Freddy - Udo - Eddie! 80 - 77 - 70! 50 - 70 - 80!

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Wenn die Anzahl der runden Geburtstage das halbe Dutzend überschritten hat, wird es für den Exponenten der mediengeilen Selbstdarstellergarde Zeit, ein vorläufiges Resümee zu der bisherigen Lebensleistung zu ziehen. Häufig geschieht dieses, in dem frau/man eine Biografie heraus geben lässt, in der für den sonst an seinem ereignisarmen Leben verzweifelnden Michel, so einige wichtige - sehr oft nur unwichtige - Ereignisse beschrieben werden, die dieser dann mit offenem Mund staunend zur Kenntnis nehmen darf. Wenn in dieser Woche drei Namen aus dem Suppentopf der A bis C - Promiwelt heraus gefischt werden, um von der Medienindustrie in lobhudelnder Weise für ihre bloße Existenz gewürdigt zu werden, dann sind dieses:

a) Freddie Quinn

b) Udo Jürgens

c) Edmund "Eddie" Stoiber.

Der einstige Möchte - gern - Seemann, der assimilierte Hanseat von der Waterkant und Heimatschlagersänger Freddy ist 80 Jahre alt geworden. Lang, lang ist es her, dass er in der Blüte seiner Künstlerkarriere, dem Nachkriegstdeutschen mit schmalzigen Liedern vom Meer, von der Seefahrt und der Gefühlswelt der Seefahrer mittels Vinylscheiben in den vermieften Wohnstuben seine Aufwartung machen durfte.

Freddy Quinn , geboren am 27. 09. 1931 in dem niederösterreichischen Niederflatritz trug eins den Namen  Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl, bürgerlich Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl-Pet], auch Manfred Quinn). Das war natürlich für eine spätere Künstlerlaufbahn zu kompliziert, so dass er sich hierfür den Namen Freddy Quinn zulegte.Freddy  ist aber auch ein Schauspieler, der zwischen 1954 und  1964 in einer Reihe durchaus erfolgreicher Kinofilmen Hauptrollen spielte sowie zwischen 1956 und 1966 zehn Nummer-eins-Erfolge in der bundesdeutschen Hitliste hatte und zum damals erfolgreichsten Liedinterpreten avancierte.

Nun, das ist einige Jahrzehnte her. Als Freddy sich für eine Berufsausübung im Unterhaltungsgenre entschied, war er bereits in der - damals noch großen, weiten - Welt herum gekommen. es mag an den irischen Genen gelegen haben, dass Quinn sich als Jugendlicher per Autostopp durch Südeuropa und Nordafrika begab, wo er unter anderem auch in einer Fremdenlegion anheuerte, dort die Gitarre erklingen ließ und das Saxophonspielen lernte, in Rom vor US-amerikanischen Besatzungssoldaten Klavier spielte oderin Artistengruppen als Mitakteur auftrat. Freddy, der frühe Kosmopolit?

Nach seiner Sturm - und Drangzeit zog es ihn zurück in den deutschsprachigen Raum. Er versuchte sich im Hamburger Rotlichtmilieu von St.Pauli, wo er in Bars auftrat und dort von dem Regisseur Jürgen Roland und dem Fernseh - und Rundfunkjournalisten Werner Baecke entdeckt wurde. Quinn wurde damit bekannt, erhielt 1954 einen Schallplattenvertrag bei TELEFUNKEN, nach dem ihm POLYDOR zuvor eine Gesangsausbildung finanziert hatte.1956 veröffentlichte er dort seine erste erfolgreiche Single "Heimweh", deren A-Seite " Sie hieß Mary Anne " eine deutschsprachige Adaption des US-Hits " Sixteen tons " ist.
Dass sich die Platte zunächst schlecht verkaufte, von den Rundfunkanstalten meistens ignoriert wurde und durch den schwachköpfigen Moderator des Bayrischen Rundfunks Werner Götze als "Schnulze des Jahres" abqualizfiiert und vor offenem Mikrophon zerbrochen wurde, tat dem späteren Erfolg keinen Abbruch.
Mit "Heimweh" traf Quinn genau den einstigen Zeitgeist, der auf Vergessen, Reisen und heimatlicher Gefühlsduselei in einem Adenauer-Staat, der aus klerikalem Spießertum gepaart mit schichtenspezifischen Obrigkeitswahn und Denunziantentum gegenüber bereits damals Ausgegrenzten basierte.

