Amon Düül II: " Live at London " 1972: Ein Aufstand der " Krautrocker " im Mutterland des Beat?



Wer die bundesdeutsche Musikrichtung mit dem abschätzigen Namen " Krautrock " nicht nur selbst erlebt hat ( das sind im Jahr 2013, die inzwischen Eisgrauen ), wird wissen, dass hierunter nicht nur wummernde Bässe, kreischenden Gitarren und ein schepperndes Schlagzeug zählen, sondern auch jene Klänge, die per Synthesizer, Mellotron, Orgel oder sonstigen elektronischen Hilfsmitteln erzeugt werden.
Zu den Protagonisten im " Krautrock " - Genre zählten oder zählen noch die Formationen " Amon Düül " und "Amon Düül II ", die aus einer Kommune in der bayrischen Landeshauptstadt München entstammen und deren wohl bekanntestes Mitglied das " Model " Uschi Obermaier war. Die damals eher geringe Resonanz in Bezug auf ihre musikalischen Qualitäten hatte sich Obermaier selbst zuzuschreiben, denn sie waren - mit Ausnahme ihres Aussehens - schlankweg erst gar nicht vorhanden. Da die " Beauty Queen " ihre Gelüste nach prominenten Rockmusikern nicht zügeln konnte und als Geliebte von Mick Jagger und Jimi Hendrix in die Analen der Geschichte einging, blieb den übrigen Mitglieder der Künstler - Kommune keine andere Wahl, als sich irgendwie, irgendwann zu trennen. Schon damals galt der Grundsatz: " Jeder macht das, was er kann; nicht das, was er will! ", wenn es um die erfolgreiche Umsetzung des Begriffs " Profit " im inzwischen globalisierten Kapitalismus geht.

Deshalb wurde dann " Amon Düül II " ins Leben gerufen. Jene " Krautrock " - Formation, die dann ernsthafter gute Musik einspielte und auf dem weiten Feld der experimentellen Klänge alsbald ein eigenes Haus baute, innerhalb dessen prima Stücke, Alben sowie Live - Auftritte zu Buche stehen. Die psychedelisch orientierten Kompositionen der Truppe brachten ihnen nicht nur einen über die BRD - Grenzen hinaus gehenden Bekanntheitsgrad ein, sondern auch kommerziell landete " Amon Düül II " einige Treffer, wenn auch nicht in der Beletage der popeligen Charts, sondern eher im Underground oder bei Insidern.

http://www.germanrock.de/alt/a/amon_duel_2/index.htm

http://www.amonduul.de/main.html

" Düül II " gastierte deshalb folgerichtig am 19. Dezember des Jahres 1972 in dem Mekka der Rockmusik, in der britischen Hauptstadt und dort in dem Londoner Pye Club im Stadtbezirk Croydon. Von dem Auftritt der Truppe um Chris Karrer wurde dann im Folgejahr im Münchener Studio eine LP abgemischt, auf der sich die Stücke:

A1Archangels Thunderbird
A2Eye Shaking King
A3Soap Shop Rock
A4Improvisation
Syntelman's March Of The Roaring Seventies
B1.1A) Pull Down Your Mask
B1.2B) Prayer To The Silence
B1.3C) Telephonecomplex
-
B2.1A) Restless Skylight-Transistor Child-Landing In A Ditch
B2.2B) Dehypnotised Toothpaste
B2.3C) A Short Stop At The Transylvanian Brain Surgery
Race From Here To Your Ears
B3.1A) Little Tornados
B3.2B) Riding On A Cloud
B3.3C) Paralyzed Paradise

aus den Alben:

