Je später das Jahr, desto......


                                                                             (c) Agnete - WIKIPEDIA

Da stand ich nun mit Rechen, Korb und Schaufel und schaute betrübt in den trüben Novemberhimmel. Eigentlich ein Monat, um die Bettdecke von früh bis spät immer wieder über den Kopf zu ziehen. Dieser Monat soll ja - statistisch betrachtet - die höchste Suizidrate aufweisen. An derartig abwegige Gedanken gelangt ein Hobby-Gärtner selbstverständlich nicht. Schließlich ist er redlich bemüht, sein Stückchen Erde für den heran nahenden Winter zu präparieren. Neben den nicht Frost resistenten Stauden, die alle Jahre wieder aus dem Boden heraus gebuddelt werden müssen, den vielen verblühten Pflanzen, deren unansehnliche Reste, den Anblick des Gartens nicht gerade verschönert, fallen Körbe voller Laub von den Bäumen, Büschen und Sträuchern. Da heisst es denn wieder, die eignen Muskelkraft einzusetzen; zumal der elektrische Laubsauger bei dem Nässe durchtrieften bunten Blattwerk schon nach wenigen Minuten seine Funktion einstellt, da das Ansaugrohr verstopft ist.

Eine leichte Brise begleitete mich bei der Kehraktion und ließ die gelben, brauen oder roten Blätter wie Schnee herunter rieseln. Kaum war eine Rasenfläche von dem Blattbelag befreit, hatten sich wieder neue kunter - bunte Blätter auf diesen Platz gelegt. So kehrte, füllte und trug ich Weidenkorb für Weidenkorb auf den riesigen Komposthaufen, wo das welke Blattwerk dann langsam verrottet. Immerhin gilt auch hier der aus der Bibel stammende Grundsatz " Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub " und zeigt dem schwitzenden Gartenarbeiter genau jene Entwicklung, die auch anderen Dingen im Leben vorbehalten sind: sie sind vergänglich.

Während ich ein wenig über den vergangenen Frühling, den verflossenen Sommer und das sich unweigerlich nahende Herbstende sinnierte, raschelte es in dem herunter gefallenen Laub des Haselnussbaums. Erst bei näherem Hinsehen bemerkte ich, dass ich seit einigen Minuten nicht mehr der einzige Arbeitende im näheren Umfeld war. Ein Eichhörnchen hatte es sich auf dem Blattwerk unterhalb des Nussbaums bequem gemacht und hielt mit beiden Vorderpfoten eben jene Delikatesse vor den eigenen Kopf, derentwegen es sich sogar in meinen Nähe traute: eine Haselnuss. So mümmelte das possierliche Tierchen, dass ein beinahe schwarzes Fell trug und somit eine Variante der heimischen Gattung war, an der Nuss herum. Flink schob es sich unter das Blatthäufchen und zog sofort eine weitere Nuss hervor. Der Eichkater ließ es sich - trotz meiner Anwesenheit - offensichtlich gut schmecken. Nach einigen Minuten hüpfte und sprang das Eichhörnchen auf den riesigen Ästen des nachbarlichen Monster - Fichte herum und war in Sekundenschnelle im dichten Geäst verschwunden.

Ich nahm meine Kehrarbeit wieder auf und amüsierte mich noch einwenig über diesen Gast, der sich spät im Jahr immer wieder blicken lässt, um seinen Nahrungsvorrat für den Winter anzulegen. Damit gelingt es den Eichkatern auch in dieser Jahreszeit zu überleben. Da die Tiere eben keinen Winterschlaf halte, sondern nur bei strengem Winter Ruhephasen einlegen, benötigen sie die zuvor gesammelten Nahrungsvorräte. Das Leben der Eichhörnchen ist kurz, manche schaffen es nur 3, andere 6, in Ausnahmefällen vielleicht 10 Jahre. Deshalb bewegen sie sich auch im D-Zugtempo.

http://de.wikipedia.org/wiki/Eichh%C3%B6rnchen

Und weil der putzige Gartenbewohner wohl einen seiner Kobel, hoch im Astwerk des Baumes wieder aufgesucht hatte, konnte ihm der Regen, der bald danach einsetzte, nichts mehr anhaben. Im Gegensatz zu mir, dem Laubwerker, der nun eher leicht fluchend seine Arbeitsutensilien zusammen packte und wieder in das längst schon beheizte Haus zurück stapfte. Beim erneuten Umdrehen bemerkte ich, dass der immer noch wehende Wind die Blätter des Kirschbaumes auf die abgekehrte Flächen verteilt hatte. Im Gedanken war ich bei dem Eichkater, der jetzt irgendwo hoch oben im Kobel lag, sich wohl zusammen gerollt hatte und mit vollem Magen dahin schlummerte.
Der hat es gut, dachte ich so bei mir und erinnerte mich an die Floskel von dem späten Abend und den schöneren Gästen, die in diesem Fall auch auf das ablaufende Jahr zutrifft, denn der kleine Mitbewohner ist im satten Grün des Sommerlaubs nur ganz selten zu sehen.

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