Der Radi, der Rudi, der Hennes - die 60er aus den 60ern.









Als ich gestern am späteren Abend den einstigen Fußballnationalspieler, den mehrfachen Torschützenkönig der Fußball - Bundesliga und ehemaligen Mittelstürmer des FC Bayern München, Herrn Gerd Müller in den letzten Post mit eingebettet hatte, kamen mir noch einige Gedanken über jene Ära, die der Spieler selbst mit geprägt hat. Aber nicht nur solche. Ich erinnerte mich an die Gründerjahre der höchsten westdeutschen Spielklasse, als Vereine, wie der 1. FC Köln, wie Eintracht Braunschweig, SV Werder Bremen, und wie auch 1860 München zu der Beletage des Profifußballs zählten.

Ja, der TSV 1860 München, die " 60er ", die " Löwen " , sie waren die damalige Nummer Eins in München und Bayern, das war damals mein Lieblingsverein. Ich kann es heute nicht mehr genau begründen, warum dieses so war. Vielleicht lag es am den Trikotfarben, die mir gefielen. Es könnte aber auch darin begründet gewesen sein, dass die Münchner " Löwen ", eben jenes Enblem auf dem Trikot und der Vereinswappen tragen - eine Darstellung eines schwarzen Löwen. Eher wahrscheinlich ist es aber, dass ich durch das Sammeln der Fußballbilder, die es an den Kiosken, in den Zeitschriftengeschäften oder im Spielwaren - Fachhandel für 20 Deutsche Pfennig zu kaufen gab. In der Tüte aus dünnem, undurchsichtigen, weißen Papier mit einem Werbeaufdruck, befanden sich jeweils 8 Bilder, die dann in ein Album eingeklebt werden mussten.

Die Erinnerung an den Hersteller jener " Kindheitsträume " sind indes längst verblasst, womit mir der Name des Produzenten nicht einfiel. Eine kurze Recherche im Netz half mir dann auf die Sprünge:
Es war ein kleiner Verlag in Frankfurt am Main mit dem Namen Sicker. Er zählte neben Bergmann, weit vor Panini, zu den ersten Herstellern jener begehrten Druckerzeugnisse.
Tja, nur den gibt es natürlich längst nicht mehr. Die Bilder, die Alben dazu und viele Gleichgesinnte, indes noch. Sie erzielen mittlerweile Rekordpreise.

Zu den beliebten Bilder in jenen 60er - Jahren entwickelte sich ein beinahe sklavisches Verhältnis. Wann immer es eine Groschen für irgendwelche Einkaufsdienste, Botengänge oder Hilfsarbeiten bei meinen Großeltern gab, wurden diese Kleinstbeträge in Fußballbilder umgesetzt. Bald schon waren viele Klebebilder doppelt, dreifach, vierfach vorhanden. Somit tauschten wir mit den Nachbarkindern untereinander. Irgendwie klappte es trotzdem nicht, sämtliche leeren Rechtecke in dem Album, das für 1 DM gekauft werden konnte, zu erwerben. Die Flächen blieben deshalb - zur großen Enttäuschung aller Sammler - frei. Später konnten sie nachgekauft werden.

So kann ich mich daran entsinnen, dass in meinem " Sicker " - Fußballalbum die Mannschaftsfotos einiger Vereine fehlten, dafür die Einzelspieler vollständig waren. Nur ein Verein war bei mir komplett eingeklebt: der TSV 1860 München!

