" Isch haben keinä Führerschein mär!" oder: Einige kritische Gedanken zum Unfalltod des Junior Malanda.


In den Zeiten der totalen medialen Überwachung der ungezählten, dazu noch selbst ernannten oder von der Papageien - Presse als solche hoch gejazzten Stars, kann ein kleiner privater Fehltritt - gleich welcher Gestalt - zu fatalen Folgen führen. Dann nämlich, wenn aus jenem privaten oder beruflichen Ereignis eines dieser vermeintlichen Stars, das übliche Prinzip der Mücke - Elefanten - Metamorphose greift. Dann bricht alsbald ein medialer Shit - Storm über die / den Ertappten herein, von dem sich die Betroffenen kaum noch erholen.

Ähnliches gilt, wenn ein angeblicher Prominenter das Zeitliche segnet. Noch extremer sind die Auswirkungen für die Opfer von tragischen Unfällen. Sofort entsteht eine Trauer - Industrie, die sich beinahe verselbständigt und häufig in Kitsch sowie unreflektiertem Aktionismus ausartet.

Da verstarb bekanntlich am 10. Januar 2015 an der Autobahn A 2 in der Nähe der Abfahrt Porta Westfalica der bei dem Bundesligisten VFL Wolfsburg unter Vertrag gewesene, belgische Fußballspieler Junior Malanda, nachdem sich das Fahrzeug wegen überhöhter und unangepasster Geschwindigkeit mehrfach überschlug, wobei der Wolfsburger Spieler aus dem PKW geschleudert wurde.

Nun startete eine Medienhype und eine Trauer - Folklore, die es zuvor kaum gegeben hat. Die gesamte Nachrichten - Industrie hämmerte die Meldung von dem Unfalltod des Profis beinahe ununterbrochen in die Köpfe der Rezipienten ein. Dieser Unsinn ist ja sattsam bekannt. Das war bereits bei dem Ski - Unfall von Michael Schuhmacher der Fall. Das wurde davor bei einem gleichen Ereignis bei dem einstigen thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Alt haus zelebriert.

Die Medien geben den Ton an und mit einer Pseudo - Betroffenheit jault die namenlosen Masse nach. Es folgt regelmäßig eine illuminierte Show an einem bestimmten Trauerort und die üblichen, gleichförmigen Floskeln irgendwelcher Kollegen und Experten. Dieses Geseier wird flugs von den Medienvertretern aufgenommen und wiederum als Meldung, in Berichten und Kommentaren verwurstet.
Schrecklich!

Die mediale Verblödung hält auch nicht vor solchen, dann eher tragischen Ereignissen, wie den Tod eines Menschen. Das Medienzeitalter indes hat allerdings den Vorteil, dass Unwahrheiten bald als solche entlarvt werden, dass Fakten nicht unter den berühmten Teppich gekehrt werden können und dass ein kritischer Betrachter eines medial verunstalteten Ereignisses, dieses objektiv und selbst bewerten kann.

Um ehrlich zu sein: Mich hat der Unfalltod des belgischen Fußballers, dessen Namen ich eher beiläufig und wegen seiner kläglich vergebenen Torchance im Spiel des VFL Wolfsburg gegen die Bayern aus München, zur Kenntnis genommen habe, gar nicht tangiert.
Schon deshalb nicht, weil der Tod des jungen Mannes in grob fahrlässiger Weise verschuldet und selbst verschuldet war. Die Medien berichteten von den Umständen, die zu dem Unfall geführt haben. Sie berichteten aber auch, dass der auf Malanda zugelassene VW Touareg in den letzten halben Jahr vor dem Verkehrsunfall 21 Mal wegen Geschwindigkeitsübertretungen polizeilich registriert worden war; davon in 10 Fällen mit gemessenen mehr als 200 Km/h.Angeblich soll Malander in den meisten Fällen nicht selbst am Steuer gesessen haben.

Junge, junge, da muss sich doch der durchschnittlich und sogar erfahrende Führerscheininhaber wirklich fragen, ob hier die Verkehrsbehörden und die Strafverfolgungsinstitutionen nicht vollkommen geschlafen haben. Oder sollte dabei der häufig angewendete, jedoch nie zu beweisende " Promi " - Bonus eine gewichtige Rolle gespielt haben?


 http://de.wikipedia.org/wiki/Junior_Malanda

In den vielen Kommentarspalten der Online - Ausgaben einschlägiger Gazetten finden sich denn auch Hinweise, dass Malander und auch andere vermeintliche Fußball - Stars, es mit der Einhaltung der Verkehrsregeln nicht so genau nehmen. Spieler des FC Schalke 04 wurden vor jedem Heimspiel des Vereins auf den Wegen zur " Arena " als Verkehrs - Rambos geoutet, Der BVB - Nationalspieler Reus besaß erst gar keine Fahrerlaubnis und zahlte deshalb mehr als eine halbe Millionen Euro Geldstrafe, wobei er bereits davor als Verkehrsteilnehmer regelmäßig wegen diverser Verstöße Bußgelder zu zahlen hatte, ohne das den Behörden dabei die fehlende Fahrerlaubnis aufgefallen sein soll?

