Die Sklavenhalter aus Vechta.


In der Quasselrunde vom Günther " Günni " Jauch am letzten Sonntag wurde ein Thema auf das noble Podest des Gasometers in der bundesdeutschen Hauptstadt gestellt, das unappetitlicher nicht sein könnte: Lohndumping! Erst waren es die Discounter, wie LIDL, ALDI und das Pleite gegangene " Schlecker " - Imperium, die genügend Anlass zur Sorge um die so genannte Soziale Marktwirtschaft in den Zeiten der Globalisierung gaben. Dann wurde vor einigen Monaten das " Amazon " - Prinzip an den Pranger gestellt, weil hier Sklavenarbeit unter KZ - ähnlichen Verhältnissen von ausländischen Arbeitnehmern, die eigens dazu aus halb Europa heran gekarrt wurden, gefördert und und geduldet wurde. Nun traf es eine andere, inzwischen gewichtige Branche des bundesrepublikanischen Wohlstandsstaates, die mit prä - kapitalistischen Ausbeutungsmethoden aufwartet: die industrielle Tierschlachtung und Fleischverarbeitung.

Des Bundesmichels liebstes Kind ist das Auto ( je größer, PS - stärker, mit elektronischem Schnickschnack voll gepfropft, desto besser ). Gefolgt vom Urlaub ( je weiter, je sonniger, je exotischer, desto mehr kann damit geprotzt werden ). Dann kommt das Fressen. Hier gibt es indes gravierende Unterschiede bei den Geschmäckern. Die breite Masse legt aber nicht nur Wert auf einen guten Geschmack, nein, das Essen soll auch nicht viel kosten. Insbesondere das Fleisch muss billig sein; die Verpackung dabei möglichst im XXL - Format. Und so kommt es schon mal vor, dass zu Monatsbeginn, an bestimmten Werktagen vor den so genannten Hohen Festen oder den Wochenenden, die Fleischregale wie leer gefegt wirken. Da schleppen dann schwer gewichtige Damen und Herren ganze Einkaufswagen an Fressalien sowie Fleischbergen nach Hause. Eine andere Spezies sind die Hard Core - Griller. Jene Zeitgenossen, die sich auch im eiskalten Winter nicht davon abschrecken lassen, vor der Balkontür, auf der Terrasse oder im geschützten Teil des eigenen Gartens den Grill zum Glühen zu bringen. Da wird denn mehr als an 52 Wochenenden der Grillrost erhitzt, um die Fleischberge zu verarbeiten: Würstchen in sämtlichen Variationen, Steaks mit oder ohne würziger Sauce oder Hähnchenbrust bis - Schenkel werden in Massen gebrutzelt, serviert und verdrückt. Deutschland, einig Fleischfresslerand?

Da fragt sich aber auch eine Minorität an eher kritischen Konsument, woher die Unmengen an Fleischwaren kommen? Wer jene Unmengen produziert? Oder, wie es dazu kommen kann, dass diese Lebensmittel derart billig verkauft werden können?

Ein Aspekt zu diesem Fragenkatalog sollte nun in der Jauch´schen Diskussionsrunde am Sonntagabend, gleich nach dem letzten " Tatort " vor der Sommerpause, behandelt werden. Konkret wurde eine Dokumentation aus der ARD - Reihe " Die Story im Ersten " berichteten die NDR - Redakteure Marius Meyer und Michael Nieberg über " Lohnsklaven im Deutschland ". Der Beitrag wurde am folgenden Montag, den 24. Juni 2013 ab 22.45 Uhr gesendet. Er befasst sich mit den Ausbeutermethoden im Bereich von Großschlachtereien und zeigt an den Beispielen " Wiesenhof ", " Südfleisch " und " Steilmann ", wie Arbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen geknechtet, benutzt und wie KZ - Häftlinge in Baracken, Bruchbuden oder auf Campingplätzen eingepfercht werden.

http://programm.daserste.de/pages/programm/detailArch.aspx?id=884B758EE501A4BF0C3E3809604DE32B

Deshalb hieß das Thema bei Günther Jauch folgerichtig:

Lohnsklaven und Menschenschinder - verkommen wir zum Billiglohnland?


So palaverten denn seine Gäste über die ausbeuterischen Methoden der Fleischverarbeitungsindustrie, ohne konkret den wahren Schuldigen zu benennen. Es ist nämlich primär der Konsument, der das billige Angebot des Handels massenhaft annimmt. Wenn - wie in der Diskussionsrunde fest gestellt wurde - die Verarbeitung eines Schweins Kosten in Höhe von nur 1,00 Euro verursacht, dann kann hier etwas nicht stimmen. 
Deshalb sollte sich jeder Fleischesser zunächst fragen, ob er durch seinen Kauf nicht diesen prä-kapitalistischen Produktionsmethoden Vorschub leistet, weil er eben das Billig - Fleisch verzehrt.

