Paul Simon und Art Garfunkel: Von " Mrs. Robinson ", " Der Reifeprüfung " und dem " Central - Park " - Konzert.


 Da haben uns die Öffentlich - Rechtlichen am Samstag, den 15. Juni 2013 vor sich selbst gerettet, denn während der immer dicker werdende Andy Borg im Ersten zum Mitklatsch - Schunkel - Hudel - Event " Mutantenstadl " einlud, das ZDF in informeller Absprache deshalb Krimi - Wiederholungen aus dem Jahr 2009 anbot und die Dritten " Softlan " - Filme mit intellektuellem Tiefgefrierfaktor a´la´" Die Pferdeinsel " dem abgeschlafften Glotzer zur Prime Time kredenzten, lief ab 21.00 Uhr in dem Spartenkanal " ZDF Kultur " die Aufzeichnung des Konzerts des einstigen Folk - Pop - Folk - Rock - Duos " Simon & Garfunkel " , das diese vor knapp 22 Jahren im New Yorker Central Park gaben. Und - als sei der Musiknostalgie damit noch nicht genüge getan - ab 22.15 Uhr legten die Zwangsgebühren alimentierten Kanalwerker vom sündhaft teuren Luxus - Sendezentrum auf dem Mainzer Lerchenberg noch eine Schippe drauf und strahlten " Die Reifeprüfung " zum x-ten Male aus.

Nun, Wiederholungen werden in aller Regel auch dann nicht besser, wenn sie sich beliebig wiederholen. Vielleicht könnte der kritische TV - Zuschauer dieses auch von jenen beiden Sendungen behaupten. Tatsächlcih aber, katapultierten mich jene Konserven zurück in die Jahrzehnte des Beat, Folk und der Pop - Musik. Denn das, was von dem US - amerikanischen Gesangsduo Paul Simon und Art Garfunkel an Liedgut vorgetragen wurde, hat und hatte schon seine Blütezeit längst hinter sich; auch schon 1981, als die beiden Amerikaner vor mehr als 500.000 Zuschauern ihr legendäres Konzert im Herzen des Molochs New York gaben.

Da das Singer - Songwriter - Duo seit einigen Jahren getrennte Wege ging, durften die Besucher der Frei - Veranstaltung durchaus gespannt sein, ob sie es immer noch so herüber bringen, wie vor fast 25 Jahren. Zu jener Zeit also, als ihre Musik zu dem Kinofilm " The Graduate " ( Die Reifeprüfung ) veröffentlicht wurde und die LPs " Wedesday Morning 3.A.M. )", " The Sound of Silence " sowie " Parsley, Sage, Rosemary and Thyme " verkaufstechnisch noch einmal so richtig in die Höhe schossen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wednesday_Morning, 3_A.M.


http://de.wikipedia.org/wiki/Sounds_of_Silence


http://de.wikipedia.org/wiki/Parsley,_Sage,_Rosemary_and_Thyme

Auch der Soundtrack zu dem Kultfilm wurde ein voller Erfolg, selbst wenn sich dort - bis auf das Stück " Mrs. Robinson - jene längst veröffentlichten Songs aus den drei vorherigen Alben wieder finden


http://de.wikipedia.org/wiki/The_Graduate_(Album)


Der Titel " Mrs. Robinson " findet sich indes auch auf dem 1968er Album " Bookend " wieder. Der kommerzielle Erfolg dieser LP hingegen war durchaus mit den vorherigen Alben vergleichbar, denn es wurden neben " Mrs. Robinson " weitere drei Singleauskoppelungen veröffentlicht.


http://de.wikipedia.org/wiki/Bookends


Als dann zu Beginn der 70er Dekade die LP " Bridge Over Troubled Water " auf den Markt kam, befanden sich " Simon & Garfunkel " bereits auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Dennoch wurde dieses Album das Erfolgreichste. Nicht nur, weil erneut eine Reihe von Single - Auskoppelungen in die Charts gelangten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bridge_over_Troubled_Water_(Album)


In diesem Jahr trennte sich das Duo offiziell, um musikalisch neue Wege zu beschreiten. Bis dahin konnten die Plattenveröffentlichungen - nicht nur in den USA - mehrere Platin - und Goldauszeichnungen einheimsen, sondern auch die Singles, wie " The Sound of Silence ", " The Boxer ", " El Condor Pasa " und nicht zuletzt " Bridge Over Troubled Water " erreichten hohe Chartsplatzierungen ( häufig wochenlang die Nummer 1 ).


http://de.wikipedia.org/wiki/Simon_%26_Garfunkel/Diskografie


Die Zeit des handgemachten Liedes, des Softrock, des Folk, waren zwar zu Beginn der 70er noch nicht ganz vorbei. Das Genre musste allerdings anderen Stilrichtungen den Vortritt lassen, in denen Musik mittels aufwendiger Technik und neuen Instrumenten dargebracht wurde.