Ergo: Ich wurde " Löwen " - Fan ab 1964/1965. Und damit auch ein solcher von Fußballspieler, wie:


  • Bubi Bründl (1965–1968, Sturm, 50 Pflichtspiele/16 Tore während seiner Zeit bei 1860 München): 0 Ligaspiele/0 Tore in der Meistersaison
In der Meistersaison vollendete Bründl sein 19. Lebensjahr und war damit zu jung für einen Einsatz in der ersten Mannschaft, auch wenn er nominell bereits zum Kader zählte. In den beiden folgenden Spielzeiten kam er regelmäßig zum Einsatz und schoss in 42 Ligaspielen 13 Tore.
Mit 66 Treffern ist Brunnenmeier Bundesliga-Rekordtorschütze für 1860, 1964/65 wurde er mit 24 Treffern Torschützenkönig in der Bundesliga. Auch im Europapokal ist er mit 10 Treffern vereinsinterner Rekordtorschütze. Insgesamt schoss er 139 Ligatore - so viele wie kein anderer Spieler nach 1945. Er kam auf fünf Einsätze in der Nationalmannschaft und erzielte dort drei Tore.
Als Mittelfeldregisseur und Techniker war Grosser Kapitän der Meisterelf. Zweimal wurde er in die Nationalmannschaft berufen.
Heiß spielte von der Jugend bis zum Karriereende beim TSV 1860. Achtmal kam er für die deutsche Nationalmannschaft zum Einsatz. Später war er Fußballabteilungsleiter und kurzzeitig Vizepräsident des Vereins.
Kohlars war einer von fünf Spielern, die in allen sieben Bundesligajahren in den 1960ern zum Aufgebot der Münchner Löwen gehörte. Wenn auch oft nur Ergänzungsspieler, erzielte er 45 Tore in der Bundesliga.
In der Meistersaison war er vereinsinterner Torschützenkönig, ligaweit hinter Lothar Emmerich auf Platz 2. Das erste Tor in der Meisterspielzeit schoss er in der ersten Saisonminute gegen den Aufsteiger FC Bayern.
Der „Meister des langen Passes“[22] schoss in der Bundesliga für 1860 47 Tore und bereitete 33 weitere vor. Siebenmal spielte er in der Nationalmannschaft und schoss dabei zwei Tore.
In seinen drei Jahren in München erlebte der wegen seines heftigen Schusses „Atom-Otto“ genannte[23] Offensivspieler Pokalsieg, Europapokalfinale und Meisterschaft. Im Europapokalhalbfinale schoss Luttrop alle drei Tore.
  • Bernd Patzke (1964–1969 und 1973–1974, Abwehr, 177/3): 28/0
Als einziger amtierender deutscher Meister fuhr er mit zur WM 1966, kam aber nicht zum Einsatz. Insgesamt bestritt er 18 Länderspiele, mehr als doppelt so viele wie jeder andere deutsche Nationalspieler beim TSV 1860. Mitte der 1980er trainierte er ein Jahr lang die Bayernligamannschft.
Von 1965 bis 1968 kam Peru in fast jedem Spiel zum Einsatz. Sein einziges Tor schoss er 1968 im Derby.
Der jugoslawische Torwart war acht Jahre lang die „Nummer 1“ beim TSV 1860, nur zu Beginn der Spielzeit 1966/67 wurde er kurzzeitig von Wolfgang Fahrian verdrängt. Radi, der sich selbst als „bestes Torwart von Welt“[24] bezeichnet hatte, war auch für seine Torhüter-untypischen Ausflüge bis in die gegnerische Spielhälfte bekannt. Mit 27 Einsätzen ist er Rekordspieler für 1860 im Europapokal, wo er per Elfmeter auch sein einziges Pflichtspieltor erzielte.
  • Hans Rebele (1961–1969 und 1970–1972, Sturm, 231/54): 22/5
Der zweimalige Nationalspieler kam aus der eigenen Jugend und spielte anfangs als Halbstürmer, später als Linksaußen. In 17 Europapokalspielen schoss er acht Tore.
  • Hans Reich (1960–1969 und 1974–1976, Abwehr, 287/7): 26/0
1964/65 kam Reich in allen 43 Pflichtspielen der Spielzeit zum Einsatz. Insgesamt spielte er 142-mal in der Bundesliga für den TSV.
Steiner bestritt 118 Bundesligaspiele. 1964 kam er zu seinem einzigen Einsatz in der Nationalelf.
Mit 344 Pflichtspieleinsätzen ist Wagner Rekordspieler des TSV 1860 nach 1945.
Zeiser, der schon in den 1950ern in der Amateurmannschaft der Sechzger gespielt hatte, kam in 167 Bundesligaspielen zum Einsatz.
  • Auch Hans FischerHelmut RichertWilfried Tepe und Ernst Winterhalder gehörten dem Kader in der Spielzeit 1965/66 an, wurden aber nicht eingesetzt. Torwart Tepe war ein Jahr zuvor zu seinem einziges Ligaeinsatz für den TSV 1860 gekommen, während Fischer, Richert und Winterhalder weder zuvor noch danach zu einem Einsatz kamen.

