" De Schaumbörger " - ein Stück Zeitgeschichte in Kalenderformat.


Im Zuge der Globalisierung sind viele Regionen,Länder, ja, sogar Kontinente näher zusammen gerückt. Was vor einigen Dekaden für  
den Normalsterblichen nahezu unerreichbar zu sein schien, lässt sich längst binnen eines kurzen Zeitraums oder innerhalb von weniger Stunden mittels der modernen Verkehrsmittel ansteuern. Die zusammengerückte Welt bringt den Reiselustigen schnell an sein Wunschziel. Fernreisen sind bereits der Standard und nicht mehr die große Ausnahme. Da droht die eigene Umgebung, das selbst gewählte Umfeld, die Heimat, sehr rasch in den Hintergrund zu geraten.Deshalb ist es heute keine Seltenheit mehr, dass ein Urlaubswütiger, ein Reisefreudiger, zwar in Australien, in Mexiko Stadt oder an der Chinesischen Mauer war, jedoch die Nachbarorte kaum oder gar nicht kennt.

Dabei gibt es in der eigenen Heimat viele unbekannte Dinge, die es wert sind, erwähnt zu werden. Diesen Anspruch hat sich eine Gruppe von Interessierten zu eigen gemacht, die da " Schaumburger Landschaft " heißt und jährlich einen Kalender heraus gibt, in dem verschiedene Fotografien aus dem Landkreis Schaumburg zu bestaunen sind. Die gedruckten Bilder werden mit entsprechenden Informationen textlich eingebettet. Eine Art zeitlich begrenztes Lokalkolorit eben, denn die jeweilige Bild - Text - Kombination endet mit dem letzten Tag des entsprechenden Monats.

Da ich nicht heraus finden konnte, seit wann der Kalender gedruckt und verteilt wird, beschränke ich mich hier auf jene 10 Exemplare der Jahrgänge 2005 bis 2014, die ich über meine Eltern erhalten habe und die seit dem einen Platz an der Wand fanden.
Um das Posting hier nicht zu überfrachten, musste ich aus den 130 Kalenderfotos 12 heraus nehmen, die ich als besonders gelungen ansehe. Dabei habe ich diese nach dem jeweiligen Monat chronologisch selektiert.
Na,denn, eine Zeitreise durch das Schaumburger Land, den Landkreis Schaumburg, einst Schaumburg - Lippe beginnt:

Januar: 
Das Foto stammt aus dem Kalender für das Jahr 2005 und zeigt die Wassermühle bei Messenkamp.
Schon der Name der Gemeinde, ließ mich zunächst stutzen. Gehört hatte ich ihn zwar. Aber in welchem Zusammenhang? Das Internet gibt mir Auskunft:
" Die Gemeinde liegt im Deister-Süntel-Tal am Deister und damit im Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln, 30 Kilometer westlich von Hannover an der B 442 von Bad Münder nach Wunstorf. "

- Zitatende - aus Wikipedia - Messenkamp

http://de.wikipedia.org/wiki/Messenkamp

Die Wassermühle in Messenkamp im Winter. Ein Stück Zeitgeschichte, so, wie sie von dem Autor des Begleittextes beschrieben wird. Unter Bezugnahme auf das Volkslied " Es klappert die Mühle am rauschenden Bach "  von Ernst Anschütz, der ja 1780 im thüringischen Ort Goldlauter, dem heutigen Goldlauter - Heidersbach, geborene Lehrer ,Dichter und Musiker, der 81jährig in Leipzig verstarb und dem österreichischen Schriftsteller Egon Friedell, dem 1878 in Wien geborenen Kulturphilosophen, der dem braunen Zeitgeist durch Freitod im Jahre 1938 in gewisser Weise die Stirn bot. Der Literat verweist auf eine Rückbesinnung in die " früheren Zeiten " mit ihren " Kunstübung " und " Weltanschauung ", die noch in einem " poetischen Seelenleben wurzelte ". Er bezog sich dabei auf das vergangene Zeitalter der Romantik. Auf jene Epoche also, in der auch Anschütz lebte und wirkte. In der es noch Müller gab, die in Mühlen arbeiteten und das einfache Handwerk noch " Goldenen Boden " hatte.

Die Wassermühle als Broterwerb? Wenn dieses überhaupt noch der Fall sein sollte, dann kann es sich nur um wahre Enthusiasten handeln, die gegen den Strom schwimmen und der " alten " Technik huldigen. Milde belächelt von den Technik verwöhnten Massen und bewundert von den Besuchern. Immerhin ist die Geschichte der Mühle mit Beginn der Sesshaftigkeit des Menschen in Verbindung zu bringen. Und dieses ist sehr lange her.