Aus eigener, beruflicher Erfahrung ist mir noch in Erinnerung, wie in der beschaulichen Großstadt Bremen damals mit Profis des SV Werder und Verkehrsordnungswidirgkeiten umgegangen wurde. Sie mussten sich allesamt dafür verantworten, sofern sie ertappt wurden.
Johan Micoud verlor zeitweise seine Lizenz, weil er durch die Innenstadt raste und geblitzt wurde.

" BREMEN (kni) Da war Johan Micoud zu schnell, nein, viel zu schnell unterwegs: Der Franzose wurde nach Informationen der "Bild"-Zeitung in seinem Ferrari auf der Kurfürstenallee in Bremen mit Tempo 135 km/h geblitzt, erlaubt sind aber nur 50 km/h. Vor dem Amtsgericht Bremen wurden dem 32-Jährigen deshalb zwei Monate Fahrverbot und 800 Euro Geldstrafe aufgebrummt. Wann der Werder-Profi seine Fahrpause einlegen muss, steht noch nicht fest. "

Nun, es wurden 2 statt 3 Monate Führerscheinsperre, denn  der gute Johan zahlte eine doppelt so hohe Geldbuße, was einige Schwachköpfe im so genannten " fanlager.de " (  http://www.fanlager.de/fussball-stammtisch/micoud-muss-laufen-14212.html ) so dämlichen Kommentaren veranlasste, weil sie weder vom Recht, noch vom Fußball ansatzweise Kenntnisse besitzen.

Tja, richtig ist aber auch, dass sich schon damals viele Fußball - Profis über ihren fahrbaren Untersatz als Statussymbol definierten. Ferrari, Maserati, Hummer, AMG Mercedes...

Großmaul King Kong Kahn wurde Jahre nach seinem Abgang bei den Bazis auch beim Rasen ertappt und kaufte sich durch ein lächerliches Sachverständigengutachten, das er aus seiner privaten Schatulle bezahlte, von einer Führerscheinsperre frei.

Uns Günther Netzer erwischte es mehrfach auf diversen Autobahnen, als er mit übersetzter Geschwindigkeit geblitzt wurde. Die findigen Journalisten kalauerten daraufhin: Günther Netzter kam mit seinem  Fahrzeug aus der Tiefe des Hamburger Raumes .

" Auch Fußballstar Günter Netzer, der - aus der Tiefe des Hamburger Raumes kommend - den Elzer Berg heruntergerast war, gab sich eher muffig und "nicht so zugänglich", wie sich die Polizisten erinnern. "

- Zitatende - aus: " Wie du und ich " in: " DER SPIEGEL ", Ausgabe 45 / 1985, S. 128 ff

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13514207.html

Allerdings trifft es nicht nur jene bekannten Fußball - Profis. Die Zahl der eher Namenlosen dürfte weit aus höher sein.

Leider gibt es zudem lokale Unterschiede, was den Verfolgungseifer und die Verfolgungsintensität betrifft. Bei dem guten Marco Reus habe ich so, wie in dem Fall des tödlich verunglückten Malander meine Zweifel, dass hier nach rechtsstaatlichen Kriterien gehandelt worden ist.
Andererseits ist mir eine Rechtssache in Erinnerung, an der der Ex - Werder - Spieler Wynton Rufer beteiligt war. Ihm wurde sein gesponserter, nigelnagelneuer Mercedes in Sport - und Sonderausfertigung einfach gestohlen, um dann anschließend die vier teuren Sportfelgen nebst Reifen abzumontieren. Den aufgebockten PKW ließen die vier Strategen, allesamt Jugendliche, auf einem Feldweg kurz vor Bremen stehen.
Als ich die Akte einlas, traute ich meinen Augen nicht: Es wurde eine intensive Zeugenbefragung über mehr als 50 Seiten vorgenommen und akribisch ermittelt - nur, weil der PKW dem Werder - Promi gehörte.

Allerdings ist dieser Fall natürlich nicht mit dem Tod des Wolfsburger Spielers vergleichbar. Doch allein diese Beispiel werfen ein bezeichnendes Licht auf den Zustand unserer Gesellschaft. Und wenn heute Abend der VFL Wolfsburg gegen den Dauer - Bundesligameister aus München antritt, werde ich erst nach dem üblichen Brimborium, einschließlich der verordneten " Beifall " - Minute einschalten.
Was zu viel ist, ist eben zu viel des inszenierten Geheuchels.


Kommentare

Octapolis hat gesagt…
So tragisch das für Junior endete, so seltsam mutet die Betroffenheitsmasche dann doch an. Man erinnert sich noch gern an das Geschwafel um Herrn Enke, kurz darauf hat es keinen mehr interessiert, denn: the show must go on. So ist das.

Ich wette, du hast angesichts des Ergebnisses gestern noch ein Piccolöchen geköpft!? ;o)
Lobster53 hat gesagt…
Na, so ähnlich.

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