Zlatni rat, der touristische Albtraum vor der dalmatinischen Küste.


 Der Durchschnittstourist tut gut daran, sich zumindest grob über das ausgewählte Reiseland und / oder die Aufenthaltsregion zu informieren, ehe er die - nicht selten - strapaziöse Reise antritt, um dort zwischen einer bis drei Wochen Erholung zu suchen. Das gilt nicht oder nur stark eingeschränkt, für diejenigen, die als Pauschalurlauber nur am Strand oder der Hotel eigenen Schwimmanlage ( vulgo: Pool ) liegen möchten, um ihrer blassen Haut eine gewaltige Dröhnung UV zu verpassen,dann die eigenen Pfunde aufzustocken gedenken, indem Berge an Speisen vom Buffet abgekarrt werden oder Remmidemmi mit Alk, anderen Aufputschmitteln sowie nervtötender Disko - bis Technomusik suchen.

Für jene Zugehörige aus der Fraktion der Individualisten können sich indes am Aufenthaltsort durchaus Besuche von lokalen Sehenswürdigkeiten anbieten, um neben den drei oben genannten Grundtätigleiten des Zeitvertreibs, eine gewisse Abwechselung zu bekommen. Oft werden dabei Tagestouren beworben, deren tatsächlicher Wert - im - häufig kostspieligen - Ambiente, nicht über das Niveau einer allseits bekannten Kaffeefahrt hinaus gehen.Rubel, Trubel, Heiterkeit auf ganzem Gebiet und dazu - damit die Kasse stimmt - das passende Mitgröl - Schunkellied.

Da hatten doch die jüngeren Familienmitglieder in der ersten Woche des Kroatienurlaubs die Idee, eine Tagestour auf die dalmatinische Insel Brac´ zu unternehmen, um sich dort den hoch gelobten Strand mit dem ebenso mystisch wie auch luxuriös anhörenden Namen " Zlatni rat ( Goldenes Horn ) " anzusehen. Gesagt, getan!
Der Nachwuchs wurde am frühen Vormittag in den PKW geladen und dann bewegte sich die Truppe in Richtung Markarska. Von dort darf der Besucher, nachdem er pro Fahrzeug 21,30 € und je Erwachsener 4, 40 € gelöhnt hat, auf die Autofähre nach Sumartin warten. Auch hier gilt das eherne Prinzip: " Wer zuerst kommt, fährt zuerst!"

Eine Wartezeit von einer Stunde ist in der Hochsaison Juli - August deshalb keine Seltenheit. So sperrte denn eine Kette die Fahrzeuge nach dem Ablegen des Schiffs ab, damit nicht ein Voreiliger auf die Idee kommt, sich doch noch auf das picke - packe volle Fährschiffs zu mogeln. Warten auf Godot, eben!
Die nächste Fuhre war denn ihrer und so gelangte der Familienteil nach 60 Minuten Fahrtzeit auf die Insel Brac´.
Hinein in das Gewimmel von Autos, Menschen und Verkaufsbuden. Ein Rummelplatz für Konsumfetischisten alle Male.
Die Insel selbst stellt sich als ein verkleinertes Abbild der Landschaft rund um die dalmatinische Küste dar. Karge, felsige Erhebungen und Streifen mit maritimen sowie mediterranen Flair. Währen in den Sommermonaten nicht die Menschenmassen, die Horden in ihren rollenden Wohnzimmern und jene Nippesbuden, könnte der Besucher den Eindruck eines eher verwunschenen Stück Eilands erhalten, auf dem die Zeit nur langsam voran schreitet.

So aber ähnelte die Fahrt nach Bol, in dessen Nähe sich der berühmt, der heiß beworbene, auf Hochglanzpapier und sonstigen Werbemüll offerierte " Zlatni rat " einem Zirkusaufzug. Lärmende Massen, stinkende Busse und voran schleichende PKW - alles bei bereits 40 ° im Schatten.
Der Horror, der Bad Acid - Trip. Aus dem Kampfgetümmel entflohen, waren die Familienangehörigen bereits durch brüllende Hitze und lärmende Techno - Rap - Musikhorden entnervt.