Februar
Ein Bild des Friedrich - Wilhelm - Hauses in Bad Eilsen aus dem Kalender 2010.



Wer möchte schon im Winter ein Heilbad aufsuchen? Oder, anders gefragt: „ Im Winter nach Bad Eilsen? „, so nennt der Redakteur seinen Beitrag  zu einem Bild, das das „ Wilhelm „ – Haus in dem staatlich anerkannten Badeort zeigt.  Damit ist auch schon einiges über den Baustil aus der wilhelminischen Zeit ausgesagt.  Das Gebäude wurde nämlich 1918 fertig gestellt. Noch zu Zeiten des I. Weltkriegs erbaut.  Bad Eilsen galt in dieser Epoche als magischer Anziehungspunkt des Hochadels und der Prominenz in ganz Europa. Und dieses nicht nur wegen der dort angebotenen Heilbehandlungen. Mit einer großzügig angelegten Parkanlage und der üppigen Botanik trafen die Gäste auf ein Ambiente der besonderen Art. Auch den Heimatdichter Hermann Löns, der von 1907 bis 1909 Lokalredakteur bei der „ Schaumburg – Lippischen Landeszeitung „ war, zog es häufig in den beschaulichen Badeort, wo er zu einer Tasse Kaffee verweilte.  Löns war bekanntermaßen ein Naturfreund und deshalb favorisierte er einst die Parkanlage des Heilbades. Viele Jahre danach, die Deutschen hatten zwei Weltkriege angezettelt und verloren, begeisterte Bad Eilsen  die Britische Armee, die  Besatzungstruppen hier abstellte. Dann kam die Wiederbewaffnung, die Landesversicherungsanstalt Hannover und ihre finanzierten Kuren für  mehrere hunderttausend Gäste, ehe die Blüm´schen Gesundheitsstrukturreformen ihr  den Geldhahn  zudrehten. Heute ist der Kurort  durch Seniorenheime und viele Rentner geprägt. Wie sich die Zeiten ändern!

März: Schauburg, einst Schaumburg - Lippe, ist nicht nur ländlich geprägt, sondern weist auch einige Waldgebiete auf. Deshalb sind Forsthäuser hier nicht so selten. Das " Forsthaus Brand " zählt eben so jenen alten Gebäuden. Es liegt - kaum sichtbar - am Rande des Schaumburger Waldes, genauer gesagt an der Landwehrallee in Niederwöhren. Solche Forsthäuser sind auch im oder am Bückeberg zu finden.. Meist abseits der Orte oder von stark frequentierten Straßen, Sie sind Relikte aus jenen Zeiten, in denen das Schaumburger Land noch durchgängig mit Wald belegt war. Der Schaumburger Wald ist deshalb nur ein
noch vorhandener Restbestand des einstigen Dülwaldes. Auf seinen 4.500 ha Fläche hat sich jedoch ein erstaunlich breites Spektrum an Pflanzen und Tieren angesiedelt. In dem überwiegend von Laubbaumbeständen, wie Hainbuche oder Stieleiche geprägten Refugium sind auch Schwarzspecht, Mäusebussard, Buntspecht, Dachs, Fuchs und Wildschwein sowie ein Dutzend Fledermausarten beheimatet.
Der Wald als Rückzugsgebiet der Pflanzen und Tier vor dem einnehmenden Wesen des Menschen und dessen Gier nach materieller Verwertung. Der geplante Abschied der noch berufstätigen Förster aus ihren vormals angestammten Wohndomizilen zeigt indes auch, dass hier die Natur sich selbst überlassen werden soll und kein Profitstreben im Vordergrund steht.

