Ole´, kommt der BVB!



In dem Leben eines Mitteleuropäers verbergen sich so manche Ungereimtheiten, die dann, sehr oft, sehr vielen die Sinne für die kleinen, die wirklich wichtigen Dinge, die sich um ihn herum abspielen verkleistern. Nein, gemeint sind hier nicht der Strauß Rosen zum Muttertag, der Kasten Bier und die Flasche Schnaps zum Vatertag oder das iphone zu Weihnachten, Es handelt sich hier eher um die - häufig verloren gegangen - soziale Kompetenz, das Erkennen, wenn es dem Mitmenschen - aus welchen Gründen auch immer - gesundheitlich oder in anderer Weise schlechter geht, als einem selbst. Längst hat hier der Gleichmut, die Handlungsmaxime " Mit mir nicht ! ", Fuß gefasst. An Selbigem könnte sich so mancher, gut verdienende Profi - Kicker fassen, wenn er seine exponierte Lebenssituation mit denen der Mehrzahl der übrigen Menschen vergleicht.

Nun, über diesen Erkenntnisstand verfügen wenige Protagonisten aus der breiten Garde der Berufsfußballer. Und, dennoch, es gibt welche. Hierzu möchte ich eine kleine Episode erzählen, deren Beginn sich vor etwa 10 Jahren einordnen lässt. Zu jener Zeit also, wurde ein neuer Erdenbürger in der Bundesrepublik geboren. Schon die Geburt verlief nicht normal. Normal deshalb nicht, weil die Mediziner feststellten, dass der Säugling - ich nenne ihn einfach S. - eine Anomalie aufweist. Durch einen genetischen Defekt hat er das Herz an der falschen Seite erhalten. Es pocht deshalb seitenverkehrt. Die heutige Humanmedizin ermöglicht es , dass ein Mensch auf mit einem derartigen, körperlichen Handicap weiter leben kann. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass er sich einer ständigen medizinischen Kontrolle unterwirft und sich einer Vielzahl von chirurgischen Eingriffen unterzieht.

Der Säugling, das Kind und der Jugendlich muss viele Jahre lang mit großen Einschnitten in seinem Leben rechnen, wenn er sich diesem notwendigen Prozedere verschreibt. Das junge Leben verläuft nicht so, wie es bei vielen Gleichaltrigen verlaufen wird. So kennt S. das nahe gelegene Krankenhaus inzwischen genau so gut, wie sein eigenes Zuhause.

S, ist trotz alledem ein fröhlicher, ein lebendiger, ein aufgeweckter Junge. Und er mag Tiere; er findet Katzen toll. Aber er interessiert sich vor allem für Fußball. Diesen Sport mögen viele gleichaltrige Jungs. Weshalb auch eine große Anzahl selbst Fußball spielt. Dieses gestaltet sich bei S, schwierig, denn er hat ja ein falsch schlagendes Herz. Dennoch: S. liebt Fußball. Und S. findet auch einige Profi - Fußballer richtig klasse. Zlatan Ibrahimovic zum Beispiel. Aber so richtig hoch schlägt sein kleines Herz für den BVB 09 Borussia Dortmund. Für Marco Reus, für Jürgen Klopp, für die Schwarz - Gelben, eben.

Da die Dortmunder Borussia viele Fans in Europa, in der Bundesrepublik Deutschland und in Nordrhein - Westfalen hat, vertreibt der Bundesligaverein natürlich auf über unzählige Händler seine Fanartikel. So orderten wir als Geburtstagsgeschenk einen BVB - Schülerkalender 2013. Durch ein Versehen erhielten wir gleich zwei Exemplare. Einer wurde aber nur gebraucht. Also: Wohin mit dem überzähligen zweiten Kalender? Der lag jetzt in der Versandtasche auf der Anrichte im Treppenhaus und wartete auf einen Abnehmer. Die Tage vergingen, es fand sich keiner.

Der Zufall wollte es, dass ein beruflicher Termin in Dresden meine bessere Hälfte und die Mutter von S. zusammen brachten. Nun wusste ich ja nicht, dass S. doch BVB - Fan ist und unterbreitete deshalb den kühnen Vorschlag, die Mutter des S. mal einfach zu fragen, ob sie Verwendung für den Kalender habe. Mit durchschlagendem Erfolg. S. war selbstverständlich begeistert, als der Schülerkalender in schwarz - gelb in seinen Besitz überging.

Einige Wochen später erfuhr ich, dass für S. wieder eine Operation ansteht. Und weil ich inzwischen auch wusste, dass S. eben BVB - Fan ist, nahm ich Kontakt mit der Geschäftsstelle von Borussia Dortmund auf. Ich schilderte in einer Mail die Situation des Schülers S. und erzählte dabei, dass er eben glühender Borussen - Fan ist. Tja, meine Bitte nach einer Autogrammkarte mit allen Spielern des aktuellen Kader konnten die Mitarbeiter der BVB - Geschäftsstelle nicht erfüllen, dafür gab es aber eine noch viel größere Überraschung: Aus Dortmund erreichte den Fan ein großes Poster von der Mannschaft, mit samt allen Unterschriften der Erstliga - Mannschaft und einem persönlichen Brief, in dem der Verein dem jungen Anhänger viel Mut zusprach, damit er die anstehende Operation angehen kann.

Da sage doch noch Einer, in dem Profi - Fußballgeschäft geht es nur um Geld. In einem Verein mit Herz spielt aber auch das Selbige eine große Rolle, das dann für seine Anhänger gezeigt wird: Ole´kommt der BVB!



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?