Junger Mann, die Broiler sind aus!

                     (c)Thomas Lehmann - Bundesarchiv bei WIKIPEDIA

Es ist schon mehr als 28 Jahre her, als mein Schwager seinen regelmäßigen, berufsbedingten Besuch zu der schon vormals weltbekannten Leipziger Messe plante.Diese Veranstaltung war seit den 70er Jahren ein absolutes Muß für jeden BRDler, der mit Industrie, Fertigung und Vertrieb etwas zu tun hatte.

So fuhr denn der noch junge und dynamische Techniker mit seinem Privatauto über den einstigen Grenzübergang Helmstedt / Marienborn in Richtung Berlin und von dort wiederum in Richtung Leipzig. Einst gab es die A 14 in dier heutigen  Form noch nicht, womit der Transitreisende einen Umweg fahren musste.



http://de.wikipedia.org/wiki/Transitverkehr_durch_die_DDR

Gesagt, getan. Nach einer etwas strapaziösen Fahrt kam der Messebesucher wohl erhalten in Leipzig an. Ob es nun die Frühjahr - oder Herbstmesse war, kann im nach einer so langen Zeit nicht mehr sagen. Tatsache ist jedenfalls, dass die DDR sich schon seit den 70er Jahren mit dieser Ausstellung dem technischen Weltniveau anzupassen versuchte. Obwohl die überwiegende Zahl der Stände aus dem eigenen Land und den sozialistischen Bruderländern stammte, war die Messe jedes Mal gut besucht.
Dieses führte nun dazu, dass die Speisen und Getränke auf Westpreishöhe fest gelegt waren und selbstverständlich auch in DMark gezahlt werden konnte.

Meinem Schwager waren diese Mondpreise zu hoch. Schließlich bekam er zwar einen gewissen Teil seiner entstandenen Kosten pauschal als Spesen vergütet, dennoch verzichtete er in den beiden Tagen seines Messebesuchs auf kulinarische Genüsse innerhalb des Messegeländes.
Nun macht Laufen durchaus hungrig und Hunger kann nur durch Nahrungsaufnahme gestillt werden.
Außerhalb des Messegeländes sah es bei den gastronomischen Einrichtungen genauso mau aus, wie innerhalb der Veranstaltung. Lange Schlangen vor den Türen und ein wüstes Gedränge an den Imbißbuden.
So entschloss sich der junge Techniker zu einer längst abgelegten Art der Nahrungsaufnahme: er suchte einen Hähnchengrillstand oder eine " Broiler "- Bude auf.

Aber, welch´Enttäuschung. Auch hier gab es nix Eßbares. Der sächsische Verkäufer sah den nach Magenfüller gierenden Blick meines Schwagers und sagte beinahe mit demütiger Stimme und im breitesten Sächsisch:
" Junger Mann, die Broiler sind aus!" 

Völlig desillusioniert, dass er in den nächsten Stunden seinen Appetit hätte stillen können, zog mein hungriger Schwager von dannen und entschloss sich zur Heimreise, auf der er dann an einer Raststätte etwas Eßbares kaufen konnte.
Zuhause angelangt, brachte er sein etwas frustrierendes Erlebnis während eines Gesprächs beim morgendlichen Angeln zum Besten. Obwohl kein Sachse und auch kein Anhöriger eines Verwandtenteils mit sächsischem Hintergrund,konnte er dennoch sehr gut sächseln und gab die Worte des " Broiler "-Verkäufers in dessen Dialekt wieder.
Auf seinen sprach-künstlerischen Vortrag musste ich laut los lachen.
Auch wenn mir diese  Mundart nicht unangenehm war.

Inzwischen habe ich mich selbst redlich bemüht, diesen Dialekt ein wenig zu verstehen. Ein Sächsisches Wörterbuch liegt deshalb immer parat und wird von mir auch angewandt, wenn mir ein Begriff sächsisch vorkommt.
Zum Schmunzeln sind viele Eigentümlichkeiten hier alle Male. So auch diese:


" Was sagt eine Sachse, wenn er in Amerika einen Weihnachtsbaum kaufen will? "Ätänschenplease!"

Jungfrau auf sächsisch: Ä wäng äng

Fritzchen sitzt in der Schule... Sag mal einen Satz mit Angola. An Gola gann ich mich dooodsaufen.

Der Vater ermahnt seine Kinder: "Gindr, nennd bloß e mal eire Gindr nich Gindr, sonsd gommn, wenn ihr 'Gindr' ruft, schdadd m Gindr alle Gindr."

"Babba, hier schdehd 'ägyptisch' was issn das?" - "Egibbdisch? Nu ganz efach, das isse Disch zum gibben."

"Muddie, mir isses so heeß!" - "Schbrisch nich säggsch, mei Junge! Das heeßd nich heeß sondern heiß heeßds."

Witze in Mundart


Zwei sächsische Polizisten halten einen englischen Autofahrer an. Sagt der eine Polizist zu dem anderen: "Baul, schraib ma uff: dor Mann hat soi Lenkrad uff dor falschen Seide". Darauf der Engländer: "What do you want from me?" Der Polizist zu dem anderen: "Baul, schraib uff: dor Mann red wirres Zeusch." Der Polizist geht ums Auto des Engländers herum und sieht den Aufkleber mit "GB". Darauf hin der Polizist ganz aufgeregt zum anderen: "Baul, streisch olles dor Mann ist von dor Griminal Bolizei".

Ein Mann betritt einen Dessousladen. "Guhdn Daach, isch hädde gärne een BH for de Edith." - "Dudd mer leid, mir ham nur BHs for zwee Diddn!"

Am Bahnschalter steht eine lange Schlange. Es geht und geht nicht weiter. Da ruft hinten ein Mann: "Was is dn des für'n Gemähre! Nu werd'ch aber allmählich widend!" Ein Fremder vor ihm dreht sich um und sagt: "Ich habe noch keinen wütenden Sachsen gesehen." Antwortet der Sachse: "Ich ooch nich, aber ich schdells mer forchdbar vor!"

Vor einem Grabstein auf dem Leipziger Südfriedhof steht kopfschüttelnd ein Mann. Er liest die Inschrift: Hier ruht Wilhelm Pitsch, ein tüchtiger Kaufmann und ein guter Mensch. Seufzend sagt der Mann: "Forchdbar, so ä gleenes Grab un drei Leide liehchn drinne".

Ein Vater möchte seinem 7-jährigen Sohn die Tiere im Wald zeigen. Sie steigen auf einen Hochsitz. Der Junge schaut nach Norden und sieht zwei Füchse, - der Vater beobachtet den Süden und erblickt eine nackte Frau. Der Sohn ruft ganz aufgeregt zu seinem Vater: "Baba, Figgse, Figgse!". Daraufhin der Vater: "Nu, wenn de de Muddi nüscht soochst!". "

- Zitatende - aus:
http://www.sachsenwelt.de/sachsen/mundart/witziges.html

Ich musste auch jetzt wieder Schmunzeln. Beim bayrischen Dialekt jedoch eher nicht.

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