Dass Paul Simon nach der Auflösung des Duos in den vielen Jahren danach erfolgreicher war, lag primär daran, dass er als Kopf des Musikpaars, die meisten Songs schrieb. Seine Texte waren niveauvoll, oft sogar politisch und einprägsam. Die Melodien wurden durch den ausgezeichneten Gesang getragen, wenngleich sein kongenialer Partner Art Garfunkel die bessere Stimme hatte.


So trafen sich die Beiden am 19. September 1981 beruflich wieder, um ein Benefiz - Konzert für die Sanierung des völlig vergammelten und auch sonst in einem beklagenswerten Zustand stehenden New Yorker Central Park zu geben. An der Aktion, über Spenden die als " Grüne Lunge " von " Big Apple " bekannte Parkanlage wieder in Schuss zu bringen, beteiligten sich weitere Künstler sowie einflussreiche Unternehmer.

http://de.wikipedia.org/wiki/The_Concert_in_Central_Park#Hintergrund



In der lauen Septembernacht des Jahres 1981 intonierte das sich danach vorüber gehend wieder vereinigende Folk - Rock - Duo dann:


Mrs. Robinson 3:52

Jenes Stück, dass sich auf eine Dame bezieht, die jedoch nur namentlich mit jener Protagonistin in dem Film " Die Reifeprüfung " besitzt. Die Live - Version besitzt hier als Opener etwas mehr Drive und hört sich rockiger an. Es folgt:


Homeward Bound 4:22

Ein Lied aus der Frühphase des Duo, dass auch als B - Seite des Welthits " The Sound of Silence " in der Single - Auskoppelung veröffentlicht wurde. Spätestens hier wird deutlich, dass die Beiden kaum an Stimme eingebüßt haben.


America 4:47

wurde hier etwas pepiger arrangiert. Insbesondere die kreisenden Lautsprecher der Gitarristen garantieren für einen vollen Sound.



Me and Julio Down by the Schoolyard 3:22


findet sich auch auf der Doppel - LP ( CD ) wieder, denn das Stück entstammt aus dem Solo - Album von Paul Simon und wurde mit veröffentlicht. Dass es Paul Simon auch alleine kann bleibt dennoch unbestritten.


Scarborough Fair (Volkslied, arrangiert von Paul Simon und Art Garfunkel) 3:52




Das traditionelle Stück wird von den Beiden wunderbar vorgetragen und zeigt, dass die Stimmen sich nicht nur dort exzellent ergänzen.


April Come She Will 2:37

Wird von Art Garfunkel allein gesungen. Zweifelsohne, der Mann hat eine hervorragende Stimme, die den Zuhörer nicht nur verzücken kann, sondern ihn manchmal zum Träumen verleitet. Da kann das gesamte Bohlen - Gesumse in den Nachmillenniumsjahren getrost in die Tonne gekloppt werden. Wunderbar!


Wake Up Little Susie - The Everly Brothers (Felice und Boudleaux Bryant) - 2:19

Ein popig - rockiges Stück mit viel Schwung vorgetragen. Die Begleitband beherrscht ihre Instrumente, womit auch die Live - Adaption des " Everly Brothers " - Songs ein Volltreffer ist.


Still Crazy After All These Years 4:04

Der Song wird von Paul Simon solo vorgetragen. Die Bläsersätze stimmen auch hier und führen zu einem voluminösen Sound.


American Tune 4:33

Das der Singer - Songwriter Paul Simon eingefleischter Amerikaner ist, wird auch hier wieder deutlich. Selbst wenn er eine längere Zeit in England lebte und dort einige Titel komponierte: Die USA sind doch seine Heimat.


