Lachen verboten!



Die täglichen Fahrten mit den Katastrophenzügen der Deutsche Bahn AG in Form der,  - im dortigen Fach - Chinesisch benannten - RB ( Regionalbahn ) haben manchmal auf ihre guten Seiten. Hier erlebt der Kunde der DB oft das wahre Leben. Hier kann er eine getreue Milieustudie betreiben. Hier lässt sich die Frage " Wie geht es Deutschland " zumeist sehr einfach beantworten, nämlich mit " Überwiegend schlecht ".
Abgesehen von den üblichen, weil regelmäßigen Unannehmlichkeiten, wie Zugausfall, Zugverspätung oder verschmutzte, kalte oder überhitzte Wagons, darf der Fahrgast sich auch den angenehmeren Seiten jenes Massentransportmittels hingeben. In Ruhe ein gutes Buch lesen. Mit einer gewissen Intensität das iPhon,Smartphone sowie den Tablet - PC bedienen. Ein eher profaner Zeitvertreib ist der des Belauschens von Gesprächen der Mitreisenden.

So schilderte mir meine bessere Hälfte vor einigen Tagen, was sie während einer dieser Zugfahrten in einem jener - während der so genannten Stoßzeiten - überfüllten Wagons des Regionalzuges in Richtung Chemnitz mit hören konnte. Auf den hinter ihr befindlichen Sitzbänken hatten drei Frauen Platz genommen, die sich alsbald über ihre Arbeitsstelle angeregt, kritisch unterhielten. Was dabei an negativen Erfahrungen ausgetauscht wurde, kann nur derjenige nachvollziehen, der selbst in einer solchen Arbeitssituation gewesen ist. Nicht jene Dummschwätzer, Neunmalklugen und Lügenbolde, die uns tagtäglich im TV als Protagonist einer jener unsäglich öden Talkshows aufoktroyiert werden.
Die heile Welt, die uns " Mutti Olga " Merkel ständig weiß machen möchte, sie ist in diesem sozialen Umfeld so weit entfernt, wie die Erde der Sonne.

Da berichteten jene Damen, dass sie im Schichtdienst, auch an Sonn - und Feiertagen für einen Hungerlohn von etwa 5 € netto, das sind zirka 7,50 € brutto in einer Fabrik schuften würden. Positiv besehen sind dieses immerhin 1,00 € brutto mehr als eine gelernte Friseuse in Thüringen erhält. Die wurden vor dem 01.08.2013 mit einem Einstiegsstundenlohn von 3,14 € brutto abgespeist. Und somit wurde hier zumindest die CDU - Verarschungskampagne vom " branchenorientierten Mindestlohn ", den die Schwarzen im Wahlkampf flugs in ein Eintreten für einen allgemeinen, nämlich brachenübergreifenden Mindestlohn verkaufen konnten, bis 2015 - dann wäre erst das Westniveau erreicht - umgesetzt.

Nun, die drei Damen aus den Fabriken bei Chemnitz plauderten eifrig weiter aus dem Nähkästchen.Von und über ihre Knechterei dort. Dabei kamen natürlich auch die typischen Verhaltensmuster jener " Unternehmer ", die in Gestalt eines Geschäftsführers, davon gab es immerhin jeweils 2, den sozialen Aufstieg und Besitzstand nach außen zeigen mussten. Wie sollte es auch anders sein, wenn dieses Bestreben über einen überdimensionierten Schlorren der Marken BMW oder Audi umgesetzt wird. Die Fahrtkosten der Arbeiterinnen von Dresden nach Chemnitz werden - wie sollte es auch anders sein - natürlich nicht erstattet.
Wo kämen wir denn da hin, wenn das bei diesem hoch bezahlten Arbeitsplätzen auch noch geschehen würde?

Viel abartiger als jene sichtbare Ungleichgewichtung zwischen Boss und Malocher sind aber die mittelalterlichen Umgangsformen der beiden Herren Geschäftsführer und ein mündlich ausgesprochenes Lachverbot am Arbeitsplatz. Lachen verboten, also! Wenn die Schlachtschiffe auf vier Rädern den Parkplatz erreichen und die Duodezfürsten in die Fabrikhalle hinein stolzieren, ist sofort das Fröhlichsein einzustellen. Es herrscht der Herr des Ernstes. Es tritt das Lachverbot in Kraft. Auch Grinsen ist nicht erlaubt, denn das ist ja eine Vorstufe des Lachens.

Dieses anormale Verhalten erinnerte mich sofort an einen einstigen Fachlehrer in der FOS Stadthagen, der es nicht ertragen konnte, wenn ihn ein Schüler angrinste, wenn er lächelte oder lachte. " Sie sind ein widerlicher Mensch, Herr H! ", echauffierte sich der Pädagoge einst während einer Pflichtstunde und verbannte den - eher ungewollt - grinsenden Mitschüler aus der Unterrichtsstunde.Beide Kontrahenten versöhnten sich später, dennoch war das Verhalten des Fachlehrers rechtswidrig. So, wie das Lachverbot in jener Fabrik bei Chemnitz, in der der regierende Chef die Arbeiterinnen, die - er weiß es ganz genau - auf den Job angewiesen sind, wie Leibeigene behandelt. Schlimmstes prä - kapitalistisches Verhalten im Jahr 2013; 24 Jahre nach der " Wende ".

Die Prinzen mit " Küssen verboten " aus jener Nachwendezeit von 1992:


Für " küssen " setze ich hier einfach " lachen " ein und hoffe, dass Sebastian Krumbiegel und Freunde es mir verzeihen mögen.






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