April: Unser Plante soll ja steinalt sein. Das tatsächliche Alter haben Wissenschaftler anhand von Gesteinproben bestimmt. Die Methoden wurde an unzähligen Orten auf der Erde angewandt. Und weil die neugierigen Geologen dabei ständig neue Stellen auf dem Erdball aufsuchten, fanden sie heraus, dass es vor langer, langer Zeit bereits Leben auf diesem Planeten gegeben haben muss. Irgendwann entdeckten dann Menschen - meist zufällig -, Gesteinsabdrücke von Urzeittieren, den Dinosauriern. Eine Fundstelle hiervon liegt auch in Schaumburg, genauer gesagt in Obernkirchen und noch exakter bestimmt: in den Obernkirchner Sandsteinbrüchen im Bückeberg. Dort, wo der Sandstein gebrochen wird, wo er aus dem Berg gesprengt und verarbeitet werden muss, weil er europaweit zu einem gefragten Baustoff geworden war, fanden Mitarbeiter viele Spuren, also Fußabdrücke jener Urzeitechsen. Zwar nicht solch spektakuläre, wie die des Brontosaurus, des Stegosaurus oder des Tyranno Saurus Rex, aber immerhin eine Gattung, die es sonst eher selten gab, in der Urzeit, als der Mensch nicht einmal in der Entwicklung war.
Wer die Obernkirchener Sandsteinbrüche je besucht hat, weiß , dass hier nichts Sensationelles zu sehen ist. Es sieht nach einem riesigen, in den Wald eingearbeiteten Krater aus, an und in dem sich große Maschinen befinden. Doch der erste Schein trügt. In verschiedenen Sohlen entdeckten die erstaunten Wissenschaftler jede Menge neue Fährten von Theropoden. Das sind Raubsaurier. Sie geben den Experten bis heute immer neue Rätsel auf. Doch der Wissenschaftler im Menschen wird wohl auch diese irgendwann lösen.

Das Foto zeigt eine Sandsteinplatte mit einer Vielzahl von Saurierfährten, deren Herkunft von Experten bestimmt werden soll. Es stammt aus dem Kalender 2011.

Mai:
Die Landwirtschaft war einst der große ökonomische Faktor in Schaumburg - Lippe. Dann kam das bekannte Höfesterben, bedingt durch zahlreiche Reformen, durch die industriellen Veränderungen und den gesellschaftlichen Wandel. Der Landkreis Schaumburg mit seinen vielen Grün - und Ackerflächen erfuhr einen grundlegenden Umbruch in den 1950er und 1960er Jahren und deshalb gibt es heute nur noch wenige Höfe. Die bäuerlichen Betriebe sind dafür wesentlich größer geworden. Effizienz und betriebswirtschaftliches Handeln rückte dabei in den Vordergrund. Damit entfielen auch Arbeitsplätze, die dann durch andere Wirtschaftszweige, wie den Handel und das Handwerk ersetzt werden konnten. Bis dann auch hier ein Strukturwandel eintrat. Wer im Mai durch Schaumburg fährt, erkennt auch, dass die landwirtschaftliche Anbau in einer überwiegend monokulturellen Form erfolgt. Unübersehbar zeigen sich hunderte von Rapsfeldern. Im leuchtenden, kräftigen Gelb ihrer Blüten lassen sie erkennen, dass die Nutzpflanze längst zum Renner bei den Landwirten geworden ist. Aus einem Hektar dieser Pflanze lassen sich 1.100 Liter Öl
und auch 50 Kilogramm Honig gewinnen. Der positive Nebeneffekt ist übrigens äußerst schmackhaft. Hinzu kommt, dass die extensive Verwendung von giftigen Chemikalien, wie sie noch in den ersten 3 Nachkriegsdekaden erfolgte, hier nicht mehr notwendig ist. Was einst im Namen des angeblichen Fortschritts zu häufig irreparablen Umweltschäden führte und beinahe das vollkommene Aussterben von heimischen Vogelarten, aber auch anderen Tieren, zur Folge gehabt hätte, kommt nun der Natur wieder zu gute, die sich inzwischen erholen konnte. Die aufsteigende Lerche an einem warmen Maitag zeugt davon, dass Landwirtschaft und Natur sich zumindest hier wieder näher kommen.
Der Mai als Vorbote des Sommers zeigt sich aber nicht nur in gelben Farben, sondern überall grünt und blüht es. Nicht nur das alte Sprichwort " Alles neu macht der Mai " trifft jetzt zu, sondern auch die Behauptung, dass eben jener Monat von allen12 der schönste, weil bunteste, sei.
Das Bild zeigt einen Feldweg bei Lindhorst und ist dem Kalender für 2006 entnommen. 


