Niederwiesa: Da haut´s dich nieda?






Die Deutsche Bundesbahn ist für viele Reisende, Berufspendler und Studenten sowie Schüler eigentlich ein Dauerärgernis. Schon allein deshalb, weil sie mit Beginn des Winterfahrplans erneut ihre Preise anhebt. Davon sind zwar einige der Vorbenannten nicht betroffen, dennoch gibt es auf dem Sektor des Einhaltens der selbst konzipierten Fahrpläne, also bei der Frage nach der Pünktlichkeit der DB immer wieder ein grimmiges Grummeln bei den Fahrgästen.

Meistens aus gutem Grund. Denn so manche Zugverspätung könnte vermieden werden, würde sich der Koloß mit dem Namen " DB " auf das konzentrieren, wozu er gegründet wurde: den sicheren und pünktlichen Transport von Menschen und Gütern.
Daran hapert es aber in allen Bereichen, wenn dann bei der Frage, wer diese Aufgabenstellung als Person umsetzen soll, nicht beantwortet werden kann.

Da gab die Deutsche Bahn in Form ihrer Regionalniederlassung Südost in Leipzig ab dem 4. November 2013 - amtlich - bekannt, dass vom 13. bis zum 21. November 2013 " Bauarbeiten " stattfinden werden. Beim Durchblättern des - aufgehübschten - DIN A5 - Heftes, stand hierzu unter anderen folgende Erklärung:

" Sehr geehrte Reisende,
zur Inbetriebnahme neuer Gleis - und Signalanlagen ist der Chemnitzer Hauptbahnhof vom 13. bis 20. November teilweise sowie vom 21. November bis 22. November, 4 Uhr für den gesamten Zugverkehr gesperrt. Für die betroffenen Zugverbindungen wird in dieser Zeit Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet "

Es schliesst sich ein " Überblick " der Fahrplanänderungen an.

Als der 13. November heran nahte, hatte meine von Dresden nach Chemnitz pendelnde bessere Hälfte kein gutes Gefühl. Sie kannte die Probleme der Deutsche Bahn mit den Vier Jahreszeiten seit einigen Jahren zur Genüge. Ob un das Winterchaos zur gleichen Zeit auf dem Streckenabschnitt Tharandt - Klingenberg - Colmnitz oder die Unzulänglichkeiten in der Informationsabfolge zu Ankunfts - uund Abfahrtzeiten  auf dem " neuen " Hauptbahnhof in Chemnitz oder, ob es nun " Fliegende Pferde " sowie sonstige lebensmüde Kreaturen, die dann den Ausfall, die Verspätung und eine Umleitung der Züge zur Folge haben, dieses alles spricht dafür, dass der sattsam bekannte Werbeslogan " Die Bahn kommt... " zu der ironischen Gegenfrage führt: " Nur, wann? "

Zurück zur Alltagrealität im " öffentlichen " Schienennahverkehr in Getsalt des Schienenersatzverkehrs. Der Zug mit der DB - Bezeichnung RB 17208  fuhr püntlich um 07.11 Uhr von dem " Bahnhof " Dresden - Plauen auf Bahnsteig 1 in Richtung Chemnitz und Zwickau los. Er kam - ebenfalls pünktlich - um 08.17 in Niederwiesa an. Dort endete der Zug, wie es so schön im DB - Sprech heisst. Planmäßig, an diesem 13. November 2013, auch.

Niederwiesa? Wer kennt Niederwiesa? Wo liegt Niederwiesa?

Ein Lucki - Lucki in dem WWW. erhellt dem nicht Ortskundigen, dem Zugezogenen, dem Sozialisierten jedoch, das tiefste Dunkel der Ahnungslosigkeit sofort. Das ist Niederwiesa!

http://de.wikipedia.org/wiki/Niederwiesa

Undern Wese lebt also, weil im Wendejahr 1989 die Gemeinde auf etwas mehr als 3.600 Köpfe geschrumpft war ( so mancher Niederwiesaer hat sein Glück im bayrischen Freistaat oder sonstwo im Westen gesucht ) ist der Ort wieder auf  mehr als 5.200 Bürger angewachsen. Jedoch nur, weil die einstigen eigenständigen Gemeinden Braunsdorf und Lichtenwalde 1995 und 1996 eingemeindet wurden.

