Der Rücktritt - Ein Film ohne Happy End?



Wenn das TV - Angebot an einem regulären Werktag, genauer gesagt, einem Dienstag, sich zur " Prime Time " ab 20.15 Uhr, so liest:

- " Das Erste " : " Familie Dr. Kleist "

- " ZDF " : " Karnevalissimo "

" RTL ": " CSI: Vegas ",

muss der Zwangsgebührenzahler und gestresste Glotzer auch bei dem vierten GröFaz in der Tv - Ödnis das Allerschlimmste befürchten. Doch: Oh, Wunder, weit gefehlt. Die Programmmacher des " Bunt - Ball " - Senders hatten sich an jenem Dienstag, den 25. Februar 2014, etwas ganz besonderes einfallen lassen. Um die Konkurrenz zu schocken, die eigne Quote in die Höhe zu treiben und die Wernbemoneten wieder sprudeln zu lassen. Schließlich ist hier jeder Zuschauer als statistische Größe ein potentieller Käufer des mittels Werbedrecks offerierten Konsumdrecks.
Aber, genug der üblichen Kritik. Der Private muss ja eben auch leben und seine üppigen Gehälter für die Mitarbeiter sowie die Damen und Herren in den leitenden Positionen und die Dividende der Aktionäre rechtfertigen. Das geht hier nur über betriebswirtschaftliche Zahlen, die nur als Gewinn gelten dürfen.

So kredenzte uns der " SAT 1 " - Werbesender ein angebliches Doku - Drama mit dem Namen " Der Rücktritt ". Nun, ein Rücktritt ist per se nichts außergewöhnliches. Es gibt den Rücktritt vom Kaufvertrag, den Rücktritt vom Versuch ( der ist immer noch straflos ) und den Rücktritt von einem Amt. Der ist auch straflos und wird in der Regel mit fürstlichen Zahlungen aus der Schuldenkasse des Staates bedacht.

Rücktritte gab es in der inzwischen fast 65 Jahre alten Bundesrepublik sehr viele. Minister sind scharenweise zurück getreten, zwei Bundeskanzler auch ( der erste der BRD Adenauer und der vierte, Willy Brandt ), aber auch zwei Bundespräsidenten ( Horst Köhler als 9. und sein Nachfolger Christian Wulff als 10. ).


http://www.anabell.de/listen_aller_art/liste-bundespraesidenten-brd.php

Um Wulff ging es in dem oben besagten Film eben. Um seinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten. Genauer gesagt sollten die letzten 68 tage seiner nur relativ kurzen Amtszeit gezeigt werden. Der Regisseur des Versuchs, den tatsächlichen Geschehnissen rund um das Schloss Bellevue, in dem ja die Wulffs bekanntlich auch eine Zeit lang residierten, ein wenig auf den Grund zu gehen, heißt Thomas Schandt.
In den tragenden Rollen waren zu sehen:

Kai Wiesinger als Christian Wulff

Anja Kling als Bettina Wulff

Holger Kunkel als Olaf Glaeseker

Rene´ Schoenenberger als Lothar Hagebölling

Thorsten Merten als Martin Heidemanns

Nikolaus Harbusch als Christian Ahlers

Hans - Joachim Wagner als Kai Dickmann

Valerie Niehaus als Petra Diroll


Rollen
Darsteller
Doku-Drama
D 2014
Christian Wulff
Regie:
Thomas Schadt
Bettina Wulff
Drehbuch:
Thomas Schadt, Jan Fleischhauer
Martin Heidemanns
Thorsten Merten
Kamera:
Stefan Unterberger
Lothar Hagebölling
René Schoenenberger
Schnitt:
Heike Parplies
Olaf Glaeseker
Holger Kunkel
Nikolaus Harbusch
Christian Ahlers
Petra Diroll
Valerie Niehaus
Protokoll-Chef
Ingo Hülsmann
Kai Diekmann
Hans-Jochen Wagner

Um es gleich vorweg zu nehmen, der Beitrag des Privatsenders zur medialen Zurschaustellung des Ex - Bundespräsidenten und seiner Ex - Gattin war nicht so schlecht, wie er in den Medien gesehen wurde.


http://www.spiegel.de/kultur/tv/tv-quote-christian-wulff-film-der-ruecktritt-auf-sat-1-a-955710.html