Juni:

Auch das Schaumburger Land hat Traditionen. Dieses lassen sich nicht nur anhand von Geschichtsbüchern bestimmen, sondern sind - sinnbildlich - in so manchem alten Gebäude verankert. Wenn ein Bauwerk aus vergangenen Epochen als " Schloss mit Gericht " bezeichnet wird, dann ist dieses schon etwas besonderes. Jenes " Schloss mit Gericht " befindet sich im Ort Sachsenhagen. Es ist alt und gilt als Gründungsgebäude des Ortes. Seit 1950 steht jenes Bauwerk, dass sich vormals im Dülwald befand, im Ort. Während Sachsenhagen 1619 vollständig nieder brannte, blieb das kleine Schloss indes von der Feuersbrunst verschont. Da Schaumburg ja über Jahrhunderte vom Adel und sogar Hochadel beherrscht wurde, gab es neben einem selbständigen Münz - und Prägewesen, eigener Steuerverwaltung auch eine selbständige Gerichtsbarkeit. In Sachsenhagen, dass sich von einem Flecken, später zu einer Stadt entwickelte, gab es also auch dieses Schloss, dass als Wasserburg seinen baulichen Ursprung vorweist. Dessen eigentümliche Bauweise so garnichts herrschaftliches vorzeigen kann. Auch dieses, heute abgelegene Gebäude war zu früheren Zeiten vom Dülwald umschlossen. Erst 300 Jahre nach der Fertigstellung zog Ernst zu Holstein - Schaumburg dort ein und regierte sein Reich von Sachsenhagen aus, ehe er später nach Stadthagen umzog. Das Schloss verfiel sukzessive; wieder vereinnahmt von der Natur mit Wiesen, auf dem wilder Mohn wächst und Resten des einstigen Dülholzes. Die Schaumburger Geschichte hat eben viele Facetten vorzuweisen.

Das Foto ist in dem " Schaumbörger " von 2012 zu finden und lässt zwei kleine Augenfenster, einen Nasenerker und zwei Sprossenfensterzähne erkennen.

Juli:
Der Hochsommermonat lädt häufig zu diversen Aktivitäten ein. Neben den üblichen Urlaubsreisen in Richtung Meer, Strand und Sonnenbaden, können auch Tagestouren durchaus attraktiv sein. Ein Besuch in Eildissun, wie das schaumburgische Bad Eilsen ab 1033 erstmalig benannt war, hat hier und da einen informativen Charakter. Dann nämlich, wenn den Ursprüngen des Badeortes auf den Grund gegangen wird. Bad Eilsen wurde ab 1802 von der umtriebigen Fürstin Juliane zum Bad erkoren. Seitdem prosperierte das Örtchen am Rande des Bückebergs, des Schaumburger Waldes und eingefügt im Kessel der Erhebungen des Weserberglandes. Die in Eildissun, dann Eildassen, Eildissen und Eilassen gefundenen Schwefelquellen brachten bescheidenen Wohlstand, der auch auf den Besuch von berühmten Kurenden herrührte. Dennoch wucherte Bad Eilsen über viele Dekaden mit dem Pfund, das da Hoher Erholungswert in einer natürlichen Umgebung heisst.
Und deshalb kommen Tagesausflügler in den Sommermonaten nach Bad Eilsen, um die Parkanlagen zu bestaunen, den Spaziergang im Harrl oder einen der ausgebauten Wege an der Aue mit anschließender Einkehr in eine der Gaststätten zu absolvieren. Als Alternative kann auch eine Fahrt mit der Museumseisenbahn von Rinteln
Zu den Sehenswürdigkeiten zählt auch die Tuffsteinquelle mit ihren, von Säulen umbauten Schwefelbrunnen.
Auch wenn es sonst eher ruhig und beschaulich in dem Ort zugeht, schläft Bad Eilsen keinen Dornröschenschlaf, denn in dem sich ständig verändernden Lebensumfeld, muss auch eine kleine Gemeinde die Fähigkeit entwickeln, weiterhin für Gäste attraktiv zu bleiben.

Die Aufnahme zeigt die Tuffsteinquelle von Bad Eilsen und ist in dem Kalender für das Jahr 2007 zu finden.

