Braune Brut, billige, bulgarische Pharma - Versuchkaninchen und der Tod einer Alten Liebe im Wiener " Tatort ".


Die besseren Deutschen sind immer noch unsere Nachbarn aus Österreich. Nicht nur, dass sie ihren Titel - Huldigungskultur seit den Jahren der k & k - Monarchie nie abgelegt haben ( Frau Kommerzienrat, Herr Diplom - Ingenieur, Herr Ministerpräsident / Frau Ministerpräsident ), nein, auch sonst ist der Obrigekeitshörigenwahn dort weiter verbreitet als in Bayern ( vorauseilender Gehorsam ). Wer Amt, Titel und Würden hat, bei dem kuscht der normale Burgenländer, der Bregenzer, insbesondere aber der Kärntner.

Und hier spielte auch der gestrige " Tatort ". Der Wiener BKA - Kommissar Moritz Eisner wird während eines Besuchs bei einer früheren Lebensgefährtin, die über historische Verstrickungen während der NS - Zeit im Zusammenhang mit einem Kriegsverbrechen in einem kleinen Örtchen mit dem sinnigen Namen " Eisenkappel " irgendwo in den Höhen des österreichischen Bundeslandes Kärtnen lebensgefährlich angeschossen. Bei den Ermittlungen des Täters und zu dem Tatmotiv, gerät er und seine Kollegin, die ihn verehrende " Bibi " in das örtliche Geflecht einer Spezl - Wirtschaft, das von dem dortigen Bürgermeister und Betreiber eines Steinbruchs mit dem Namen Franz Wiegele aufgebaut wurde. Der Lokalpolitiker versucht die Ermittlungen der Wiener Kriminalisten zu torpedieren, denn er möchte nicht, dass die Beteiligung seines dementen Vaters an der Erschießung von Zivilisten gegen Ende des II. Weltkriegs wieder aufgerollt wird.

Eisner und " Bibi " begegnen dabei Menschen, auch einem Polizeikollegen, die sich in eine extreme Abhängigkeit zu dem Dorfbürgermeister und seinen egoistischen Verhaltensweisen gegenüber anderen Bewohnern, begeben haben und hieraus kaum entfliehen können, um eine gewisse Eigenständigkeit zu erhalten. Nachdem Eisner im Rahmen der Ermittlungen den PKW der zuvor ermordeten Ex - Freundin im Kiesloch des Bürgermeister bergen konnte, findet sich darin ein Laptop, dessen Festplatte wieder hergestellt wird und auf der sich Aufzeichnungsmaterial zu den Recherchen der Verflossenen befindet.

Um die Spannung nicht gleich aus dem Film zu nehmen, wechseln die Handlungsstränge einige Male hin und her, ehe es dann zum finalen Ereignis kommt: Moritz Eisner befragt eine Überlebende des NS - Massakers, die ihm dann den Namen des daran Beteiligten nennt. Dieses ist - wen wundert ´s - der Vater des Dorfschulen. Der mimt indes den an Morbus Alzheimer erkrankten alten Mann, womit er aus dem Schneider ist. Schließlich führt die Spur zu dem Sohn des Bürgermeisters, der nach der üblichen öden Verfolgungsjagd in einem unfertigen Neubau, in dem sich der Eigentümer und Zeuge des Anschlags auf Eisner tot aufgefunden wird, gefasst wird. Doch nicht er hat die Ex - Freundin des Wiener " Tatort " - Kommissars ermordet, sondern der zwischenzeitlich auftauchende Ehemann; ein bulgarischer Staatsangehöriger. Und der wollte sich als eine Art Gutmensch aufführen, denn sein Arzneiherstellungsbetrieb ließ illegale Menschenversuchsreihen durchführen, um ein Präparat gegen Demenz entwickeln zu können. Der edle Retter der Menschheit indes scheute sich  - im Namen des Profits handelnd - nicht davor zurück, seine eigene Frau zu erschießen, weil diese ihm auf die Schliche gekommen war. Dass - natürlich ungeplant - ausgerechnet Moritz Eisner ( Harald Krasnitzer ) und " Bibi " Fellner ( Adele Neubauer ) aus Wien ihm auf die Schliche kommen, konnte er nicht ahnen.

Das österreichische Duo kämpft sich - so ganz nebenbei - auch noch durch den provinziellen Dschungel von Vorurteilen gegen die angeblich " linken " Städter aus Wien. Was ihnen dabei von dem braun - gefärbten Bürgermeister des Nestes an verbalen Entgleisungen entgegen gebracht wird, zeigt nur, dass Kärnten auch ohne den Trommler, Rechtspopulisten und längst von uns gegangenen Landeshauptmann Jörg Haider, die Zeiten des Tausendjährigen Reichs - zumindest intellektuell - noch nicht hinter sich gebracht hat.
Wie war das noch gleich mit den besseren Deutschen? Ach ja, der Gefreite kam doch auch aus Braunau am Inn; Kärnten ist davon nicht so weit entfernt.
" Eisenkappel " ist hier überall. Probleme werden untereinander gelöst. Nationalsozialisten gab es nach 1945, als vor 68 Jahren, keine mehr. Die hatten schnell die OVP gegründet und sich zu eisernen Demokraten gewendet.

Ein sehenswerter " Tatort " aus Wien mit Harald Krasnitzer und Adele Neuhauser in den Hauptrollen.


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