Auf Wiedersehen, " News of the world"!



                                                                                             (c) David Shankbone-WIKIPEDIA

Seit einigen Tagen geistert ein Gespenst durch England. Das Gespenst des kriminellen Journalisten. Es geistert durch die langen Gänge der Redaktionen, der einst auflagenstärksten britischen Sonntagszeitung. Gespenstisch wird das Redaktionsgebäude ab dem 11. Juli 2011 jetzt immer aussehen, denn der Laden ist von seinem Eigentümer, dem Medienmogul Rupert Murdoch nach dem 10. Juli 2011 für immer dicht gemacht worden.
Nach 168 Jahren wird eine Institution aus dem vielfältigen Printmedien-Spektrum des Vereinigten Königreich vom Markt genommen, welche zu Glanzzeiten über 9 Millionen Leser verzeichnet hat.

Damit wird aber auch der gnadenlose Kampf der Medienindustrie im Zeitalter des Internet und moderner Kommunikationsmittel offenbart.Die Marktbedingungen sind - nicht nur in Großbritannien - knall hart. Es wird mit allen erdenklichen Mitteln gekämpft, um die schrumpfende Leserschaft zu gewinnen, die Konkurrenz zu schlagen und den Profit zu steigern. Murdoch handelt nach diesen Maximen. Er ist selber der ideale Nachrichtenkonsument, denn er schreibt mit dem Fall " News of the world " seine Meldungen selbst. Die News von kriminellen Praktiken, nämlich illegalen Abhöraktionen mit denen etwa 4.000 Personen - wohl über Jahre - von Mitarbeitern der Sonntagszeitung belauscht worden sein sollen.
Es waren nicht nur Handys, die angeblich angezapft wurden, sondern es seien wohl auch Wohnungen "verwanzt" worden. Dadurch haben sich die "News of the world "-Mitarbeiter einen entscheidenden Informationsvorteil und zeitlichen Vorsprung erschlichen, womit die Konkurrenz quasi ausgebootet werden konnte.

Wenn der britische Zeitungsmarkt dieser Säulenheiligen beraubt wird, dann ,muss an den gegen ihre Mitarbeiter erhobenen Vorwürfe schon mehr als nur ein bloßer Verdacht vorliegen. Das gesamte Ausmaß der Abhöraffäre wird allerdings erst dann erfasst werden können, wenn die Einzelheiten jenes einmaligen Skandals lückenlos aufgeklärt sind. Das britische Unterhaus wird einen Untersuchungsausschuss einsetzen, der diese Aufgabe zu erfüllen versucht. Während dessen muss sich Premierminister James Cameron unangenehmen Fragen stellen. Er wird dabei die Behauptungen zu entkräften haben, dass er von dem skandalösen Machenschaften des Murdoch-Blattes Kenntnis hatte.

Peinlich ist es für Murdoch alle Male, peinlich wird es für Cameron wohl auch, aber noch peinlicher ist es für den englischen Zeitungsleser, der sich  mit dem Gedanken tragen muss, dass die englische Zeitungslandschaft, die unisono seit längerer Zeit durch Schmutz - Schund - und Lügengeschichten aus Dreckschleudern, wie " The Sun ", " The Daily Mirror " oder " The Daily Star " bestimmt wird, um eine weitere Facette des kriminellen Journalismus bereichert worden ist. Der durchschnittliche Zeitungsleser auf der Insel ist da schon so einiges an Holzereien gewohnt. Die Gazetten gehen mit Personen, Ereignissen und Meinungen nicht gerade zimperlich um, wenn es darum geht, das immer höher eingestellte Gut der Auflage, des Umsatzes und des Profits vorn am zu stellen.

Das Persönlichkeitsrecht - in der BRD ein Grundrecht - wird in der reißerischen Berichterstattung nur all zu oft mit den Füßen getreten; ungewöhnliche Begebenheiten - je nach Interessenlage - rasend schnell in Skandale umgewandelt und Meinungskampagnen zu aktuellen Themen vom Zaun gebrochen, wenn die Verlags vorgegebene politische Richtung es erfordert.
Nein, die britische Massenpresse ist wahrlich kein Vorbild in Bezug auf Fairness, Wahrheit sowie Seriosität.
Das liegt nicht nur an der Konkurrenzsituation auf dem Pressemarkt der Insel, sondern primär an der Konzentration der Druckerzeugnisse auf einige, wenige Häuser. Murdoch mit seinem Meinungsmacher-Imperium sticht hier als besonders aggressiv hervor.
Der 80jährige Australier Murdoch gilt als ein Garant für die Fortschreibung von rechtem bis konsvervativen Gedankengut.

http://de.wikipedia.org/wiki/Rupert_Murdoch

Seine Druckerzeugnisse geben diese Richtung inhaltlich mehr oder weniger wieder und versuchen damit, eine politische Grundhaltung zu konservieren, die sich anti-europäisch, pro-amerikanisch sowie national-konservativ darstellt.
"News of the world " zählte zu den bekannten Exponenten dieser Grundeinstellung. Dass gerade diese Propagandisten von law & order es mit den eingeforderten Gesetzen, Regeln und Vorschriften nicht all zu genau nehmen, zeigt sich nicht nur an dem Abhörskandal in England.
"News of the world " ist - zumindest formal aus dem Blätterwald der Inseln für immer verschwunden. De facto stellt diese Tatsache keinen großen Verlust dar; de jure räumt die Sonntagszeitung damit ihre rechtswidriges Verhalten ein, ohne dass sie sich wegen zue erwartender Schadenersatzprozesse der Betroffenen in eigenem Namen zur Verantwortung ziehen muss.

So lässt sich natürlich auch mit Recht und Gesetz umgehen, Mr. Murdoch.

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