Wintersport - Karneval = Langeweile im Billigformat

                                                                                        (c) Martin Bahmann-WIKIPEDIA

Kaum hat sich das Neue Jahr in den Köpfen der Bundesdeutschen Platz verschafft, da beglückt sie das öffentlich rechtliche Fernsehen mit XXL-Sendungen zu den Sportarten auf weißem Untergrund. Eine Unzahl von nationalen sowie internationalen Veranstaltungen gibt den ÖRs hinreichend Gelegenheit, um mit öden Übertragungen aus den abgelegenen Winkeln Nordeuropas mit wenig Aufwand und überschaubaren Kosten ein Maximum an Sendezeit auszufüllen. Die Gebührenzahler werden von der Vierschanzentournee, den diversen Weltcuprennen in Obersdorf bishin zu Skisportereignissen in Oslo, Lahti und sonstigen bekannten Orten bis zum Erbrechen informiert. Bereits ab 9.00 Uhr morgens quält einer der großen Sender die TV-Gemeinde mit Kommentaren, Livebildern und endlosen Interviews. Häufig dürfen auch die bereits mumifizierten Asse aus den 60er und 70er Jahre als Experten ihren Schwachsinn über ihre mit Werbelogos von unten bis oben zugepflasterten Kollegen und Kolleginnen absetzen. Gähnende Langweile bis Ende Februar.

Denn da wird der Dauerbeschuss mit Wintersportarten von einem noch größeren Mumpitz abgelöst. Dem Karneval. Es ist der formatiert verordnete Frohsinn aus den Hochburgen des standisierten Schunkel-Orgien-Flachsinns, der dem darbenden Glotzer wechselweise von der ollen Tante ARD, dem Rentner-Kanal ZDF und den Unterprogrammen WDR, SWR und teilweise dem NDR um die Ohren gehauen wird. Die Übertragungsorte sind seit vielen Dekaden die Selben. Die Rituale bleiben immer identisch. Lediglich der Inhalt der " Büttenreden " wird aktualisiert. Da kann der TV-Erkrankte nur den Griff zur Fernbedienung suchen und mittels Fingeraerobic andere Kanäle suchen.
Zutreffend sieht es der Fernsehkritiker Oliver Kalkhofe denn auch so:

" Die unerbittliche Eiseskälte und Trostlosigkeit des Winters wären für die Menschen in unserem Lande wesentlich leichter zu ertragen, wenn dazu nicht auch fast immer noch Karneval wäre. Fiese Arschkälte gepaart mit pappnasigen Arschgesichtern ist nun mal für'n Arsch im Quadrat! Und gefrorene Kotze mit Konfetti auf dem Bürgersteig ist auch nur lustig, solange es nicht taut."

Nun hat sich das Wetter kurz vor den Drei Tollen Tagen - an denen zwischen Aachen, Köln bis nach Mainz kein Mensch auf seiner Dienststelle zu erreichen ist - leicht geändert und der klirrende Frost ist einem eher naßkalten Klima gewichen, dennoch hat Kalkhofe völlig Recht, wenn er behauptet:

" Dabei ist selbstverständlich nichts zu sagen gegen eine Schippe Chaos, ein Eimerchen Humor oder ein buntes Hütchen. Wenn das alles durch Elferräte, Prinzengarden und Vereinsmeiereien nur nicht so furztrocken formatiert und in seiner banalen Blödigkeit derart erschreckend doof wäre. Nichts gegen gelegentlichen Vollrausch, zügellose Lebensfreude und gepflegtes Querfeldeingevögel, in Maßen alles prima. Nur diese urdeutsche Eigenheit, die Anarchie in einen Aktenordner pressen und der ganzen Wildheit ein geordnetes Regelwerk verpassen zu müssen, läuft ja irgendwie konträr zum Ursprungsgedanken."

Dabei war einst eine so genannte Prunksitzung dazu gedacht, dem Plebs, dem Fußvolk also, eine Art  humoristischer Aufstand gegen Staat und Militär zu ermöglichen. Inzwischen ist, so sieht es nicht nur Oliver Kalkhofe, der Karneval als einstige " satirische Ode an das Chaos und die Freiheit der Gedanken " zu einem Ärgernis verkommen. " Diese als plumper Spaß getarnte Spießigkeit der organisierten Fastnachts-Mafia jagen einem kalte Schauer des Entsetzens durch die Gedärme. Wenn dann auch noch die ganzen zugestrullten Bumsköppe anfangen, ihre Kalauer aus gesammelten Witzbuch-Remittenden in Reimform von der Bütt ins besoffene Volk zu grölen, dazu in ohrenfeindlichen Dialekten und verkleidet als Weltenbummler Pipifax oder Frauenarzt Dr. Pflaume, dann paaren sich in manch gesundem Kleinhirn Fluchtgedanken mit Gewaltphantasien. "

Zu den Übertragungsmarathon stellt Kalkhofe folgerichtig fest:

"Um das Grauen dieses streng strukturierten Frohsinns der Apokalypse noch einen Schritt näher zu bringen, braucht man zum Abschluß im Grunde nur noch die kreative Betreuung von ARD und ZDF für eine Übertragung in den Koma-Stream der öffentlich-rechtlichen Heiterkeitshölle. Karnevalssendungen im Fernsehen gehören zu den grauenhaftesten Erfahrungen, die ein unschuldiger Mensch auf der Suche nach Entspannung machen kann. Quasi das Guantanamo der guten Laune mit mentalem Waterboarding. Wahrscheinlich sind die Rosenmontags-Umzüge in Wirklichkeit auch nur missverstandene Massendemonstrationen gegen das Terror-Regime der gewaltsamen Fröhlichkeit. Habt doch endlich Erbarmen mit uns, mer könne net mehr! Tä-Tääää..."

( Sämtliche Zitate aus Oliver Kalkhof´s Letzte Worte in tv Spielfilm,5/2012 ).

Wo die Dummheit siegt, sollte der Schlaue den Flachbildfernseher einfach nicht anschalten. Das hilft die Energiekosten zu senken und ist gesundheitsfördernd, weil Ohren - und Augenschmerzen verhindert werden.

Semper idem! Fuga salutem petere!

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