Ohne Wasser, ohne Brot, ohne Hirn.

Da feierte der Bunt - Blöd - Sender RTL sein 30jähriges Bestehen und sich selbst. 30 Jahre und kein bisschen weise? 

Wer sich das Programm dieses Privatsenders genauer betrachtet, kommt nicht drumherum zu konstatieren, dass es schon bessere Formate gegeben hat, als jenen Schwachsinn, der mittels billiger Laiendarsteller dem Glotzer zugemutet wird. Ödnis so weit das Auge sieht. Der Dauerlutscher " GZSZ " als Wiederholung, " Verdachtsfälle ", " Familien im Brennpunkt ", " Betrugsfälle ", Unsere erste gemeinsame Wohnung " usw., usf. Alles billige Ramschware vom Grabbeltisch der Sinnlosigkeit im Unterschichtsfernsehen. Wer glaubt, der mit Werbemüll finanzierte Schund hätte einen pädagogischen Hintergrund, der irrt. Und zwar gewaltig.

Zuvor hatten die krawalligen Talkshows sowie die Gerichtsshows Hochkonjunktur. Immerhin waren die zum Teil mit Profis besetzt. In diesen Striptease - Formaten gab es zumindest noch Publikum, das sich aus jener Gruppe von Kamera geilen Mitbürgerinnen und Mitbürgern rekrutierte, deren Namen im Verzeichnis des Kölner Discounters geführt werden und die dann zu einer der Schrottsendung gegen Eintritt von 30 Euro pro Person - dieses versteht sich von selbst, denn die Produktionsfirmen wollen doch verdienen und die Programmverantwortlichen zahlen nun mal nach Quote - eingeladen werden. 

Am Tag ihres großen Fernsehauftritts stehen deshalb - aber erst, nachdem bezahlt wurde - die Damen und Herren in einer langen Schlange vor der Studioeingangstür. Die schneidig auftretende Herr mit dem Namen Torsten T. öffnete die Tür und sorgt dafür, dass alle Plätze im großen Rund gefüllt sind.  T.T. ist selbständig. Er betreibt eine Agentur mit 15 festen Mitarbeitern, die sich auf die Akquise von Zuschauern für TV - Sendungen spezialisiert hat. Daneben sind bis zu 100 Mitarbeiter eines Call - Center für T.T. tätig. Bis zu Hunderttausend werden von ihm jährlich angeworben.T.T. ist schon lange im Geschäft. Trotzdem bereiten ihm Situationen große Sorgen, wenn er kurz vor dem Beginn der Fernsehaufnahmen zu einer Show immer noch nicht genügend Menschen anwerben konnte. Weil nur 20 % der Leute im Publikum freiwillig erscheinen, holt T.T. schon mal die Geldbörse hervor und lockt mit Scheinen. 

Die Zuschauer der RTL - Show sitzen inzwischen auf ihren Plätzen.Der weitere, wichtige Mann für die wartende Menge heißt  Rene T. Er bezeichnet sich als " Warm Upper ", also einen Pausenclown, der das wartende Publikum bei Laune halten muss. Denn nach dem Einlaß in das Studio sind bereits 1, 5 Stunden vergangen. Die gesamte Zeit bis zum Ende des RTL - Drehs bleiben die geladenen Gäste ohne Verpflegung. Es gibt keinen Snack für Zwischendurch, kein Mineralwasser für die trockene Kehle und ein Gang zum Stillen Örtchen wird manchmal auch verweigert. Das Klatschvieh sitzt bis halb Zwölf auf seinen Sitzen. Ohne Verpflegung, weil die ja Geld kostet.

Selbst Schweinetransporter, irgendwo hin kutschierte Brieftauben oder Masthähnchen auf der A2 werden besser versorgt als das RTL - Publikum. Das spricht sich natürlich herum. Und so werden die Anstrengungen, genügend Menschen für jene Klatsch - Monotonie innerhalb der Talk - Shows, der Musiksendungen oder dem Commedy - Veranstaltungen zu rekrutieren immer größer. Illegale Anwerbemethoden, wie das Auflesen aus der Kölner Fußgängerzone oder im Umkreis des Kölner Doms riskieren die Truppen des T.T. schon gar nicht mehr.

Es ist wie bei einer Kaffeefahrt. Nur ohne Verpflegung. Der dortige Sprecher sabbelt den Anwesenden einen Knopf an die Backe, er labert sie so lange zu bis sie endlich kaufen. Der " Warm Upper " Rene hat die gleiche Aufgabe. Er stimmt die Claqueure auf die Sendung ein, bestimmt, wann sie Beifall zu zollen haben und welche Personen besonders viel Applaus erhalten müssen. Befehl und Gehorsam, wie beim Kommiss.

Das Fernsehen selbst weiß, dass es ohne solche Methoden nicht mehr auf die Sendungen mit Publikumsbeteiligung setzen kann. Das hat Jauch bei der Alten Tante ARD begriffen. Das hat Kristen bei RTL längst kapiert und das wissen insbesondere die Produktionsfirmen, die ihre Müll dem dauersitzenden Publikum ja schmackhaft machen müssen.

Klatschvieh indes macht auch Mist. Weshalb nur noch wenige Befragte bereit sind zu den TV - Sendungen dieser Art zu gehen. Die Spezies der Claqueure stirbt langsam aus. Dann werden auch T.T. oder Rene T. arbeitslos. Noch aber ist es nicht soweit. Weshalb die Zuschauer im Studio den vor ihnen stehenden Pausenclown Rene auch noch weiter ertragen dürfen. Ehe die Show beginnt, zu der auf Kommando laut gelacht, gemurrt und besonders viel geklatscht wird. 

30 Jahre bei RTL. Das hält man/frau im Kopf nicht aus. Dämliche Formate, sinnfreie Handlungen und hirnlose Unterhaltungen von Laien aus der Altersgruppe 16 bis 60. Dazu noch Kommentare der Clowns in den Studios oder als Moderator.

Hilfe, wo ist der Ausschaltknopf?  

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