" Schon gehört, Frau Geiz? Schlecker ist impotent! "

Was die Spatzen bereits seit einigen Wochen von den Dächern der BRD-Gerüchteküche pfiffen, ist seit vorletzter Woche nun doch zur Gewissheit geworden: Die Drogerie-Kette " Schlecker " hat den Antrag auf Insolvenz gestellt und mit ihr daraufhin die vormals aufgekaufte Konkurrentin " Ihr Platz ". Der schleichende Niedergang des einstigen Drogerie-Giganten, der sich in den 80er Jahren mittels selbst beweihräuchernder Werbung schon die ersten juristischen Auseinandersetzungen und Niederlagen in das Nest legt, wurde von Fachleuten vor nicht all zu langer Zeit prognostiziert.
Waren es damals die Webeslogans " Niemand verkauft mehr Ware ... " oder " Preisberühmt... ", so gilt dieses eigens an das Revers geklebte Attribut des " Billigheimers " längst nicht mehr.

" Schlecker " trat an, um die vermufften und durch unsinnige Gesetze reglementierten Teilmärkte in Westdeutschland aufzumischen. Als die Wettbewerbs verhindernden Vorschriften in den Bereichen der Drogerieartikel aufgehoben, gelockert oder verändert wurden, konnte sich das Konzept des Firmengründers Anton Schlecker voll entfalten. Ähnlich wie bei den beiden Albrecht-Brüdern, die ihre ALDI-Märkte nach einem identischen Muster aus dem Boden stampfen ließen, war Schlecker angetreten. Durch eine drastische Kosten reduzierende Konzeption stattete der spätere Drogerie-Riese seine Märkte aus. Über viele Jahre hinweg besaßen diese zum Beispiel keinen eigenen Telefonanschluss. Es waren dort entweder weibliche Aushilfskräfte, Angelernte oder Teilzeitkräfte beschäftigt. Eine Arbeitnehmervertretung existierte nicht oder war schlichtweg unerwünscht ( verboten ).

Was in denGründerjahren ab 1975 sukzessive mittels einer aggressiven Preis - und Personalpolitik als Gewinn erwirtschaftet wurde, legte der Firmengründer Anton Schlecker in die Expansion seines Unternehmens an. Je mehr Filialen eröffnet werden konnten, desto präsenter war Schlecker im Inland. Selbst in kleinen Orten ließ er Märkte bauen. Mit einer zügigen Expansion des Unternehmens gelang es Schlecker auch im europäischen Ausland Fuß zu fassen. Zudem baute er weitere Handelsketten durch Aufkauf in sein Imperium ein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schlecker

Das ist nun, nachdem in den Jahren 2008 bis 2011 Verluste gefahren wurden und sich Ende 2011 bereits ein Liquiditätsengpass offenbarte, in die Insolvenz geschickt wurden. Schlecker´s Tochter Maike und dessen Sohn Lars werden nicht in der bisherigen Form weiter wirtschaften können. Obwohl sich Beide redlich bemühen, das seit vielen Jahren negative Image des Konzerns durch veränderte Verkaufs - und Personalkonzeptionen aufzubessern.
Schlecker galt seit den 90er Jahren nicht nur als Lohndrücker und unsozialer Arbeitgeber, denn zudem machte die Drogerie-Kette von sich aufmerksam, weil beinahe täglich eine Filiale von einem bewaffneten Räuber überfallen wurde. Die Beute war zwar jeweils eher gering, der Imageschaden wegen der damit verbundenen Berichterstattung zu fehlenden Sicherheitstechniken, jedoch groß.

Nun muss sich der Konzern über den Insolvenzverwalter neu aufstellen. Das die Schlecker-Gruppe zerschlagen und abgewickelt wird, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass nicht wirtschaftlich arbeitende Filialen geschlossen werden. An den schlechten Ruf der Schleckers wird dieses indes nichts ändern. Schon machen sich die Gazetten über dieses Ereignis in Form von diversen Artikeln und Illustrationen lustig.
Traurig ist aber doch, dass die mehr als 47.000 Mitarbeiter in eine ungewisse Zukunft sehen.

Kommentare

til_o. hat gesagt…
Letztendlich ist es doch egal, ob die Schlecker-Angestellten mit der Gewissheit in die Zukunft blicken, weiter zum Wohle der Familie Schlecker ausgebeutet zu werden und sich keinen halbwegs vernünftigen Lebensstandart leisten können oder ob sie zu den selben Konditionen Sozialhilfe beziehen. Ungewiss ist allerdings die Tatsache, ob sie jemals wieder einen Job bekommen, von dem sie auch leben können. Mit Sicherheit werden sie wieder von der Anstalt für Arbeit in vakante Jobs gepresst. Wer einmal aus dem Blechnapf frisst ...

Was gerne vergessen wird ist die Tatsache, daß der Steuerzahler für derlei Geschäftsmodelle gerade steht. Mit Dumpinglöhnen füllt man weder die Renten- noch die Krankenkassen. Das Sozialsystem holt sich das fehlende Geld vom sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer dessen Einkommen nicht ausreicht, um sich von der Versicherungspflicht befreien zu lassen. Im Grunde könnten wir auch gleich ein Teil unseres Einkommens in den Topf des milliardenschweren Reingewinns solcher Leute wie Schlecker spenden. Es kommt dasselbe dabei raus. Das von seinem Vermögen nichts übrig sein soll, ist relativ zu sehen. Das eine oder andere Milliönchen wird sich im Sparstrumpf schon anfinden. Nicht erwähnenswert. Jetzt zahlt der Steuerzahler erstmal 150 Millionen Euro Insolvenzgeld.
Und damit der Laden weiterläuft gibts womöglich noch Lohnzuschuß für die Angestellten. Wundern würde mich das nicht.
Lobster53 hat gesagt…
Du hast es wirklich auf den Punkt gebracht, Til. Auch wenn die Heulsus Maike Schlecker es uns medial anders verkaufen wollte und das Ammenmärchen von der Ebbe in den Privat-Schatullen der Familie verbreitet. Es löhnt zum Schluss: der Normalo, der dumme Bürger als Steuerzahler.

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