Wann ist der Mann ein Clown?



Italien hat gewählt.  Nicht zum ersten, nicht zum zehnten, nein, zum 17. Mal fanden seit 1948 und der Gründung der Ersten Republik  Parlamentswahlen statt.  Während 46, 9 bzw.  42, 3 Millionen Italienerinnen und Italiener am 24. Februar in der Zeit von 7. 00 Uhr bis 22.00 Uhr und von 7.00 Uhr bis 15.00 Uhr am 25. Februar zur Wahl aufgerufen waren, blickten die Nachbarländer, blickte Europa, ja, sogar die ganze Welt zu dem Stiefelland. Warum nur?

Nun, aus sehr unterschiedlichen Gründen. Die Anrainerstaaten befürchteten eine weitere, eventuell nachteilige  Destabilisierung der politischen Verhältnisse, in Europa sahen viele EU - Befürworter eine Zunahme des anti - europäischen Zeitgeistes im Sinne eines zunehmenden Seperatismus und Partikularismus, wie er bereits seit geraumer Zeit durch den Torie - Chef David  Cameron propagiert wird und die übrige Welt erahnte negative Einflüsse auf die globalen Finanzmärkte auf  diese zukommen.


Die flugs von vielen Medien zur Schicksalswahl hoch stilisierten zwei Tage im Februar 2013 ergaben nicht nur eine geringe Beteiligung bei der Benennung jener 630 Damen und Herren für das Abgeordnetenhaus, also die Erste Kammer sowie deren 315 Vertreter im Senat, der Zweiten Kammer, sondern sie zeigten erneut, dass der südliche Staat politisch betrachtet tief zerrissen ist. 
  http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentswahlen_in_Italien_2013

Der italienische Wähler hat sich - erneut - für eine Unregierbarkeit entschieden. Denn er votierte für ein Patt zwischen den drei großen Blöcken ( Bersani, Berlusconi, Monti ), weil er nämlich ein Viertel der abgegeben Stimmen dem Protestler Grillo zuschanzte. Nicht aus Überzeugung, dass dieser es den anderen Berufspolitikern nun endlich zeigen würde, er den Europäern die Leviten lesen könnte und die bundesdeutsche Vorherrschaft in der EU abschaffen solle, nein, vielmehr aus der Motivation heraus, dass weder einer der Spitzenkandidaten der großen Bündnisse es verdient hat, erneut zu regieren.
Monti nicht, denn der möchte das Land buchstäblich kaputt sparen.
Bersani nicht, denn der Pragmatiker hat 2011 zum Sturz von Berlusconi beigetragen.
Berlusconi nicht, weil der das Land nicht nur chaotisch regiert, sondern als seinen kapitalistischen Gemischtwarenladen ansieht.  

http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentswahlen_in_Italien_2013#Wahlergebnis_2013

Der italienische Wähler wählte somit Beppe Grillo und seine M5S - Partei, deren Ziel es ist, das Parteiengeflecht und die dort verstrickten Politiker aufzubrechen. Ein leuchtendes Beispiel der Grillo´schen Aktionen zur Ankurbelung der weit verbreiteten Politikverdrossenheit ist der " V - Day " und  sind die Forderungen nach mehr Transparenz in Wirtschaft und Politik.

http://de.wikipedia.org/wiki/Beppe_Grillo

In den Zeiten des ökonomischen Niedergangs entscheidet sich so mancher Betroffene, so mancher Abgehängte und so mancher Enttäuschte für radikale Lösungen. In Italien hieß diese einst Mussolini. Der glatzköpfige " Duce " war, so wie sein großes Vorbild, ein Aufschneider, ein Schauspieler, ein Polit - Clown; wenngleich ein blutrünstiger Protagonist aus dieser Gruppe. 

Grillo ist dann eher ein friedfertiger Abklatsch, ein  Spaßmacher, eine Ulknudel. Das darf wohl unbestritten konstatiert werden.
Sein Mitbewerber um die Gunst des Wählers, der Medien - Tycoon Silvio Berlusconi ist das nicht. Er war, ist und bleibt eine Schade für " Bella Italia ", weil er korrumpiert, weil er lügt und weil er nur Spässe auf Kosten der anderen Menschen macht.

Wer, wie Berlusconi es immer noch zum Besten gibt, das politische Denken mit dem in einem Designerslip eingebetteten " Besten Stück " zelebriert und durch sinnfreie Äußerungen den Italienern zeigt, welche Wertschätzung sie bei ihm erfahren, gehört nicht in die Politik, schon gar nicht in den Bereich der Spitzenpolitik. Der sollte im Kabarett als Pausenclown fungieren.

