Procol Harum: The concert with the Edmonton Sympophony Orchestra and the Da Camera Singers. Ein Stück Classic-Rock-Historie vom Allerfeinsten..




Weihnachten ist ja nun bereits wieder 14 Tage her. Nur noch die bis zum Wochenende in den Fenstern aufgestellten wunderbar gefertigten Schwippbögen, die elektrischen Beleuchtungselemente und der erhöhte Bauchumfang erinnern an das Fest. Vielleicht hat der Eine oder die Andere auch inzwischen einen Termin bei einem Kollegen oder einer Kollegin erhalten, um dort die Ehescheidungssache zu besprechen. Ein Dritter wiederum muss auf Schmalhans kochen, denn die Bank hat ihm den Geldhahn zugedreht, weil das Girokonto bis zum Anschlag im Dispo überzogen ist und die teueren Versicherungen zum Jahresbeginn fällig wurden.
Wie auch immer, die Konsumorgie gehört der Vergangenheit hat.

Das dachte ich auch so bei mir, als ich heute - traditionell wie jeden Freitag - den Hausputz mit Musikbegleitung einleitete. Zwar war der Spass nach gut 1, 5 Stunden vorbei, mein Hemd durch geschwitzt und das Wasser in dem Feudeleimer schwarz wie die Nacht, dennoch nahm ich mir noch einen musikalischen Nachschlag.
Aus dem Archiv zog ich ein Glanzstück der Formation " Procol Harum " heraus, dass vor etwas mehr als 40 Jahren in Kanada eingespielt wurde:
Live in concert with the Edmonton Sympophony Orchestra and the Da Camera Singers ".

Vor längerer Zeit bin ich bereits schon einmal auf die LP eingegangen. Nicht deshalb, weil sie mir nach 40 Jahren immer noch ausgesprochen gut gefällt, sondern weil der Kopf der Gruppe Gary Brooker seinen 65. Geburtstag gefeiert hatte und ich erst später davon erfuhr.
Brooker gründete 1967, also vor fast 45 Jahren die Formation zusammen mit dem Songwriter Keith Reid, der letztes Jahr seinen 65. Geburtstag feiern durfte.
Auf den bis 1977 veröffentlichten Alben sind aber auch noch weitere Rockgrößen zu hören, so Robin Trower, ein Gitarrist der Extraklasse, der leider viel zu früh verstorbene Schlagzeuger und Studiomusiker Barry James Wilson, den Jimmy Page von Led Zeppelin einst in seiner Gruppe engagieren wollte, der Bassist Henry Spinetti oder der Schlagzeuger und Organist Chris Copping sowie der Gitarrist Dave Ball; sie alle prägten irgendwann einmal den Stil der Band.

Als die Gruppe sich im November 1971 im kanadischen Edmonton traf, um gemeinsam mit dem dortigen Symphonikern sowie dem Chor der Da Camera ein Konzert zu geben, war diese Absicht ansich nichts besonderes.
Es gehörte zu Beginn der 70er zum guten Image einer weltbekannten Band, auch ein Album mit einem klassischen Anspruch zu produzieren.
Deep Purple hat diese gemacht und spielte bereits 1969 das " Concerto for group and orchestra " ein.
Pink Floyd ließ sich dazu bewegen, um 1970 das Album " Atom heart mother " zu veröffentlichen.
Caravan brachte 1974 die LP mit den New Symphonia Orchestra auf den Markt.

Die Beispiele einer musikalischen Verzahnung zwischen Klassik und Rock könnten noch lange fort geführt werden. Selbst Heavy Metal - Gruppen wie Metallica haben viele Jahre später Auftritte mit großen Orchestern gehabt und daraus ihre Alben produziert.