  - Zitatende aus: Wikipedia: TSV 1860 München

Dann gab es natürlich noch den österreichischen Trainer Max Merkel. Den Wiener, der oft den " Wiener Schmäh " aufblitzen ließ und, der - ähnlich wie der " Grandler " Ernst Happel - viele Erfolge in der Bundesliga verzeichnete:

" Die Spieler, die 1966 unter ihrem Trainer Max Merkel den deutschen Meistertitel gewannen, haben sich in der Geschichte des TSV 1860 einen besonderen Stellenwert erarbeitet, da der Gewinn der deutschen Meisterschaft den größten Erfolg der Fußballabteilung darstellt. Teilweise treffen sich die Spieler noch heute in unregelmäßigen Abständen im Rahmen von Veranstaltungen des TSV 1860. "

- Zitatende aus: a.a.O:


Der 19. Mai 1965 war ein Mittwoch. Der Frühling hatte längst Einzug gehalten. nachdem es im April sogar noch leichte Schneefälle geben hatte und der Monat insgesamt zu nass war. An diesem Abend sollte ab 20.15 Uhr der TSV 1860 München eigentlich Fußballgeschichte schreiben. Er trat im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger vor 97. 974 Zuschauern im rappelvollen, alt ehrwürdigen Londoner Wembleystadion gegen einen Hauptstadt Klub mit dem Namen West Ham United an. Zuvor hatten die Münchener namhafte Vereine aus den Weg geräumt. Sie spielten gegen:


US Luxembourg 4:0 und 6:0 = Vorrunde

FC Porto           1:0 und 1:1 = 1. Runde


Legia Warschau 4:0 und 0:= Viertelfinale


AC Turin           3:1 und 0:2 = Halbfinale

Entscheidungsspiel in der Schweiz = 2:0

Die englische Mannschaft hatte sich zuvor so qualifiziert:


KAA Gent         1:0 und 1:1 = Vorrunde


Sparta Prag      2:0 und 1:2 = 1. Runde


FC Lausanne Sport  2:1 und 4:3 = Viertelfinale


Real Saragossa 2:1 und 1:1 = Halbfinale


Damals wurde noch keine Auswärtstoreregelung berücksichtigt, so dass es bei Torgleichheit ein Entscheidungsspiel auf einem neutralen Platz gebe musste. Erst in dem 3. Spiel gab es eine Verlängerung. Jedoch kein Elfmeterschießen, sondernd er Schiedsrichter entschied per Münzwurf.


Aus der DDR - Oberliga war der SC Aufbau Magdeburg vertreten, der es in der Vorrunde mit dem türkischen Vertreter Galatasaray Istanbul zu tun bekam und nach 3 dramatischen Spiele sowie einer Verlängerung durch eben diesen Münzwurf ausschied ( 1:1, 1:1, 1:1 n.V. ). Kein Novum, denn einige Wochen danach schied der erste westdeutsche Fußballmeister, der 1.FC Köln in ebenfalls 3 dramatischen Spielen gegen den FC Liverpool im Viertelfinale des Landesmeisterpokals durch Münzwurf aus. 


http://de.wikipedia.org/wiki/Europapokal_der_Pokalsieger_1964/65


Das Erste Deutsche Fernsehen übertrug sofort nach der Tagesschau das Endspiel aus dem Wembleystadion in London. Reporter könnte Oskar Klose oder Rudi Michel gewesen sein, weil Ernst Huberty schon die Kölner Spiele übertragen durfte.