August: 
Der Sommer steht auf seinem Höhepunkt. Auch wenn die Tage bereits spürbar kürzer werden, verzeichnen sie Temperaturen von über 30 Grad. Flirrende Hitze kann dann schon mal den Tagesablauf lähmen. Jeder Schritt entwickelt sich zu einer Tortur. Wenn dann die heißen Luftströme auch noch Sahara - Wetter herüber bringen, kann der Mitteleuropäer nur noch das erfrischende Nass aufsuchen. Ob nun das eigene Becken im Garten, das Freibad oder eine nahe gelegener Baggersee. Alles ist dann angenehmer, als in einem zu heißen Raum zu sitzen. Der Monat ist auch die Hochzeit der Sonnenblume. Sie findet sich auf riesigen Feldern als Nutzpflanze oder zum Selbstpflücken. Wer einen Strauß mit nehmen möchte kann seinen Obolus in einen Metallbehälter hinein werfen. Für fünfzig Eurocent je Stück darf der Blumenfreund eine Sonnenblumenkomposition selbst erstellen.Die Sonnenblume ist aber vornehmlich ein Nahrungs - und Energieträger, denn aus 60 Sonnenblumen lässt sich 1 Liter Öl pressen. Der Samen der Pflanze enthält ferner einen hohen Anteil essentieller Fettsäuren, die anerkanntermaßen im Zusammenhang mit einer gesunden Ernährung stehen. Sonnenblumenkerne gelten auch als Futter für zahlreiche Kleinvögel. Der Nektar der Blüte wiederum dient als Nahrungsquelle vieler Insekten.
Es gibt unter diesen Blumen sehr unterschiedliche Größen. Von Zwergen bis 50 cm Höhe bis zu wahren Giganten mit einer Höhe bis zu 6 Metern.ist alles unter den mehr als 100 Sorten zu finden. Die Natur ist eben reich an Varianten. Auch wenn der Mensch sie häufig manipuliert. Denn, wenn die Sonne ihre Richtung ändert, zieht die Sonnenblume mit ihren oft sehr imposanten Kopf einfach mit. Hinter ihr liegt dann der Schatten. Eine Kunst, die so mancher Erdenbürger glänzend adaptiert hat. Immer mit dem Strom der Zeit schwimmen und möglichst nicht im Schatten stehen.

Das Sonnenblumenfeld ist in dem Kalender für das Jahr 2008 abgebildet. Eine Metapher steht im Text, die lautet: " In schlechten Zeitenwünsche ich Dir die Eigenschaft der Sonnenblume, die ihr Gesicht der Sonne zuwendet, damit die Schatten hinter sie fallen. " So lässt es sich auch im positiven Sinne ausdrücken.

September: Das Schaumburger Land bietet dem Besucher, dem Durchreisenden, vor allem aber auch seiner eigenen Bevölkerung eine sehr abwechslungsreiche, sehr unterschiedliche Topographie.
Mit seiner Westlage im mittleren Bereich des Bundeslandes Niedersachsen, zeigt sich der Abschnitt dort bergig. Genauer gesagt: Das dort verlaufende Weserbergland ist als Mittelgebirge eine Art natürlicher Grenzgürtel, obwohl weitere Orte südwestlich dieser Bergkette, nämlich Rinteln und einige Orte drumherum ebenfalls noch zu Schaumburg zählen.
Im Zuge der Kreisreform vom 1. August 1977 wurden die davor bestehenden Landkreise Grafschaft Schaumburg und Schaumburg - Lippe zu dem Landkreis Schaumburg zusammen gelegt. Die Stadt Hessisch - Oldendorf am südlichen Zipfel des Kreises Grafschaft Schaumburg gehört seit dem zum niedersächsischen Landkreis Hameln - Pyrmont; die vormalige Kreisstadt Rinteln verlor ihren Status an Stadthagen, wobei Verwaltungsteile in Rinteln verblieben. Dieses setzte die CDU - Landesregierung unter Ministerpräsident Ernst Albrecht, dem Vater der aktuellen Bundesverteidigungsministerin Ursula van der Leyen - nicht ohne das übliche regionale Gezeter - durch.

Jenseits der historischen Entwicklung lässt der jetzige Landkreis Schaumburg eben jene geografischen Besonderheiten durch ein nach Osten  und in nördlicher Richtung verlaufenden Höhenunterschied von nahezu 350 Metern, hinein, in die Norddeutsche Tiefebene erkennen. Durch die relative Nähe zu der Landeshauptstadt Hannover, die binnen einer halben bis einer dreiviertel Stunde erreichbar ist, zählt der Landkreis Schaumburg zu den beliebten Kurzausflugszielen vieler Hannoveraner.
Im Westen grenzt Schaumburg an den nordrhein - westfälischen Landkreis Minden - Lübbecke, in dem die berühmte Porta Westfalica liegt. Bereits wenige Kilometer hinter der einstigen Fürstenresidenzstadt Bückeburg verläuft die Landesgrenze.