- Yeti ( 1970 ): A1, A2

- Tanz der Lemminge ( 1971 ): B 1.1. bis B2.3


wieder finden:

http://www.discogs.com/Amon-D%C3%BC%C3%BCl-II-Live-In-London/release/1308023

Was Chris Karrer und Co hier dem oft verwöhnten Londoner Publikum kredenzen, ist nur von der Titelgebung her als abstrus zu bezeichnen. Vor dem Hintergrund der Drogen geschwängerten Endsechziger, mit deren Flower - Power - Pop - Art - Industrie und den Bombast - Rock - Orgien, wie sie Gruppen in Richtung " Pink Floyd ", " Yes " oder in den theatralischen Auftritten von " Genesis " zum Tragen kamen, hebt sich " Düül " hier eher wohl tuend ab. Dennoch - und dieses auch wegen der miserablen Klangqualität der Songs auf der Vinylscheibe - bleibt die Gruppe hier eher unter ihren musikalischen Möglichkeiten.
Wer je in die Studioalben von "  Phallus Dei " ( 1969 ) über " Wolf City " ( 1973 ) bis " Made in Germany " hinein gehört hat, könnte dann eher enttäuscht seine Kopfhörer weg legen, die Stereo - Anlage ausschalten oder ein neueres Abspielmedium weg klicken, denn " Düül " klingt zeitweilig etwas breiig, wie ein ausfließender, nicht enden wollender Lavastrom des Vesuv. Dennoch muss das erste " Düül " - Live - Album zu den vielen anachronistisch anmutenden Versuchen gezählt werden, saubere, gradlinige Rockmusik mit elektronischem Beiwerk aufzupeppen.

Karrer und Company ist dieses zwar auch in London gelungen, dennoch stand bereits damals fest, dass die wilden, die archaischen Gründerjahre, in denen die Musik der Transmitter der Aufmüpfigkeit gegen die verspießte Gesellschaft und ihre verblödenden Normen und das vorherrschende pseudo - frömmelnde Handeln war, längst ad acta gelegt wurde. Es regierte auf dem Markt der Rockmusik längst der Zwang der Vermarktung und damit der Einfluss der Musikindustrie, deren Sachwalter die Branche nach dem Kriterium der eigenen Profitmaximierung durch forsteten und alle Gruppen an sich ketteten, mit denen sich Moneten machen ließ.

" Düül " ließ sich auch vermarkten, weshalb ein Rezensent des " Live at London " - Albums zutreffend konstatierte:

" Es ist wie ein Abschiedgruß mit Bravour aus den Tagen des wilden Underground mit dem alten - originell aufbereiteten - Songmaterial. "

http://www.amazon.de/Live-London-Amon-D%C3%BC%C3%BCl-II/dp/B000PA9PGK

Richtig! Ach, ja, die Besetzung von " Amon Düül II " bei diesem Auftritt in London fehlt noch:



Übrigens: Die Songs, die von der sehr guten Sängerin Renate Knaup, alias Henriette Krötenschwanz, später Renate Aschauer - Knaup, vorgetragen werden, überzeugen am meisten. Und weil ihr eigentümlicher Nachname hier nicht ganz unerwähnt bleiben sollte, habe ich ein wenig recherchiert. Renate Knaup - Krötenschwanz - Aschauer - Knaup ist am 1. Juli 1948 geboren. Demnach in diesem Jahr 65 geworden.
Hmmm, da war doch eine Gemeinsamkeit? Egal, schließlich heißt nicht jeder Müller, Schulze, Meier, sondern auch mal Krautwurst ( ein einstiger Gerichtsvollzieher aus Hamburch ), Schlangenotto ( eine damlige Justizangestellte am LG Stade ) oder Pickenpack ( unter anderem auch ein Fruchtgroßhandel im Merckelweg 10 in HH ).
Wenn das keine gute Überleitung für den nächsten Post ist?

Amon Düül II : " Archangels Thunderbird " aus dem Jahr 1970:  




When the everywhere eye
Asks you, "Who is the emperor"
Of the sky
Take the Archangel's Thunderbird
Go to Edgar Allen
In the tower of sleep
He'll tell you a story
Which makes you to creep
The echo of your cries
Is falling so deep
Rent a destroyer
And sail to Cape Cod
There lives a lion
They call him God
There is no elevator to Eden
But a hole in the sky
In shock corridors
People are standing
With their eyes in their hands
But they don't understand
Why their confessional
Folding chairs
Go into the narcotic
Flight of stairs
Baiting soldiers are sleeping
In the melting House of Wax
Why is the audience not taking
The insurrection axe?
Thousands of windows burst open
And the alarm bells are broken


Last But Not Least: " Düül II " im WDR " Rockpalast ":
http://www.wdr.de/tv/rockpalast/extra/konzerte/2004/1221/tagebuch_3.jsp

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?