Freddy´s weitere Schallplatten verkauften sich glänzend und plärrten über ein Jahrzehnt in jeder Musikbox, jedem ÖR-Sender ( einschließlich BR und der CDU-Propagandaanstalt Deutschlandfunk ) oder in jeder Musiktruhe von Schaub-Lorenz, Grundig oder Telefunken. Neben der Sangeskarriere erschien Freddy regelmäßig im Ersten Deutschen Fernsehen als gern gesehener Gast des Mitklatsch - Schunkelorgiensendeformats a´la´"Zum Blauen Bock " oder der Kulenkampff´schen Monstersendung " Einer wird gewinnen ", die damals Traumquoten von 60 bis 80 % einspielen konnten.

Die WiWu-Jahre verflogen, das Erhard´sche "Maßhalten" verfing nicht, denn der Westdeutsche wurde immer dicker, dümmer und bequemer. Der gekaufte Wohlstand wurde mit Hilfe der so genannten "Gastarbeiter" zementiert. Ein satter Bauch denkt bekanntlich nicht gern; insbesondere nicht an die NS-Zeit zurück. Weshalb die Folgegeneration bohrende, unbequeme und freche Fragen stellte, die zunächst mit Ignoranz, dann mit Polizeiprügel und später über Ächtung der eigenen Brut beantwortet wurden. Die " wilden " 60er führten zu einer Veränderung der Mode und des Musikgeschmacks. Freddy´s Stern war am Sinken, obwohl er von den prä-faschistoiden Programmfürsten in den Reihen von ARD und vor allem dem ZDF noch künstlich am Leuchten erhalten wurde. Freddy tingelte - trotz der längst einsetzenden " Beatle "-Mania immer noch durch die TV-Formate. Ein Relikt aus vergangenen Jahren, dass inzwischen subalternd, das Klischee der heilen Spießerwelt in Form von harter Arbeit, stumpfsinnigem Vergnügen via Kino-Fernseh-Rundfunkunterhaltung und heimlichen Barbesuchen auf St.Pauli sowie Italien-Österreich-Spanien-Urlauben in normierten, deutschsprachigem Umfeld verkörpern sollte. Ob er wirklich an die gesellschaftlichen Grundwerte des staatlich oktroyierten und von der Unterhaltungsindustrie glänzend vermarkteten Schlagerflachsinns gegalubt hat, könnte - retrospektiv betrachtet - als zweifelhaft bewertete werden.

Quinn ließ sich zwar als Verfechter bourgeoiser Werte mit dem Hetzlied "Wir", in dem er einen vokalen Rundumschlag gegen die aufmüpfigen, langhaarigen und elterlicherseits hoch subventionierten Ableger des Spießbürgertums ordentlich vom Leder zog, in die entsprechende Ecke drängen, dennoch hat er schon damals ein anderes Gesicht gezeigt, dass er zumindest zeitweise in dem Lied " Hundert Mann und ein Befehl" durchblicken ließ. Dieser Anti-Vietmnam-Krieg-Song verschaffte Freddy Quinn einen höheren Bekanntheitsgrad bei den Angehörigen der Nachkriegsgenerationen und spülte noch einmal viel geld in die Kassen der Firma POLYDOR. Er vermochte aber nicht den Lauf der Zeit anzuhalten.
Freddy Quinn galt längst als mega-out.