Wenn eine Textüberschrift im " De Schaumbörger " unter " Eiszeitliche Weitsicht " zu finden ist, dann deshalb, weil die abgedruckte Fotografie ein Panorama zeigt, das es vor vielen tausend Jahren, sich so hätte gezeigt. Einst war das gesamte Gebiet des heutigen Landkreises bewaldet. Der sich ansiedelnde Mensch rodete sukzessive den Baumbestand, um das daraus gewonnene Land, den späteren Ackerboden zu bewirtschaften. Bewohner jenes kleinen Gebietes zwischen Weserbergland und Norddeutscher Tiefebene muss es bereits vor 10.000 Jahren gegeben haben; davon zeugen gefundene Feuerstellen. Möglicherwiese handelte es sich um Nomaden, die mit den - man höre und staune - Rentierherden zogen, die bekanntlich als Nahrungsquelle dienten. Das exzellent schmeckende Fleisch, was von den erlegten Tieren verzehrt wurde, diente aber auch dann als willkommene Nahrung, wenn die sesshaften Menschen im Frühling und in den Herbst hinein, die durchziehenden Herden abpassten, um sie zu bejagen. Das verarbeitete Fleisch ließ sich aber auch konservieren und war der Nahrungsvorrat für schlechtere Zeiten, wie etwa in den kargen Wintermonaten in einer eben solchen , Tundra ähnlichen, Graslandschaft.  Aus dem Fell der Tier fertigten Menschen ihre Kleidung und Zelte als Behausung an. Die vielen Knochen und Sehnen dienten - in bearbeiteter Form - ihnen als Werkzeuge.

Einige tausend Jahre später und wohl durch klimatische Veränderung hervor gerufen, verschwanden die - jetzt eher im Norden Europas lebenden - Nutztiere aus der Region um das Weserbergland. Von dem einst jährlich und in schöner Regelmäßigkeit statt gefundenen " Massakern " ist keine sichtbare Spur übrig geblieben; allenfalls zeugen Knochenfunde davon.
Das Bild zeigt die Landschaft zwischen Bückeberg ( linke Hälfte ) und Deister und dürfte wohl vom Harrl in Richtung Bückeburg aufgenommen worden sein und stammt aus dem Kalender für 2013.

Oktober: 
Mit Beginn des " Goldenen " oder " Güldenen " Monats im Jahr, zeigt sich die Natur in sämtlichen Farben. Das saftige Grün der Blätter geht in ein leuchtendes Rot, ein blasses Ocker - Braun oder mattes Geld über. Mit den letzten, wärmenden Sonnentagen in einer farbenfrohen Umgebung verabschiedet sich der Sommer von uns. Wenn das globale Wetter mit seinen nicht immer vorhersehbaren Änderungen,es gut gemeint hat, durfte der Schaumburger eine heiße zweite Jahreszeit verabschieden. Der metereologische Herbstanfang ab dem 1. September hat ja längst die dritte Jahreszeit angekündigt, die der Kalender erst ab dem 21. berechnet
Wenn Baumarten alt, sehr alt oder uralt werden, dann haben sie diesen Zyklus x-mal durchlaufen. Weltweit gelten Mammutbäume als steinalt; in Europa dürften es Eichen sein, die sehr alt werden können und in unseren Gefilden gehören aber auch Kopfweiden dazu.
Sie zeigen ihren charakteristischen Strubbelkopf und sind Relikte aus einer längst vergangenen Zeit, als das Handwerk des Korbflechters noch Konjunktur hatte. Aus den biegsamen Zweigen stellten diese,dabei äußerst geschickt arbeitend, Weidenkörbe in allen nur erdenklichen Größen her. Diese Körbe dienten dem Menschen als Arbeitsmittel. Hiermit konnte er Brennholz transportieren, bei der Ernte etwa Kartoffeln einsammeln und Obst und Gemüse auf den Märkten anbieten. Das Gewerke des Korbflechters ist beinahe ausgestorben. Längst haben Kunststoffe und Metalle als Herstellungsmaterialien die Weidenruten abgelöst. Der Baum indes lebt weiter. Er beherbergt am Rande von Bächen, Flüssen oder innerhalb von Feuchtgebieten eine Vielzahl von Käfern. Erfasst worden sind über 100 Arten, davon so seltene,wie der Moschusbock. Daneben dienen diese, im Nebel der Spätherbst oder Wintertage oft unheimlich aussehenden Bäume, einigen Vogelarten zum Nestbau oder als Schutz vor natürlichen Feinden.

Das Bild einer Kopfweidenreihe ist im Kalender von 2010 abgedruckt worden.

