Der recyclebare Outdoor-Arm


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Der kurzzeitge Zwangsstopp an der roten Ampel brachte mich zum Grübeln: Warum heisst das Auto eigentlich so? Warum sind die Benzinpreise eigentlich so hoch? Und als die Sonne doch tatsächlich durch die Wolkendecke blinzelte, fragte ich mich - ganz im Sinne des Rudi Carell´schen Gassenhauers : " Wann wird es endlich wieder Sommer? "
Dann gab die Ampelanlage vor dem " Praktika " - Baumarkt wieder Grünlicht und die überschaubare Zahl von vor mir stehenden PKW setzte sich langsam in Bewegung. Langsam deshalb, weil von dem entgegen kommende Linksabbiegerverkehr die letzten drei Fahrzeuge garantiert bei " dunkelrot " über die Straßenkreuzung gefahren sind. Immer diese Rotlichtsünder!
Aber zu dieser immer größer werdenden Gruppe gesellen sich täglich einige Hunderttausend Fahradfahrer und genau so viel Fußgänger dazu.
Warum als nur eine Kategorie von Deliquenten heraus suchen?

Vielleicht lässt sich dieses damit begründen, dass es eben bei einem Rotlichtverstoss durch einen PKW mit anschließender Kollision zu einem weit aus größeren Schaden als vergleichsweise bei einem anderen Verkehrsteilnehmer.Es mag auch sein, dass ein Besitzer einer PKW - Fahrerlaubnis die Fehler eines anderen Kraftfahrzeugführers eher kritischer sieht, als andere Mitmenschen. Wer zu den 29,3 Millionen Fahrerlaubnisinhabern gehört, sollte eben wissen, dass er nicht allein auf den Straßen fährt. Insgesamt sind nämlich in der BRD zum 1. Januar 2012  in Deutschland 51,7 Millionen Kraftfahrzeuge (Kfz) und 6,2 Millionen Kfz-Anhänger zugelassen. Der Personenkraftwagen (Pkw)-Bestand erhöhte sich somit um 1,5 Prozent auf 42,9 Millionen Fahrzeuge. Das Durchschnittsalter der Pkw stieg weiter von 8,3 auf 8,5 Jahre.

Während der Kfz-Bestand steigt, obwohl nur 29,3 Millionen Fahrerlaubnisbesitzer gemeldet sind. Wie kommt dieses? Zum einen wohl, weil es einige Millionen Mietfahrzeuge gibt und zum anderen, weil sich so mancher Neureiche gleich mehrere PKW zulegt. Ob nun Zweit - oder Drittwagen spielt dabei eigentlich keine große Rolle, denn wer hat, der hat.
Dass mit der Zahl der besitzenden Fahrzeuge aber auch der soziale Status steigt, liegt denn gleich auf der Hand.

Wer vermeintlichen Reichtum so nach außen stellt, sollte sich sofort die Frage gefallen lassen: " Ist das auch alles bezahlt? " Wetten, dass spätestens bei der korrekten Beantwortung, eine Vielzahl von PKW-Protzern schamesrot in die andere Richtung sehen!

Aber, es ist eben so, dass auf die Gebiet der motorisierten Herumbläherei so mancher nur deshalb mit mischt, weil er nicht nur jenen Umstand, dass die " Kiste " fremd finanziert ist, verheimlichen möchte. Es könnte dem Bekannten, dem Freund oder dem Konkurrenten auf vier Rädern vielleicht der Gedanke kommen, dass m(M)an(n) sich so einen " Schlorren " gar nicht leisten kann. Da wird dann ordentlich herum getrickst, um über das permanent frisch gewaschene und polierte rollende Wohnzimmer den Wohlstandshansel heraus hängen zu lassen.

Eine andere Gruppe der sich - über - das Auto - Definierenden sind die Verkehrsrambos. Eine Spezies, die trotz der steigenden Benzinpreise nicht zur Räson gebracht werden kann. Deshalb wurden beim KBA 2011 über 4,3 Millionen verhängte, also eintragungspflichtige Bußgelder statistisch erfasst.


http://www.kba.de/cln_033/nn_191664/DE/Statistik/Kraftfahrer/Verkehrsauffaelligkeiten/Geschaeftsstatistik_20des_20VZR/vzr__z__entscheidung__stelle.html