Das die Profiteure des Lohndumpings, der Ausbeutung durch jene Werkvertragskonstrukte und der Unterbringung in Kasernen , deren Eingänge durch Kapos kontrolliert werden, es naturgemäß als völlig legitim betrachten, wenn Menschen aus armen EU - Ländern, wie Bulgarien, Rumänien oder auch Polen in das Land gekarrt werden, um sie hier auszubeuten, wurde ebenso wenig gerügt, wie die Tatsache, dass die Politik seit Jahren von diesen Skandalen Kenntnis hat, ohne zu handeln.

Deshalb liegt es auf der Hand, dass gerade in der Region Südoldenburg bzw. das Oldenburger Münsterland , damit also der Region um Vechta und Cloppenburg, von den Auswüchsen des angeblich liberalisierten Arbeitsmarktes partizipiert. Dieser Landstrich weist die höchste Dichte an industriellen Agrar - und Fleischverarbeitungsbetrieben.auf. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Begünstigt von einer stramm konservativen Lebenseinstellung, den seit Gründung er BRD satten absoluten Mehrheiten der CDU und provinziell geprägten Bevölkerungsstrukturen, konnte sich eine enorme Lobby aufbauen, die dann über eben jene schwarzen Politiker permanent Einfluss auf die Gesetzgebung nimmt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Landwirtschaft_im_Oldenburger_M%C3%BCnsterland

Als vor 30 Jahren ein Fernsehteam von Radio Bremen einen Bericht über die Verseuchung der landwirtschaftlichen Flächen mit Gülle aus der Massentierhaltung produzierte wurden die Mitarbeiter von dem CDU - Landrat als " Schmutzfinken " tituliert. Die Sendung " Und ewig stinken die Felder " wurde dennoch ausgestrahlt, erhielt einen Filmpreis und brachte - zumindest temporär  - eine Diskussion ins Rollen.
Ob jener Beitrag des NDR dieses zu leisten vermag, muss bezweifelt werden. Die Zeiten haben sich geändert. Die Menschen sind längst abgestumpft durch die fast täglichen Skandale rund um die Nahrungsindustrie. Deshalb wird kein lauter Aufschrei durch das Land gehen, nur weil einige voll gefressene Firmeninhaber in Lohne, Vechta oder Rechterfeld in ihren schwarzen Mercedes - Limousinen Arbeiter mit 5 Euro brutto je Stunde abspeisen, ausbeuten und sich noch durch den Mietwucher in den KZ - Unterkünften eine goldene Nase verdienen. Alle in dieser Region beteiligen sich in irgendeiner Form an dem modernen Sklavenhandel. Deshalb wird geschwiegen.
Die Schwerpunkt - Staatsanwaltschaft in Düsseldorf führt seit mehr als 2 Jahren Ermittlungen gegen die Initiatoren und Profiteure des Lohndumping in Form der Werkverträge. Die Schlachtungen von Tieren aus Massenhaltung gehen indes immer weiter; die Versklavung von Arbeitern aus osteuropäischen Ländern aber auch.

Kommentare

til_o. hat gesagt…
Die einfache Rechnung: billige Ware = Lohndumping, funktioniert weder hier noch in China oder Bangladesh. Die heilige Kuh heißt Gewinnmaximierung. Ich bin mir sicher, daß die Unternehmer ihre Kostenfaktoren ordentlich entlohnen könnten, wenn sie auf das eine oder andere Milliönchen auf dem Privatkonto verzichten würden. Geld, was sie weder brauchen noch vernünftig ausgeben können. Aber die Raffgier kennt keine Grenzen. Im angeblich kommunistischen China oder in Bangladesh würde kein Cent den der Kunde hier mehr bezahlen würde auch bei den Arbeitern ankommen oder in menschenwürdige Arbeitsbedingungen investiert werden. Hier in Deutschland würden wir unter den selben Bedingungen schuften, wenn es keine Arbeitskämpfe, Gewerkschaften usw. gegeben hätte. Das wird gern vergessen. Warum auch immer. Was sich aber irgendwann rächen wird. Die Volkspartei SPD hat mit ihren Minijobs, Zeitarbeit, Hartz4 und anderen netten Geschenken an die Kapitalisten die Weichen für Lohndumpig und zwangsarbeitsähnlichen Arbeitsverhältnissen gestellt. Die CDU/FDP wird daran nichts ändern. Der einfache Arbeiter oder Arbeitslose ist inzwischen auf Discounter und andere Ramschhändler angewiesen, um überhaupt überleben zu können. Tendenz steigend.

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?