Da steht ein Pferd auf der Bahn. Von den Begegnungen mit der anderen Art.


Die täglichen Verkehrsnachrichten sollten für den gemeinen, bundesdeutschen Autofetischisten, den Testesteron gesteuerten Gaspedal - Junkie oder den mobilen Götzenanbeter, der seinen vierrädrigen " Schinken " besser pflegt, ihn klaglos dauerunterhält und ihm die erforderliche Zuwendungen verabreicht, als es die eigene Frau, abgelegte LAG oder seine zugeordneten Kinder je erwarten dürfen, ein " Muss " sein, so wie die aufweckende, morgendliche Tasse Kaffee und ein solides Frühstück vor dem Einzug in den Krieg auf den Straßen.
Da dieser Service längst auf vielen Radiokanälen Usus ist, dürfte es den Hörer nicht weiter verwundern, wenn er dann und wann abstruse Verkehrsmeldungen um die Ohren gedudelt bekommt.
Da sind es die " Spanngurte ", vor denen gewarnt wird, weil ein rasanter Kleinlastkraftwagenfahrer, diese verloren hat. Da sind es Plasteeimer, Plasteplanen oder Plastekübel, die eben auf solche Weise auf die Fahrbahnen gelangen. Da sind es aber auch einige exotisch klingende Gegenstände, die der Straßennutzer nicht sofort im Zusammenhang mit dem Medium bringt, wie Badewannen, Sofas oder Waschbecken.
Einen GAU stellt hierbei die Begegnung mit kleinen und großen Tieren dar.
Ob Marder, Wiesel, Fuchs, Hund, Katze, Kaninchen, Reh, Wildschwein, Hirsch, die dann und wenn platt gewalzt, angefahren oder halsbrecherische Bremsmanöver verursachend, die bundesdeutschen Indivudalmobilisten das Leben erschweren.

Der Super - Gau indes stellt ein Unfall mit einem Pferd, einem 600 bis 800 Kilogramm aufweisenden Zossen dar, der sich plötzlich, wie aus dem Nichts, wie vom Himmel gefallen, auf der Fahrbahn befindet. In einigen Fällen dieser ungleichen Treffs, kann der PS starke Verkehrsteilnehmer eine Kollision gerade noch vermeiden. Häufig jedoch gibt es bei einer derartigen, ungewollten Konfrontation, ein blutiges Gemetzel.

So auch am 11. August 2013 auf der Staatsstraße 80 in Moritzburg. Ein Motorradfahrer überholt dort einen voraus fahrenden PKW, obwohl der Straßenverlauf kurvig und unübersichtlich ist. In Höhe des dortigen Wildgeheges kommt es dann zu einem tödlich Zusammenstoss mit einer Pferdekutsche. Beide Tiere verenden dabei.
Die Medienmeute berichtet sodann von einem " Horrorcrash ", einem " Massaker " und einem " tödlichen Crah im Sommeridyll ". Nun die Schlagzeilen geile Vierte Gewalt übertrifft sich regelmäßig bei dem Verkauf solcher Ereignisse. Aber, es gab auch sachlich - nüchterne Artikel und Meldungen. Nicht so unter den vielen Kommentaren in den Online - Präsentationen diverser Medien sowie in Teilen der Moritzburger Bürger.

Die Sächsische Zeitung (SZ ) berichtete in ihrer Ausgabe vom 17. / 18. August 2013, dass im Ort die Emotionswogen hoch schlagen. Da wurden Blumen an dem Unfallort des toten Motorradfahrers in den angrenezenden Wald geworfen. Derweilen mehrheitlich der Trauer um die beiden verendeten Pferde gefrönt wird. So schnell kann aus lähmendem Entsetzen, ob des schweren Verkehrsunfalls, blanker Hass werden. Hass gegenüber einem Mitmenschen, der die Regeln nicht beachtet haben soll und dabei in das eigene Unglück fuhr, aber vor allem, ein Tier mit nahm, das in in dem kleinen Ort, besonders vielen Bewohnern am Herzen liegt: das Pferd.
Nicht nur deshalb, weil das berühmte Gestüt Moritzburg dort historisch verankert ist, sondern insbesondere auch, weil die lokale Wirtschaft, der Tourismus hiervon lebt.

Da haben vermeintlich rasende Motorradfahrer ganz schlechte Karten. Aber nicht nur die. Denn wenn ein PKW statt des Zweirads den Unfall verursacht hätte, wäre die kalte Wut auf dessen Fahrer genauso gross geworden. Die Strecke in dem Örtchen ist sehr unüberlichtlich, diese wird zudem - besonders in den Sommermonaten - an den Wochenenden sehr stark frequentiert, deshalb sollten sich die Verkehrsplaner, die Verantwortlichen überlegen, den Durchgangsverkehrs zu reduzieren, zu reglementieren oder auf andere Weise zu kanalisieren, damit die Pferdekutschen und andere nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer nicht mehr in Gefahr geraten.

