" Winterschläfer ", kein Film für die dunkle Jahreszeit.


Aus der Vielzahl von Privatsendern, die der Bundesdeutsche sowohl über Satellit als auch über Kabel oder - im Trend liegend - über Internet empfangen kann, kann ein Kritiker der TV - Landschaft 3 Dekaden nach der Aufgabe des Alleinstellungsanspruchs der Öffentlich Rechtlichen, mehr als 2/3 jener Anbieter in die berühmte Tonne kloppen. Schrottige Sendungen, Inhalte und Formate, so weit das Auge reicht.
Was dann noch übrig bleibt, ist jedoch nicht immer qualitativ akzeptabel. Hier bedarf es ebenfalls einer klaren Selektion.
Da Private bekanntlich nicht von Zwangsgebühren leben, sondern sich über Werbeeinnahmen - auch nur zum Teil - finanzieren, ist der Filmgenuss bei ihnen ständig durch elendes Reklame - Geplärre erheblich getrübt.

So auch bei dem österreichischen Privatsender " ServusTV ", der vom reichen Onkel " Red Bull " finanziert wird. Der Sender hat seinen Sitz in einem Örtchen namens  Wals - Himmelreich bei Salzburg und wird von der " Red Bull Media House GmbH " geführt.
Neben dem potenten Eigentümer, dem Milliardär Dietrich Mateschitz, der seine Werbegags dort schalten lässt, darf der Glotzer sich an phantastischen HD - Aufnahmen aus der Bundesrepublik Österreich ergötzen.
Der Tourismus - Euro muss ja schließlich rollen.

Gestern, am Dienstag, den 14. Januar 2014, zeigte " ServusTV " ein Melodram aus einer Dekade, die durch Pop, Privatisierung und PC gekennzeichnet werden kann. Aus dem Jahr 1997 stammt der Film " Winterschläfer ", der jene - nicht immer idyllische Winterlandschaft - in einem Kaff des Berchtesgadener Landes ( BGL ) zeigt. Neben der von schneebedeckten Bergen dominierenden Szenerie, gibt es noch den Freistaat Bayern, wie er - wenn auch vor 17 Jahren - tatsächlich ist: Voller Widersprüche und in den ländlichen Regionen zu den Landesgrenzen - arm.

Da treffen sich - eher zufällig - fünf Menschen nach den Weihnachtsfeiertagen in jenem Nest, dass an der deutsch - österreichischen Grenze liegt. Die Krankenschwester Laura und die freiberufliche Übersetzerin Laura leben hier in einem Holzhaus, dass Laura von ihrer Großtante geerbt hat. Während die Kameras zwischen allerlei Krempel, folkloristischen Tinnef und antiquierten Mobiliar herum fuhrwerkt, erscheint Marco ( Heino Ferch ), der Liebhaber von Laura, der sich in dem bayrischen Ort als Skilehrer verdingt. In einem Anflug von Leichtsinn lässt er in seinen vor der Hütte geparkten Sportwagen der italienischen Rostmarke Alfa Romeo den Zündschlüssel stecken, um mit Laura umgehend Sex zu haben. Der aus einer Wirtschaft heraus taumelnde Filmvorführer Rene begibt sich zu Fuss auf seinen Heimweg, um seinen Rausch auszuschlafen und kommt just an dem Haus von Laura vorbei, die gerade mit Marco vögelt. Rene schiesst von dem Liebesakt Fotos, sieht den Sportwagen, steit ein und jagt mit ihm los.

Auf seiner halsbrecherischen Fahrt zwischen Schneemassen, kollidiert er beinahe mit dem PKW des verarmten Bauern Theo ( Josef Bierbichler ), der aus Unachtsamkeit beim Lenken des PKW mit einem Pferdeanhänger, in dem sich ein G - Pony befindet, dass von seiner Tochter gepflegt wird, auf die Gegenfahrbahn gerät. Der Bauer Theo verreißt das Lenkrad und der Pferdeanhänger kippt um. Der gestohlene Alfa Romeo gerät mit Rene (  Ulrich Matthes ) in eine Schneewehe und bleibt dort stecken. Nachdem Theo das schwer verletzte Pferd mit seinem Schrotgewehr töten muss, entdeckt er seine Tochter, die Blut überströmt im Schnee liegt. Sie hatte sich heimlich in den Pferdeanhänger geschlichen.

Der Film zeigt dann die diversen persönlichen Verstrickungen der Protagonisten. Während Skilehrer Marco zwar seinen gestohlenen Sportwagen sucht, verrichtet er seinen Job und wird von einer jungen Schülerin angehimmelt, mit der er sich heimlich trifft, als Laura wegen des Todes ihres Vaters plötzlich in ihren Geburtsort zurück kehren muss.
Marco zeigt sich jedoch als äußerst eifersüchtig und versucht der selbstbewussten Laura seinen Lebensstil aufzuzwingen.
Rene, der nach einem Unfall an dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leidet, lernt die Krankenschwester Rebecca näher kennen. Beide werden ein Paar. Rebecca versorgt inzwischen die sich nach einer Operation im Koma befindende Tochter des Almbauer Theo, ohne zu wissen, dass ihr Freund Rene an dem tragischen Unfall beteiligt war.

Als die Tochter von Theo verstirbt, sinnt der auf Rache und verteilt in dem Kaff Flugblätter, in dem er den Unfallbeteiligten mit einer Narbe am Hinterkopf beschreibt und um Mithilfe bei der Suche bittet. Schließlich entdeckt Theo bei der Rückkehr zu der Unfallstelle den Sportwagen von Marco, in dem die Papiere liegen. Theo macht sich auf die Suche nach dem Skilehrer.
Inzwischen ist Laura von der Beerdigung ihres Vaters zurückgekehrt. Bei einer Silvesterfeier flirtet sie heftig mit Rene, obwohl sie von Marco schwanger ist. Auch Rebecca ist von ihrem Freund rene schwanger.
Der eifersüchtige Marco schlägt bei der Silvesterfeier Rene nieder und trifft sich nach einem heftigen Streit mit Laura zu einem Techtelmechtel mit seiner Skischülerin. Beide jagen im Hochschnee den Berg hinunter. Die Schülerin verunglückt. Marco sucht sie und trifft dabei auf Theo, der den Schäferhund auf ihn hetzt.
Der Hund wird von Marco mit einem Stein erschlagen.
Marco flieht vor Theo und stürzt einen Abhang hinab.

Aus der vertrackten Geschichte nimmt der Zuschauer die Abgründe der 1990er Gesellschaft mit. Neben chaotischen Lebenslinien, finden sich egoistische Züge einer provinziellen Lebensweise wieder, die nur eines kennen: sich aus der Verantwortung zu stehlen.
Nebenbei erfährt der Rezipient, dass der damalige Nachwuchsschauspieler Heino Ferch, in den aktuellen Filmen um Jahrzehnte gealtert aussieht und in den damals noch gezeigten Nacktaufnahmen sein bestes Stück - leider viel zu klein geraten - öffentlich zur Schau stellt.

Nun, 17 Jahre danach hat sich vieles in Bayern geändert. Der Tourismus boomt und das schwarze Pack tönt - lauter denn je - herum. Der Film " Winterschläfer " vom Regisseur Tom Tyker zeigt, warum das Land immer noch voller Widersprüche ist.   


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