Ohne Krimi geht die Mimi auch zu Bett.


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Das Wochenende ist vorbei. Der ungeliebte " Blaue Montag " hat mal wieder zu der Erkenntnis geführt, dass aller Wochenanfang schwer ist. Schwer war auch die Kost, die uns gestern Abend, zur Standardzeit ab 20.15 Uhr, von der alten Tante ARD als " Tatort " serviert wurde.
Es ging um Pädophelie in nahezu höchster Vollendung der Tatbestände innerhalb der Strafgesetze in diesem, unserem Lande.

In der niedersächsischen Pampa bei Gifhorn wird die gleichfalls schwer verliebte und betrübte LKA-Hauptkommissarin Charlote Lindholm ( Maria Furtwängler ) während einer Fahrt mit dem Dienstwagen,abrupt durch einen Findling nahe der geleckten Gehsteige ( hier kommt bei mir wieder der pure Neid auf!) eines normierten Neubauortteils gestoppt. Der PKW wird auch schwer beschädigt, Lindholm gefrustet, weil ihr amouröses Treffen mit einem Journalisten buchstäblich im Eimer ist. Nach einigen Telefonaten kann sie einen Abschleppdienst ordern. Dabei beobachtet sie, wie aus einem gegenüber liegenden Wohnhaus reichlich Getier entweicht. Wenig später hält neben dem Blechschiff der havarierten Kommissarin ein PKW, dessen Fahrer sich nach dem Befinden der Frau erkundigt. Ein kurzes Wortgeplänkel folgt, der andere PKW biegt in das Haus, aus dem die Tiere entwichen waren, ab. Kurz darauf gibt es einen fürchterlichen Knall und dieses Domizil fliegt auseinander. Gasexplosion? So mutmaßt auch die LKA-Dame.

Was sich innerhalb der folgenden, knapp 85 Minuten dem Zuschauer an menschlichen Abgründen auftut, ist für einen kriminalistischen Laien kaum zu begreifen. Lindholm deckt die Aktivitäten eines Perversen, eines Biedermichels, eines Wolf im Schafspelz auf. Der durch die Explosion getötete Mann hatte über viele Jahre in einer gepachteten Gartenlaube , die weit außerhalb des Dorfes liegt, ein Doppelleben geführt. In einem nachträglich errichteten, Verlies artigen Raum, hatte der Getötete über Jahre seinen pädophilen Neigungen freien Lauf gelassen. Zwar erinnert die Handlung ein wenig an den österreichischen " Kampusch " - Fall, jedoch wird die - wohl gewollte - thematische Nähe zu diesem Verbrechen, durch jene feinen, leisen Zwischentöne, immer wieder relativiert.

Lindholm und ihre - leider auch viel zu "aufgebrezelte " Kollegin aus der Provinz geben sich alle Mühe, den Fall - aus dem später 3 Handlungen werden - mit der notwendigen Distanz zu lösen. Das gelingt ihnen nicht immer. Die verliebte Kommissarin ist einige Male nicht bei der Sache. Dabei schießt sie über das Ziel hinaus und muss von der - ebenfalls nicht ganz unvoreingenommen - " Modepuppe " der Kripo Gifhorn  zurück gepfiffen werden. Auch wenn die Liebelei der LKA-Frau einige Male zu nerven scheint, weil sie einen weiteren Handlungsstrang eröffnet, so soll damit die bleiernde Schwere aus dem düsteren Fall von Charlotte Lindholm heraus genommen werden. Das gelang den Verantwortlichen zum überwiegenden Teil.

Das gezeigte Thema ist zwar längst nicht mehr so tabuisiert, wie es in den fünf Jahrzehnten vor diesem " Tatort " in schöner Regelmäßigkeit geschah, dennoch hat es nichts von der gesellschaftlichen Brisanz verloren.
Fazit: Ein nahezu gut gelungener Krimi aus der " Tatort " - Serie, der die Realität fast ungefiltert wider spiegelt. Angefangen von der verspießten Einöde der niedersächsischen Provinz, der Wegschaumentalität in weiten Teilen des hiesigen Zusammenlebens und der erheblichen Probleme der von Berufs wegen mit dem Verbrechensfeld " Kindesmißbrauch " befassten Beteiligten, hat der Film kein Segment ausgespart. Das " dümmliche " SEK-Getue blieb dieses Mal aus. Gut so, denn das Leben drum herum besteht nicht nur aus Mord und Totschlag.

