Der " Fall " Sebastian Edathy: Der kanadische Spaten grub und hob aus dem Moor, eine Medien - Leiche hervor?



Junge, ist das ätzend. Seit Tagen immer nur Olympia - Berichterstattung. Da wird über die Medaillen, die Pleiten, das Pech und die Pannen berichtet. Auch die Wetterverhältnisse in Sotschi am Schwarzen Meer sind plötzlich interessant. Aber: Das Ende naht. Damit kann sich die Medienmeute wieder auf ihre eigentlich wichtigere Arbeit konzentrieren: Darüber zu berichten, was wirklich wichtig ist!
Zwischendurch gab es allerdings doch einige ungeplante Abwechselung in dem faden Nachrichtenbrei über die Geschehnisse aus aller Welt.

In Kiew prügelten sich Regierungsgegner mit der Janokowitsch - Polizei. In Südwesten Englands herrscht seit Wochen " Land unter ". In der Bundesrepublik gibt es zwar kein Winterwetter  - Chaos, wie in den USA, keine Tage langen Stromlieferungsunterbrechungen wie zerstörter Zuleitungen, dafür aber einen Strafprozess vor dem Landgericht Bonn gegen drei Manager des insolvente " TELDAFAX " - Anbieters wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs und der Insolvenzverschleppung. Nur nimmt die Öffentlichkeit hiervon kaum Notiz. Auch der Münchner NSU - Prozess plätschert so vor sich hin und ist der schreibenden sowie sprechenden Zunft allenfalls eine Kurzmitteilung wert. Gleiches gilt für das immer noch laufende Strafverfahren gegen den Ex - Bundespräsidenten Christian Wulff in Hannover.

Deshalb musste eine neue Dose überlagerter und damit stinkender Konserve geöffnet werden. Die hungrige Nachrichten - Meute stürzte sich auf den einstigen Bundestagsabgeordneten der SPD Sebastian Edathy, um ihn in der Luft zu zerreißen. Was zunächst erst tröpfchenweise über die Nachrichtendienste an die Öffentlichkeit drang, dann in konkreter werdender Form in vielen Berichten seinen Niederschlag fand, wurde alsbald zur " Koalitionskrise ", zum " Elch - Test ", zur " Belastungsprobe " für die Berliner " GroKo " hoch stilisiert. Der Medien - Fall Sebastian Edathy. Ein eingeleitetes Ermittlungsverfahren gegen die niedersächsischen Politiker brachte eine Lawine ins Rollen, die einige Beteiligte, andere mittelbar Involvierte und jede Menge Mitläufer aus dem Umfeld der Dauerquasseler ohne Regierungsrang unter sich begraben könnte.
Der geniale Goethe stellte denn hierzu bereits vor 206 Jahren fest:

" Faust " - Teil I - Prolog im Himmel : 


" Und steh beschämt, wenn du bekennen musst: | Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange | ist sich des rechten Weges wohl bewusst."

Weil aber jene Protagonisten aus der Abteilung " Attacke " nicht gute Miene zum bösen Spiel machen wollten, riefen sie nach den Medien . Schwadronierten über die moralische Verantwortung der Politik in dieser, unserer feindlichen Gesellschaft und hatten dabei immer im Hinterstübchen des Denkapparats abgelegt, dass Angriff auf den parteipolitischen Gegner, alle Male die beste Verteidigung sein muss. Auch hierzu lässt sich Goethe trefflich zitierten, nämlich aus dem " Zauberlehrling ":


Und nun komm, du alter Besen,
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen:
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!
  Walle! walle
  Manche Strecke,
  Daß, zum Zwecke,
  Wasser fließe
  Und mit reichem, vollem Schwalle
  Zu dem Bade sich ergieße.


Und je mehr der zunächst willenlose Knecht das Wasser schleppt, desto höher wird dessen Stand im Behälter, so hoch, dass vielleicht der Badende darin ertrinkt. Denn der Knecht - hier mit dem Namen Medium - unterbricht sein Schleppen nicht. Der Besen trägt und trägt, das Medium berichtet und berichtet; veröffentlicht ein Detail nach dem anderen. Bis es knallt!

Der Knall hieß Rücktritt des Bundesministers Friedrich von der CSU. Ihm sollten aber andere Beteiligte an dieser eingeredeten " Staatsaffäre " folgen. Oppermann, Ziercke, vielleicht noch Gabriel?
Die Medienberichterstattung ist da erbarmungslos. Ohne Gnade wird verbal auf die Beteiligten eingedroschen. Ohne Sinn und Verstand. Hauptsache viel Radau, eine gute Quote und dass der Rezipient erkennt: die Großkopferten werden auch nicht geschont.

Der eigentliche Anlass der Berichterstattung gerät dabei schnell in das Hintertreffen. Wen interessiert es wirklich, ob nun der Ex - Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy eine pädophile Neigung besitzt. Ob er vielleicht homophile Züge auslebt? Ob er seit Jahren pornografisches oder pornografisch angehauchtes Bild - und Filmmaterial bestellt und/oder besessen hat?