Der hoch gejazzte Strand indes, das " Goldene Horn " entpuppte sich als ein von wimmelnden Leibern überfallenes Stück Kiesareal, dessen Wasser zwar hervorragend ist und demnach ideal für ein erfrischenden Meergang, doch aus der, sich wie Ölsardinen in der Büchse, zeigenden Halbnacktenmasse gab es kaum ein Entrinnen in das rettende Meer. Da blieb nicht mehr viel übrig, was die Zeit vertreiben konnte. So fuhren denn die gefrusteten Besucher weiter in das Innere der Insel und machten dem mit 3000 Einwohner als Hauptort geltenden Ort Supetar, in dem die Fährverbindung von Split aufrecht erhalten wird, ihre Aufwartung. Auch der höchste Punkt Brac´s, der Vidowa Gora wurde inspiziert. Ebenfalls ist die älteste Ansiedlung " Skrip´" einer Besichtigung wert gewesen.
zwischendurch lassen die vielen Weinberge erkennen, dass von der Insel Brac´auch ein leicht bitter - süßlicher Tropfen stammt.

Eine weitere Einnahmequelle ist neben dem Massentorrismus natürlich der hier abgebaute Kalksandstein. Aus dem eine Vielzahl bekannter Gebäude in Europa errichten wurden. So unter anderem auch die Neue Wiener Hofburg.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bra%C4%8D

http://de.wikipedia.org/wiki/Goldenes_Horn_(Kroatien)

Nun hatte unser Familieclan genug gesehen und wartete auf die nächste Fähre, denn - The Same Procedure as Every Year - das vor den eigenen Augen abtuckernde Schiff war bereits brechend voll. Die so erhoffte verzögerte sich damit um mehr als eine Stunde. Ärgerlich, aber das ist doch Urlaub!

Als meine bessere Hälfte und ich kurz nach unserer Ankunft von den auf Brac´gesammelten Eindrücken Bericht erstattet bekamen, waren wir zunächst unschlüssig, überhaupt die Tortur des Inselbesuchs auf uns zu nehmen. Weil dann auch noch der unberechtigte Rummel rund um " Zlatni rat " als Abzocke und Massenverarschung hin gestellt wurde ( was voll umfänglich zutrifft ), war für uns klar: In dieser Jahreszeit schenken wir uns den Tagestrip nach Brac´. Was nicht heißt, dass dieser Entschluss für die Ewigkeit besteht.

Nein, wir sind nicht die Massentouristen, die wie Lemminge sich ins Meer stürzen und jedes angebotene Event aus vollen Zügen mittels EC - Karte genießen wollen. Der Verdruss nach einem solchen - wenn auch indirekten - Vergnügen ist umso größer, je teurer dieses ist. Also haben wir die 56 € Hin - und Rückfahrt zu der drittgrößten Insel Kroatiens gespart, auf Menschengedränge und Touristennepp verzichtet und sind stattdessen in Trogir gepflegt in einem einheimischen Lokal Essen gegangen.

Und weil Rummel, Nepp und Abzocke immer mit lobhudelnder Eigenwerbung sowie von Claqueuren über ausformulierte Reiseberichte auch noch im Netz gut geheißen wird, habe ich mal recherchiert:    

http://www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g303802-d550460-Reviews-Zlatni_Rat_Beach-Bol_Brac_Island_Split_Dalmatia_County_Dalmatia.html

http://www.sueddeutsche.de/65h38B/1441307/Bumerang-an-der-Adria.html

http://www.forum-kroatien.de/t539161f11734797-Zlatni-Rat-ein-Trauerspiel.html

Aha, also es gibt auch andere Meinungen zum " Zlatni rat "! Es leben die Meinungsfreiheit, trotz der unsäglichen Snowden - Affäre und sonstiger Orwell´scher Horror - Ereignisse.

Fakt ist: Zlatni rat nie in den Monaten Juli und August, sonst gerät der Trip zum touristischen Albtraum und dem zeitkritischen Betrachter wird sehr schnell klar, warum der Blaue Planet mit fast 7,1 Milliarden Menschen bereits überbevölkert ist.

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