Er zog sich zunehmend aus dem aktuellen Unterhaltungsgenre zurück und frönte ab den späten 70er Jahren seiner Leidenschaft, dem Zirkus. Hier war er in der regelmäßigen Sendung " Stars in der Manege " zu bewundern, wo er unter anderem auch Kunststücke auf einem ungesicherten Hochseil präsentierte. In den 80er und 90er Jahren zehrte Quinn vor allem von seinem Namen und der damit verbundenen, von der Krisen geschüttelten Tonträgerindustrie geschürten Nostalgiewelle. Seine Lieder wurden in technisch aufgefrischter Form über Versandhändler zu völlig übersetzten Preisen wieder veröffentlicht; teils als Compiler, teils als Best Of-Sampler. Diese Masche spülte noch ordentlich Geld in seine Kasse.
Was ihn wohl veranlasste gegenüber dem Hamburger Finanzamt in dem Zeitraum von 1998 bis 2002 wissentlich falsche Angaben zu machen und zu erkären, dass in jenem Zeitraum sein Hauptwohnsitz in der Schweiz gewesen wäre. Ähnlich, wie bei dem Naivling Boris Becker, ging dieses in die Hose. Quinn wurde 1994 von dem Landgericht Hamburg wegen fortgesetzter Steuerhinterziehung in der Größenordnung von 900.000,-- € zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und einer Geldbuße von 150.000,-- € verurteilt. Das Urteil nahm der Geständige und Reumütige an, der seit dem als vorbestraft gilt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Freddy_Quinn

Nun ist er 80 Jahre alt geworden. Über sein Familienleben hat der wissbegierige Latrintenpresseleser nur wenig erfahren können. Das ist gut so, denn den Spekulationen, Quinn sei homsexuell, wurde durch die spätere Bekanntgabe, dass Freddy seit den 50er Jahren mit Lilli Blessmann liiert war, damit endgültig der Boden entzogen.


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In der Mitte des Triumhirats liegt ebenfalls ein gebürtiger Österreicher. Udo Jürgens hat, wenn auch auf anderem Wege, in der BRD der 60er Jahre den Weg für seine spätere Künstlerkarriere geebnet. Jürgens, eigentlichJürgen Udo Bockelmann, wurde am 30.09.1934 in Klagenfurt geboren. Er stammt aus einem bürgerlich - intellektuellen Familienumfeld; lernte jedoch schon bald mit dem Hang zur Musik umzugehen und brachte sich deshalb das Klavier spielen selbst bei.
In den 60er und 70er Jahren plazierte er eine Vielzahl von Titeln in den Hitparaden, startete erfolgreiche Tourneen durch Europa und erhielt eine Reihe von Auszeichnungen für seine Tätigkeit als Chanson -und Schlagersänger.
Jürgens´Texte sind - im Vergelich zu anderen Interpreten in diesem Genre - nicht schmalzig, schwulstig oder abgedroschen. Sein sozial-kritischer Touch durchzieht diese Titel beinahe ausnahmslos. Jürgens bemüht sich deshalb eher, dem gemeinen Volk auf´s Maul zu schauen, statt diesem eine heile Welt und intakte Gesellschaft vorzugaukeln. Er antichambriert nicht und ist dennoch erfolgreich.
Womit sein gelebtes Engagement für eine humanere Gesellschaft nicht im Widerspruch zu seiner künstlerischen Seite steht. Das er auf privater Ebene nicht als Frauen-Kostverächter gegolten hat, kann dennoch nicht unerwähnt bleiben. Nun, ja, Gelegenheit macht Liebe!
 
http://de.wikipedia.org/wiki/Udo_J%C3%BCrgens

Udo Jürgens wird morgen 77, weshalb die alte Tante ARD ihm einen Themenabend widmet. Er hat ihn sich verdient.