Auch Gary Brooker ( Gesang und Piano ), Barrie James Wilson ( Schlagzeug ), Alan Cartwright ( Bassgitarre ), Chris Copping ( elektronische Orgel und elektrische Cembalo ), Dave Ball ( Gitarre ) sowie eben Keith Reid ( Texte ), starteten am 18. November 1971 ein solches Projekt.
Die Gruppe war längst weit über die Insel hinaus gehend bekannt. Nicht nur wegen des Welthits " A whiter shade of pale ", sondern auch vieler Auftritte. So gab sich " Procol Harum "mit den Single-Auskoppelungen " Homburg " und " A salty dog " einst im Bremer Beta Club bei Uschi Nerke die Ehre.
Die damaligen technischen Möglichkeiten sehen sich zu den heutigen vergleichweise bescheiden an, dennoch war " A salty dog " mit wunder schönen Baletteinlagen einer sich puppenartig bewegenden Tänzerin bestückt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Barrie_James_Wilson
http://de.wikipedia.org/wiki/Procol_Harum

Als ich das Album Anfang 1972 erwarb, standen nur einige Dutzend LPs in meinen Schubern. Deshalb wurde auch " Procol Harum " in Konzert x-fach gespielt. Insbesondere " In held ´ T was in I ", ein Opus von 19:11 Minuten gehörte zu meinen Favoriten von damals.
Damals, dass war die Zeit nach meiner Le(e)hre zum Einzelhandelskaufmann und die sich nahtlos anschließende " Barras "- Zeit bis Dezember 1973.
Ich besaß vormals ein Tonbandgerät der Marke Grundig. Ein schweres Monstrum, das TK, Baujahr 1972, das ich mit meinen rote R 4 von Woche zu Woche wieder in die Kaserne nach Munster/Lager und zurück in das elterliche Haus transportierte, mit einer mechanischen Wahlhebelschaltung und einem anfälligen Tonkopf, der alle Nasen lang gereinigt werden musste. Die Tonbändern waren ebenfalls unhandlich und von einem erheblichen Gewicht.
Dennoch zeigte ich den damaligen Mitleidenden beim Bund voller Stolz meine Errungenschaft.

Auf jenen Bändern befand sich auch die " Procol Harum " LP, die ich in voller Länge aufgenommen hatte.
6 exzellent eingespielte Stücke:

Conquistador (4:16 )

Whaling stories ( 7:41 )

A salty dog ( 5:37 )

All this and more ( 4:23 )

In held ´T was in I ( 19:11 ).


Was Gary Brooker und seine Mannen aus der Band zusammen mit den Symphonikern und dem Chor dort abliefern, gehört zu den ganz großen Aufnahmen in dem Klassik-Rock-Genre. Fein abgestimmte Übergänge von den Instrumenten der Gruppe und denen des großen Orchesters prägen das Album. Die sonst eher soliden Stücke, wie " Conquistador " oder  " Whaling stories " werden voluminös aufgepeppt. " A salty dog " ist ohnehin schon ein traurig-leises Stück mit viel Pianosequenzen von Brooker selbst gespielt. Es wird durch die orchestrale Untermalung zu einem Klassiker mit Streicheinlagen.

Aus dem Opus " In held ´T was in I ", mit dem Brooker/Reid die Suche des Menschen nach dem Lebensinhalt skizzieren und einen religiösen Touch nicht auslassen, ist " Procol Harum " aber der wahrhaft große Wurf gelungen. Als dann noch in dem Abschnitt " " I know if I´d been wiser " Gary Brooker vom altern singt, dürfte beinahe eine vorweihnachtliche Stimmung aufkommen, die sich dann spätestens mit dem " Grand finale " durch die exzellent auftretenden Chor einstellt. Dave Ball lässt dazu noch seine Gitarre aufheulen und der glänzend aufgelegte B.J. Wilson zeigt, warum ihn einst Jimmy Page bei " Zep " haben wollte.