Letzteres dachte denn auch der SPD - Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, als er die beiden Italiener Berlusconi und Grillo als Clowns titulierte. Recht hat er!   
Grillo ist in der Tat von Berufs wegen ein Komödiant, ein Harlekin, ein Clown.
Berlusconi ist  durch seine vormalige, aber auch jetzige  politische Tätigkeit zum Clown mutiert.
Aus der Vielzahl seiner verbalen Entgleisungen sind jene gegen den damaligen EU - Abgeordneten Schulz, den er für die Rolle eines KZ - Aufsehers während seiner Rede vor dem Parlament in Straßburg vorschlug, noch gut in Erinnerung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Silvio_Berlusconi#Polarisierungen

Auch sein gockelhaftes Auftreten am 6. April 2009 in dem Erdbebengebiet um die italienische Provinz L´Aquila in den Abruzzen, als er bei Besichtigung der Notunterkünfte in Form von Zelten von einem Ambiente wie bei einem besseren Picnic - Ausflug fabulierte, ist einst nicht nur dort nicht gut angekommen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_von_L%E2%80%99Aquila_2009

Weitere Eskapaden folgten, vor allem schimmerte immer wieder sein schizoides Verhältnis zum anderen Geschlecht in vielfältiger Weise durch. So ließ er besonders gut proportionierte und sehr junge Frauen zu willfährigen Parteiabgeordneten umfunktionieren, die ihm regelmäßig bei dessen inhaltslosen Reden vor dem Abgeordnetenhaus wie Hühner auf der Stange sitzend, jedes Wort schmachtend von den Lippen ablesend, anschließend durch eine Tussi haftes Verhalten den Hof machen durften.

Intellektuell hat Berlusconi nichts aufzuweisen. Er zählt hier eher zu der breiten Front der Tiefflieger in seiner Partei. Konzepte, Visionen oder auch programmatische Ansätze fehlen bei ihm völlig. Seine Regierungszeiten sind deshalb als ein chaotisches Mischmasch von Dummheiten, Phrasendreschereien und dem wahnhaften Zwang eines, von " linken " Juristen in den Strafverfolgungsorganen permanent verfolgten, sich nur als Unschuldslamm in der Öffentlichkeit projizierenden, eitlen Selbstdarstellers und Profilierungsneurotikers zu qualifizieren.

So hat der SPDler Steinbrück nur jene Einschätzung in der breiten, bundesdeutschen Bevölkerung sowie den Medien nach der Italienwahl in ein kurzes Statement reflektiert, das da lautet : " Nicht schon der wieder, der Berlusconi, dieser Clown. "
Er lag damit vollkommen richtig, denn die italienischen Medien stiegen jetzt sofort auf seine Äußerung ein und wollten unter anderem festgestellt wissen:

„Rüpelhafte Sätze und reale Befürchtungen“ so der rechtsliberale Mailänder „Corriere della Sera“ in seinem Aufmacher auf der ersten Seite.
Das rechtsgerichtete und pro Berlusconi eingestellte Blatt behauptet sodann:  „Zwischen Sorge und Flegelhaftigkeit gibt es doch einen Unterschied, den zu beseitigen niemandem erlaubt ist.“  und sprach von Steinbrück als dem „deutschen König der Ausrutscher“ und der Furcht vor dem Populismus.
Ist das Populismus? Nein, denn was dem bundesdeutschen EU - Steuergeldzahler auf den Nägeln brennt ist klar: Kommt der eitle Pfau wieder an die Macht, droht Italien mit der Wirtschaftskrise unterzugehen oder muss von BRD - Geldspritzen mühsam am Leben erhalten werden.
Dass der italienische Staatspräsident Neapolitano den SPD - Mann zurzeit nicht sehen möchte, ficht bis auf jene Dummschwätzer und Wahlkampf - Claqeure aus den Reihen der längst havarierten FDP, kaum jemanden ernsthaft an. Selbst dann nicht, wenn die liberale Turiner „La Stampa“ die Gesprächsabsage begrüßte und Napolitanos Haltung „im Namen der europäischen politischen Korrektheit“ für gut befindet. Die linksliberale römische „La Repubblica“, eine Anti-Berlusconi-Speerspitze, nannte Napolitanos Reaktion eine diplomatische Notwendigkeit, Italien stehe im Clowns-Kostüm da.

Nicht ganz, denn die eigentlichen Clowns sind nicht nur Grillo und der Medien - Zar Berlusconi, sondern die vielen Wähler jener bunt gekleideten Männer, die politisch betrachtet auch unter der Berufsbezeichnung " Clown " noch viel zu hoch angesiedelt werden.






Kommentare

til_o. hat gesagt…
Mag der Steinbrück recht haben. Aber von einem Kanzlerkandidat erwarte ich mehr politischen Instinkt. Man beleidigt nicht den Wählerwillen eines anderen Landes. Ilalien ist ein demokratisches Land auch wenn die freie Meinungsbildung dort eingeschränkt ist. Aber, wo ist sie das nicht? Steinbrück erweckt mit solchen Äußerungen nicht nur den Eindruck einer persönlichen Unreife, sondern als Repräsentant einer der großen Parteien Deutschlands schadet er auch der europäischen Einigung. Was mir persönlich völlig egal ist. Soll er sich ruhig als Kandidat abqualifizieren. Ob nun Steinbrück Kanzler wird oder Frau Merkel es bleibt, ist ebenso egal, wie das Niveau auf dem sie es tun.

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