Das lässt sich von dem bajuwarischen Sprachapolegeten Edmund " Eddie " Stoiber nicht sagen. Seine Verdienste für die Gesellschaft in diesem, unserem Lande sind eher als sehr bescheiden zu nennen. Eddie ist ein Schreibtischtäter mit dem Hang, auch noch Marginalien aus dem alltäglichen Lebenswahnsinn zu verakten.
Eddie wurde am 28.09. 1941 in dem oberbayrischen Nest Oberaudorf geboren. Er besuchte später das Gymnasium in Rosenheim, drehte dort eine Ehrenrunde und begann nach dem Wehrdienst das Studium der Politik - und Rechtswissenschaften inMünchen. Hierpromovierte er 1971 zum Dr. jur und startete danach eine parteipolitische Laufbahn bei der allgegenwärtigen Mutter CSU, dessen Übervater Franz Josef Strauß ihn bald in sein Kabinett holte.
Eddie wurde1978 deren Generalsekretär, danach stellvertretender Vorsitzender, später Vorsitzender dieser Partei. 2002 trat er gegen den amtierenden Bundeskanzler Gerhard Schröder bei der Bundestagswahl an. Er sah zunächst wie der sichere Sieger aus, ließ sich bereits in Bayern euphorisch feiern, gab den Medien großspurige Interviews und unterlag Schröder nur knapp mit 6.000 Stimmen, obwohl er in dem Freistaat Bayern in manchen Wahlbezirken Traumergebnisse von mehr als 70% erzielen konnte.


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Nach seiner Niederlage musste er auch in der CSU sukzessive die Parteiämter abgeben. Seit 2007 ist er  in der EU als Leiter der Kommission für den Bürokratieabbau tätig. Ferner fungiert Stoiber als Kurator des Vereins Neue Soziale Marktwirtschaft und its Mitglied des Verwaltungsrats des FC Bayern München - ein echter Bayer eben!

Nun ist Eddie gestern 70 geoworden. Der Brillenträger mit seinen schloweißen Haaren und dem unüberhörbaren Akzent hat so viele Dinge im Leben hinter sich gebracht. Neben dem steilen Parteiaufstieg, der Ernennung zum Kanzlerkandidaten und der späteren Demontage bleibt er als Stotter-"Eddie" vielen politisch Interessierten in sehr guter Erinnerung. Verhaspel-"Eddie" brachte es bisher - wie kein zweiter Bayer vor ihm - auf so manchen Brüller, der von den Medien und der Öffentlichkeit weidlich ausgebreitet wurde.
Hier einige Kostenproben:

Anläßlich einer Wahlkampfrede in Schwandorf stellte "old Eddie " fest:

„Wenn es überall so wäre wie in Bayern, hätten wir überhaupt keine Probleme. Nur, meine Damen und Herren, wir haben leider nicht überall so kluge Bevölkerungsteile wie in Bayern.“

Bei der Bekanntgabe der Hochrechnungen zur BT-Wahl 2002 meinte Stoiberli:

„Ich will noch kein Glas Champagner öffnen.“

Zu seinem Familienleben und den sonstigen Vorlieben gab er selbstsicher bekannt:

„Wenn ich mal da eine halbe Stunde, eine Stunde oder zwei Stunden am Sonntag im Garten sitz’, und es ist einigermaßen gutes Wetter, da tanke ich Kraft, und ich hab’s mir angewöhnt, dass ich jeden Tag in der Früh’ in den Garten schau und vielleicht eine Blume hinrichte, oder, äh, oder aufrichte, ja, und a bissel mähen tu ich und ansonsten sag ich meiner Frau, was ich alles tun würde, und dann macht sie es beziehungsweise mit dem Gärtner zusammen.“

Die Überklopper sind aber " 10 Minuten " - Transrapid und " Die gludernde Lot ":

Stoiber und der Transrapid

http://www.spiegel.de/flash/0,,14504,00.html
Und da es so schön ist hier noch mehr vom Problembär Stoibär:
http://www.rushme.de/stoiber-stilblueten/

Na, denn, meine Herren: Herzlichen Glückwunsch!!!

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