Bereits eine Woche vorher ermittelte der hessische Kriminalist vom BKA aus Wiesbaden Felix Murot ( Ulrich Tukor ) in dem Film " das Dorf " in einem unappetitlichen Milieu. Es ging um illegalen Organhandel. Merot wird hier selbst zum Opfer, ehe er das gesamte Gebilde rund herum auffliegen lässt. dabei zeigte sich nicht nur das eigentliche Thema als schwer zu verknusen, sondern auch dessen Darstellweise. Tukur, eigentlich einer der guten Schauspieler, gab dem Zuschauer kaum Luft zum Nachdenken. Denn neben dem ständigen krankheitsbedingten Ausfällen ( Merot leidet unter einem Hirntumor ), gab es auch noch psychologische Nachhilfe im Bereich der Suggestionskraft auf das menschliche Hirn durch synthetische Drogen.

Die düsteren Bilder - diese Einstellungen waren so gewollt - und das sklavische Verhalten der zurück gebliebenen Dörfler im südhessische Dorf des schönen Taunus, bedingt die kriminellen Aktivitäten eines Mini-Patriarchen, der sein Refugium zum Umschlagplatz für den Organhandel ausweitet. Ein " Tatort ", der aus dem üblichen Mord - Ermittlungschema mit wilden Verfolgungjagden und martialischen Großangriff auf Kriminelle heraus ragte. Es gefiel - wie soll es anders sein - natürlich nur einem geringen Zuschaueranteil. Der breite - oft verkrustet denkende - Rest sprach von " absolutem Mist "! Sei´s drum, das Leben in der Glotzerwelt läuft auch so ungehemmt weiter.

http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=5980&key=standard_document_43319158

Von " Bullshit " muss allerdings im Zusammenhang mit dem Auftreten des gemischten Doppel " Stubbe / Stubbe " oder exakter: Stumph / Stumph, am Samstag gesprochen werden. Mit der zur Ödnis verkommenen Serie des " Rentner-TV " ZDF " Von Fall zu Fall " hat der gute Wolfgang aus Dresden dem vergreisten Zuschauer beinahe ein vorösterliches Wachtelei auf den heraus gekramten Gabenteller gelegt. Das rosa-rote Gellee-Ei mit dem Namen " Querschläger " schlug bei dem Zuschauer so quer durch beide Hirnhälften, dass am Schluss wieder die Erkenntnis überwog, wonach der GEZ-Zwangsgebührenzahler jene inzestiösen Tendenzen in den ÖRs zu alimentieren hat, auch wenn die Gegenleistung für jene überhöhten Tarife wertloser Tand aus der Mottenkisten der letzten 5 Jahrzehnte ist.
Aber schön der Reihe nach.

Der von der Elbe, nämlich aus Elbflorenz in die hanseatische Weltstadt an der Elbe emigrierte Stubbe/Stumph wird nach einem Vorgeplänkel rund um eine Fachwerkstatt für Zweiräder, vor deren Eingangstür sich Jugendlich regelmäßig treffen, um abzuhängen, zu einem Leichenfund gerufen.Es handelt sich dabei um eben jenen jungen Mann, der sich zuvor bei dem Fahrradhändler als großer Zampano vor der Clique aufgemännelt hatte. Der Fahrradverkäufer und mehr Arne Tembrock ( gut gespielt von Dominique Horwitz ) lag seit längerer Zeit mit der Jugendgruppe im Clinch. Nun wird Tembrock des Mordes oder weniger verdächtigt. So weit, so schlecht. Was dann in einer Parallelhandlung von der als Tochter Christiane Stumph alias Stefanie Stubbe abgeliefert wird, muss als Quatsch mit Soße bewertet werden. Was soll der Zuschauer mit der Information anfangen, dass Stubbe´s Einundalles nun statt bei der in die Insolvenz gegangenen Zeitung nunmehr als Rundfunkmoderatorin eines plärrenden Privatsenders agiert? Nichts! Denn dieser Leidensweg einer Nachtarbeiterin hat mit dem Fall nur im hintersten Winkel der Handlung etwas zu tun. Da nämlich, als Stefanie Stubbe die aktuellen Verkehrsnachrichten in den frühen Morgenstunden zu verlesen hat. Es ist dort von einer Evakuierung und Vollsperrung rund um einen Fliegerbombenfund die Rede.

Nebenbei wird die aufgepeppte Stefanie Stubbe auch noch von einem vermeintlichen Stalker geärgert; erhält Avancen von der pseudo-lesbischen Kollegin und Redakteurin hinter der dicken Studioglasscheibe und sieht sich zum Schluss ihrer heißen, aber abgetauchten Jugendliebe gegnüber. " Küss´mich endlich!", schnarrzt Stubbe/Stumph den Jüngling mit Bart an. Stumpfer kann ein Krimi nicht sein.