Late in the Evening 4:09

Noch ein weiterer Solo - Titel des Paul Simon. Die Masse tanzte nicht nur, sondern amüsierte sich auch in jener Vollmondnacht des 19. 09. 1981. Dass 20 Jahre später eine Bande hirn - verbrannter Verblendeter die Zwillingstürme zum Einsturz bringen sollte, hätte damals niemand der Anwesenden für möglich gehalten.


Slip Slidin’ Away 4:54

Noch ein Paul Simon - Song aus seinem Set. Sehr ausdrucksvoll von den E - Gitarren begleitet.Die
Kritik, wonach Simons Stimme auch hier etwas zu dünn herüber kommt, vermag ich nicht zu teilen.


A Heart in New York (Gallagher and Lyle) 2:49

Art Garfunkel darf nun wieder ran. Das Stück ist klasse, weil er eben eine außergewöhnliche Stimme besitzt. Bei der Passage mit dem Begriff " Central Park " tobt die Menge.


The Late Great Johnny Ace ( Paul Simon )  4:45

Das Lied aus der 1981 er Solo - LP " Heats and Bones " von Paul Simon findet sich  nicht auf dem Doppelalbum. Hier kann nur spekuliert werden, warum nicht. Es dürften vielleicht verkaufstechnische oder urheberrechtliche Gründe sein.  Simon besingt seine Erlebnisse in London, wo er sich eben für längere Zeit aufhielt.


Kodachrome / Maybellene Paul Simon / Chuck Berry (Chuck Berry, Russ Fratto, Alan Freed) 5:51

Ein Doppeltitel, den das Duo nahtlos aneinander reiht. Das " Kodak / Kodachrome " ein Lobgesang auf den inzwischen in die Pleite gegangenen Film - und Fotoherstellungsriesen darstellt, tut der Chausse keinen Abbruch. Werbung in der Form lässt sich alle Male ertragen, und gute Ware hat die " Kodak " - Ära auf jeden Fall hervor gebracht.

Bridge over Troubled Water 4:48

Art Garfunkel singt sodann den Welthit mit einer Inbrunst, dass es den Zuhörern kalt den Rücken herunter läuft. Mensch, was waren das spartanische Zeiten, als ich an den elterlichen Kofferradio ITT Schaub - Lorenz mittels extremer Verrenkungen der Antennen und des Standorts die Piratensender, wie " Radio Caroline " einpegeln wollte, um nicht nur diesen Titel in all dem atmosphärischem Gegluckere und Gekrächtze, Gezirpe und Gequäke hören zu dürfen. " When You´re Down and Out... " - Herrlich!


50 Ways to Leave Your Lover 4:23

Paul Simon erneut als Einzelsänger. Die Band macht auch hier den Live - Titel voller. Ein Erlebnis! Die abschließende Schlagzeugeinlage lässt die Qualität der Musiker rund um das Duo nur erahnen.


The Boxer 6:02

Na, endlich, würde der Fan sagen. Der Titel schlechthin. Da werden und wurden schon damals Erinnerungen wach. Die CVJM - Wochenend - Zeltfahrten in blauer Kluft, auf dem eigenem, vom sauer verdienten Geld durch Maloche auf der Erdbeerplantage angeschaftten Fahrrad und mit schwerer Kote auf dem Gepäckträger. Die Lagerfeuer - auch schon damals illegal - im Wald bei Almena. Die Glühwürmchen - Parade nach Einbruch der Dunkelheit. Dazu Radio Luxemburg - Gerausche aus einem mit gebrachten Kofferradio, dessen 1, 5 - Volt - Monozellen zur Neige gingen.


Old Friends / Bookends Theme 2:57

Der Titelsong aus der 68er - Scheibe. Der Gesang reißt auch hier alles heraus.


The 59th Street Bridge Song (Feelin’ Groovy) 2:01


Das Stück wurde auch als Single veröffentlicht.


The Sound of Silence 4:13

Der 20. Titel bringt dann die mehr als eine halbe Millionen Zuhörer und Fans noch mal so richtig in Wallung. Klasse!


