Ältere Herren, auf jung getrimmte Damen, öder Einheitsbrei.



    Der Donnerstagabend ist für viele Mühsamen und Beladene bereits schon der Beginn des anstehenden Wochenendes, denn in vielen Bereichen der Industrie und Verwaltung fällt am darauf folgenden Freitag manchmal ab 14.00 Uhr der Schraubenschlüssel. Fallen gelassen wird auch der Bleistift oder der PC wird herunter gefahren. Für die Mehrzahl der Pendler kann es auch ab 18.00 Uhr heißen: " Drivin´home " auf der A4, A9 oder A2 in Richtung Osten.

    Deshalb geben sich die Fernesehverantwortlichen nicht sehr große Mühe, um das Programm ein wenig bunter zu gestalten. Die ÖR biedern sich sehr oft mit irgendwelchen Fernsehfilmen - teilweise im 2. oder 3. Aufguss - an und die Brüll-Werbungssender im Tuschkasten - Outfit orgeln ihre dämlichen Soaps und Pseudo-Lebenshilfevorführshows herunter.
    Gähnende Langeweile im HDTV - Format und noch bis zum 01.04.2012 in analoger Qualität.

    Da tut es den geschundenen Augen gut, wenn sie zumindest durch ein wenige Musik, die für die tauben Ohren bestimmt ist, als Entlastungsmedium erhält.
    So geschehen am 22. 03. 2012 ab 20.15 Uhr in der " Alten Tante " ARD.
    Da traf sich, wer sich noch halbwegs auf den Beinen halten konnte bei der "Echo"-Verleihung. Unter der Fuchtel der GEZ-Gebührenalimentierten aus den 11 Sendeanstalten und 55 Rundfunkprogrammen räumten dieses Mal nur die Altstars im bundesdeutschen Showbiz ab. Der angebliche Mainstream-Musikstil klang dabei lediglich kurz mal an, wurde aber sehr schnell von der Garde der Oldies aus den 70er bis 90er Jahren zur Seite gedrückt. Das ist gut so, denn das schwachsinnige Deutsch-Pop-Gejammere aus den ungezählen Rundfunkkanälen versetzt einem Musikfreund in ein Dauerdelirium.
    Weil die Sendung " Echo - Verleihung 2012 " hieß, durfte natürlich auch der Verstorbenen gedacht werden. Die Leistungen derer, die nicht mehr bei uns sind, lässt sich - mit Ausnahme von " Joopi " Heester - gar nicht hoch genug einzustufen.

    Dennoch erschien die Veranstaltung seltsam dröge und unspektakulär.
    Immerhin die Moderatorinnen Barbara Schöneberger und Ina Müller  gaben sich redlich Mühe, die blutleere Veranstaltung ein wenig aufzupeppen. So quälte sich der " Echo " -  Abend über 2,5 Stunden hin und ergoss sich im finalen " Verdamp´lang her " der Kölner Gruppe " BAP ". Immerhin etwas nostalgisches mit Sinn und Drive.

    Dabei waren zuvor auch Ex - Provokateure aus dem Dunstkreis der schimmeligen, braunen Soße, wie die Truppe " Rammstein ", um den Oktaven-Killer Marilyn Manson, der nicht gerade unumstritten ist. So schrieb der " SPIEGEL " - in einer beißenden Veranstaltungskritik: "..Von Maryln Mason. mag man halten, was man will - als Sänger von Rammstein ist er eine Niete. Und Rammstein wirken ohne Till Lindemann ungefähr so bedrohlich wie ein kopfloses Huhn. "
    Nun, Lindemann ist inzwischen mit der 26 jüngeren Tochter der Schauspielerin Simone Thomalla, Sophie Thomalla liiert und auch nicht jünger geworden. Die Fangemeinde indes ist zwar mit der Zeit gegangen, jedoch nicht mit der Technik, wie sich beispielsweise aus diesem Thread heraus lesen lässt:

     http://forum.metal-hammer.de/showthread.php?t=642

    Jenseits der computerisierten Rechtschreibprogramme besteht eben immer noch ein gerüttelt Maß an Kreativität, auch wenn die Schwermetallmusik da eher einfältig erscheint.

    Den musikalischen Höhepunkt bei der "Echo"-Verleihung lieferten dann doch eher BAP und Wolfgang Niedecken, der für sein Lebenswerk geehrt wurde und mit Clueso, Campino und Thomas D auf der Bühne stand. Der durch den kürzlich erlittenen Schlaganfall noch sichtlich mitgenommene spielte zusammen mit den Obengenannten sein Stück " Verdamp´lang her ", wobei sein Auftritt dabei durchaus als Metapher auf die längst vergessene Zeit gehört werden könnte, als die Plattenindustrie noch so etwas wie Geld verdient hat: "Verdamp´ lang her".Eben!