Zum Happy End treffen sich - nachdem der Fahrradhändler durch eine zusammen gebastelte Selbstschußanlage lebensgefährlich verletzt wurde - die Beteiligten - mit Ausnahme der Stubbe´schen Mutter und seiner abgereisten, verliebt, aber erwerbslosen Tochter - im trauten Zwiegespräch zur Falllösung wieder.
Hamburch ist ´ne schöne Stadt. Das zeigen die vielen Kameraeinstellungen innerhalb dieses Langweilers, aber warum muss denn das eigentlich Spannende an einem Fernsehkrimi so fade sein?

Ohne diesen Krimi hätte die Mimi auch zu Zeiten des Ramsy´schen Gassenhauer zu Bett gefunden, denn da wusste der gute Bill noch nicht, dass die verkalkten ZDF´ler sich auf eine nervige Art der gesamtdeutschen Familienzusammenführung einlässt.
Da lobe ich mir ausnahmsweise mal die 50er Jahre!

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett


Ohne Krimi geht die Mimmi nie ins Bett, nie ins Bett, nie ins Bett, nie ins Bett,
Ohne Krimi tut's die Mimmi leider nicht, und es brennt die ganze Nacht das Licht.

Jeden Abend geht die Mimmi in die Heia um Halb Zehn,
aber niemals ohne vorher an den Bücherschrank zu geh'n.
Keinen Goethe, keinen Schiller holt sie aus dem Schrank heraus,
Nein, einen superharten Thriller sucht sich Mimmi aus.

Ohne Krimi geht die Mimmi nie ins Bett, nie ins Bett, nie ins Bett, nie ins Bett,
Ohne Krimi tut's die Mimmi leider nicht, und es brennt die ganze Nacht das Licht.

Ich möchte schlafen, doch die Mimmi will lesen.
Ich möchte schlafen, doch die Mimmi ist erst auf Seite 104,
wo der Killer aus Manhattan Zyankalisuppe kocht,
für den Richter, der ihn damals in Chicago eingelocht.
Ich muß alles miterleben, denn das Beste liest sie laut.
Ich liege zitternd neben ihr und hab 'ne Gänsehaut.

Ohne Krimi geht die Mimmi nie ins Bett, nie ins Bett, nie ins Bett, nie ins Bett,
Ohne Krimi tut's die Mimmi leider nicht, und es brennt die ganze Nacht das Licht.

Ich kann nicht schlafen, denn die Mimmi muß lesen,
die nächste Leiche wart' ich gar nicht erst ab und schleiche aus dem Bett,
aus dem Zimmer, aus der Wohnung, auf die Straße in die Bar,
denn dort machen ein paar Klare mir den Schädel wieder klar.
Bei dem Mixer an der Theke bin ich Dauerabonnent,
bei ihm bleib ich, solang bei mir zu Haus das Licht noch brennt.

Ohne Krimi geht die Mimmi nie ins Bett, nie ins Bett, nie ins Bett, nie ins Bett,
Ohne Krimi tut's die Mimmi leider nicht, und es brennt die ganze Nacht das Licht.

Mimmi hat den Krimi und die Interpol und ich den Alkohol.
Mimmi hat den Krimi und die Interpol und ich den Alkohol.
Prost!

Kommentare

til_o. hat gesagt…
Das ZDF hat mit Wolfgang Stumph das große Los gezogen. Nach über 40 Folgen »von Fall zu Fall« noch 20% Quote zu erreichen schafft nicht jeder. Bei einer Krimiserie verhält es sich wie in einer Kneipe: Sie steht und fällt mit dem Wirt oder dem Hauptdarsteller. Ist der akzeptabel verzeiht das Publikum den größten Mist. Stumph ist aktzeptabel und die unterforderte Allzweckwaffe des ZDF. Die ersten Folgen waren durchaus sehenswert. Als Stubbe konnte er für sich Neuland erschließen und die Drehbücher bargen noch hier und da eine Idee. Das vergißt der Zuschauer nicht und davon zehrt man noch heute und Dank Stumphs Talent vermutlich noch bis in alle Ewigkeit. Aus Angst einmal die Quote nicht zu schaffen landen die altbewährten Drehbücher nur noch auf dem Kopierer anstatt neu mit Leben gefüllt zu werden. Die einzige Überraschung birgt wahrscheinlich paradoxerweise seine farblose und als Schauspielerin untalentierte Tochter. Was um alles in der Welt hat die in der Serie zu suchen? Soll sie etwa der Sympathieträger zu dem gleichaltrigen Publikum sein oder werden? Das erscheint mir etwas verwegen. Wann schmeisst die einer aus dem Drehbuch? Oder ist sie eine »Schläferin« die nach dem Tod Stubbes aktibviert werden soll? Als Protagonistin? Darf das ZDF so etwas? Wir werden sehen ...

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