Mir war das Datum natürlich bekannt und war vor lauter Aufregung, schwang ich mich zuvor noch auf mein Sportrad, das ich mir mühsam zusammen gespart hatte,um bis kurz vor Bückeburg und dann die gesamten knapp 7 Kilometer zurückzufahren. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Live - Übertragung begann, saß ich auf einem Stuhl im Wohnzimmer meiner Großeltern und sah auf dem Bildschirm des klotzigen " Grundig " - Geräts, wie die Mannschaften einliefen. In schwarz - weiß natürlich. Der Kapitän des TSV 1860 München Rudolf " Rudi " Brunnenmeier tauschte mit dem Spielführer des englischen Klubs West Ham United, Bobby Moore, die Wimpel. Noch in oder zwei Minuten vergingen, dann pfiff der ungarische Fifa - Schiedsrichter Istvan Zsolt die Begegnung an. 

http://de.wikipedia.org/wiki/Europapokal_der_Pokalsieger_1964/65#Finale


Die englische Mannschaft spielte sofort nach vorn und war zunächst klar überlegen. Meine verschwitzten Hände wurden noch feuchter und ich rutschte vor Aufregung auf dem Sessel meiner Großeltern ständig hin und her. Petar " Radi " Radenkovic hielt wie ein Weltmeister und brachte die Stürmer von West Ham United fast zur Verzweifelung. Aber auch die " 60er " hatten die eine oder andere Torchance, ehe Zsolt zur Halbzeit pfiff. Mir schwante nichts Gutes, denn die Engländer waren eigentlich viel besser.

Und sah kam es, wie es kommen musste: Innerhalb von 3 Minuten war das Finale entschieden.Alan Sealey erzielte in der 70. und 72. Minute zwei Treffer. das war´s für meine " Löwen ".

Dennoch gewannen die Mannen um Hennes Küppers, Radi Radenkovic und Rudi Brunnenmeier ein Jahr später die Deutsche Fußballmeisterschaft. 

Ich sammelte allein deswegen weiter fleißig die Fußballbilder und war bis Ende der 60er Jahre ein glühender Fan der 60er. Selbst den biederen Schlager des singenden und oft zu Eskapaden auf dem Platz neigenden Petar " Radi " Radenkovic hatte ich mir gekauft. " Bin i Radi, bin i König " dudelte auf dem Plattenwechsel der Musiktruhe im elterlichen Wohnzimmer viele Male.

Da es so ziemlich alle " ollen Kamellen " aus jenen Jahren im Netz zum Auffrischen gibt, hier noch die einstige Niederlagen der Münchener " Löwen " im Tempel des englischen Fußballs an jenem 19. Mai 1965:



Dann gibt´s auch noch den " Radi " Radenkovic mit seinem Über - Hit " Bin i Radi, bin i König ":




Einige der Helden vom Mai 1965 leben indes nicht mehr:

- Rudi Brunnenmeier verstarb im Alter von 72 Jahren bereits 2003 in München;

- Timo Konietzka nahm sich 2012 in der Schweiz im Alter von 72 Jahren das Leben, nachdem bei ihm Krebs im Endstadium diagnostiziert wurde

-  Rudolf Zeiser verstarb im Alter von 56 im Jahr 1993

- Max Merkel, der Wiener Wundertrainer, verstarb 87jährig im November 2008 in bayrischen Putzbrunn.

Der Verein wurde 1966/67 hinter der Braunschweiger Eintracht noch einmal Vizemeister, ehe es mit den 60ern kontinuierlich bergab ging und in der Saison 1969/ 1970 der Abstieg in die Regionalliga Süd erfolgte.





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