Dann ist plötzlich abrupt Schluss mit dem Rock meets Classic - Spektakel. Ich habe meine Tasse Kaffee immer noch in der Hand und lasse meine Gedanken treiben. Mensch, was waren das für einfache Zeiten, damals 1972 ff. Mit wenig materiellen Errungenschaften konnten ganze Freundschaften gehalten werden. So die zu Peter " Piet " Völkerning mit dem ich jedes Wochenende über Stunden im " Beat Keller " hockte und Musik hörte.

Da stand ich noch immer im Türrahmen und hatte inzwischen eine zweite Tasse Kaffee, frisch aus dem Automaten gebrüht im meiner Hand und hörte zum zweiten Mal " In the autumn of my madnes ", " I know if I´d been wiser " und das " Grand finale " von Procol Harum´s " The concert with the Edmonton Symphony Orchestra and the Da Camera Singers ".
Wuchtig klangen die Instrumente der Truppe um Gary Brooker. Wie ein Klangteppich legten sich die Streicher des Orchesters über das Zusammenspiel der Band und als die vielen " A´s " des Chors einsetzen hörte es sich wie zu Weihnachten in der Kirche an. Dabei ist diese Zeit doch bereits vorbei.

Meine Gedanken drehen sich erneut um die 70er Jahre. Was war das für eine ruhige Zeit in der Provinz! Als ab 18.00 Uhr sämtliche Geschäfte im Ort zu machten, ab 22.00 Uhr die Bürgersteige hoch geklappt wurden und dannach nicht ein einziges Auto bis auf meinen R 4 durch das Kaff fuhr. Was mir einst viel zu ruhig vorkam, ist mir heute zu unruhig geworden. Wo damals ein Bruchteil an Fahrzeugen auf den Straßen fuhr, es dafür jährlich bis zu 17.000 Verkehrstote gab statt 17.000 PKW, die jene Durchfahrtstraße in Bad Eilsen täglich nutzen,wo die Aue mit Abwässern belastet zu einer Kloake verkam, in der kein Fisch mehr schwamm und sie heute renaturiert mit vielen Geldern aus den EU-Fonds wieder zum Lebensraum für viele Tiere geworden ist und wo die Jobs noch vorhanden waren, die es heute nicht mehr gibt; dafür die Bevölkerung wegen des demografischen Wandels völlig überaltert ist, da habe ich einst auch jene LP abgespielt, die ich gerade höre.

Eigentlich würde ich die Anlage gerne auf Volllast fahren. Das ist jedoch nicht möglich, weil das Eichenholzparkett und der Beistelltisch auf dem sich der Plattenspieler befindet, wie ein schwingender Pendel die Bässe zurück wirft; ein großer Resonanzkörper eben, und dabei Rückkopplungen entstehen. Bei knapp 45 % Lautstärke ist es vorbei. So bleibt das " Grand finale " nur ein kleines - von der Lautstärke her betrachtet.
Und es weihnachtet immer noch. Irgendwie komisch, so ohne Eis, Frost und Schnee.


In the autumn of my madness
when my hair is turning grey.
For the milk has finally curdled
and I've nothing left to say.

When all my thoughts are spoken
(save my last departing birds).
Bring all my friends unto me
and I'll strangle them with words.

In the autumn of my madness
which in coming won't be long.
For the nights are now much darker
and the daylight's not so strong.

And the things which I believed
in are no longer quite enough.
For the knowing is much harder
and the going's getting rough.

I know if I'd been wiser
this would never have occurred.
But I wallowed in my blindness
so it's plain that I deserve for the sin of self-indulgence.

When the truth was write quite clear
I must spend my life amongst the dead.
Who spend their lives in fear.
Of a death that they're not sure of.

Of a life they can't control.
It's all so simple really.
If you just look to your soul.

Some say that I'm a wise man.
Some think that I'm a fool.
It doesn't matter either way:
I'll be a wise man's fool.

For the lesson lies in learning
And by teaching I'll be taught.
For there's nothing hidden anywhere.
It's all there to be sought.

And so if you know anything.
Look closely at the time.
At othres who remain untrue.
And don't commit that crime.

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