Nackt im Netz - Nackt im ZDF - Nicht nackt genug?


Ab und zu kommt in den öden Krimi - Serien der vielen Fernsehprogramme ein zarter Anflug von wahrem Leben vor. Nicht deshalb, weil sich Mordfälle - um die geht es eigentlich fast nur noch - seit vielen Jahren auch in der Provinz zutragen. Nein, die normierten Handlungen in diesen Unterhaltungsfilmen, die sich zwischen eilenden und besonders Dienst beflissenen (Haupt) - Kommissaren, der Verbrecherjagd mittels Dauerlaufs von sportlich getrimmten Mittvierzigern bis in die Jahre gekommener Protagonisten aus der zunehmenden Bevölkerungsgruppe der Silverager und dem SEK - Einsatz - Gegurke bewegen, werden durch diverse - oft jedoch diffuse -  Nebensächlichkeiten manchmal richtig aufgelockert.
Aus der Mordfall - Ödnis entspringen sodann strafbewehrte Verhaltensmuster, die einem 08/15 - Tötungsdelikt erst die richtige Würze geben.

So auch in dem letzten Fall aus der ZDF - Krimiserie " Wilsberg ", die ja bekanntlich im schönen Münster spielt. Münster, die Universitätsstadt am Rande der Grenze zu Niedersachsen. Die grünste aller grünen NRW - Städte. Die städtische Provinz eben. Hier kurven mehr Fahrräder als Autos herum. Hier gibt es viele Studenten und von denen viel zu viele Jura - Studenten, die in der schwarzen Provinzstadt dann irgendwann doch nicht das Erste Juristische Staatsexamen schaffen, obwohl sie bereits 18 und mehr Semester auf dem Buckel haben.

Eine - jedoch nur im Film -, die den Sprung von der Universität ohne lange Wartezeit in die Referendar - Tretmühle sofort vollzogen hat und dann - noch mit Prädikat - die Zweite Juristische Staatprüfung ablegte, ist die Nichte des Hauptdarstellers " Wilsberg " mit dem Namen Alex.
Die junge Frau bekommt einen Job in einer Großkanzlei und muss sich dort " hoch " arbeiten. Immerhin, mehr als viele ihrer Kollegen je erreichen werden.

Nun, Alex betritt eines Tages mit dem notwenigen Schwung, mit der dynamischen Ausstrahlungen einer hungrigen Jung - Anwältin, die Kanzlei und bekommt gerade noch mit, dass ihre Mitstreiter einen Laptop zuklappen wollen, auf dem sie  sich einen Porno ansehen. Nachdem sie forsch gegen diesen Schweinkram verbal zu Felde zieht, bemerkt sie beim Hinsehen, dass sie selbst dort als Darstellerin fungiert.
So weit, so schlüpfrig.

In den folgenden, knapp 1,5 Stunden, wird der Zuschauer beim ZDF in die unergründlichen Tiefen der Internet - Pornografie eingeführt.Ein Thema, dass der Rentnerkanal nun wahrlich nicht in seiner Programm - Agenda aufführt. Alex ist während eines amourösen Abenteuers durch ihren Liebhaber beim Sex gefilmt worden. Und dieses so professionell, dass der Dreh in das Porno - Portal " Aufreißer der Woche " eingestellt wurde. Damit werden die Liebeskünste der jungen Anwältin für Jedermann sichtbar.
Peinlich ist dieses alle Male, denn der Porno macht alsbald die Runde.

Wenig später wird bei der Suche nach dem One - Night - Stand - Beglücker, dieser tot in einem Porno - Studio aufgefunden. So wird der illegale Dreh zu einem Mordfall. Und dieser zu einem für die Kripo und Staatsanwaltschaft Münster. Während " Wilsberg " wieder auf eigene Faust ermittelt, erhält die Kripo den Hinweis, dass es zwischen dem einstigen, dem ermordeten Porno - Darsteller und einem Berufskollegen zu einem heftigen Streit kam. Dieser wird sodann des Mordes verdächtigt, so wie auch eine Vielzahl von unfreiwilligen Gespielinnen in weiteren Streifen des Berufsliebhabers.

Die Ermittlungsarbeiten konzentrieren sich schon bald gegen einen Schönheitschirurgen, bei dem sich die Hauptkommissarin Anna Springer ein wenig auffrischen lassen möchte. Neben diesem lebensnahen Handlungsstrang, kommt ein weiterer hinzu, denn der Chirurg verarbeitet in seiner Klinik billige und nicht zugelassenen Implantate aus China. Dadurch betrügt er seine Patienten und setzt diese einem großen Gesundheitsrisiko aus.

Schließlich wird dann Alex von einem Kollegen aus der Anwaltsfabrik unter Druck gesetzt, denn sie soll einen lukratives Mandat nicht mehr weiter führen, anderenfalls erhält ihr Chef einen Hinweis auf den Pornofilm im Netz. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, innerhalb dessen " Wilfsberg ", Ecki Talkötter und Alex, nachdem sie den Server des Porno - Portals in Sennestadt bei Bielefeld ausfindig machen konnten, dort die Speichereinheit nebst Festplatte zerstören können. Alex ist gerettet, löst den wichtigen Rechtsfall auch noch und wird zum Schluss dafür gefeiert.
Ende gut, alles gut!

Dass sich das ZDF, oft an Biedersinn, Prüderie und Einfältigkeit kaum zu überbieten, eines solchen Themas annimmt, kann nur damit zusammen hängen, dass der Konkurrenzkanal, das Erste, mit seinen " Tatort " aus dem schwarzen Münster, seit Jahren mehr Erfolg hat und " Wilfsberg " den großen Kriminalisten Börne/Thiel doch ein paar Prozentpunkte in der Glotz - Gunst abspenstig machen möchte

Immerhin war der letzte " Wilsberg " etwas für die Freunde der Erotik in versteckter Form. Denn außer einige, kaum sichtbaren Sequenzen aus angeblichen Pornofilmen und einiger Screen Shot - Kopien ist nischt von Belang, das auf einen echten Skandal im Zweiten hinweisen könnte. Schlüpfrige Einlagen für alte Leute, so kritisierten es die Jungspunte, die Oberjuroren, in der Programmzeitschrift " tv Spielfilm " den ZDF - Serienfilm.
Immerhin gab´s auch was zu lachen, weil die Pornobranche sich sich längst jener Mittel bedient, die auch an jeder Fleischabteilung einer Discountermarktkette vorherrschen: Geiz ist geil! So geil geizig zeigt sich hier die Porno - Branche, dass sie auf rechtswidrige Methoden zurück greifen muss?
Bei aller Fantasie innerhalb der " Wilsberg " - Folge: Vor Mord schrecken dann aber auch die widerrechtlich beim Sex gefilmten Frau zurück. Der Mörder war nämlich der in seiner Familienehre verletzte Vater eines Sex - Opfers und geknechteter Kollege des prominenten Schönheitschirurgen

Geil war auch die im Hintergrund laufende Musik: " You Sexy Thing " von " Hot Chocolate ". Das war´s denn auch schon mit dem gezeigten Sex.


Na, denn gut´s Nächtle!

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