Mit steigender Tendenz. Und weil der nicht in Erscheinung getretene, jedoch gleichfalls undiszipliniert fahrende BRD-Auto-Michel sich davon offensichtlich auch nicht abschrecken lässt, wird weiterhin " gekachelt ", was das Zeug hält. Der " König " der Radarmeßanlagen oder " Blitzer " steht an der A 2 im Bereich der Stadt Bielefeld.
Hier werden wöchentlich 6.000 (! ) Fotos für das Familienalbum abgeliefert. Bei 50.000 Fahrzeugen am Tag nicht gerade wenig

http://www.rp-online.de/auto/news/der-koenig-der-blitzer-ist-wieder-in-betrieb-1.1357205

Um aus der grauen Masse der PKW-Nutzer heraus zu stechen, lassen sich einige der Testestoron gesteuerten Auto-Junkies noch etwas besonderes einfallen. Da wird das, besser als die eignen Frau, LAG oder Freundin, Gefährt qua 4 Hochgeschwindigkeitsreifen auf  4 Stahlfelgen sich bewegende Hochglanz polierte Gefährt, um einige Zentimeter niederiger gelegt, mittels allerlei sündhaft teurem Schnickschnack aufgemotzt und in einem extra - legeren oder ober-coolen Outfit durch die Pampa, die Stadt oder zur Maloche kutschiert.

Ganz besonders reizend zeigen sich jene Auto-Machos dann, wenn sie in den - hoffentlich noch kommenden - Sommertagen, das Seitenfenster der Fahrertür exakt in diesem Moment per elektrischem Fensterheber herunter lassen, wenn einige attraktive, eventuell noch sommerlich leicht bekleidete junge Damen zu sehen sind, wenn einige Straßencafes rappelvoll sind und der Autoverkehr sich nur im Schritttempo bewegt oder wenn ein Bekannter sich zeigt. Dann gerät der lenkwütige STVO-Ignorant zum Beau, zum Modemännecken, zum Repräsentanten der PS-orientierten BMW bis - VW - Abhängigen, in dem er den linken ( mit der rechten Hand muss ja ganz zart das Sportlenkrad angetippt werden ) Arm locker, lässig etwa 10- 15 Zentimeter aus dem Autofenster hängen lässt. Der " Outdoor - Arm " ist ein untrügliches Zeichen der Eleganz auf Klippschul-Niveau. Ein innovativer Wurm im Gehäuse des glanzköpfigen oder scharf rasierten Hohlkopfs mit Segelohren, des grau - melierten Wohlstandsschädels mit Designer-Sonnenbrille und Polo-Sporthemd oder des Lederjacken bewehrten Mitdreissigers, der bei Mutti wohnt, sich dort bekochen lässt und die so gesparte "Kohle" in den "Karren " von BMW steckt.

Ein " Outdoor-Arm " ist ergo eine nicht Mode abhängige Zeiterscheinung, die sich durch sämtliche Altersgruppen und soziale "Schichten " zieht. Der recycelbare " Outdoor-Arm " muss demnach eine Zusatzeinrichtung im heiß geliebten PKW sein, der sich dann anbringen lässt, wenn entweder eine Rap-Rechtsrock - oder Heino - CD gewechselt werden muss, die rechte Hand möglicherweise anderweitig bei der Beifahrerin beschäftigt ist oder versucht mittels Zeigefinger in der Nase oder den Ohren nach Öl zu bohren. Recyclebar muss der " Outdoor - Arm " schon deshalb sein, weil er spätestens bei Kauf eines anderen Fahrzeugs nicht mehr zu diesem passt und aussortiert werden muss, die Umwelt aber nicht noch weiter belasten darf, weil dieses ja schon die überdimensionierte " Schüssel " auf 4 Rädern tut.

Wenn nun im Mai die Tage nicht nur länger werden, sondern die Temperaturen ansteigen, werden sie dann wieder ausschwärmen, die Auto-Schickimicki, die Prolls auf zwei Achsen und die verkappten Stallones mit Sonnenbrille, PS-Monster und recycelbarem " Outdoor-Arm " in Luxusausführung, um das meistens mangelnde Selbstbewusstsein in Agression gegenüber dem anderen Verkehrsteilnehmer umzumünzen und sich, dem anderen Fahrer und sogar der ganzen Welt zu zeigen, wer - beim Yankee ist es immer noch der Schießprügel - den Längsten und Größten hat.

Wie war das noch gleich bei " Hey Johnny " in Floh de Cologne´s Rockoper " Fleißbandbabys "?

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