http://www.mdr.de/sachsen/unfall990_zc-f1f179a7_zs-9f2fcd56.html

Knapp zwei Monate später meldeten die Nachrichtensendungen von einem Unfall auf der Bahnstrecke zwischen Klingenberg und Dorfhain. Am 25 Oktober fuhr der Regionalexpress, der von Hof nach Dresden unterwegs war, dort in eine Pferdegruppe. Bei dem Zusammenstoss wurden 6 Tiere getötet oder tödlich verletzt. Die Körperteile der verendeten Pferde lagen auf mehreren hundert Metern verteilt an den Bahngleisen. Da die Bahnstrecke für mehrere Stunden in beiden Richtungen gesperrt werden musste, um die Aufräumarbeiten und die Unfalldokumentation vorzunehmen, kam es zu erheblichen Störungen im Bahnverkehr. So oder so ähnlich las sich der nüchterne, der sachliche Bericht in der Wochenendeausgabe der SZ vom 26. / 27. Oktober 2013.

Keine Proteste von irgendwelchen Pferdeliebhabern, von Tierschützern oder selbst ernannten Moralaposteln, die den eigenen Lebensfrust bei derartigen Anlässen auf die Beteiligten überkübeln wollen. Dieses Mal tarf es wieder die Deutsche Bahn. Jene Einrichtung, die seit der Wende durch den parteipolitisch ( CDU/CSU, FDP ) auferlegten Wahn der Teil  -oder Vollprivatisierung nebst des Himmelfahtskommandos, das da " geplanter Börsengang " heißt, die ihr im Zuge der Wiedervereinigungsmachenschaften zugewiesenen Aufgaben im regionalen Bereich kaum mehr erfüllen kann. Die Bahn - komm? Meistens verspätet an! So auf an jenem Freitag, den 25. Oktober 2013 als eine Gruppe von ausgebrochenen Pferden auf dem so genannten Gleiskörper stand. Das Massaker war verherend und auch nicht zu vermeiden, denn im Gegnsatz zu dem motorisierten Gegner, kann der Zug hier nicht mehr ausweichen. Als es krachte, flogen die Fetzen. Vielleicht hatte der gerufene Abdecker einen Kipper mit Anhänger dabei, denn es musste eine Menge von etwa 4 Tonnen Kadaver abtransportiert werden.

Erstaunlich - oder eher richtiger - Weise, regten sich auch keine Anwohner über diesen Unfall auf. Wer die eigenen Weiden, die Pferdekoppeln, nicht mit Stacheldraht, einem hohen Zaun oder einem elektrischen Weidezaun sichert, wird alsbald sein blaues Wunder erleben. Das Pferd ist von natur aus ein Fluchttier. Bei geringen Anlässen galoppiert es davon und kann dabei Hindernisse überwinden. Wie und warum die Pferde von der Koppel auf die Gleise gerieten war nicht nachzulesen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Halter eine Tierhaftpflichtversicherung abgeschlossen hat, denn die mindest sechstellige Rechnung der Deutsche Bahn wird ihm garantiert ins Haus flattern. Denn der Bahn obliegt keine Pflichtt, ihre Gleisstrecken mit einem Zaun abzusichern. Und 50 Km/h müssen die Züge ebenso wenig fahren, wie der Zugführer darauf zu achten hat, dass sich seitwärts von den Gleisen keine anderen Verkehrsteilnehmer zubewegen. Hier hat der Zug ausnahmsweise Vorrang - und zwar immer!

Als am Freitag, den 22. November 2013 in den frühmorgenlichen Verkehrsnachrichten eine Meldung lautete: " A 45 in Richtung Gießen in Höhe der Abfahrt Wetzlar - Ost befinden sich Pferde auf der Fahrbahn. " horchte ich zunächst auf, denn ich hatte diesen beiden Unfälle mit den bei den Menschen durchaus beliebten Tieren noch in Erinnerung. Hoffentlich gibt es keinen Unfall, wenn nicht schon einer geschehen ist, waren meine weiteren Gedanken. Pferde auf der Autobahn. Dafür kommen meistens nur zwei Erklärungen in Betracht. Entweder sie sind ausgebrochen, wie im Fall des Zusammenstosses mit der Bahn bei Klingenberg - Colmnitz oder einer der in rauhen Mengen fahrenden Pferdettransporter ist wegn zu hoher Geschwindigkeit ausgebrochen und sogar umgekippt.

Einige Zeit später meldete dann der MDR Verkehrsfunk die übliche " Entwarnung ". Nichts passiert also?
Das war vor mehr als 4 Jahren nicht der Fall. Da lautete die Nachricht nämlich:

 " Zwei Pferde sind in der Nacht zum Mittwoch gegen 2.20 Uhr bei einem Unfall auf der A 45 zwischen dem Wetzlarer Kreuz und Wetzlar-Ost getötet worden. An dem Unfall waren zwei Lkw und zwei Kleinlaster beteiligt. " 

- Zitatende - aus: Giessner Allgemeine - Ausgabe vom 15.07.2009

Wer je mit diesen beliebten Nutztieren in Berührung gekommen ist, kann einschätzen mit welcher Masse es ein hinein fahrendes Fahrzeug zu tun hat. So mancher Unfallbeteiligte muss sich, wenn er ohne größere Blessuren davon kommt, zu seinem weiteren Geburtstag gratulieren. 

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