Und neben allerlei historischen Schnuckeligkeiten, gibt es ein dunkles Kapitel in der Geschichte dieses Ortes, genauer gesagt in Braunsdorf. Nicht, weil die Menschen dort nach 1932 allesamt " braun " - im Sinne der Ortsnamensgebung - waren; auch nicht, weil die Region Mittelsachsen per se nach der Wiedervereinigung ein Problem mit Neofaschisten hat, nein, es ist ein zum Thema passendes Zugunglück, dass hier weit vor der Zeit des Tausendjährigen Reichs, den Ort eine gewisse Bekanntheit gab.
Im Jahre 1913 verursachten Geröllmassen einen Bahnunfall mit 10 Toten. Allerdings war dieser auf der Strecke von Roßwein nach Niederwiesa, die heute allerdings nur noch teilweise im Betrieb ist ( http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Ro%C3%9Fwein%E2%80%93Niederwiesa ).

Der Unfall ereignete sich am 14. Dezember 1913, also in einigen Tagen jährt sich dieses Unglück zum 100. Mal, am Südportal des Harrastunnles auf dem Streckenkilometer 32,62 der insgesamt 37,49 Kilometer messenden Strecke. Neben 10 Toten waren 53 Schwerverletzte zu beklagen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_von_Braunsdorf

Von solchen Katastrophen war denn der Zugverkehr von Dresden nach Chemnitz in dem Zeitraum vom 13. November 2013 bis 21. November 2013 weit entfernt. Und dennoch gab es die ein oder andere Unannehmlichkeit für die reisenden. Wer den Schienenersatzverkehr ab Niederwiesa in diesem Zeitraum nutzte konnte sich jeden Tag davon überzeugen, in welch erbärmlichen, herunter gekommenen Zustand die Regioanlbahnhöfe ( sie dürften diesen Namen eigentlich gar nicht führen ) sind. Da gab es riesige Schlaglöcher vor dem Eingangsbereich des Haltpunkts, die die Bahnkunden zu wahren Slalom - Kursen zwangen, um nicht knöcheltief in dem Pfützen zu versinken.
Der Hauptbau des Bahnhofs ist eine Ruine, eine Bruchbude, in der allenfalls sich nachts die Ratten und Mäuse zum großen Stelldichein treffen. Wer hier nach 20.00 Uhr den Zug oder in der oben benannten zeit den Bus nehmen muss, darf sich in der längst begonnen dunklen Jahreszeit doch ein wenig fürchten.

So hat der Niederwiesaer Heinz-Ulrich Löwe eine Dokumentation über den Jetztzustand des ein gut frequentierten Bahnhofs eingestellt. Es zeigt sich deutlich, welches Interesse die Deutsche Bundesbahn an der Erhaltung jener - historischen - Bauten hat, nämlich keins. Stattdessen werden Milliarden für Schwachsinnsprojekte,wie Stuttgart verpulvert, um sich dann wechselseitig auf die schmale Schulter klopfen zu können.

http://www.google.de/imgres?imgurl=http://u.jimdo.com/www100/o/s9759bdf40e6b3f9d/img/i7fa4653c45ef8b1a/1302605753/std/image.jpg&imgrefurl=http://bahnbilderniederwiesa.jimdo

Die Fahrt zur Arbeitsstelle in Chemnitz endete dann gegen 9.00 Uhr. Nach sage und schreibe 2 Stunden. Während die Massen zu den Zügen strömten, um in Richtung Zwickau weiter zu fahren, drehten die Busse eine Ehrenrunde, damit die Fahrgäste in entgegen gesetzter Richtung aufgenommen werden konnten.
Am 19. November war das Elend dann vorbei. Zunächst stand der Buß - und Bettag am 20. 11. an, danach nahm meine bessere Hälfte den PKW und war - wie erstaunlich - in nicht einmal 50 Minuten an der Dienststelle.

Die Bahn ist immer für Überraschung gut und sei es durch den Schienenersatzverkehr. Trotzdem sind auch solche Abenteuer aufschlussreich, weil der Fahrgast sofort erkennen kann, was die Verantwortlichen unter Reisekomfort und Kundenservice versteht, wenn es in die Provinz abgeht.

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