Die Geschichte vom Aufstieg und tiefen Fall und Aufstieg der Lobbyistin Cornelia Y.



Aus Artikel 20 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland in seiner derzeit geltenden Fassung wissen wir:
Wie es aber nun im realen Leben gang und gäbe ist, klaffen auch hier Theorie ( die ist bekanntlich grau ) und Praxis ( die ist immer schwarz ) weit auseinander.


(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. 


Als im eben so einem grauen Novembermorgen des letzten Jahres - es war der 20. 11. 2012 - ein Rollkommando des Berliner Landeskriminalamtes vor dem Bundesgesundheitsministerium in der Friederichstraße aufkreuzte, einen Durchsuchungs - und Beschlagnahmebeschluss des zuständigen Ermittlungsrichters am Amtsgericht den verdutzten Mitarbeitern unter die Nase schob, dann das Dienstzimmer des anwesenden Christoph H durch wühlten, diesen in Handfesseln abführten und zudem zeitlich dessen Eigenheim im brandenburgischen Umland aufsuchten, wo diverse Speichermedien, Computer sowie 15.000 € in einem Umschlag, der sich in einem angrenzenden Schuppen zum Wohnhaus auffand, mitnahmen, war für dessen obersten Dienstherren, dem Bundesgesundheitsminister Bahr ( FDP ) die Butter braun.

Was niemand in dessen Behörde gewusst haben will: Der Verhaftete betrieb jahrelang Spionage für die Bundesvereinigung deutscher Apothekenverbände betrieben, wofür er natürlich Geld einstrich, dass - so die Vermutung der Ermittlungsbehörden - von dessen Ex - Pressesprecher Thomas Bellartz stammen soll.

Das Schurkenstück wäre gar nicht so aufgefallen, hätte H. nicht so gierig gezeigt. Er sei nämlich für seine kriminellen Dienste seit März 2010 mit wöchentlich 500 - 600 € bezahlt worden. Da kommt ein erkleckliches Sümmchen zustande. Nun, Minister Bahr zeigte sich nach der Aufdeckung der Machenschaften des H. empört und fabulierte öffentlich von einem bisher nie dagewesenen Fall.
Mit dieser Qualifizierung sollte er indes mehr als vorsichtig sein, denn gerade sein Ministerium ist die beste Brutstätte für deviantes Handeln.

Das Bundesministerium für Gesundheit in Berlin hortet jährlich einen Etat von sage und schreibe 200 Milliarden Euro. Sehr viel Geld. Das weckt Begehrlichkeiten. In keinem anderen Fachressort tummeln sich derart viele Ratten, Schmeißfliegen und Blutsauger in Gestalt von Lobbyisten.
Ein Exemplar dieser Spezies war einst eine gewisse Cornelia Y.

Die spätere Lobbyisten par excellence erblickte im Sommer des Jahres 1961 das Licht der Welt. Sie gehört somit zu den " Babyboomer " - Jahrgängen. Der westdeutschen Wirtschaft - und Gesellschaft ging es aufgrund der WiWu - Zeiten unter Adenauer und Erhard immer noch gut. Das Gros der BRD - Familien suhlte sich im Wohlstand und produzierte - im Gegensatz zu heute - fleißig Nachwuchs. Nachdem die Politik gemerkt hatte, dass die Schulen und Hochschulen von einst nur den Kindern aus besseren Verhältnissen zugänglich waren, reformierte sie das Bildungssystem. Davon profitierte aus Cornelia Y.
Sie studierte nach dem Abitur 1981 im zarten Alter von 20 Jahren Rechtswissenschaften sowie auch Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten im schwarzen Münster, dort wo immer noch die Burschaften, der RCDS und sonstige Rechtsausleger ihr Unwesen treiben und in Bochum, einer aus Betonklötzen eiligst hoch gezogenen Hochschule Cornelia Y. quälte sich durch das 1., sodann 2 Staatsexamen und erhielt 1990 eine Zulassung zur Rechtsanwaltschaft. Parallel dazu trieb sie es ordentlich als Funktionärin in diversen Beiräten und Aufsichtsgremien unterschiedlicher Unternehmen, Großforschungseinrichtungen sowie öffentlichen Institutionen.
Dazwischen fungierte Cornelia Y. als Mitarbeiterin der Bayer AG in Leverkusen im Bereich des Umwelt - und Personalwesens.
Ab Mitte der 90er Jahre erheilt sie sogar eine Berufung als Mitglied des ZDF - Fernsehrats.
So hievte sich die umtriebige Y. von einen Posten in den anderen und betrieb dabei natürlich ordentlich Lobbypolitik, denn unsere Cornelia war seit frühsten Jahren Mitglied der CDU.

Schon 1978 trat sie in die Partei ein. Wurde Kreisvorstandsmitglied, stellvertretende Kreisvorsitzende und Mitglied des CDU - Landesvorstands, Mitglied des Kreistags und schließlich des Bundestags, für den sie ein Direktmandat erhielt.
Ende der 90er Jahre bis 2011 war sie Hauptgeschäftsführerin eines Pharmaverbandes und betrieb dabei erfolgreiche Interessenpolitik.
Sie verhinderte eine Vielzahl von Regelungen in Gesetzesentwürfen und torpedierte Reformen in der Gesundheitspolitik, bei denen es den Abzockern aus der Pharmaindustrie vielleicht an den Kragen gegangen wäre. Cornelia C. stieg zur grauen Eminenz im schwarzen Deckmantel der Partei auf. Sie war als Kettenhund der Pillendreher und Hersteller von nicht benötigten Medikamenten verschrien.

Dann kam der Abstieg. Weil sie eine Gesetzesnovelle des Hauses Bahr nicht verhindern konnte, schickten sie ihre Brötchengeber in die Wüste. Ihre Zeit schien abgelaufen. Dennoch muss für Y. nicht gesammelt werden, denn sie hat inzwischen Pensionsansprüche in einer Höhe erworben, die mindestens dem dreifachen monatlichen Bezügen eines Durchschnittsruheständlers entsprechen. So weinte Y. denn auch nicht, als sie ihren Lobbyistenposten abgeben musste.

Dann kam, wie der Blitz aus heiterem Himmel, ihre Ernennung zur Senatorin. Wieder zurück auf der beruflichen Erfolgsleiter, wird Y. sich nun im Ressort Wirtschaft ordentlich ins Zeug legen. Oder sie wird es zumindest versuchen. Die Aufgabe wird nicht leicht, denn ihr Zahlmeister ist eigentlich pleite. Hinzu kommen aktuelle Probleme mit einem Großprojekt. Nun muss Cornelia Y. wieder Strippen ziehen, Mauscheleien initiieren und auch bei der Wirtschaft - und Industrie antichambrieren. Aber das ewige Speichellecken ist ihr ja schon mit der Muttermilch eingegeben worden, unserer Karrieristin aus der märkischen Provinz.

Wie war das noch gleich mit dem demokratischen und sozialen Rechtsstaat?





http://de.wikipedia.org/wiki/Cornelia_Yzer




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