Warten auf Godot.



Fotografía extraída de la revista Primera Plana. Año VIII numero 408, de noviembre de 1970 ,Buenos Aires, Argentina.bei Wikipedia


Wer es noch nicht wahr haben möchte, der sollte ab und zu auf das Laub der Bäume sehen, um dann fest zu stellen, dass der Herbst Einzug gehalten hat. Mit dieser Jahreszeit beginnt in den vielen Behörden hektische Betriebsamkeit. Die Finanzen werden überprüft. Das Fazit dieser Maßnahme ist seit vielen Jahren nahezu identisch: Die Stadt, Kommune und Samtgemeinde ist chronisch klamm, verschuldet und hat Probleme überhaupt Einnahmen zu generieren.

Dann kommt den ungezählten Stadtkämmerern die erhellende Erkenntnis, dass es hiergegen ein Allheilmittel gibt: die Geldbörse des Autofahrers. Gedacht, ausgesprochen und umgesetzt. Der Ordnungsdienst der Stadt oder Gemeinde wird hierzu nun tätig. Verstärkt deshalb seine Kontrolltätigkeiten und stellt neben den sattsam bekannten Radarfallen, auch die Überwachung des ruhenden Verkehrs auf seine Agenda. Es wäre doch gelacht, wenn dabei nicht einige tausend Euronen einzusammeln sind.

Nun schwirren sie wieder aus, die so genannten Politessen, die Mitarbeiter/innen des Ordnungsamtes und auch so mancher ausgebildete in blau Uniformierte hält den Auftrag, verstärkt auf Verkehrssünder zu achten für existenziell notwendig. Da ein Verwarnungsgeld bis 35 Euro, hier eine Ordnungswidrigkeitenanzeige, dort eine Allgemeine Verkehrskontrolle. Das läppert sich zusammen.

Wenn die Blätter leise von den Bäumen, Sträuchern und Büschen fallen, rieselt es still und klamm heimlich in den Kassen der zu vielen Pleite - Gebietskörperschaften, deren Bedienstete - wie das Kaninchen auf die Schlange starrend - einem unerwarteten Geldsegen herbei sehnend, dem notorischen Falschparker, Raser und PKW - Macho stattdessen, zwischenzeitlich und mit voller Überzeugung ans Portemonnaie gehen.
Nun, der Geldvermehrer, der ominöse Investor oder Haushaltssanierer wird auch im Jahr 2012 nicht erscheinen. Weshalb denn so manch konstruierte Verkehrsordnungswidrigkeit ihren tieferen Sinn zwar nicht verliert, wohl aber dazu dient, bei dem Betroffenen noch größere Zweifel an der tatsächlich Umsetzung des grundgesetzlich garantierten Rechtsstaatsgebots aufkommen läßt.

Weil der Mitarbeiter des hiesigen Ordnungsdienstes an einem Blauen Montag seines Amtes waltet, dabei vom Sonntag noch blau ist und die Koordinaten des Gehsteigs um viele Zentimeter rückwärtig in eine Parktasche verlegt, bleibt bei dem angeblich falsch parkenden Autofahrer kein Auge trocken. Nach dem verwaltungsmäßigem Grundprinzip:


§ 1

Die Verwaltung hat immer Recht.

§ 2

Sollte die Verwaltung ausnahmsweise ein Mal nicht Recht haben, gilt § 2.


werden die Einwände des hiervon Betroffenen rigoros abgebügelt.

So sitzen die beiden, der Schwerenöter, nämlich der Mitarbeiter in dem zuständigen Dezernat und seine Kollegin im Vollzugsdienst oder umgedreht, schiedlich sowie unfriedlich im Zimmer und warten, dass es endlich Herbst wird, die Blätter fallen und statt des zu schröpfenden Verkehrsteilnehmers der legendäre Godot kommt, um die chronisch leeren Kassen endlich wieder aufzufüllen, damit derartige Verrenkungen anlässlich der Überwachung des ruhenden Verkehrs nie wieder vorkommen.

So sitzen sie denn in ihren mehr oder minder belüfteten, beheizten Alt - oder meist Neubauzimmern und warten, so wie in dem Beckett´schen doppelten Einakter, in dem der sinnfreie Dialog:

Estragon: Komm, wir gehen!


Wladimir: Wir können nicht.

Estragon: Warum nicht?

Wladimir: Wir warten auf Godot.

Estragon: Ah!

sich elendig lang zieht, ohne dass etwas geschieht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Warten_auf_Godot

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?