" Vote NO, Braveheart! " oder: Warum Schottlland britisch bleibt.

Der 18. September 2014 war für viele Schotten ein ganz besonderer Tag. Es durfte gewählt werden. Nicht die Abgeordneten des seit 1999 bestehenden eigenen Parlaments waren zu bestimmen, die dann von Edinburgh ihre relative Selbständigkeit umsetzen können, nein, es war eine Volksabstimmung, ein so genanntes Plebiszit, dass die Schotten zu den Wahlurnen trieb. Es ging um die Unabhängigkeit von Großbritannien. Es gab ein Referendum, wonach sich Schottland völkerrechtlich von London loslösen sollte.

Wenn die Argumente des Für und Wider vorurteilsfrei zur Kenntnis genommen werden, dann könnte der neutrale Beobachter den gesamten Wahlgang als Unfug einordnen. Unfug, deshalb, weil allein die vielen Bedingungen zur Erfüllung der Aufnahme in die internationale und europäische Staatengemeinschaft, die eine derartige Autonomie des Landes eigentlich voraussetzt, nicht nur immense Geldsummen verschlingen würden, sondern auch einen großen zeitlichen Korridor erfordern.

Ölfelder und Energievorkommen hin, Whiskey und Landschaft her, eine Abtrennung Schottlands unter den heutigen Gegebenheiten wäre Unsinn. Das sah wohl auch die Mehrheit der Bürger Schottlands so und stimmte gegen das Referendum. " No "! Richtig entschieden. Weil die Gas - und Ölquellen, die innerhalb des britischen Territoriums in der Nordsee und dem Atlantik liegen sollen, noch gar nicht ausgebeutet werden können. Und wenn, dann kassiert England nicht alleine die riesigen Profite ein.

Das Land mit seinen 5,3 Millionen Einwohnern und den 77.000 Km ² Fläche ( etwa 1/3 Großbritanniens )benötigt diese vollkommene Abspaltung von Großbritannien eben nicht, um auf eigenen Füßen zu stehen. Eine oktroyierte Politik, wie sie einst die Premierministerin Thatcher bei der Schließung von mehr als 90 % aller Kohlegruben durch peitschte, wird es nie wieder geben. England ist auch längst keine Besatzungsmacht mehr und plündert die Nachbarstaaten gnadenlos aus, wie es in Irland mit den Eichenwäldern vor langer Zeit geschah. England wird sich auch nicht militärisch in mögliche, landesspezifische Konflikte einmischen, wie es vor einigen Dekaden noch in Nordirland geschah. England hat mehr mit sich selbst zu tun. Eine hohe Arbeitslosigkeit, Rekordschulden und eine lahmende Ökonomie setzen London mehr denn je arg zu.



Ach, ja, auch vom Fußball her betrachtet, ist Schottland allenfalls 3. Wahl. Keine Rangers aus Glasgow, die den einstigen Europacup der Landesmeister und Pokalsieger ordentlich aufmischten, weil der Verein vor 2, 5 Jahre pleite ging und in der Vierten Spielklasse herum krebsen musste. Kein Intimfeind mit Namen Celtic Glasgow, der sich heiße Schlachten auf dem Rasen lieferte und auch Dundee United dürfte nur noch ein Schatten seiner selbst sein. Und " Braveheart " mit Mel Gibson ist vor 20 Jahren ein Kino - Blockbuster gewesen.
Die Schotten haben deshalb verstanden, das mann / man den Kilt lieber in dem Historienschrank lassen sollte, weil es aktuelle Beispiele für eine gescheiterte Autonomie mit der Ukraine, den vielen Kleinstaaten des einstigen Jugoslawien und den eher müde belächelten Bestrebungen in Katalonien schon gibt.

Kleinstaaterei in einem zusammen wachsenden Europa, einer globalisierten Welt, führt nur noch zu mehr Abhängigkeit von verbrecherischen Geldfonds, Banken und Großkonzernen, nicht zu mehr Monten im eigenen Geldbeutel und täglich einem saftigen Steak auf dem Tisch.



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