IKEA: bohren, dübeln,schrauben gegen die Staatspleite!


                                 (c) Richard Huber,München,WIKIPEDIA


Eigentlich wollte ich jetzt wieder einen Beitrag aus der unerschöpflichen Nostalgie-Kiste einstellen, aber eine Meldung der MDR Info - Redaktion hat mich davon - zunächst - abgebracht. Da konnte ich doch gestern Morgen folgendes vernehmen:

In einem Artikel bei " SPIEGEL - Online " berichtet ein ehemaliger Strafgefangener, dass er während seiner Haftzeit in einem DDR - Knast für den schwedischen Möbelkonzern " IKEA " Zwangsarbeit leisten musste.

Nun, solche oder ähnliche Meldungen gab es bereits in den 50er Jahren. Der schwedische Einrichtungskonzern stand nämlich bereits einige Jahre nach dessen Gründung in der öffentlichen Kritik. Die damals vorhandene schwedische Möbelindustrie und der Handel setzen sämtliche Hebel in Bewegung, um das - ansich fortschrittliche - Konzept des " IKEA " - Gründers Ingvar Kamprad zum Scheitern zu bringen. Schweden, als Land der Wälder und Seen, konnte sich bis dato auf seine etablierte Holzverarbeitungs - und Möbelindustrie, aber auch auf das traditionelle Handwerk in dieser Branche verlassen.
 Kamprad´s Idee, industrielle Fertigmöbel zu niedrigen Preisen anzubieten und dafür die Serviceleistungen wie Auf - und Zusammenbau und Lieferung in die Hände des Kunden zu geben, wurde alsbald auch im skandinavischen Land angenommen. Es drohte ein Zusammenbruch der hiermit konkurrierenden, heimischen Industrie - und Handelzweige. Diese setzen sich über einen Boykottaufruf erfolgreich zur Wehr. " IKEA " löste die erste Unternehmenskrise in den frühen 60er Jahren durch einen nahezu unerhörten Schachzug:
Kamprad ließ - mitten im Kalten Krieg - seine Möbelteile in der damaligen Volksrepublik Polen herstellen.

Mit Erfolg.

Der Betrieb expandierte in den 70er Jahren und wuchs zu einem europäischen Konzern an. Daran änderte auch die zweite, durch die " Ölkrise " hervor gerufene prekäre Situation nichts.

http://de.wikipedia.org/wiki/IKEA#Er.C3.B6ffnung_erster_M.C3.B6belh.C3.A4user_und_Krise_in_den_1970er_Jahren

Das Image des Billigheimers zum Selbstbauen veränderte sich allerdings, da Kunden zunehmend die unzureichende Qualität der Ware und fehlende Montageteile beklagten. Um den Kostendruck, der unter anderen wegen der propagierten Festpreisgarantien der Waren entstand, abfedern zu können und dennoch Gewinn zu erzielen, ließ Kamprad in den 70er bis 80er Jahren eine Reihe von Artikel und Chargen in der DDR anfertigen.

Der weitere, der andere deutsche Staat befand sich Ende der 70er Jahre ökonomisch bereits vor dem Abgrund. Aus heutige Sicht würde diese Situation als " Staatspleite " bewertete werden. Die DDR-Führung setzte deshalb alle Hebel in Bewegung, um an Auslandsdevisen zu kommen. Gefragt war aber dabei nicht der Dollar oder die schwedische Krone, sondern vornehmlich die " harte " Währung des Klassenfeindes aus der BRD, die Deutsche Mark.

Da traf es sich gut, dass der inzwischen zu einem beliebten Einrichtungshaus der - nicht nur alternativ lebenden und akademischen gebildeten - Westdeutschen hoch gepuschte schwedische Konzern " IKEA " einen Teil der Möbelproduktion in die Deutsche Demokratische Republik verlegte. Hier konnte die Einrichtungskette wesentlich kostengünstiger produzieren lassen, um die in den Katalogen vorgenommene feste Zusage der Preisstabilität einzuhalten.

So kamen denn über viele Jahre die berühmt - berüchtigten Bücherregale " Billy " aus den Produktionsstätten jenseits der Mauer. Als ich damals ein solches Regal, das bei den Studenten absolut " in " war, in dem " IKEA " - Haus in Bremen - Groß-Mackenstedt erwarb, traute ich meinen Augen nicht: Auf einem der vier Längsstreben prangte ein Stempel mit " Made in GDR ". Wie jetzt? " IKEA " ist doch kein DDR-Betrieb? Tatsächlich aber war das " Billy " - Regal irgendwo in einem VEB hergestellt worden.

Wenn jetzt ehemalige DDR-Häftlinge an die Öffentlichkeit gehen und von " Zwangsarbeit " während der Inhaftierung in einem DDR-Knast berichten, so kommt diesen Fällen noch eine besondere Note bei. " IKEA " galt einst in der " Links " - Intelligenz als vermeintlich unkonventioneller, als frischer, als junger Konzern, der nach außen auch so auftrat. Hier wurden die Kunden geduzt. Wenn auch nur in dne Katalogen. Hier erschien in den Möbelhäusern junges oder auf jung getrimmtes Personal, dass mit lockeren Sprüchen und einem legeren Umgang, dieses Konzern-Image umzusetzen pflegte. Auf blond getrimmte oder natur-blonde Mitarbeiterinnen versprühten skandinavischen Charme der 70er und 80er Jahre. Ein Trugschluss, wie sich zeigte. Denn das jugendliche Flair war nur aufgesetzt, sollten die Berichte über die " Zwangsarbeit " für den schwedischen Konzern in den DDR-Knästen tatsächlichen stimmen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/zwangsarbeit-fuer-ikea-portraet-eines-betroffenen-a-831437.html

Wenn die Konzernleitung von der Sklavenarbeit in den damaligen DDR-Knästen tatsächlich nichts gewusst haben sollte, so stellt sich allerdings die Frage, ob die schwedischen Manager des Einrichtungsriesen nur blind oder ausschließlich profitgeil oder sogar beides waren. Fakt ist doch, dass bereits damals Herstellungkosten, die um ein Vielfaches unter dem landeseigenen oder westeuropäischen Niveau lagen, unter regulären Bedingungen nicht zu erzielen waren.
Aber schon in der damaligen Zeit galt für Großbetriebe wie " IKEA ", dass der Zweck die Mittel heiligt und jedes Mittel recht ist, um die Konkurrenz zu bezwingen sowie um Gewinn zu erzielen. Ob dabei die Menschenrechte mit Füßen getreten wurden, war auch einst egal.
Auch der schwedische Einrichtungs - und Umsatzgigant ist kein Wohlfahrtsverein. Hier herrschen die selben Spielregeln wie bei anderen Unternehmen im Kapitalismus auch. Wer glaubt, dass nur, weil " IKEA " aus Schweden kommt, das dortige Profitstreben einen größeren sozialen Touch erhält, ist naiv und wird auch heute noch eines Besseren belehrt.

http://www.wdr.de/tv/markt/sendungsbeitraege/2011/0801/03_ikeacheck.jsp

Ob die einstigen Zwangsarbeiter in den DDR-Haftanstalten, die wohl eher Verliese und Löcher waren, mit einer Entschädigung rechnen dürfen, muss bezweifelt werden. Für Unrecht im Knast der DDR ist wohl weder " IKEA " noch der DDR-Rechtsnachfolger BRD haftbar zu machen. Leider!

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