Das kann doch nicht alles gewesen sein?


Als Fußball - Fan der ersten Stunde des westdeutschen Bundesligageschehens, als Anhänger der Fußball - Bundesliga und mehr, habe ich seit dem 24.08.1963 so manche Höhen und Tiefen, Aufstiege oder Abstiege, verbunden mit Pech, Glück oder einfach nur Unvermögen miterleben dürfen. Ich könnte davon einige Romane schreiben. Was waren das oft für spannende Auseinandersetzungen innerhalb der höchsten Spielklasse. Es ging da um Minuten, die letztendlich den Sieg, das Unentschieden oder die Niederlage besiegelten. Amtlich - versteht sich, denn manipuliert werden kann ein Endergebnis - rein mathematisch betrachtet - nicht. Wohl aber annulliert. Und diese Fälle gab es auch. Ein Wiederholungsspiel war jedoch eher die Ausnahme. Der Zwangsabstieg auch. Ob nun der Bundesligaskandal aus dem Jahr 1970/1971( http://www.fussball.de/50-jahre-bundesliga-der-bundesliga-skandal-von-1971/id_58176556/index ), der Torpfostenbruch in Gladbach oder Spielabbrüche wegen Wettereinflüsse; das alles regte mich zwar auf,  war aber im Vergleich zu dem Spielverlauf auf dem Platz, eher von unter geordneter Natur.

" Entscheidend is auf´m Platz! ", so heisst es noch heute, frei nach dem Fußball - Idol Adolf " Adi " Preißler ( Vollständig sagte er: " Grau ist alle Theorie - entscheidend is´auf´m Platz! " ).
Er sollte damit fast immer Recht behalten. Doch auch damals gab es schon genügend Ausnahmen von dieser plattitüdenhaften Regel. Dann nämlich, wenn die westdeutschen BL - Vereine in europäischen Wettbewerben antraten und in schöner Regelmäßigkeit an überlegenen Gegnern scheiterten. Einige Male bereits in der ersten Runde, spätestens aber im Viertelfinale und ausnahmsweise im Finale.

Die Mannschaften aus Italien, England oder Spanien stellten ein anderes Kaliber dar, als Preußen Münster, die SG Wattenscheid 09 oder der 1. FC Saarbrücken. Da waren Klubs, wie Real Madrid, FC Liverpool oder Juventus Turin zu bespielen. Meistens liefen die braven Bundesliga - Kicker ihren ausländischen Konkurrenten hinter her. Einzig Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach oder der Hamburger SV waren Europapokalsieger. Und..., der FC Bayern München.

Aber es waren häufig auch spannende Begegnungen - im blöden Reporterjargon " Auf Augenhöhe "  - , die im öffentlich rechtlichen fernsehen übertragen wurden. So manches Mal schwitzten mir die Hände, wenn ich aufgeregt auf dem Stuhl sitzend, auf die Mattscheibe des Flimmerkastens meiner Großeltern und Eltern gebannt starrte und eine hoch emotionale Reportage von Ernst Huberty, Rudi Michel oder Fritz " Fritze " Klein dazu kam. Ab und zu musste ich mir vor Wut die Tränen unterdrücken, wenn der deutsche Verein ausschied.

Ob nun die " Klopper " von den italienischen Vereinen, die " Rupper " von der Insel oder die Techniker " aus Spanien den BL - Vereinen alsbald ihre Grenzen aufzeigten, hat mich einst immer mehr berührt, als viele BL - Pflichtspiele zwischen dem HSV und Arminia Bielefeld, der Eintracht aus Frankfurt gegen den 1. FC Kaiserslautern oder dem MSV ( Meidericher SV ) Duisburg gegen Hannover 96. Schließlich ging es hier um die deutsche Sache, die Ehre, das eigene Land auf europäischer Ebene vertreten zu dürfen und das Prestige im Kräftemessen der Fußballverbände und Ligen.

Neben diesen, eher mit viel Pathos verbundenen Gründen, warum der internationale Fußball sich untereinander messen muss, geht es in erster Linie um Geld. Seit dem " Bosman " - Urteil des EuGH aus dem Jahr 1995 spielt der Zaster, spielen die Moneten und geben die Mücken in den vielen Vereinen den Ton sowie die Richtung an. Aufzuhalten war so eine Fehlentwicklung nicht. Der Profi - Fußball ist ein Teil des Berufssports und darf sich damit den Abläufen des Kapitalismus unterwerfen. Wer die meiste Kohle hat, kann sich die besten Akteure kaufen. Zeitlich begrenzt natürlich, denn der Profi ist im Fußball längst kein Leibeigener mehr. Wohl aber doloses Werkzeug der Spielerberater, Manager und Vereinspräsidenten. Dieses gilt weltweit.

Und so entstand eine Drei - Klassengesellschaft im Fußball. Es gibt die Mehrzahl der Vereine, die quasi von der Hand in den Mund leben, immer am Rande der Insolvenz stehen oder gute Spieler für gutes Geld abgeben müssen.
Dann gibt es die Klubs, die irgendwo in der Masse des Durchschnitts herum vegetieren, kaum Chancen haben, auf internationalen Parketts auf Dauer sich präsentieren zu können und ebenso überdurchschnittliche Spieler verlieren, wenn ein Großverein ruft.
Dann gibt es die Gruppe der Giganten, der Millionen schweren Fußball - Klubs, die auf ein eben solchen Kader verfügen. In Europa sind dieses vielleicht zwei bis drei Dutzend.

Wenn nun ein solcher Gigant auf einen anderen Riesen trifft, sollte der neutrale Zuschauer sich auf ein spannendes, ein abwechselungsreiches Spiel mit rassigen Zweikämpfen und Torchancen en Masse freuen. Sollte eigentlich. Doch: Die CL - Begegnung zwischen dem FC Arsenal London und dem FC Bayern München versprach dieses, hielt von dem aber nichts. Ödes Ballgeschiebe, Anrennen auf ein Tor, nämlich das der Engländer, und ein Gegner, der schon vor Beginn der Begegnung die Hosen gestrichen voll hatte.
Zum Abschalten, zum Abgewöhnen, zum Kopfschütteln.
Was ist nur aus dem europäischen Fußball geworden? das es solche Klassenunterschiede gibt?
Aber nicht nur Arsenal war zwei Etagen tiefer anzusiedeln, auch die bundesdeutsche Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen gegen das Star - Ensemble von Paris SG, war mut - einfalls - und chancenlos.

Nach 70 Minuten taten mir die Augen weh. Ich bekam Genickstarre, weil ich nur in eine Richtung glotzend, mich nicht einmal leicht bewegen brauchte, denn die Mannen um Mesut Özil boten Beton - Fußball an, und so nickte wenig später sogar für einige Minuten ein.
Schade um die verlorene Zeit! Ich hätte lieber bloggen sollen. Für den FC Arsenal indes sollte es heißen: " Das kann doch nicht alles gewesen sein! "; im Sinne der Biermann´schen Parodie vom " Donnernden Leben " auf die Tristesse des Alltags:





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