Die Sonnenblumenfelder von Fahrenhorst.





Bald blühen sie wieder in voller Pracht, die Sonnenblumen. Auch wenn aus den riesigen Felder, die dann maschinell abgeerntet werden, keine einzige Pflanze mit dem gelben Kranz und den schwarzen Innenkern, in irgendeine Vase landet, sondern in einer Anlage zur Gewinnung von Öl verschwindet, sehen sie doch prächtig aus: die Sonnenblumen auf den Feldern der Republik.
Einst hielt ich öfters am Straßenrand der B 51 von Bremen in Richtung Bassum an, um einen Strauß dieser doch imposanten Blume selbst zu pflücken.
So auch irgendwann im August des Millenniumjahres.
Die Sonne brannte vom Himmel, als ich den weißen Mazada 626 D Kombi in Richtung Delmenhorst - Ost, Groß - Mackenstedt auf die B 322 bewegte. In Stuhr Seckenhausen musste ich dann links auf die B 51 einbiegen, um nach Heiligenrode zu gelangen. Es war ein heißer Augustsonntag im Jahr 2000. Ein neues Jahrzehnt, ein neues Jahrhundert, ein neues Jahrtausend hatte begonnen.

Auf der Strecke von Heiligenrode nach Bassum, dort, wo sich dann die Bundesstraßen 51 und 61 treffen, schien indes alles beim Alten geblieben zu sein. Es deutete nicht viel auf irgendwelche Veränderungen hin, obwohl ich die Strecke seit über einem Jahr nicht mehr gefahren war. Die gleichen Häuser, links und rechts an der Straße, die selben Geschäfte . Dort eine Bäckerei, hier der Fahrradhändler, da das " Ferrari " - Autohaus, in dem unser aller " Didi " Dieter Bohlen einst seinen teuren Sportwagen gekauft hatte.Damals schwang sich der Dieter noch nicht als " Super " - Jurore in der Verarschungssendung " DSDS " auf. Kohle für einen " Ferrari " hatte er aber bereits damals. Das " Ferrari " - Logo mit dem schwarzen, steigenden Pferd auf gelbem Untergrund, verschwand im Blickwinkel. Mein japanischer Freund brachte mich indes, mit erheblich weniger PS und wesentlich billiger, durch den Ort Heiligenrode nach Fahrenhorst. Das kleine Nest an der B 51 hat - außer einem bekannten Restaurant - nicht viel zu bieten.
Einige Resthöfe, einige Landwirtschaftsbetrieb, viele Felder. Auf einigen wurde im April und Mai der Spargel geerntet.

Ich fuhr gerade aus einer scharfen Rechtskurve heraus, als ich sie sah, die leuchtend gelben Sonnenblumen. Ein Geistesblitz, der mich zum Anhalten bewegte und schon setzte ich den Blinker und bremste ab. Ein schöner Strauß für Muttern zu Hause. Auch wenn Muttertag längst vorbei war. So nachträglich eben, ganz spontan, ohne Vorwarnung.
Ich stieg aus. Die Sonne knallte auf das Feld. Es knisterte im Feld. Das kam von der brütenden Hitze. Bestimmt waren die 30 Grad erreicht. Schließlich war High Noon längst vorbei. Ein paar Schritte nach rechts und schon stand ich mitten im Sonnenblumenmeer. Es war bestimmt über 100 Meter lang und genau so breit. Das Messer zum durchschneiden der Stengel lag auf einem alten, vergammelten Holztisch. Das Möbel hatte längst die besseren Jahre, möglicher Weise in den 60ern, hinter sich gebracht. Nun durfte es als ausrangierte Unterlage für die Selbstpflücker noch dienen.

Ich nahm das leicht verrostete Messer und schnitt einige Blumen ab. Nicht zu lang, da sie sonst nicht in die Vase passen würden. Eine Glas Bodenvase aus dem Bremer Schnoor - Viertel, die hatten wir in den späten 70er Jahren Muttern zum Geburtstag geschenkt.Die gelben Prachtexempalre sollten dort eingesteckt werden. Ich erntete vielleicht 8 oder 10 Stück, dann war die Armbeuge voll. Gemächlichen Schrittes begab ich mich zum Tisch zurück legte das Messer ab und zog die Geldbörse aus der Gesäßtasche. Hmmmh, das Stück sollte 50 Pfennig kosten. Na, eigentlich doch ganz schön teuer! oder doch nicht?
Ich überlegte kurz, dann schob ich eine 5 DM - Münze in den Schlitz des Geldkastens Marke Eigenbau, der unterhalb mit einem großen Vorhängeschloss versehen war. Es wäre für einen Dieb schwierig geworden, das Monstrum aus Stahlblech da zu knacken,denn der Bügel des Schlossen war bestimmt so dick wie mein kleiner Finger.

Nun nahm ich meine Beute wieder vom Tisch und öffnete den Kofferraum. Dort wickelte ich die Blumen in eine Decke ein, in der Hoffnung, diese würde den gelb - schwarzen Pflanzen ein wenig Schutz vor der brütenden Hitze geben. Im PKW waren es bestimmt jetzt 40 Grad oder mehr. Ich schloss die Kofferraumklappe und stieg in den Brutkasten ein. Dann ließ ich den Motor an. Braver Mazda! Manch andere Karre hätte gestreikt! So fuhr ich wieder los, im Rückraum des Wagens die kostbare Fracht. Die Fahrt ging an Nordwohlde, Bramstedt und Osterbinde vorbei nach Bassum. Von dort über Schorlingborstel, Apelstedt, Neuenkirchen, Anstedt, Landwehr nach Sulingen. Ich kannte die Strecke über viele Jahre. Nach Sulingen kam Munterbrug, Barenburg. Es ging an Kirchdorf vorbei in Richtung Uchte. Nach weiteren 12 Kilometer war ich in Petershagen, der Stadt an der Weser. Über Lahde, Quetzen, Scheie und Bückeburg erreichte ich dann die heimatlichen Gefilde. Inzwischen war es fast 14. 00 Uhr geworden.

Beim Eintreffen am elterlichen Haus stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass alle Sonnenblumen ihre Köpfe hingen ließen. Ihnen war die Fahrt am heißen Augustsonntag nicht bekommen. Sofort holte ich einen Haushaltseimer mit frischem Wasser und versuchte zu retten, was noch zu retten war. Und, tatsächlich die geschnittenen Sonnenblumen erholten sich nach relativ kurzer Zeit, leuchteten gelb in der Bremer Bodenvase und gaben einen wunderbaren Anblick im elterlichen Treppenhaus - vor beinahe 13 Jahren im heißen August, als das herrliche Sonnenblumenfeld bei Fahrenhorst in mein Blickfeld geriet.

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