Der Oktober gibt den sonst von hektischen Tagesabläufen gestressten Menschen aber auch ausreichend
Gelegenheit, um einen längeren Spaziergang zu absolvieren. Wenn die milde Oktobersonne es zulässt, dar der Spaziergänger sich dabei auf einer der Parkbänke setzen und den Tag in der noch wärmenden Oktobersonne ausklingen lassen. Eine Möglichkeit hierfür bieten die gepflegten Anlagen im Bückeburger Schlosspark. Hier sind die aktiven oder ruhenden Entenarten gut zu beobachten, die in den Teichen ihr natürliches Umfeld besitzen. Wenn eine jener künstlich angelegten Wasserflächen dann auch noch " Tintenfass " genannt wird, dann wohl nicht, weil einst die fürstlichen Familienmitglieder dort ihre Schreibutensilien gereinigt haben, sondern weil das Wasser dort einen bläulichen Schimmer aufzeigt.

Dieses Foto ist aus dem Kalender des Jahres 2010.

November:
Wenn jetzt die Tage sichtbar kürzer werden, die Temperaturen sinken und unangenehmer Nieselregen bei bedecktem Himmel die Tage trübe und dunkel werden lassen, ist auch eine Wettererscheinung der  häufige Begleiter: Nebel. Ob es nun der Hoch - oder Bodennebel, vielleicht sogar der Advektionsnebel ist, wissen meistens nur die Metereologen. Wenn Nebel plötzlich auftritt, kann dieses zu einer Gefahr für den mobilen Mitbürger werden. Massenkarambolagen nach sich unverhersehbar bildenden Nebelbänken gehören zum Horror eines jeden Autofahrers. Auch auf und an Wasserläufen kann Nebel auftreten. Das Schaumburger Land hat einige Flüsse aufzuweisen. Es sind neben der Weser, der Aue eine Vielzahl von - zwar
unbedeutetenden - Nebenflüssen, die nur auf speziellen Karten eingezeichnet sind. Ein künstlicher Wasserlauf ist der Mittellandkanal. Er war einst eine Hauptverkehrsader in Deutschland, vor allem aber in Niedersachsen und den Landkreisen wie Schaumburg. Viele Massengüter wurden dort von Lastkähnen transportiert. Das Sterben der unzähligen Binnenschiffer hat diese Wasserstraße nahezu in Vergessenheit geraten lassen. Dieser Berufszweig, vor allem die als Singular tätigen Binnenschiffer als Frachtschiffer sind rar geworden, obwohl das Frachtaufkommen nach einem kontinuierlichen Rückgang ab 1980, dann  im Zuge der Wiedervereinigung wieder anstieg und in den letzten Jahren die damalige Transportmenge erreicht hat. 

Der Mittellandkanal ist aber inzwischen nicht nur Schiffsverkehr. Links - und rechtsseitig zu der Böschung existiert Natur pur. Zwar nicht mehr im trüben Monat November, aber dafür wieder ab den Frühlingsmonaten. Hier brüten zahllose Vögel. Auch der Angelsport wird an dieser künstlichen Wasserstraße ermöglicht. Wenn im November die Nebelbänke aufziehen kann es vorkommen, dass die Sicht nicht einmal bis zum gegenüber liegenden Ufer reicht.

Das eingestellte Foto aus dem Kalender 2011 gibt einen Augenblick am und auf dem Mittellandkanal wieder, wie er in diesem Monat häufiger zu sehen ist: im dichten Nebel begegnen sich zwei Lastschiffe - irgendwo auf dem schaumburger Abschnitt zwischen Bückeburg und Haste, als da wären: Bückeburg, Hespe, Meerbeck, Niedernwöhren, Nordsehl, Pollhagen, Lauenhagen, Lüdersfeld, Sachsenhagen, Auhagen, Haste.

Weil mir die Ausgaben des Kalender " De Schaumbörger " der Jahre 2008 und 2009 nicht mehr vorliegen, möchte ich noch für den November ein Bild einstellen, dass die Hainbuche zeigt. Jenen Baum, dessen Holz sich als sehr schwer zu sägen oder zu spalten erweist, weil der Baum derb und knorrig ist. Die Hainbuche ( carpinus betulus ) hat - im Gegensatz zu ihren riesigen Schwestern - keine Bucheckern, sondern flugfähige Nüßchen. Sie ähnelt im Wuchs der Rotbuche und wird deshalb auch " haganbuoche " genannt, wobei der Wortteil " hagan ", die Hecke bedeutet. Hainbuchen finden sich häufiger in Parkanlagen wieder. Dieser Baum diente jedoch in der römischen Zeit bis zum Dreißigjährigen Krieg als Schutz vor Feinden oder Eindringlingen, wie heimische Raubtiere. Die schnell wachsenden Hagebüsche wurden mit der Axt
angeschlagen und umgeknickt. Sie verwuchsen mit Brombeerbüschen, Heckenrosen und Weiß - sowie Schwarzdorn zu einem undurchdringlichen Gebilde, die dann " Knick ", " Knickicht ", " Wehrholz " oder " Gebück " bezeichnet wurden. Die Hainbuchen finden sich in Schaumburg häufig an der Begrenzung zu Wiesen und entlang von Hohlwegen. Im Novembernebel oder an besonders trüben Tagen in diesem Monat sehen sie von weitem eher bizarr und teilweise gespenstisch aus. Als wären sie mehrköpfige Monster oder langarmige Aliens.