Sicherlich kein Drama, dafür fehlte dem Stoff die cineastische Würze und den beiden Hauptdarstellern das Charisma sowie die schauspielerische Qualität, aber, er hat in weiten Ansätzen das wieder gegeben, was der Zuschauer hinter dem üppigen Bau in Berlin vermuten könnte: einen schleichenden Verfall eines Politikers, der von einer wild gewordenen Medienmeute zu Tode gehetzt wurde. Die sonstigen Umstände, nämlich die rein private Seite des vormaligen Präsidenten - Paars kam leider zu kurz. Bettina Wulff musste sich dem meist rechthaberisch und unsensibel auftretenen Amtsträger unterordnen. dabei hat sie wohl eher die Freiheiten genutzt, um ihre Konsumträume in Erfüllung gehen zu lassen.

Um wohl rechtlich nicht anzuecken - die Wulfs sind da ja in dem Führen von diverser Rechtsstreite mehr als geübt - haben die Doku - Macher ganz darauf verzichtet, den Hintergrund der Medien - Hatz zu erhellen. Sei´s drum. Fakt ist, dass der Wulff nach seiner Ehescheidung de facto pleite war, weil er seiner ersten Frau und insbesondere der Tochter Unterhaltszahlungen leisten musste. Da war denn - wie die " Blöd " - Zeitungs - Bluthunde es richtig erkannt haben - nicht mehr viel finanzieller Spielraum. Eine erheblich jüngere Frau, wie es das Bettinchen nun einmal war, hat aber Ansprüche, die sie mit ihrerer eigenen Hände Arbeit nicht erfüllen konnte. Ergo: Frau sucht sich ein Wirtstier und melkt es ab.

Wulff indes ließ sich das private Glamour - leben von Freunden bezahlen. Leider traute sich der Beitrag an dieses, die gesamte Lebenskrise des Ex - Bundespräsidenten verursachende Verhalten, das er schon als MP von Niedersachsen an den Tag legte, nicht heran.
So verbleib ein etwas fader Film über die Leidensfähigkeit des Herrn Wulff. Seine Gattin, - Kling spielte sie doch relativ überzeugend, obwohl ich der bei SAT 1 dauerpräsenten Schauspieler - Niete nicht auf den Pelz gucken kann - zog sich alsbald zurück. Escort- Service hin, " Rotlicht - Gefasel her, die Körner hat es verstanden, diese Vorwürfe abzubügeln. So wurde ein gebrochner Mann gezeigt, der zum Schluss die Brocken hin warf, weil er den Mediendruck nicht mehr aushalten wollte.

Wer keine Freunde hat, hat keine Feinde. Das Wulff in den Jahren seiner Amtsführung auf zu hoheme niedersächsischen Ross saß, brachte der Film nicht herüber. Dieses sollte wohl auch nicht der wahre Anspruch sein.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Wer sich zu wichtig nimmt, den aber auch.
Wulff legte sich mit dem Latrinen - Blatt an. Das war ein Fehler. Zumal er von dem Ausfechten einer Fehde auch noch auf der Mailbox der Springer - Fürsten Diekmann und  Döpfner dieses mündlich hinter ließ. Ein fataler Irrtum dabei war, dass er mit der Fairness des Organs der bildenden Volksmeinung rechnete.
" Wer mit der " BILD " - Zeitung den Fahrstuhl hoch fährt, fährt ihn auch mit ihr herunter " , sagte einst der jetzt beim " SPIEGEL " tätige stellvertretender Chefredakteur Blome.

So ist es, so war es, so wird es immer sein!

Wulff ist heute von dem Anklagevorwurf der Vorteilsnahme durch das Landgericht Hannover in der I. Instanz freigesprochen worden. Nicht alles was moralisch verwerflich und gesellschaftlich geächtet ist, auch gleichzeitig strafbar. Der Freispruch ist nur ein Prestigeerfolg, weil er Wulff nicht aus dem Tal der Bedeutungslosigkeit heraus katapultiert. Er möchte wieder als Rechtsanwalt arbeitet. kann er, darf er, denn er ist ja nicht vorgestraft und pleite ist er auch nicht mehr. In dem Film " Der Rücktritt " gab es vorerst kein Happy End; in dem realen Leben des Christian Wulff sehr wohl. Weich gefallen, obwohl sehr tief gestürz, Herr Bundespräsident a.D. Wulff!

In diesem Sinne: Gut´s Nächtle mit " Aha " aus dem Hohen Norden und dem Hit " Cry Wolf ":


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