    Die obligatorischen eingebauten, blöde Skandale gab es auch. Wenn auch in wohl dosierter Form. So lässt sich das Auge des Betrachters liegt nicht darüber hinweg täuschen, dass der "Skandalrapper" Sido keiner wäre, wenn er nicht  ganz unanständig mit der phallischen Trophäe spielt? Oder wenn die beiden professionell aufgekratzten Moderatorinnen Ina Müller und Barbara Schöneberger sich sekundenlang auf den Mund küssen? Jedenfalls produzierten sich die beiden in ihren Zoten, wohl wissend, dass es ihnen viel Mühe kostet, die - wie immer - langweilige Veranstaltung ein wenig aufzulockern. So ganz nebenbei brachte es denn auch die quatschige Schöneberger auf den Punkt, warum es die "Echo"-Verleihung überhaupt noch gibt:  Das Kind als Hochamt der Tonträgerindustrie krankt: zwar an dem großen Ganzen, weil dessen Leben auf  natürlich nur auf Verkaufszahlen basiert. Natürlich, worauf sonst? Wer keine Kohle verdient, kann keine Unterhaltung für Leute herstellen, die auf die Frage nach ihrer Lieblingsmusik mit dem Namen ihres favorisierten Formatradiosenders antworten. Öder ist ein Musikgeschmack wohl kaum zu definieren.

    Deshalb fühlte man sich über weite Strecken wie auf einer langen Fahrt über die nächtliche Autobahn, wenn die Musik trotz wechselnder Sender immer gleich bleibt. Das Niveau der abgenudelten Stücke noch unter irdischer ist, als die Moderation im Elmar-Gunsch-Sing-Sang. Da bleibt dann "für jeden was" dabei, von Industrial über Techno und HipHop und R'n'B und Punk bis zur volkstümlichen Musik, die sich vom befindlichkeitsseligen Deutschpop kaum mehr unterscheidet. Sinnfreie Texte aus der Klippschule im digitalisierten Zeitalter für Teens, Twens sowie Ewigjunggebliebene, deren Geschmäcker sich wie ein Hamster im Laufrad verhalten. Alles schon mal da gewesen!

    Aus sämtlichen verkäuflichen Genres das Bestverkaufte. Ein " the very best of the best " auf  niedrigem Niveau. Seltsame Dinge fallen auf, wenn alles wahllos hintereinander weggespielt wird. Silbermond klingen ja interessanter als die Toten Hosen! Dazwischen liegen immerhin mehr als 2 Dekaden und mindestens auch 2 Generationen. Frida Gold sieht mit Glatze toll aus! Das Debüt-Album " Luxus " reisst selbst die Träller-Liese Marianne Rosenberg nicht vom Sessel, denn die Lieder hören sich irgendwie gleich an. Und intellektuell hat sich nach 40 Jahren Zeitunterschied auch nicht sehr viel getan ( " Mit meinem Style drücke ich meine Emotionen aus ", stellt die talentfreie Sängerin Alina Süggeler fest ). Casper krächzt sogar dann heiser, wenn er normal spricht ( Was wohl daran liegt, das der geborene Lipperländer aus Bösingsfeld immerhin in Georgia den Kaugummi-Slang der Yankees erlernt, jedoch nicht gelernt hat ). " Uns Udo Lindenberg " nuschelt gar nicht so schlimm, wenn er wirklich etwas wichtiges sagen will ("Hinterm Lebenswerk geht's weiter, und wie das weitergeht, yeah!"). Und der Text des von der US-Amerikanerin Lana del Reys gesäuselten Hit  "Video Games" klingt ohne die Hochglanzproduktion der Single noch müder, so, wie sich die gesamte Veranstaltung dem Musikinteressierten zeigte.

    Wegen der nach Quoten hechelnden ARD - Intendanz ist leider mit einer Wiederholung im folgenden Jahr zu rechnen.


    Kommentare

    Octapolis hat gesagt…
    Musikalisch gesehen sind Rammstein sicher Geschmackssache, aber irgendwie braun sind sie mit Sicherheit nicht. Gerade die Biographien der Herren Lorenz und Landers widerlegen dies deutlich. Nicht alles, was als Stilmittel einen stampfenden Rhythmus und ein laibacheske Stimme hat, ist gleich rechts.

    Die wahren Bräunlinge findet man eher in moikschen Gefilden. Und ja: Manson ist überbewertet. ;o)

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