Wullowitz: Mich trifft der Blitz!


 Die Republik Österreich ist ja bekanntlich ein europäisches Transitland. Mit ihren knapp 84 Millionen m² Fläche und etwa 8,5 Millionen Einwohnern, die sich auf 9 Bundesländer verteilen, stellt sie zwar nicht gerade eine imposante Größe dar, allerdings gilt dieses nicht für das regelmäßige Verkehrsaufkommen während der Ferienzeiten; insbesondere zu den 3 Sommermonaten. Dann fallen Millionen Blechhaufen über die Landesgrenze ein, um sich in Richtung Süden zu quälen.

Und sie strömen aus allen Himmelsrichtungen in die Alpenrepublik hinein, weil sie möglichst schnell zum Urlaubsort, der meist noch viele hundert Kilometer südlicher liegt, gelangen wollen. Das Land ist nämlich von anderen Staaten umzingelt. Im Norden liegt der große, gleichsprachige Nachbar Deutschland, im Westen ist es die Schweiz und Lichtenstein, im Süden liegen Italien und Slowenien vor der Tür und im Osten sind es Ungarn sowie die Slowakei. Im Nordost allerdings wird Österreich von Tschechien eingegrenzt.
Besonders viele Urlauber drängt es seit den Grenzöffnungen aufgrund der europäischen Übereinkünfte und Verträge auch aus den östlichen Nachbarländern nach Österreich und von dort aus weiter in den Mittelmeerraum. Da werden auch gerne 1.000 und mehr Kilometer Fahrt in den Kauf genommen, um ans Wasser zu gelangen.

Dabei sind lästige Stopps, wie etwa an Tankstellen oder Mautstationen ein hinnehmbares Übel. Noch nerviger sind indes Grenzkontrollen
Diese gibt es seit vielen Jahren an der Grenze den Ostnachbarn nicht mehr. Die einstigen Grenzübergangspunkte, jene Kontrollstellen, an denen der Tourist sich die aufgesetzten, ernsten Blicke und Minen von Uniformierten gefallen lassen musste, wenn er mit seiner Blechschüssel vorfuhr, seinen Personalausweis oder Reisepass vorlegte und dann mit einer oft abwertenden Handbewegung in das zu durch fahrende Nadelöhr durch gewunken wurde, sind längst passe´.

Geblieben sind aber die Gebäude, in denen die Grenzpolizei ihren Dienst versah. Häufig stehen die Aufbauten verlassen, verwildert und wie verwunschene Relikte aus vergangenen Tagen plötzlich kurz vor den offiziellen Hinweistafeln und Schildern, die dem Durchfahrenden auf die Grenze aufmerksam machen.
So auch im oberösterreichischen Ort Wullowitz. Das Dorf zählt 64 Einwohner und gehört zu der Marktgemeinde Leopoldschlag in dem Bezirk Freistadt.
Eine ausnahmslos ländliche Region des Nachbarlandes. Hier wird traditionell gedacht und deshalb stramm rechts gewählt. Die ÖVP bringt es deshalb bei den Wahlen regelmäßig auf satte 64 % der Stimmen. So ganz kalr hat diese rechtskonservative sich noch nicht von dem Atomkraftwahn abgesetzt; wohl aber einige besorgte Österreicher, die in schöner Regelmäßigkeit gegen das atomare Pulverfass im tschechischen Teplice demonstrieren. Bislang ohne Erfolg!


http://www.google.de/imgres?imgurl=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8a/Stiegersdorf_-_Tschechische_Grenze.JPG&imgrefurl=http://de.wikipedia.org/wiki/Leopoldschlag&h=1920&w=2560&tbnid=Eu0hKF9Wg73uLM:&zoom=1&tbnh=135&tbnw=180&usg=__sK11BoIKyET-Zx9MRHJyMc3NZ-w=&docid=0UvoApcWVkv5FM&sa=X&ei=uP5FVMjeIqKGywOriYLgBA&ved=0CC4Q9QEwAw&dur=430

Das kleine Örtchen Wullowitz liegt mit der Gemeinde Leopoldschlag im Mühlviertel und an der so genannten Europäischen Wasserscheide von Elbe und Donau. Die sonstigen Attraktionen sind  hier sehr überschaubar
Da die einstige Grenze zu Tschechien bei Dolní Dvořiště längst nicht mehr durch einen Kontrollpunkt überwacht wird, kann eine beinahe ungeprüfte Einreise erfolgen. Für die Touristen bedeutet dieses eine wahre Wohltat, müssen sie nun nicht mehr stunden lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Die übrigen Betroffenen der Grenzöffnung sind indes weniger begeistert. Rechneten sie mit einem signifikanten Anstieg der lokalen Kriminalität. Dazu zählt zweifelsohne auch der Warenschmuggel. Immerhin versucht die österreichische Polizei durch verstärkte Kontrollen hier gegen zu steuern. Die Erfolge könnten jedoch eher als sehr mäßig bezeichnet werden.

Jenseits der Nachteile der Grenzöffnung zeigt sich für den durchfahrenden Touristen ein Landstrich, der eine durchgängig flache Topografie aufweist. Beinahe gleichförmig ziehen sich die Felder und Wiesen entlang der E 55, der Staatsstraße I / 3 oder B 310 in Österreich, die sich dann über Freistadt in Richtung Linz auf die Mühltalautobahn, die A7 führt.

Nachdem wir im letzten Sommer das Abenteuer einer Urlaubsfahrt von Dresden über Prag bis eben zu jenem Grenzübergang bei Wullowitz eingegangen waren, kamen mir nach dem Durchlesen eines Internet - Artikels einige Erinnerungen. Die unvollendete Autobahn 17 von Dresden nach Prag ist dabei nur als kleines Übel bei dieser Fahrt zu bezeichnen. Auch die ungerechtfertigte Maut für jene, dann eher als mäßig ausgebauten Autobahnen in dem östlichen Nachbarland, kann eher als nette Episode ohne Wiederholungsgefahr getrost abgehakt werden. Was viel gravierender war, sind die in der tschechischen Pampa gesehenen Häuser. Ruinen und Bruchbuden aus der Ära des real existierenden Sozialismus.
Da reicht eine Begegnung der Dritten Art absolut.

Und weil die etwa 170 Kilometer Umweg über die Autobahnen 71, 9 und 8 sowie die 23,50 € für den Tauerntunnel, den Karawankentunnel zu viel Euronen waren, wählten wir einst die schnellste und kostengünstigste Strecke.  Dafür kamen wir in den Genuss einen herunter gekommenen Grenzübergang an der tschechisch - österreichischen Grenzen bei Wullowitz sehen zu können. Hier wuchs das Gras aus den Steintreppen, die Parkflächen waren mit Müll übersät und die Grünflächen - soweit überhaupt erkennbar - glichen einer Freiluft - Kloake, die zum Himmel stank, Schöne Weiterreise und Willkommen in der Reüublik Österreich. Danke!

Ach ja, aus der Netzrecherche konnte ich entnehmen, dass die Gebäude des einstigen Grenzübergangs nun endlich an einen Investor verkauft worden sein sollen. Hoffentlich plant der keine Bar für Trucker und Einheimische zu bauen, denn Angebote zur Triebabfuhr und zur Befriedigung der Fleischeslust und dem Ausleben der spießigen, katholischen Doppelmoral gibt es jenseits der Grenze in Tschechien zuhauf. Doch: Wehe, wehe, wenn ich auf die Folgen sehe.

http://kurier.at/chronik/oberoesterreich/problematischer-grenzverkehr/756.634

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