Late in the Evening (Reprise)

Ist das Abschlussstück und lässt den Central Park richtig rocken. Die exzellenten Begleitmusiker zeigen sich in Hochform. Findet sich leider auch nicht auf der DLP aus dem Jahre 1981 wieder. Schade, denn damit klingt das Konzert so richtig schön aus. Das war´s dann. Ein Erlebnis, dieser Film zu dem Benefiz - Konzert vor 32 Jahren.


http://de.wikipedia.org/wiki/The_Concert_in_Central_Park



Danach gab´s denn noch einen Kultstreifen zum Schmunzeln. Dustin Hoffmann in " The Graduate " ( zu deutsch: Die Reifeprüfung ). Paul Simon und Art Garfunkel produzierten die Musik dazu.


Na, mit den Augen eines Teenagers, der ich 1967 noch war, dürfte die Geschichte mir vormals ein wenig hanebüchen vorgekommen sein. Ein über 40jährige, dazu auch noch verheiratete Frau, verführt einen jungen Mann, der gerade seine Hochschulzugangsberechtigung ( das Abitur ) gebaut hat und noch nicht so richtig weiß, wo es hin gehen soll. Die Eltern, mit den Robinsons, eben jenem Ehepaar, befreundet, ahnen natürlich nicht, was inzwischen bei ihrem Filius abläuft. Der Film zeigt denn auch jene prüde, bigotte Spießigkeit, die damals noch vorgelebt wurde. Die filmische Thematik, war 1967 ein riesen Skandal. Denn nicht nur die amerikanische Gesellschaft in all ihrer verbleibenden Verlogenheit, wird hier gnadenlos vorgeführt. Dass sich der Milchreisbubi Benjamin später in die gleichaltrige Tochter der Robinsons verliebt, macht die Sache nicht einfacher und gibt dem Film noch eine weitere pikante, ja sogar dramaturgische Note. Denn die gute Mrs. Robinson ist danach keine gute Mutter. Sie hasst die Jugend ihrer Tochter, weil sie ihre eigene mit der ungewollten Schwangerschaft abrupt beenden musste. Sie durfte und konnte nach der Geburt eben nicht weiter studieren, sondern heiratete den Vater des Kindes, einen Kommilitonen, mit dem sie es in einer Ford - Limousine trieb.

Die Ehe wurde nach Auszug der Tochter noch öder, der Mann soff weiter und Sex gab es nicht mehr, weil die Robinsons längst getrennte Schlafzimmer hatten. Da suchte sich die attraktive Vierzigerin die körperlichen Freuden bei einem wesentlich jüngeren und wohl potenten Liebhaber.

Ein Unding! Zumal auch die gesellschaftlichen Konventionen in der Middle Class klar definiert waren. Ehemänner, die Ernährer eben, durften fremd gehen und dieses auch mit Partnerinnen, die ihre Töchter sein konnten; Mütter, die Hausfrauen wurden, hatten bibelfest zu bleiben und ihre sexuellen Präferenzen unter dem Cocktailkleid zu belassen. So einfach war das damals. Die Prüderie der heutigen " Nippelgate " - Moralisten und ihrer schwachköpfigen Vertreter in Politik, Wirtschaft sowie Gesellschaft indes bestätigt die schlimmsten Befürchtungen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1967 stehen geblieben sind.

Der Film von vor 45 Jahren indes hat mich - bis auf die Musik - nie vom Hocker gerissen. Er war, ist und bleibt eher fade. Bis auf den Zerrspiegel, den das US - Spießertums hier vorgehalten bekommt, die angerissenen Generationskonflikte und jene - für die heutige Zeit - nahezu lächerlichen Sex - Sequenzen, führen die einfältigen - jedoch zeitgetreuen - Dialoge eher zum Einschnarchen. Als " Die Reifeprüfung " mit mehr als einjähriger Zeitverzögerung in dem Provinzkino von Bad Eilsen gezeigt wurde, war die Vorstellung zwar voll, aber mit dem eigentlich einst skandalösem Thema Sex zwischen Jung und Alt oder umgedreht, mit verheirateten Partner, konnte ich nicht viel anfangen. Mich interessierten da eher die Karl May - Winnetou - Old Shatterhand - Schinken, die in schöner Regelmäßigkeit in den Bergen des kommunistischen Feindeslandes Jugoslawien abgedreht wurden und in denen es zwar auch sehr bieder, aber dafür mit spannungsgeladenen Handlungen zuging.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
concert in central park hat der gourmet natürlich als cd und vinyl-ausgabe im regal! ;o)

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