, statt des Kollegen, ihren " Loddel "; den Zuhälter also. Der Richter, vielleicht ein paar Jahre älter als ich, hieß Rellensmann. 
    
Er war erfahren genug, zu erkennen, dass es wegen der Klage eventuell Stress gegen könnte - mit dem " Loddel ", der ein martialisches Aussehen hatte. Richter Rellensmann redete deshalb sehr besonnen auf die Beklagte und ihren " Beschützer " ein. Sie habe nun mal den Kaufvertrag unterschrieben und sich verpflichtet, den Kaufpreis von 3.500 DM für die Dogge zahlen zu wollten Und, nein, die mündlichen Argumente, dass das Tier krank gewesen sei, zählten deshalb nichts. Dazu habe sie keine Beweise vorlegt; keine Tierarztrechnungen, keine Zeugen benannt - nichts.

Richter Rellensmann vom Amtsgericht Hamburg redete und redete auf die Dame und ihren , sich eher rabiat aufführen Begleiter ein. Dabei schmunzelte er, mit einem viel sagenden Gesichtsausdruck zu mir herüber schauend, als wolle er sagen: " Nun, Sie wissen ja Herr Kollege Rechtsanwalt, wie diese Fälle sind: schwierig! " Vielleicht hatte er auch erkannt, dass ich seine Absicht, dieses Verfahren nicht über ein Urteil beenden zu wollen, längst durch schaut hatte. Oder, er hatte bemerkt, dass ich mich indirekt über seinen Namen Rellensmann und sein Auftreten in diesem Prozess, etwas amüsierte. Es hätte aber auch eine Mischung aus alledem sein können.

Richter Rellensmann schaffte es tatsächlich, indem er auf die Beklagte mit Engelszungen einredete, diese zu einem Vergleich zu bewegen. Die horizontal tätige Frau verpflichtete sich, die Vergleichssumme von nur noch 2.100 DM in monatlichen Raten, beginnend mit dem übernächsten Monat nach dem Gerichtstermin, abzustottern; und zwar  in einer Ratenhöhe von 150  DM. Ein Kompromiss also, wenn auch kein fauler, denn anderenfalls hätte der leicht schmunzelnde Richter Rellensmann ein Urteil zu unseren Gunsten gefällt.

Nach dem der Vergleich protokolliert war, bedanke sich Richter Rellensmann aus Hamburg für unser kooperatives Verhalten und wünschte uns noch eine angenehme Rückreise nach Bremen. Beim Verlassen des Sitzungssaals, der irgendwo in den Kellerräumen des großen Gerichtsgebäudes vom Sievekingsplatz 1 in Hamburg, eingerichtet war, schaute ich noch auf den öffentlichen Terminsaushang. Und las dabei nicht nur, dass der Richter Rellensmann nach unserer Rechtssache noch weitere Verfahren terminiert hatte und, dass der Richter eben Rellensmann hieß.

Der Name ist wohl doch tatsächlich von " Relle " abgeleitet worden. Und " Relle " ist eine andere Bezeichnung für....? Richtig, Siebenschläfer, auch Haselmaus und als Bilch benannt. Also schläfrig, so, wie mein Freund Piezke war der Richter Rellensmann nicht. Die Geschäftsstelle sandte mir einige Tage später das Vergleichsprotokoll zu. Ich veraktete den Titel und rechnete mit der Rechtsschutzversicherung des Mandanten ab. Fahrtkosten gab es keine, dafür eine Vergleichsgebühr. Geld von der Beklagten gab´s auch keins, dafür drei vergebliche, allerdings auch gebührenmäßig abrechenbare Zwangsvollstreckungsversuche. 
Mühselige Kleinarbeit für einen ebenso mühseligen Fall. Aber: Was macht der Rechtsanwalt nicht so alles, um Geld verdienen zu müssen?

Richter am Amtsgericht Rellensmann habe ich auch nicht wieder gesehen. Ich hatte meine Kanzlei ja in Bremen und beruflich mit Hamburg nur bedingt zu tun. Dafür habe ich später beim Lösen von diversen Kreuzworträtseln gewusst, welches Wort für " Haselmaus,Siebenschläfer " einzutragen war, nämlich " Relle ". Aber natürlich nicht Piezke, der schläfrige Siebenschläfer aus Janoschs Traumstunde.



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