Da fungierte seit fast 9 Jahren eine kanadische Vertriebsgesellschaft mit dem unverfänglichen Namen " Azov Films " im fernen Kanada. Ermittler der dortigen Polizei hatten die in Toronto ansässige Firma bereits auf dem Schirm. Sie stand  bereits 2011 im Verdacht inkriminierendes Video - und Filmmaterial zu verbreiten. Bei einer im Mai 2011 erfolgten Razzia wird der Inhaber des Betriebs, ein Brian Way, fest genommen und in Untersuchungshaft überführt werden. 
In Zusammenarbeit mit der US - Postinspektion konnten die Kundenbeziehungen von " Azov Films " nahezu vollständig rekonstruiert und die Erkenntnisse hierüber an Interpol weiter geleitet werden.
Am 13. November 2013 führte die kanadische Polizei unter dem Begriff " Projekt Spade " während einer einberufenen Pressekonferenz mitteilen, dass es weltweit zu 348 Festnahmen von Verdächtigen, der Identifizierung und sicheren Verbringung von einigen Hunderte Kindern sowie der Beschlagnahme von 45 Terabyte Datenmaterials gekommen sei.

Im Zuge dieser Ermittlungen fällt der Name Sebastain Edathy als " Azov Films " - Kunde. Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden hatte eine Liste von 800 deutschen Verdächtigen erhalten und über die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main einen Prüfvorgang an die zuständige Behörde im niedersächsischen Celle weiter geleitet.
Diese wiederum gab den Vorgang an den Leitenden Oberstaatsanwalt in Hannover ab.

Zwischenzeitlich erfolgte eine weitere Auswertung des beschlagnahmten Materials in Toronto und ab dem 14. November eine umfangreiche Berichterstattung in den kanadischen Medien zu der Operation " Spaten ". Der Beschuldigte Sebastian Edathy beauftragte einen Rechtsanwalt, der am 28. November bei der Staatsanwaltschaft in Hannover zu einem eventuell anhängigen Ermittlungsverfahren gegen seinen Mandanten anfragte. Rechtsanwalt Noll wiederholte eine solche Anfrage gegenüber dem Landeskriminalamt in Hannover, das bereits durch das BKA in Wiesbaden informiert war.
Ab dem 4. Februar 2014 leitete die StA Hannover ein verdecktes Vorprüfungsverfahren gegen den Politiker Edathy ein.
Der Bundestagspräsident Norbert Lammert wurde durch ein am 7. Februar versandtes Schreiben der StA Hannover von der Absicht gegen den Abgeordneten Edathy ein Verfahren einzuleiten in Kenntnis gesetzt. 
Mutmaßlich am selben Tag, also m 7. Februar 2014 soll der Politiker den Mandatsverzicht " aus gesundheitlichen Gründen " erklärt haben.

Ab dem 8. Februar wurde über die Umstände des Verzichts, zunächst nur im geringen Umfang, in den Medien berichtet. Am 10. und 12. Februar erfolgten Hausdurchsuchungen bei dem Beschuldigten in Bad Rehburg/Loccum sowie in Berlin ( Büro ).
Am 13. Februar erfolgten erste Pressemitteilungen, dass schon im Oktober 2013 der SPD - Vorsitzende Sigmar Gabriel in dem "Fall " eingeweiht worden sei.

Was danach von den Medien im Wechsel mit der CDU/CSU aus dem Fall gemacht wurde, darf jeder neutrale Beobachter als Popanz bezeichnen. So wichtig ist ein einzelner Abgeordneter nun doch nicht. Zumal Sebastian Edathy keine exponierte Funktion für die SPD ausgeübt hat. Er war Bundestagsabgeordneter der SPD und direkt mandatiert für den Wahlkreis 40 mit der Bezeichnung Nienburg II  Schaumburg. Er fungierte als Vorsitzender des Innenausschußes und war Mitglied des Rechtsausschußes des Deutschen Bundestags sowie Ausschußvorsitzender zum NSU - Komplex. 
Das war´s denn auch schon.

Ob er von der SPD als Bundesminister benannt worden wäre, bleibt mit Blick auf den bereits im Oktober 2013 schwelenden Ermittlungen gegen ihn, mehr als fraglich. Nun ist er weg und wird so schnell nicht wieder auf der Bühne der Politik zu sehen sein. Warum er ein Dopelleben führte, lässt sich so einfach nicht beantworten. Möglich ist, dass da Fragmente aus einer nicht einfachen Kindheit zurückgeblieben sind. Vielleicht ist er auch dem uralten Grundsatz " Gelegenheit macht Diebe " aufgesessen und hat seine latenten Neigungen einer sexuellen Devianz mittels einige Mausklicks freien Lauf gelassen, um sich abzulenken von der Ödnis des Funktionierens. Dazu könnte eher ein Psychologe Auskunft geben. Sebastian Edathy - so wie es auf seiner noch offenen " facebook " - Seite zu lesen war, als " krank " zu titulieren, ist billig und ungerecht. 
Noch gilt Art. 6 II EMRK, denn dort ist kodifiziert:

(2) Jede Person, die einer Straftat angeklagt ist, gilt bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig.

Somit hat der ganze Medien - Schißmus, wie er von Teilen der CDU / CSU zudem auch noch für eigene Zwecke instrumentalisiert wurde, eher die Wirkung eines entfesselten Besens im Goethe´schen " Zauberlehrling ", wenn es dort heisst:

  „Die ich rief, die Geister, / Werd’ ich nun nicht los.“


 
 

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Und nun ist auch noch sein Laptop weg. Im Zug nach Amsterdam. Das ist so groschenromanig... Doof nur, dass sich die Erde nie auftut, wenn sie es mal sollte. Edathy ist ne Wurst, ebenso wie die halbe Regierung aus Würsten besteht. Kackwürste.

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