Das gezeigte Foto wurde entlang des alten Patroullienwegs zwischen den Ämtern Lauenau und Schaumburg aufgenommen. Übrigens leiten sich von der oben beschriebenen Bezeichnung der Hainbuch als " hanganbouche ", die Ortsnamen wie " Pollhagen, Rolfshagen oder auch Stadthagen " ab. Jedoch nicht Westernhagen, diese Behauptung ist " hanebüchen ".
  
Dezember:
Das Jahr, ein Jahr, wieder ein Lebensjahr, neigt sich unaufhaltsam dem Ende. Der Wintermonat Dezember lässt auch die Schaumburger dann und wann richtig frösteln. Wenn die Temperaturen auf zweistellige Minusgrade absinken, gefrieren bei lang anhaltenden Dauerfrost die schaumburger Gewässer. Auf dem Mittellandkanal wird die Schifffahrt aus Sicherheitsgründen eingestellt, weil die Eisdecke zu dick und selbst georderte Eisbrecher das Packeis nicht mehr aufbrechen können. Einige kleine Flüsse, so wie die Aue, erhalten manchmal eine Eisdecke. Und auch das Steinhuder Meer bildet eine tragfähige Eisschicht aus. Schlittschuhlaufen und Eisseenfür einige Tage möglich. In strengeren Wintern lässt sich dieses Vergnügen über ein paar Wochen ausüben. Die Winter mit lang anhaltender, klirrender Kälte sind jedoch eher selten. Solche habe ich in den Jahren meiner Kindheit einige Male mit erlebt. Im Jahr 1954 führte ein Kälteeinbruch im Januar bis Februar in großen Teilen Mitteleuropa zu eisigen Temperaturen, wie  - 26 ° in der BRD, auf im Februar 1956 war dieses so, als selbst Rhein und Weser zu froren. Oder im Dezember 1957 war dieses der Fall, als in Hannover - 30 ° gemessen wurden. Im Februar 1958 versank ganz Norddeutschland im Schnee, der sich örtlich bis zu 2 Metern auftürmte. Der Januar 1959 verzeichnete ebenfalls extreme Schneefälle im Norden der BRD. Im Januar 1960 war es überall in Deutschland knackig kalt von - 12 ° im Norden bis - 29 ° in den Alpen.Im März 1964 gab es nach der verheerenden Flutkatastrophe in Hamburg und Überschwemmungen in ganz Norddeutschland extreme Minusgrade bis zu 24 °.
Im Dezember 1962 fegten Schneestürme über Nordeuropa und Deutschland hinweg. Die Monate Januar, Februar und März zeichneten sich durch starken Frost aus, der lang anhaltend war.
Im Dezember 1963 kam es zu einem extremen Wintereinbruch mit starken Schneefällen und eisigen Temperaturen. 
Usw... nach zu lesen hier:
http://www.eike-klima-energie.eu/chroniken/wetterchronik/1950-1999/

Die vielen Naturereignisse in den Jahrzehnten ab 1949 lassen erkennen, dass es Extreme immer wieder gegeben hat.
Und während das Bild jenes Wintervergnügen auf dem Steinhuder Meer fest gehalten hat, neigt sich ein weiteres Jahr dem Ende zu. Nämlich das Jahr 2005. Die Schaumburger erwarteten das Neue Jahr, das Jahr 2006 und haben die bösen Geister aus dem verflossenen 365 Tagen mit einem üblichen Feuerwerk vertrieben. Neues Jahr - neues Glück? Die guten Vorsätze für die folgenden Tage, Wochen und Monate blieben indes oft nur solche. Wichtig ist vor allem, ein gesundes Neues!
Und einen weiteren Kalender " De Schaumbörger " gab es 2005 auch.

Danke dafür. Ein Stück an heimatlicher Erinnerung bleibt auch hier in Dresden damit erhalten.



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